Wir veröffentlichen sukzessive die Reden, die führende Mitglieder des Internationalen Komitees der Vierten Internationale (IKVI) und Autoren der WSWS auf unserer Online-Kundgebung am 25. Oktober gehalten haben. Anlass war der Relaunch der WSWS am 2. Oktober 2020. Bill Van Auken ist langjähriger WSWS-Mitarbeiter und ein führendes Mitglied der SEP (USA).
Die Umwandlung der World Socialist Web Site ist politisch lebenswichtig. Sie basiert auf dem mächtigen Fundament, das die WSWS in den letzten 22 Jahren durch kontinuierliche tägliche Veröffentlichungen gelegt hat. Aus dieser gesamten Zeit hat die World Socialist Web Site eine unübetroffene Bilanz aufzuweisen, was sowohl die Analyse und Entlarvung der Verbrechen des US-Imperialismus, als auch den Kampf zum Aufbau einer globalen Antikriegsbewegung, gestützt auf die Arbeiterklasse, angeht.
Diese Bilanz und die unschätzbaren politischen Lehren aus unserer Reaktion auf dreißig Jahre imperialistischen Kriegs werden nun auf der erneuerten WSWS einem internationalen Publikum von Arbeitern und Jugendlichen weitaus besser zugänglich gemacht als bisher. Ich möchte jeden Zuhörer auffordern, diese Bilanz selbst zu überprüfen, indem ihr euch die faszinierende und umfassende Darstellung der Themen „Antiimperialismus“, bzw. „Militarismus und Krieg“ auf der neuen WSWS anschaut.
In diesem Kampf standen wir auf den Schultern der großen Marxisten des 20. Jahrhunderts, allen voran Lenin und Trotzki, die feststellten, dass sowohl Krieg als auch Revolution unvermeidliche Folgen des Imperialismus seien. Darin zeige sich, in Trotzkis Worten, „der Aufruhr der Produktivkräfte, die der Kapitalismus erzeugte, gegen ihre national-staatliche Ausbeutungsform“. Das Internationale Komitee der Vierten Internationale reagierte auf die kapitalistische Globalisierung, die beispiellose Integration der internationalen Produktion und die immense Verschärfung der Gegensätze zwischen den imperialistischen Großmächten, indem es diese marxistische Grundkonzeption weiterentwickelte.
Die World Socialist Web Site wurde im Februar 1998 ins Leben gerufen, nach der Auflösung der Sowjetunion und inmitten der triumphierenden Proklamationen vom „Ende der Geschichte“. Damals mündeten das angebliche amerikanische Jahrhundert und der „unipolare Moment“ in den ersten einseitigen Angriffskrieg der USA gegen den Irak.
Die WSWS nahm ihre Online-Publikation auf, als der US-Imperialismus sich zu einem weiteren Angriffskrieg, diesmal auf dem Balkan, rüstete und 1999 den Nato-Bombenangriff auf Serbien anführte.
Der Krieg gegen Serbien wurde unter dem Banner einer humanitären Intervention geführt, die angeblich auf die stark übertriebenen „ethnischen Säuberungen“ im Kosovo reagierte, wobei der serbische Führer Slobodan Milosevic als wahrer Teufel dargestellt wurde.
Die WSWS deckte jedoch die tieferen objektiven Quellen dieses Kriegs auf. David North fasste ihre Analyse in seinem Essay „Nach dem Blutbad: Politische Lehren aus dem Balkankrieg“ zusammen.
Darin heißt es: „Weit entfernt von einem humanitären Bruch mit der Vergangenheit, kündigt der Balkankrieg 1999 die Rückkehr ihrer schlimmsten Merkmale an: der Legitimierung rücksichtsloser militärischer Gewaltanwendung gegen kleine Länder bei der Verfolgung strategischer Großmachtinteressen; der zynischen Verletzung des Prinzips der nationalen Souveränität und der Wiederkehr von faktischer kolonialer Unterwerfung; des Wiederauflebens von interimperialistischen Konflikten, die den Keim eines neuen Weltkriegs in sich tragen.“ Diese weitblickende Analyse wurde im Laufe der Zeit vollkommen bestätigt.
Im Zuge der US-Intervention auf dem Balkan stellte die World Socialist Web Site fest, dass dem Imperialismus in den Schichten der oberen Mittelklasse, deren Reichtum mit dem Finanzboom gestiegen war, eine neue Unterstützerbasis erwachsen war. Dazu gehörten auch Elemente, die sich an der Protestbewegung gegen den Vietnamkrieg beteiligt hatten, sich aber jetzt unter das schmutzige Banner des humanitären Interventionismus stellten. Ihre Interessen sollten in der gesamten folgenden Periode ihren politischen Ausdruck in den pseudolinken Tendenzen finden. Diese unterstützen den Imperialismus, lehnen den Sozialismus ab und sind den Kämpfen der Arbeiterklasse feindlich gesonnen. Gegen diese internationale sozio-politische Schicht führt die WSWS seither einen unerbittlichen Kampf und entlarvt ihre Unterstützung für die US-imperialistischen Kriege von Serbien bis Syrien.
Auch zu den Terroranschlägen vom 11. September 2001, ihren Ursprüngen und politischen Folgen hat die World Socialist Web Site eine lange Liste von Artikeln und Kommentaren veröffentlicht. In den fast zwanzig Jahren seither hat sich die Perspektive, welche die WSWS am Tag der Anschläge entwickelt hatte, voll und ganz als korrekt erwiesen: eine weitere Bestätigung der Macht marxistischer Analyse und prinzipientreuer Politik.
Am Tag nach den Angriffen vom 11. September warnte die World Socialist Web Site: „Nichts anderes als die Politik der USA, die von den strategischen und finanziellen Interessen der herrschenden Elite bestimmt wird, schuf die Voraussetzungen für den Alptraum vom Dienstag. Die jetzt von der Bush-Regierung erwogenen Maßnahmen … werden nur weiteren Katastrophen den Boden bereiten.“ Dort hieß es auch: „[D]er Kreuzzug gegen den Terrorismus [war] von Seiten der amerikanischen Regierung in erster Linie eine Propagandakampagne, mit der die Gewalttaten des amerikanischen Militärs auf der ganzen Welt gerechtfertigt werden sollten, und weniger ein gewissenhaftes Bemühen um den Schutz der amerikanischen Bevölkerung.“
Die nachfolgenden Ereignisse haben diese Analyse bestätigt. Der „Krieg gegen den Terror“ wurde zum Vorwand für eine massive Wiederaufnahme des imperialistischen Neokolonialismus, einschließlich der Invasion in Afghanistan, die 2001 begann, und der Invasion im Irak im Jahr 2003.
Seit dem ersten Golfkrieg 1990–1991 führen die Vereinigten Staaten ununterbrochen Krieg. Gestützt auf ein marxistisches Verständnis der Widersprüche des US- und des Weltimperialismus analysiert David North die Militärinterventionen und geopolitischen Krisen der letzten 30 Jahre.
Es folgten Kriege für einen Regimewechsel in Libyen und Syrien, in denen Washington unter der Regierung des Demokraten Barack Obama dieselben Al-Qaida-Kräfte als Stellvertreter einsetzte, die es angeblich bekämpfte. In Dutzenden von Ländern auf der ganzen Welt führten die USA heimlich Mord- und Folteroperationen durch, während die angebliche „Terror“-Bedrohung den Vorwand für massive Angriffe auf demokratische Rechte und die Bespitzelung der Bevölkerung der Vereinigten Staaten und des gesamten Planeten abgab.
Die WSWS arbeitet unermüdlich daran, die Verbrechen des US-Imperialismus aufzudecken, der durch sein Streben nach globaler Vorherrschaft von Afghanistan über den Irak bis Libyen, Syrien und dem Jemen Millionen Menschen getötet und verstümmelt und ganze Gesellschaften zerstört hat.
Sie kämpft auch unnachgiebig für das Antikriegsprogramm des Internationalen Komitees der Vierten Internationale, das in dessen Erklärung von 2016, „Sozialismus und der Kampf gegen Krieg“ ausgearbeitet wurde. Das IKVI hat darin die unabdingbaren Prinzipien für den Aufbau einer echten Antikriegsbewegung dargelegt. Diese Bewegung muss auf dem politisch unabhängigen Kampf der Arbeiterklasse basieren, die sich über nationale Grenzen hinweg in einem internationalen Kampf zusammenschließen muss, um das kapitalistische Nationalstaatssystem abzuschaffen und eine sozialistische Weltföderation zu errichten. „Dem ständigen Krieg der Bourgeoisie muss die Arbeiterklasse mit der Perspektive der permanenten Revolution begegnen“, heißt es dort.
Wir halten diese Kundgebung in einer Situation der wachsenden Weltkriegsgefahr ab. Aus dem US-Militärapparat verlautete, dass der „Krieg gegen den Terror“ durch „Großmacht“-Konflikte ersetzt worden sei, und entsprechend bereitet er sich vor. In der vergangenen Woche haben die USA und ihre Nato-Verbündeten Generalproben für die nukleare Bombardierung Russlands sowie für den Krieg im Pazifik gegen China abgehalten.
Gleichzeitig leben die Kämpfe der internationalen Arbeiterklasse mächtig wieder auf. Diese reichen von den Massenprotesten von Nigeria bis Chile und Thailand, bis hin zum Widerstand, den Lehrer, Pflegekräfte und andere Arbeiter in Amerika, Europa und anderswo gegen die mörderische Art und Weise leisten, wie die Bourgeoisie auf die Covid-19-Pandemie reagiert.
Ich möchte alle Unterstützer der WSWS auffordern, diese einzigartige Ressource zu nutzen, um sich im Marxismus auszubilden, und sich den Sozialistischen Gleichheitsparteien anzuschließen oder neue Sektionen des Internationalen Komitees der Vierten Internationale in Ländern aufzubauen, in denen solche Parteien noch nicht existieren.
In den kommenden Tagen wird sich der Relaunch der World Socialist Web Site als die mächtigste Waffe im revolutionären Krieg gegen den Krieg erweisen, den die internationale Arbeiterklasse für ihr eigenes Überleben führen muss.