Global Wealth Report: Zahl der Reichen und Superreichen im ersten Corona-Jahr stark angestiegen

Die Corona-Pandemie hat das Ausmaß an sozialer Ungleichheit auf der ganzen Welt enorm verschärft. Das zeigt einmal mehr der Global Wealth Report, der am 10. Juni 2021 veröffentlicht wurde. Seine Autoren von der Boston Consulting Group (BCG) hatten zunächst einen Rückgang bei den Vermögen erwartet. Aber ihre Untersuchungen zeigen, dass in der gleichen Zeit, in der die Corona-Pandemie wütete, die Reichen und Superreichen ihre Vermögen auf nie gekannte Höchstwerte steigern konnten.

Susanne Klatten am BMW-Stand, IAA 2017 (Bild: Olaf Kosinsky / CC BY-SA 3.0 DE)

Während nach offiziellen Zahlen mehr als 3,8 Millionen Menschen an Covid-19 starben, stieg der Reichtum an Finanz- und Sachvermögen, einschließlich der Immobilien, im letzten Jahr um 8,3 Prozent. Das weltweite Gesamtvermögen abzüglich der Schulden belief sich damit auf 431 Billionen Dollar (rund 355 Billionen Euro), eine unvorstellbar hohe Zahl mit zwölf Nullen, die das Fünffache des weltweiten Bruttoinlandsprodukts übersteigt.

Laut dem Bericht der BCG stieg allein das private Finanzvermögen um 8 Prozent auf den Rekordwert von 250 Billionen Dollar. Dazu trugen vor allem die steigenden Aktienkurse bei.

Wie die World Socialist Web Site immer wieder berichtet hat, explodierten die Aktienmärkte dank der Corona-Hilfen und „Rettungspakete” kapitalistischer Regierungen in Höhe von Hunderten Milliarden Dollar, Euro, Pfund, usw.. Diese Summen wurden den Konzernen und Banken in den Rachen geworfen, und sie befeuerten eine allgemeine Profite-vor-Leben-Politik, die die Arbeiterklasse weltweit zwingt, trotz der Gefahren durch Covid-19 weiter zu arbeiten.

Laut dem Global Wealth Report stieg die Zahl der Superreichen im letzten Jahr um etwa zehn Prozent auf 60.000, die gut 15 Prozent des weltweiten Vermögens besitzen. Um zu den Superreichen zu gehören, muss man ein Nettovermögen von mindestens 100 Millionen Dollar besitzen.

Die Aktienkurse stiegen parallel zu den durch Covid-19 bedingten Todeszahlen. Allein in Deutschland sind mittlerweile 90.000 Todesopfer zu beklagen. Gleichzeitig wuchs hier die Zahl der Superreichen, die über 100 Millionen Dollar besitzen, um 186 auf 2900 Personen. Deutschland befindet sich damit an dritter Stelle hinter den USA (20.600 Superreiche) und China (7800 Superreiche). Es folgen Frankreich mit 2500 und das Vereinigte Königreich mit 2100 Superreichen.

Die Zahl der Dollar-Millionäre in Deutschland erhöhte sich um 35.000 auf 542.000 Personen, wobei der Anstieg nur zum Teil mit dem Anstieg des Euro-Kurses gegenüber dem Dollar zu tun hat. Vor allem gilt: Reiche und Superreiche haben weltweit im Krisenjahr 2020 so viel Reichtum angehäuft wie nie zuvor. Sie haben von der Not und dem Elend profitiert, in das aufgrund der Pandemie Hunderte Millionen Menschen auf der ganzen Welt gestürzt wurden.

Der Tagesspiegel, der am 10. Juni über diese Entwicklung berichtete, enthält eine Auflistung der zehn reichsten Personen in Deutschland, gestützt auf die Forbes-Liste, mit Angabe ihres Vermögens im Jahr 2019 und 2021 in Milliarden Dollar. Auf den ersten fünf Plätzen finden sich folgende fünf Personen:

  • Beate Heister und Karl Albrecht junior (Aldi Süd): Ihr gemeinsames Vermögen stieg in diesen zwei Jahren von 36,1 Mrd. Dollar (2019) auf 39,2 Mrd. Dollar (2021) – ein Anstieg um 3,1 Mrd. Dollar.
  • Dieter Schwarz (Lidl, Kaufland): von 22,6 Mrd. Dollar (2019) auf 36,9 Mrd. Dollar (2021) – ein Anstieg um 14,3 Mrd. Dollar (der höchste Anstieg in dieser Aufzählung).
  • Susanne Klatten (BMW): von 21 Mrd. Dollar (2019) auf 27,7 Mrd. Dollar (2021) – ein Anstieg um 6,7 Mrd. Dollar.
  • Klaus-Michael Kühne (Kühne & Nagel, Spedition): Er hat sein Vermögen von 12,9 Mrd. Dollar (2019) auf 26,3 Mrd. Dollar (2021) mehr als verdoppelt!
  • Stefan Quandt (BMW): von 17,5 Mrd. Dollar (2019) auf 21,6 Mrd. Dollar (2021) – ein Anstieg um 4,1 Mrd. Dollar.

An zehnter Stelle folgt Andreas Sprüngmann & Familie (Hexal). Sie gehören zu den Großaktionären von BionTech, dem Unternehmen, das mit dem gleichnamigem Impfstoff in den letzten Monaten riesige Profite erzielt hat. Das Vermögen der Sprüngmanns hat sich ebenfalls mehr als verdoppelt, von 4,4 Mrd. Dollar (2019) auf 11 Mrd. Dollar (2021) – ein Anstieg um 6,6 Mrd. Dollar.

Auch Ugur Sahin, Gründer und CEO von BionTech, hat einen großen Sprung auf die Liste der Superreichen in Deutschland geschafft. Mit einem Vermögen von 7,7 Mrd. Dollar steht er auf Platz 20.

Alle genannten Personen sind unmittelbare Profiteure der Pandemie. Entweder besitzen sie Anteile an Unternehmen des Lebensmittelhandels, bzw. Supermarktketten wie Aldi, Lidl, Kaufland. Oder sie führen Logistikkonzerne wie Kühne & Nagel, die ebenfalls große Gewinne erzielten, oder Pharmaunternehmen wie die BionTech-Eigner. Die Großaktionäre von BMW, Susanne Klatten und Stefan Quandt, profitierten von den steigenden Aktienkursen, die auf der Aufrechterhaltung der Produktion trotz Pandemie und auf Restrukturierungsmaßnahmen auf Kosten der Arbeiter beruhen.

Während sich die Reichen und Superreichen ein schwindelerregend hohes Vermögen anhäuften, hat sich die Lage für die Arbeiterklasse verschlechtert. Tausende mussten mit ihrer Gesundheit und ihrem Leben für die Profite-vor-Leben-Politik der herrschenden Klasse bezahlen.

Unternehmensvorstände und Gewerkschaften haben die Pandemie als Vorwand genutzt, um den Abbau von Hunderttausenden Arbeitsplätzen zu planen und auszuarbeiten. Überall, wo Arbeiter gegen Entlassungen, Betriebsschließungen, Lohnsenkungen und Verschlechterung ihrer Arbeitsbedingungen kämpfen, sind sie mit einem Kampf an zwei Fronten konfrontiert: Sie stehen nicht nur den Konzernvorständen und Aufsichtsräten gegenüber, sondern auch den Betriebsräten und Gewerkschaften, die als Co-Manager aufs engste mit jenen zusammenarbeiten.

Schon im Februar dieses Jahres war die Arbeitslosigkeit um 500.000 auf 2,7 Millionen angestiegen. Viele geringfügig und im Niedriglohnbereich Beschäftigte haben außerdem ihren Arbeitsplatz verloren, ohne in der offiziellen Statistik erwähnt zu werden.

Im Mai dieses Jahres befanden sich immer noch 2,3 Millionen Menschen in Kurzarbeit, mit den entsprechenden Lohneinbußen.

Über 40 Prozent der Arbeiter mussten im vergangenen Jahr Einkommensverluste hinnehmen, und Arbeiter mit niedrigerem Einkommen waren besonders stark betroffen. Hinzu kommt, dass auch die Inflationsrate im Mai auf 2,5 Prozent angestiegen ist, wobei die Preise für Energie und Lebensmittel besonders stark anstiegen.

Schon vor zwei Jahren, im Jahr 2019, hatte die Armutsquote in Deutschland mit 15,9 Prozent (13,2 Millionen Menschen) einen historischen Höchststand erreicht. Die Pandemie hat nun die soziale Ungleichheit noch einmal stark verschärft.

Die Konzentration von Reichtum an der Spitze der Gesellschaft und von Arbeitslosigkeit und Armut im unteren Bereich hat ein Ausmaß an sozialer Polarisierung hervorgebracht, das mit demokratischen Herrschaftsformen nicht mehr vereinbar ist. Einmal mehr bereitet sich die herrschende Klasse auf Diktatur und Faschismus vor. Davon zeugen immer neue Enthüllungen über rechtsextremistische Verschwörungen im Staatsapparat, bei Bundeswehr, Polizei und Geheimdiensten.

Die vielen Milliarden, welche die Pandemie-Profiteure horten und durch Plünderung der Staatskassen angehäuft haben, müssen zurückgeholt werden! Sie sind für die Befriedigung gesellschaftlicher Bedürfnisse dringend notwendig. Die Konzerne und Finanzinstitute müssen in demokratisch kontrollierte öffentliche Versorgungsbetriebe umgewandelt werden.

Für dieses Programm kämpft die Sozialistische Gleichheitspartei (SGP), die deutsche Sektion des Internationalen Komitees der Vierten Internationale, in der Bundestagswahl. Nur die internationale Mobilisierung der Arbeiterklasse für ein sozialistisches Programm kann der weiteren ungezügelten Bereicherung der Finanzoligarchie ein Ende setzen und der Gefahr von Faschismus und Krieg entgegentreten.

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