„Der Zustand an den Grundschulen ist alarmierend.“

Schüler, Lehrer und Eltern diskutieren über Aufbau von Aktionskomitees gegen die Durchseuchung der Schulen

Unter Bedingungen der Schulöffnungen und der gefährlichen Pandemieentwicklung traf sich am Donnerstag erneut das Netzwerk der Aktionskomitees für sichere Bildung. Unter den Teilnehmern waren Schüler, Lehrer, Eltern und Erzieher.

„Unser Treffen heute ist mit der Tatsache konfrontiert, dass die deutschen Regierungen in Bund und Ländern, aber auch die Regierungen von ganz Europa und Amerika Kurs auf eine Durchseuchung der Kinder gesetzt haben“, brachte Gregor Kahl, Bundestagskandidat für die Sozialistische Gleichheitspartei, die Situation zu Beginn seines einleitenden Beitrags auf den Punkt.

Trotz des explosiven Anstiegs der Fallzahlen unter Kindern und Jugendlichen durch die Öffnungen werden selbst grundlegende Schutzmaßnahmen abgebaut. „Diese Politik kommt einer Ansteckungspflicht für ungeimpfte Kinder gleich und gefährdet Zehntausende Menschenleben.“

Gregor Kahl thematisierte auch die Notwendigkeit der Ausrottung des Virus – eine Strategie, für die sich führende Wissenschaftler ausgesprochen haben: „In jedem Land muss die Inzidenz systematisch auf null gebracht und das Virus ausgelöscht werden, so wie es mit anderen Krankheiten in der Geschichte schon gemacht wurde.“

Zu welchen katastrophalen Folgen die Schulöffnungen führen, zeigte der Beitrag von David Brown über die Situation in den Vereinigten Staaten. Er ist Mitglied der Socialist Equality Party in Kalifornien und des dortigen Aktionskomitees für sichere Bildung.

Kinder kommen zum ersten Schultag in einer Grundschule in Brooklyn, New York,13. September 2021 (AP Photo/Mark Lennihan)

„Die Zahl der Krankenhauseinweisungen von Kindern sind auf Rekordhöhe gestiegen“, erklärte Brown. Das liege auch an der infektiöseren Delta-Variante, aber die Rückkehr zum Präsenzunterricht ist ein wesentlicher Faktor. Trotz Impfungen sterben jeden Tag über 2.000 Menschen. Die Hospitalisierungsinzidenz unter Kindern liege bei 0,5 – in Deutschland entspräche das knapp 70 Kindern, die auf Intensivstationen liegen würden.

Gegen diese Öffnungspolitik seien eine Reihe spontaner Proteste ausgebrochen, die die Socialist Equality Party mit den Aktionskomitees für sichere Bildung vereint. „Es haben sich Komitees in Kalifornien, Texas, Tennessee, New York, Pensylvania und Kanada gebildet.“ Brown betonte, dass die Lehrer und Schüler weltweit mit denselben Gefahren konfrontiert sind und rief deshalb die Teilnehmer auf, ihre Kämpfe global zu vernetzen und in der Internationalen Arbeiterallianz der Aktionskomitees zu vereinen.

Einen Eindruck der katastrophalen Situation an den Schulen gab Anna, eine Grundschullehrerin aus Hessen und Mutter von drei Kindern unter 12 Jahren. „Der Zustand an den Grundschulen ist für mich sehr alarmierend“, sagte sie.

„Das hessische Kultusministerium hat bereits letztes Schuljahr erklärt, dass wir alle 20 Minuten lüften und dabei den Kindern eine Maskenpause gestatten müssen. Dafür stellen sich die Lehrer einen Wecker. Im Grunde kam ich zwischen all dem Lüften und Ermahnen kaum noch zum Unterrichten.“ Zudem hätten die Kinder meist zu große OP-Masken, die sie „vor gar nichts schützen“.

„Die Maskenpflicht ist zu Beginn dieser Woche gefallen, denn der Kreis, in dem wir liegen, ist bei einer Inzidenz von knapp 50.“ Selbst simple AHA-Regeln wie „Abstand sind nicht möglich, denn die Klassenräume sind meist viel zu klein. Man sitzt in der Regel mit 25 Kindern in einem Klassenraum.“

Auch die Hygienebedingungen seien schlecht, weil es nur ein Waschbecken mit kaltem Wasser im Raum gebe. „Und wenn sich 25 Siebenjährige mehrmals die Hände waschen müssen, ist das ein ungeheurer zeitlicher Aufwand. Die Kinder kommen zwischen all den Maskenpausen und Händewascherei kaum zum Lernen.“

Stoßlüften sei nicht überall möglich, weil die Fenster oft aus Schutzgründen nur gekippt werden dürfen. Trotzdem werde es an ihrer Grundschule und im ganzen Kreis keine Luftfilter geben. Anna schilderte, wie die Behörden sie und andere Eltern abwiesen, als sie anboten, selbst Luftfilter anzuschaffen. Das fadenscheinige Argument lautete, es gäbe nicht genug Evidenz für die Nützlichkeit der Luftreiniger, weshalb der Kreis beschlossen habe, keine Luftfilter zu kaufen und das auch den Eltern zu verbieten. „Das heißt, wir sitzen jetzt hier in schlecht belüfteten Räumen ohne Maske und unter auch sonst schlechten Hygienevoraussetzungen.“

Viele Kolleginnen seien im letzten Jahr ausgefallen, weil sie aufgrund des hohen Drucks psychisch erkrankt sind. „Ich habe schon seit längerer Zeit das Gefühl, dass wir Lehrkräfte häufig nur noch als Dienstleistende wahrgenommen werden“, so Anna. „Was den Herbst angeht, sind wir überhaupt nicht optimistisch.“

Durch die Corona-Politik der Regierungen werden auch die Eltern in eine unmögliche Lage gebracht. Ein Teilnehmer, Andreas, fragte, welche Auswirkungen die Politik der permanenten Teillockdowns für Kinder, gerade aus Arbeiterfamilien, hat.

Darauf antworteten in der Diskussion verschiedene Teilnehmer, dass die Schulschließungen einhergehen müssen mit der Schließung nicht lebensnotwendiger Betriebe bei vollem Lohnausgleich und anderen Schutzmaßnahmen. Mit einer Strategie der Ausrottung könnte die Pandemie in ein bis zwei Monaten beendet werden.

Die von Anna beschriebenen Zustände in den Schulen bestätigten auch die Berichte der Schüler Florian und Tamino. Beide sind Mitglied der International Youth and Students for Social Equality (IYSSE) und gehen in die 12. Klasse an Schulen in Baden-Württemberg. „Wir haben noch zwei Wochen eine Maskenpflicht in den Klassen, danach fällt sie weg“, erklärte Florian in seinem Beitrag. „Die Inzidenz hier in Baden-Württemberg beträgt etwa 90 und ist bei Schülern sogar doppelt so hoch“, erwähnte Tamino. „Auch die Quarantäneregeln werden angegriffen: Bei einer Infektion muss nur die infizierte Person in Quarantäne, also nicht einmal die unmittelbaren Sitznachbarn.“

Martin Mauer, Kandidat für die Sozialistische Gleichheitspartei zu den Bundestagswahlen und Erzieher aus Sachsen, berichtete von den Zuständen, die an den Kindergärten herrschen. „Ähnlich wie bei den Schulen muss nur das betroffene Kind in Quarantäne gehen“. Tests sollen zwar durchgeführt werden, aber bisher wurden keine geliefert.

Teilnehmer warnten auch vor der bevorstehenden Öffnung der Universitäten im Präsenzbetrieb, was mit der Impfquote gerechtfertigt werde. Christopher, ein Student aus Leipzig, erklärte dazu, dass Maßnahmen wie Impfungen allein die Pandemie nicht aufhalten können. „Es gibt immer mehr Berichte über Impfdurchbrüche. Und das wird im Zuge von Präsenzveranstaltungen an den Universitäten in Kauf genommen.“

Während die rücksichtslose Durchseuchungspolitik von allen Parteien durchgesetzt wird und Millionen Menschen gefährdet, werden diese Fragen im offiziellen Wahlkampf zur Bundestagswahl ausgeblendet. Darauf wies Eylem hin, ein Vater von zwei Kindern, der zuletzt als Taxifahrer gearbeitet hat. Er habe beobachtet, dass sich Jugendliche zunehmend politisieren. Das sei „eine Wahl ohne Inhalte“, hätten seine Kinder gesagt. Auch aus seinem Bekanntenkreis berichtet Eylem, dass viele nicht mehr wissen, was sie wählen sollen, weil alle Parteien gleich seien.

Gegen diese kriminelle Coronapolitik aller Bundestagsparteien tritt die Sozialistische Gleichheitspartei zur Wahl an und unterstützt den Aufbau von Aktionskomitees für sichere Bildung und sichere Arbeitsplätze.

Auf dem Treffen wurde deutlich, dass die Pandemie für Arbeiter aus allen Bereichen eine Katastrophe ist und dass das Virus ausgerottet werden muss. Dafür müssen Schüler, Lehrer und Eltern vereint kämpfen und sich in Aktionskomitees zusammenschließen.

Notwendig sind umfassende Schließungen der Schulen und nicht lebensnotwendigen Betriebe bei vollem Lohnausgleich. Mithilfe von Quarantäne, gezielten Massentests, Kontaktverfolgung und international koordinierten Lockdowns kann die Pandemie gestoppt werden.

Wie Kahl für die Sozialistische Gleichheitspartei am Ende des Meetings erklärte, muss dieses Programm durch die Enteignung der Pandemieprofiteure finanziert werden. Der Aufbau einer Gesellschaft, die Leben vor Profite stellt, ist möglich, wenn Arbeiter und Jugendliche den Kampf dafür aufnehmen.

Registriert euch deshalb für den Aufbau von Aktionskomitees, tretet der Facebook-Gruppe des Netzwerks der Aktionskomitees für sichere Bildung bei und verfolgt die Wahlabschlussveranstaltung der SGP, die auch den Kampf gegen die Pandemie thematisiert.

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