Perspektive

Die wissenschaftliche Wahrheit und der weltweite Kampf gegen die Pandemie

Entgegen den Behauptungen der Konzernmedien und Regierungen weltweit, die Pandemie sei bald vorbei, deutet die düstere Faktenlage eindeutig darauf hin, dass sie erneut eskaliert. Viele Wissenschaftler und Infektiologen befürchten, dass die schwierigen Bedingungen im Winter zu einem verheerenden Anstieg der Fallzahlen führen werden.

In der vergangenen Woche haben sich weltweit offiziell etwa 2,8 Millionen Menschen mit Covid-19 angesteckt, 45.256 starben. Bis Ende des Monats wird die offizielle Zahl der Todesopfer wahrscheinlich 5 Millionen übersteigen. Laut Schätzungen zur Übersterblichkeit könnte die tatsächliche Todeszahl bei über 15 Millionen liegen.

Wissenschaftlerinnen des Stanford Clinical Virology Laboratory in Kalifornien bearbeiten Proben der oberen Atemwege von Patienten mit Covid-Verdacht, 3. Februar 2021 (AP Photo/Noah Berger)

Die Gefahr wird noch dadurch verstärkt, dass die Regierungen überhaupt keine Strategie zur Beendigung der Pandemie verfolgen. Stattdessen geben sie den Finanz- und Wirtschaftsinteressen Vorrang vor dem Schutz von Menschenleben und zeigen ein erschütterndes Maß an Gleichgültigkeit gegenüber den steigenden Todeszahlen. Die Medien schwanken zwischen schwindelerregendem Optimismus und der apathischen Behauptung, es gäbe keine andere Möglichkeit, als stoisch darauf zu warten, dass die Pandemie abklingt.

Gleichzeitig führt die rücksichtslose Wiedereröffnung von Schulen in den Vereinigten Staaten zu einem sprunghaften Anstieg der Infektionen, Krankenhausaufenthalte und Todesfälle bei Kindern. Nach Angaben der American Academy of Pediatrics wurden seit dem 29. Juli fast 2 Millionen Kinder infiziert, 6.523 ins Krankenhaus eingeliefert und 200 starben an dem Virus. Ähnlich erschütternd sind die Zahlen im Vereinigten Königreich, in Kanada, Brasilien und überall auf der Welt.

Vorläufige Studien zu Auffrischungsimpfungen scheinen vielversprechend zu sein, wobei insbesondere mRNA-Impfstoffe nach einer dritten Impfung sehr hohe Antikörperspiegel liefern. Aufgrund der Profitinteressen der Pharmamonopole und des Fehlens eines gut finanzierten globalen Impfprogramms sind jedoch nur 36 Prozent der Weltbevölkerung vollständig geimpft, darunter nur 5 Prozent aller Afrikaner. Während die Impfungen noch laufen, kann das Virus weiter mutieren und noch infektiösere und potenziell impfstoffresistente Varianten des Erregers SARS-CoV-2 hervorbringen, dem Auslöser von Covid-19.

Vor diesem Hintergrund ist es entscheidend, dass Wissenschaftler und Arbeiter eine richtige Politik im Kampf gegen die Pandemie verfolgen. Die Entwicklung einer aktiven Zusammenarbeit zwischen Wissenschaftlern und einer informierten Öffentlichkeit ist die wichtigste Aufgabe, vor der die Menschheit heute steht. Sie ermöglicht es, dem unnötigen Leiden und Tod von Millionen Menschen weltweit ein Ende zu setzen. Das ist das Ziel des kommenden Webinars am 24. Oktober, das von der World Socialist Web Site und der Internationalen Arbeiterallianz der Aktionskomitees (IWA-RFC) veranstaltet wird: „How to end the pandemic: A case for eradication“ (Wie die Pandemie beendet werden kann: Ein Plädoyer für die Ausrottung des Virus).

Im Vorfeld der Veranstaltung sind wichtige politische Fragen aufgekommen. Angesichts des großen internationalen Interesses an dem Webinar wird versucht, es in den sozialen Medien zu diskreditieren. Einige Wissenschaftler, die sich gegen die Eliminierung und Ausrottung von Covid-19 aussprechen, halten es für „unverantwortlich“, den Fokus der Veranstaltung auf die Beendigung der Pandemie zu legen. Dabei stürzen sie sich auf das Wort „Ausrottung“ und behaupten mit absoluter Gewissheit, dass dies wissenschaftlich unmöglich sei.

Mit unaufrichtigen Argumenten versuchen die Gegner des Webinars, Verwirrung über die Unterschiede zwischen den wissenschaftlichen Begriffen „Eliminierung“ und „Ausrottung“ zu stiften. Eliminierung bedeutet, dass die Übertragung eines viralen Erregers von Mensch zu Mensch in einer bestimmten geografischen Region gestoppt wird, während Ausrottung die weltweite Ausmerzung des Virus in der Natur, auch in Tierreservoiren, meint.

Die WSWS verwendet beide Begriffe – Eliminierung und Ausrottung – in ihrem Kampf gegen die unverantwortliche und sogar mörderische Politik der Regierungen. Wir betrachten sie als zusammenhängende Elemente einer wissenschaftlich fundierten Strategie gegen Covid-19. Die Eliminierung neuer Corona-Fälle in immer größeren geografischen Regionen würde die Pandemie weltweit beenden, d.h. die Zahl der Infektionen und Todesfälle auf Null senken. In der Praxis würde Covid-19 keine direkte und unmittelbare Bedrohung für das menschliche Leben mehr darstellen. Diese gewaltige Leistung könnte zu einem späteren Zeitpunkt zur Ausrottung des Virus, d.h. dem Ende seiner Existenz auf dem Planeten, führen.

Unter Wissenschaftlern gibt es eine Debatte darüber, ob die Ausrottung angesichts von Covid-19-Reservoirs bei Nerzen, Hirschen, Katzen, Hunden und anderen Arten ein praktisch erreichbares Ziel ist, zumindest in naher Zukunft. Unter normalen Bedingungen wäre diese Debatte im Wesentlichen theoretischer Natur und hätte, wenn überhaupt, nur geringe Auswirkungen auf die Politik.

Wissenschaftler, die sich im Kampf gegen die Pandemie engagieren, haben der WSWS jedoch berichtet, dass prinzipienlose Verteidiger der offiziellen Politik versuchen, die Arbeit von Wissenschaftlern und Anti-Covid-Aktivisten zu diskreditieren, indem sie Verwirrung über den Unterschied zwischen Eliminierung und Ausrottung stiften und ausnutzen.

Ein fadenscheiniges Argument lautet, dass – wenn es ggf. unmöglich sein könnte, das Virus auszurotten – der Kampf für die Eliminierung von Covid-19 eine sinnlose Verschwendung von Zeit und Ressourcen ist. Dr. Helen Jenkins, eine Befürworterin von Schulöffnungen um jeden Preis, hat beispielsweise kürzlich Tweets gepostet, um das Webinar der World Socialist Web Site am 24. Oktober zu diskreditieren. Sie twitterte am 17. Oktober gegen die Veranstaltung: „Das ist ungeheuer unverantwortlich. Wer die Öffentlichkeit glauben lässt, dass die Ausrottung von Covid zu diesem Zeitpunkt möglich ist, verbreitet Desinformation.“

Dieser Angriff erfolgt in böser Absicht. Jenkins weiß vermutlich, dass die Realisierbarkeit einer Politik zur Eliminierung des Virus nicht in Frage gestellt wird, nur weil die Herausforderungen für eine vollständige Ausrottung groß sind. Angesichts der Tatsache, dass die Übertragung vom Tier auf den Menschen sehr selten ist, bleibt die weltweite Eliminierung von Covid-19 beim Menschen – und damit das effektive Ende der Pandemie – ein durchaus erreichbares Ziel, vorausgesetzt, die notwendige Gesundheitspolitik wird weltweit umgesetzt.

Die grundlegenden Maßnahmen, die für die weltweite Eliminierung von Covid-19 erforderlich sind, bleiben die gleichen, die von der WSWS während der gesamten Pandemie befürwortet wurden: Aufhebung der Impfstoffpatente und Einrichtung eines global koordinierten Programms zur raschen Impfung der Weltbevölkerung; Massentests; Kontaktverfolgung, Quarantäne für Kontaktpersonen und sichere Isolierung von Infizierten, um Übertragungsketten zu identifizieren und zu unterbrechen; vorübergehende Schließung von Schulen und nicht lebensnotwendigen Betrieben in Verbindung mit finanzieller und sozialer Unterstützung für alle betroffenen Arbeiter und Kleinunternehmer; strenge Reisebeschränkungen und Grenzkontrollen; universelle Maskenpflicht, verbesserte Belüftung und alle anderen Maßnahmen, die zur Minimierung von Infektionen an systemrelevanten Arbeitsplätzen erforderlich sind.

Diese einfachen und hochwirksamen Gesundheitsmaßnahmen haben bereits seit März/April 2020 zur Eliminierung von Covid-19 in China, Neuseeland, Singapur und einer Reihe anderer Länder im asiatisch-pazifischen Raum sowie in Atlantik-Kanada und anderen Regionen geführt – und das noch vor der Entwicklung von Impfstoffen. Die Strategie der Eliminierung könnte, wenn sie weltweit koordiniert umgesetzt würde, in allen Ländern die Übertragung von Covid-19 von Mensch zu Mensch innerhalb von zwei bis drei Monaten beenden.

Doch fast alle Länder, mit besonderer Ausnahme Chinas, haben die Eliminierungsstrategie aufgegeben und sind damit dem enormen Druck der Wall Street und der globalen Finanzoligarchie nachgekommen. Gleichzeitig hat die Ausbreitung der ansteckenderen Delta-Variante die Eindämmungsmaßnahmen erschwert. Dass die Eliminierungsstrategie in jedem Land möglich wäre, zeigt das Beispiel China, eine Massengesellschaft mit rund 1,4 Milliarden Menschen, die die Politik der Eliminierung über ein Jahr lang beibehalten und alle Ausbrüche schnell eingedämmt hat.

Die Debatte zwischen Eliminierungs- und Ausrottungsbefürwortern – die im Kampf gegen die Pandemie Verbündete sind – muss weitergehen und wird nur in der Praxis gelöst werden, wenn die öffentliche Gesundheitspolitik auf die Fortschritte der wissenschaftlichen Forschung reagiert. Unter seriösen Wissenschaftlern gibt es jedoch keine Differenzen über die dringende Notwendigkeit, Covid-19 zu eliminieren und die Pandemie zu stoppen.

Die globale Eliminierung der Krankheit beim Menschen wäre nicht nur ein gigantischer Fortschritt bei der Rettung von Millionen Menschenleben, sondern könnte auch den Grundstein für die Ausrottung von Covid-19, einer Vielzahl anderer Krankheiten und künftiger neuer Erreger legen. Jeder Versuch, sich solchen Bemühungen zu widersetzen oder sie zu verunglimpfen, kultiviert ein rechtes Klima und macht die Gesellschaft verwundbarer für neue Pandemien, die laut Wissenschaftlern immer häufiger auftreten werden, wenn der Klimawandel nicht aufgehalten und umgekehrt wird.

Letztendlich werden die gemeinsamen Anstrengungen von Wissenschaftlern, die in der Epidemiologie, Virologie oder ähnlichen Bereichen arbeiten, und die Wachsamkeit einer informierten Öffentlichkeit darüber entscheiden, ob Covid-19 ausgerottet werden kann. Der Kampf für die Eliminierung des Coronavirus ist jedoch keineswegs unvereinbar mit dem langfristigen Ziel der Ausrottung und bedeutet nicht, dass man dieses Ziel aufgeben sollte.

Die Strategie der Ausrottung ist wichtig und sollte das Ziel für so viele Infektionskrankheiten wie möglich sein. In einem einflussreichen Aufsatz aus dem Jahr 2013 mit dem Titel „Disease Eradication“ (Ausrottung von Krankheiten) betonte Donald R. Hopkins, dass die Strategie zur Ausrottung eines bestimmten Erregers eine große Wirkung hat. Wenn eine globale Eliminierungsstrategie zur Beendigung der Covid-Pandemie von Wissenschaftlern und einer informierten Bevölkerung vorangetrieben wird, würden dieselben Auswirkungen weltweit sichtbar sein:

Die Risiken, die mit dem Scheitern der Ausrottung verbunden sind, werden durch die Vorteile einer erfolgreichen Ausrottungskampagne auf unbestimmte Zeit aufgewogen. Die einzigartige Kraft von Ausrottungskampagnen beruht auf ihrer klaren Zielsetzung, ihrer beispiellosen Fähigkeit, das Gesundheitspersonal zu Engagement und Aufopferung zu bewegen, und ihrer Attraktivität für Spender, die allesamt erforderlich sind, um die Hindernisse für eine erfolgreiche Ausrottung zu überwinden. Der Nachweis, dass die Krankheitsinzidenz und die Umsetzung der Maßnahmen genau überwacht werden und dass Fortschritte bei der Ausrottung erzielt werden, kann dazu beitragen, die für diese anspruchsvollen Kampagnen erforderlichen Mittel zu sichern.

Der Kampf zur Beendigung der Pandemie kann nicht allein durch die Anstrengungen der Wissenschaftler getragen werden, die eine gewissenhafte Arbeit in der Epidemiologie, Virologie und anderen Disziplinen der öffentlichen Gesundheit machen. Ihre aufopfernden Bemühungen bedürfen der Unterstützung der Massen, insbesondere in einer Zeit, in der reaktionäre Kräfte schamlos Unwissenheit, Verwirrung und Aberglauben verbreiten.

Das von der WSWS organisierte Webinar am 24. Oktober wird Wissenschaftler, Gesundheitsexperten und Arbeiter zusammenbringen, die alle am Kampf zur Rettung von Leben beteiligt sind. Die Diskussion soll der Aufklärung dienen und die Grundlage für wirkungsvolle Massenaktionen schaffen, um die Pandemie zu beenden.

Wir fordern unsere Leser auf der ganzen Welt auf, sich noch heute anzumelden, ihre Kollegen, Freunde und Familie einzuladen und die Veranstaltung in dieser Woche in den sozialen Medien so weit wie möglich zu verbreiten. 

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