Holocaust hat kein Ende

Brief einer ehemaligen Zwangsarbeiterin aus Ungarn

Agnes S. ist dieses Jahr achtzig Jahre alt geworden. Sie hat die Artikel auf der World Socialist Web Site über den Entschädigungsfonds für Zwangsarbeiter gelesen und schreibt uns, weil sie selbst eine Betroffene ist: Als junge Frau wurde sie wegen ihrer jüdischen Abstammung zur Zwangsarbeit verschleppt und verlor ihre ganze Familie. Die Mutter wurde im Konzentrationslager umgebracht, zwei Brüder, die als Zwangsarbeiter mit der Armee an die Ostfront geschickt wurden, kehrten nicht zurück. Der ganze Besitz der vormals wohlhabenden Familie, unter den Nazis enteignet, wurde später als "herrenlos" dem stalinistischen Staat zugeschanzt.

Sie schreibt, dass sie nie zuvor über die Vergangenheit gesprochen habe, nicht einmal mit ihrer Tochter. Aber gerade die jüngste Entwicklung, darunter der Sieg Haiders in Österreich, die Rehabilitierung eines schändlichen Kriegsverbrechers in Budapest auf Betreiben der ungarischen Neonazipartei, sowie auch die Enthüllungen über die Korruption der CDU hätten in ihr den Entschluss reifen lassen, ihre Geschichte aufzuschreiben: "Ich bin schon alt, aber noch fähig, mich genau zurückzuerinnern, und ich muss sowohl als Zeitgenossin, wie auch als Opfer der Geschichte des zwanzigsten Jahrhunderts Zeugnis ablegen", schreibt sie. Hier ist ihr Bericht:

"Ich stamme aus einer sehr liberalen Familie, die einst aus Deutschland nach Ungarn kam und hier eine leitende Rolle im Aufbau des Bürgertums in Ungarn spielte. Unsere Heimatstadt war Jászberény - eine Kleinstadt an der großen Ungarischen Tiefebene - dort wurden wir immer als Ungarn betrachtet. Unsere Verwandten gehörten ebenso zur christlichen wie auch zur jüdischen Religion. Obwohl im Jahr 1920, als ich geboren wurde, in Ungarn die Regierung unter Leitung vom Horthy schon stark rechtsradikal war, musste ich im Umgang mit anderen Leuten nie etwas Schlechtes oder Nachteiliges wegen meiner jüdischen Abstammung erfahren. Meine Familie war immer geehrt und beliebt.

Ich war im wesentlichen eine heimatliebende, alle Leute ehrende, wohlerzogene Ungarin. Parallel zur ungarischen Volksschule besuchte ich als Privatschülerin auch die Reichsdeutsche Schule zu Budapest. Diese Schule existierte nach dem Krieg nicht mehr, so dass ich später keine Möglichkeit mehr hatte, meine Studien nachzuweisen, wodurch ich große Nachteile als Arbeitnehmerin hatte.

Es kamen die Jahre, als sich der rechtsradikale Trend zum Faschismus entwickelte. Im Jahr 1938 war er zur alles beherrschenden Kraft geworden. Da hatte ich mein Abitur bestanden, was aber nur in jener Reichsdeutschen Schule möglich war, wo meine Lehrer es noch zuließen. Über das offizielle Weiterlernen durfte man sich keine Gedanken mehr machen.

Meine Familie hatte Häuser, Werke, Rebgärten, usw., ein Vermögen. Aber schon im Jahr 1935-36 hatten einige Offiziere ein Auge auf das Haus geworfen, und so wurde mein Vater durch Fälschungen in die Pleite gejagt. Über diese Machenschaften erfuhr ich erst, als ich aus der Zwangsarbeit zurückkam. Mein Vater ist im Jahr 1940 gestorben.

Meine zwei Brüder waren gerade in dem Alter, wo sie zum Militär mussten. Sie verbrachten die ersten Monate als Soldaten, dann aber als Arbeitspflichtige der Armee, was nichts anderes als Zwangsarbeit bedeutete. Später sagte man den ungarischen Soldaten, sie würden erst demobilisiert, wenn alle Zwangsarbeiter, Juden, Kommunisten und weitere politisch unkompatible Lebewesen vernichtet seien. Und es gab viele, die in dieser Richtung ihr Bestes taten.

Im Krieg wurde diese Zwangsarbeit in der Donauschleife, d.h. der Ostfront von 1941 bis 1943, für alle, die durch die verschiedenen kriegführenden Mächte dahin gezwungen wurden, zum blutigen Schlachthof. Einer meiner Brüder ist an der Donauschlinge umgebracht worden, der andere geriet in russische Kriegsgefangenschaft und verbrachte acht Jahre in der Sowjetunion.

Ein Jahr später übernahm tatsächlich die Donau selbst bei Budapest die Rolle der Judenvernichtung: Als die Macht in Ungarn in die Hände der Pfeilkreuzler fiel, die hauptsächlich in Budapest einen unerhörten Terror ausübten, wurden die Juden, welche noch nicht verschleppt worden waren und infolge der Frontlage nicht mehr verschleppt werden konnten, an die Donau getrieben und zu Tausenden hineingestoßen. Der riesige Fluss, die blaue Donau, war voller Leichen. Auch meine beste Freundin fand ein solches Ende.

Nun waren wir, meine Mutter, ihre Mutter und ich, alleine geblieben. Oma ist im Jahre 1943 gestorben. Mutti und ich wohnten damals schon in einer gemieteten Wohnung und unterrichteten Privatschüler, um irgendwelchen Verdienst zu haben.

Am 19. März 1944 wurde Ungarn, das bis dahin schon der treuste Vasall Deutschlands gewesen war, vom Dritten Reich militärisch erobert. Nun standen dem Verschleppen, Ausrotten und Ausbeuten der noch existierenden Ungarnjuden keine Hindernisse mehr im Weg. Gleichzeitig wurden alle ungarischen Männer zwischen fünfzehn und sechzig Jahren zu hundert Prozent mobilisiert.

Damals hatten wir schon längst kein Recht mehr zu arbeiten oder zu lernen. Von diesem Tag an waren wir zur Kennzeichnung gezwungen und mussten in unserer eigenen Stadt, in unserer eigenen Heimat, mit einem gelben Stern verkehren. Ich muss es aber sagen: hier in Jászberény gab es keinen, und gehörte er selbst einer rechtsradikalen Partei an, von dem ich irgendwelche Beleidigung oder so etwas erfahren hätte. Die Leute in unserer Stadt ließen sich von der Regierung nicht beeinflussen. Vom Bürgermeister bis zum Schuster oder Schneider benahmen sie sich uns gegenüber ebenso, mit derselben Ehre und Freundlichkeit, mit Liebe und etwas bedauernd, wie zuvor.

Im April traten zwei bis an die Zähne bewaffnete Gendarme in unsere Wohnung, wir mussten innerhalb von zwei Stunden unser Heim verlassen. Keine Dokumente, keine Medikamente, überhaupt nichts durften wir mitnehmen. Dann kamen wir in ein Ghetto, wohin alle diejenigen, die man als Juden betrachtete, aus allen Städten und Dörfern des Jazygenlandes (einer Region Ungarns, deren Hauptstadt meine Heimatstadt ist) verschleppt wurden. Es waren über 900 Frauen, Kinder und alte Männer. Am 30. Juni 1944 wurden sie in Waggons verfrachtet und aus der Heimat nach Auschwitz gebracht.

Auschwitz war nicht nur ein riesiges Vernichtungslager, Tatort des Holocaust, sondern außerdem ein unerschöpfliches Reservoir für Arbeitskräfte, die man beinahe zum Nulltarif haben konnte. Über den Toren stand: "Arbeit macht frei". Ja, frei vom Leben!

Wieder und wieder wurden die jüngeren Häftlinge ausgewählt, dann in Waggons verfrachtet und in die unterschiedlichsten Zwangsarbeitslager transportiert. In meinem Fall waren dies folgende Stationen: Nach ungefähr acht Wochen Auschwitz wurde ich für sechs Monate in eine Fabrik in Peterswaldau bei Reichenbach gebracht, die meines Wissens zum Siemens-Konzern gehörte. Von dort aus wurden wir evakuiert, als die Front näher rückte, und zu Fuß über das Riesengebirge gejagt, bis wir in das Vernichtungslager Parschnitz kamen. Dort mussten wir unter der Kommandantur der TOT Panzerfallen vergraben (ein Beispiel für eine Tätigkeit, für welche heute niemand mehr zuständig sein will). Darauf kamen wieder Herren irgendeiner Industrie an und selektierten sich die noch immer arbeitsfähigen Häftlinge heraus. So kam ich ins Sudetengau, in einen Ort namens Kratzau, wo wir unter anderem für die Luftwaffe produzieren mussten.

Im Werk betrug die Arbeitszeit zwölf Stunden am Tag, nicht eingerechnet die Lagerarbeit, die Lagerordnung usw. Die "Betten" waren Bretter, und auf jedem Brett mussten vier, in Auschwitz aber zwölf Frauen unter insgesamt zwei Decken schlafen. Verpflegung? Von Essen kann überhaupt nicht geredet werden. Als wir endlich einmal ein Dörrgemüse sahen, dachten wir, das sei der Himmel.

Als der Krieg vorbei war, stand ich völlig allein da, denn meine Mutter ist in der Gaskammer ermordet worden. Von meinen Brüdern hatte ich keine Nachricht.

Meine Mitmenschen, die in den schlechtesten Zeiten unsere Nachbarn waren, haben uns größtenteils feindlich aufgenommen, als wir zurückkamen. Alles, was wir zurück gelassen hatten, Haus, Vermögen, Hund und Katze, war weggenommen und geklaut worden. Und da... die kommen zurück, wollen wahrscheinlich alles wiederhaben,.... Skandal!

Ich wollte nichts zurückhaben. Dazu war ich viel zu apathisch. Jahrelang hatte ich nicht einmal ein Paar Schuhe gehabt. Aber das war nun vorbei, ich war zu Haus und am Leben. Im Jahre 1948 kam mein jüngerer Bruder aus der Gefangenschaft nach Hause. Da war ich schon verheiratet und hatte eine kleine Tochter, die von Geburt an die Nachteile meines Häftlingslebens in sich trägt. Holocaust hat kein Ende."

Im zweiten Teil ihres Briefs geht Frau S. darauf ein, wie die Regierungen der Nachkriegszeit mit der Frage der Entschädigung umgingen:

"Die verschiedenen Mächte der Nachkriegszeit haben aus uns, den Opfern des Unrechts, Narren gemacht. Sie haben uns erst alles versprochen, doch in der Praxis haben sie aus allem, was laut den Friedensverordnungen an die Überlebenden als Vergütung zurückzugeben oder zu bezahlen war, ein wunderbares Geschäft gemacht.

Und da muss ich leider sagen, es ist ganz egal, um welche Macht es sich dreht, sollten sie sich als Demokraten, oder aber als Kommunisten, linke, rechte oder mittlere Parteien und Regierungen darstellen - egal. Den Kleinen und Schwachen kann man nicht nur hinters Licht führen, sondern auch ein Gefühl in ihn hineinpflanzen, als wäre er ein - na, sagen wir - Mensch mit eingeschränkten Menschenrechten, und als freue er sich, wenn der Mörder seine kotigen Schuhe in seinem Gesicht abwischt.

Dem Friedensvertrag nach hatte Deutschland Schadenersatz an die aus Ungarn verschleppten Juden zu zahlen und musste die gestohlenen Werte - und das waren sehr große Werte - zurückgeben. Wie ich vor zehn Jahren erfahren habe, hat Ungarn diesen Schadenersatz aus Deutschland zu Gunsten der Verschleppten und Hinterbliebenen im Prinzip übernommen, und das alles wurde der Sowjetunion überlassen, denn Ungarn hatte wegen der verursachten Kriegsschäden selbst Schadenersatz zu leisten.

Diese erste Entschädigung wurde also beschlagnahmt. Dies wurde zwar in irgendwelchen internationalen Abkommen so beschlossen, aber keiner, weder auf internationaler noch auf nationaler Ebene, hat uns gefragt, ob wir mit dieser Entscheidung von Weißnichtwem einverstanden seien. Während diejenigen, die in den Westen oder nach Israel übersiedelten, seit den fünfziger Jahren irgendeine Rente bekommen, gerieten diejenigen Ungarn, die ihre Heimat nicht verlassen wollten, - denn eine Heimat zu verlassen, ist trotz allem Unrecht, was einem die Heimat angetan hat, wie der Tod - in die "Sowjetzone", und dadurch bekamen sie überhaupt nichts.

Dazu möchte ich sagen: als die Erde schon wieder neu aufgeteilt wurde, befand ich mich im Arbeitslager. Weder Roosevelt, noch Stalin haben sich bei mir und bei den anderen Häftlingen erkundigt, wem unserer Meinung nach Ungarn, die Tschechoslowakei oder Rumänien gehören solle. Warum mussten ich und meine Schicksalsgenossen dafür büßen? Das ist eine Frage, die mir nie beantwortet wurde.

Wir hatten nichts als den Neid und Hass der übrigen Bevölkerung, denn die Medien waren immer voller Nachrichten, was für riesengroße Gelder die Juden bekämen. In diesen Ländern war die Bevölkerung, wie wir alle, arm. In Wahrheit war von Aus- oder Bezahlung überhaupt keine Rede. Wollte sich jemand erkundigen, kam er nicht einmal in die Bank hinein, die uns vertreten sollte, geschweige denn dass sie uns überhaupt informierte.

Nach Jahren, nach der Revolution von 1956, als die Ungarn - egal ob aus politischen oder wirtschaftlichen Gründen - in Massen nach Westen emigrierten, gleichzeitig die Regierung in Ungarn menschlicher, demokratischer und lockerer geworden war, fand der Westen, es sei praktischer, den Ungarn ein bisschen mehr Erleichterungen zu geben, damit sie eher zu Hause blieben. So kam die Frage der ehemaligen Häftlinge wieder auf, und eines Tages erhielten wir als Vergütung unserer Leiden und Ersatz für die ermordeten Familienangehörigen insgesamt 6000,- DM.

Für unser beschlagnahmtes Vermögen wurde uns nichts bezahlt. Die Begründung lautete, dafür sei Ungarn verantwortlich. Der Meinung der ungarischen Regierung nach ist Ungarn aber unschuldig. Was die Horthy-Regierung weggenommen hatte, das hat die sowjetische Regierung ja nicht weggenommen, bloß nie zurückgegeben.

Eine Entschädigung für die niemals bezahlte, unter unmenschlichen Verhältnissen geleistete Zwangsarbeit wurde seitens der Firmen kategorisch zurückgewiesen. Sie wollten nichts darüber wissen, dass in ihren Betrieben einmal Zwangsarbeiter gearbeitet hatten.

Danach herrschte wieder für lange Jahre Stille. Die Zeit tat das Ihre dazu, und viele waren schon ums Leben gekommen. Diese stellten dann jedenfalls schon kein Problem mehr dar, denn Schadenersatzansprüche sind nicht vererbbar. Und das ist wieder so ein Unrecht, unter dem die Nachfahren auch noch in der zweiten und dritten Generation leiden müssen.

Die jüdischen Synagogen, wenn es auch noch so schöne Bauten waren, wurden noch in den fünfziger-sechziger Jahren abgerissen oder umgebaut.

Schließlich brachte das Jahr der Wende 1989 neue Hoffnungen. Im Jahre l990 wurde ein ganz neues Regime, eine neu-alte Staatsorganisation einberufen. Eine Regierung, die sich als bürgerlich betrachtete, und das demokratisch gewählte Parlament, bestehend aus sechs Parteien mit alten, veralteten und neuen Ideologien, hatten die Aufgabe, Entschädigung und Vergütung für alle, die aus irgend welchen Gründen geschädigt worden waren, zu sichern.

Für die Durchführung dieser riesigen Arbeit wurden spezielle Ämter eingerichtet, und die Grundlage für das Ganze war und ist das Gesetz, worüber das demokratische Parlament einstimmig abgestimmt hat. Ja, hier gibt es Demokratie, alle haben die gleichen Rechte, nur manche haben Gleichere, oder eben Mindere. So kam es, dass in erster Linie wieder jene Leute entschädigt wurden, denen die Kommunisten ihr Vermögen weggenommen hatten, oder die nach dem Krieg das Land verlassen hatten, wie z.B. der ehemalige Gouverneur Ungarns, Horthy, und seine Familie.

Erst zuletzt, nach denjenigen, die ihre Felder in die landwirtschaftlichen LPGs eingebracht hatten, nach den im Krieg als Soldaten oder als Kriegsgefangenen Beschädigten, ihren Witwen usw., erst dann, zu aller letzt, kamen die in die Zwangs- und Vernichtungslager Verschleppten an die Reihe.

Erst jetzt, vor wenigen Jahren, erhielt ich diesbezügliche Fragebögen, worin ich alles dokumentieren sollte. Und nicht nur, was ich vor der Verschleppung besaß, ich sollte auch dokumentieren, wo ich Zwangsarbeit geleistet hatte, wem die Firma gehörte, wie der Direktor, der Meister, der Schichtführer hieß, die Namen der Lagerältesten... Bloß die Schuhgröße wurde bisher noch nicht gefragt. Immer wieder werden die selben Fragen gestellt: wo, wann, warum? Wie heißt das? Wem gehörte das? Wer ist verstorben, wie, wo, wann? Die deutschen Behörden haben wahrscheinlich kein Archiv für Dokumente.

Diese Kategorie erhielt jetzt endlich, nach Jahren, eine kleine Rente. Ich bekomme z.B. seit Dezember des vorigen Jahres 7000,- Ungarische Forint pro Monat[das sind etwa 55 DM; die Red.]. Der Minimallohn beträgt so um die 35-40.000 UF[300 DM]. Zwei Stiftungen gaben den Geschädigten Almosen. Aus Deutschland erhalten wir seit dem 1. August 1998 250,- DM pro Monat. Die Preise liegen nur wenig unter dem Westniveau, viele Sachen sind sogar teurer als im Westen.

Wir müssen jährlich durch offizielle Bestätigung nachweisen, dass wir noch am Leben sind. Jede Bestätigung kostet einige Euro, wenn wir uns an eine Bank wenden. Versuchen wir dasselbe über einen Anwalt, dann kostet es über 2000 UF."

... Am Schluss ihres Briefes schreibt Agnes S. über " diesen ewigen Standpunkt der Regierungen, die selbst am meisten betroffen sind, den man mit den Worten: ‚Ich muss, aber ich will nicht‘ charakterisieren könnte":

"Als ich über den ungarndeutschen Herrn J. Fischer und damit über seine Verhandlungen las, wie er sich genau wie Herr Kohl verbat, die deutschen leitenden Firmen durch solche Forderungen zu belästigen, ist mir klar geworden, Geld ist die Macht, und die politische Macht lebt auch vom Markt. Auch jene großen Summen, die jetzt der CDU manche Peinlichkeit verursachen, könnten aus den Tresoren der Zwangsarbeitgeber stammen. Aber - wehe! - diese Summe wäre höher als dreißig Silberlinge, die ein gewisser Jude vor 2000 Jahren angenommen hatte.

Ich muss gestehen, während der vielen vergangenen Jahre haben schon viele Interviews und Ähnliches von mir verlangt, aber nicht einmal meiner einzigen Tochter habe ich mein Leben so ausführlich erzählt. Ich war der Meinung, man sollte die Spannungen nicht weitergeben. Jetzt sehe ich erst, welch riesiger Irrtum das war, mehr als ein Irrtum, es war eine Sünde.

Agnes S."

Siehe auch:
Die Entschädigung für Zwangsarbeiter verzögert sich weiter
(12. Februar 2000)
Ein wohlfeiler Ablass
( 16. Dezember 1999)
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