Perspektive

Corona-Berichterstattung in den USA: Von den Toten „nichts hören, sie nicht sehen und nicht darüber sprechen“

Jeden Tag sterben in den USA mehrere Tausend Corona-Patienten, doch die Biden-Regierung greift zu Medienpropaganda und Datenmanipulation, um die Auswirkungen der Pandemie zu verschleiern und die Bevölkerung an das endlose Massensterben zu gewöhnen.

Leiche eines Covid-19-Opfers auf der Intensivstation eines städtischen Krankenhauses in Duque de Caxias (Brasilien), 24. März 2021 (AP Photo/Felipe Dana)

Letzte Woche haben pro Tag durchschnittlich 2.700 Amerikaner ihr Leben durch Covid-19 verloren. Das ist, als würden jeden Tag sieben Boeing 777-Maschinen abstürzen und alle Passagiere dabei ums Leben kommen oder die Titanic jeden Tag zweimal sinken würde.

Offiziellen Berichten zufolge sind bis heute über 900.000 Amerikaner an Covid-19 gestorben. In Wirklichkeit sind es schon mehr als eine Million, wie aus den Statistiken zur Übersterblichkeit hervorgeht, die die Wochenzeitung The Economist zusammengestellt hat.

Doch anstatt etwas zu unternehmen, um die Masseninfektionen und das Massensterben zu stoppen, nutzt die US-Regierung die Ausbreitung der hochgradig ansteckenden Omikron-Variante als Vorwand, um sämtliche Maßnahmen aufzugeben, die eine Ausbreitung von Covid-19 verhindern könnten.

Die Regierung lässt zu, dass sich praktisch die gesamte amerikanische Bevölkerung mit dem Corona-Virus infizieren und sich auf unbestimmte Zeit immer wieder damit anstecken wird. Jedes Jahr könnten Hunderttausende Menschen an einer vermeidbaren Krankheit sterben, während Millionen weitere durch Long Covid dauerhaft geschädigt werden.

Die Bevölkerung macht sich nach wie vor große Sorgen über die Gefahren, die von der Pandemie ausgehen. Um ihr die Politik der Masseninfektion aufzuzwingen, greifen die US-Regierung und die bürgerlichen Medien vorsätzlich zu Nachrichtensperren und manipulierten Daten, um die massiven Corona-Todesfälle zu vertuschen.

Das Motto lautet: Von den Toten „nicht hören, sie nicht sehen und nicht darüber sprechen“. Doch das Sterben geht weiter.

Diese Politik ist nicht von wissenschaftlichen Erwägungen angeleitet, sondern von den sozialen Interessen der amerikanischen Finanzoligarchie. Der Generaldirektor der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Tedros Adhanom Ghebreyesus, hat die US-Politik vor wenigen Tagen mit vernichtenden Worten verurteilt:

„Wir sind besorgt, dass sich in einigen Ländern das Narrativ durchgesetzt hat, dass aufgrund von Impfstoffen sowie der hohen Übertragbarkeit und des geringeren Krankheitsschwere von Omikron das Verhindern von Ansteckungen nicht mehr möglich und nicht mehr erforderlich sei. Nichts ist weiter von der Wahrheit entfernt.“

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Die Strategie der Biden-Regierung wurde detailliert in einem Artikel beschrieben, den das Magazin Politico am Mittwoch unter dem Titel „Tschüss, Omikron: Weißes Haus hat nächste Pandemie-Phase im Blick“ veröffentlichte. Er stützt sich auf Interviews mit einem „halben Dutzend Regierungsbeamten“.

„Die Biden-Administration versucht, eine neue Phase der Pandemie in die Wege zu leiten“, berichtet Politico. Ihr Ziel sei es, „die Amerikaner darauf zu konditionieren, mit Covid-19 zu leben.“ Die Regierung plane eine „bewusste Veränderung der Botschaften, um die Menschen an ein Szenario zu gewöhnen, in dem das Virus weit verbreitet bleibt“.

Politico zufolge soll dieser Wandel als „neue Normalität“ bezeichnet werden; ein Leitsatz, den der ehemalige Biden-Berater Ezekiel Emanuel geprägt hat. Er verwendet ihn in einer Reihe von Artikeln, die das Journal of the American Medical Association seit dem 6. Januar veröffentlicht hat.

Um die öffentliche Stimmung „zu konditionieren“ und die Öffentlichkeit dazu zu bringen, die Pandemie „mit anderen Augen“ zu sehen, habe die Biden-Regierung laut Politico folgenden Beschluss getroffen: „Die beste politische Strategie besteht darin, dass [die Pandemie] nicht jeden Tag die Nachrichten dominiert.“

Politico berichtet, die Regierung Biden will die Bevölkerung „konditionieren“, damit sie Corona auf Dauer akzeptieren

In keinem Land der Erde kontrolliert die Regierung die Medien so unmittelbar wie in den Vereinigten Staaten. Seit Emanuel die „neue Normalität“ verkündet hat, ist die Berichterstattung über Covid-19 genau umgekehrt proportional zu den steigenden Todeszahlen zurückgegangen.

Anfang Januar, als die tägliche Zahl der Todesfälle im Sieben-Tages-Durchschnitt unter 1.500 lag, war die Pandemie regelmäßig Thema in den Abendnachrichten. Doch als die Zahl der Todesopfer 2.000 erreichte, rutschte sie in den Medien auf den zweiten, dann auf den dritten und schließlich auf den vierten Platz ab. Am Monatsende berichteten die Abendnachrichten nicht mehr in der ersten Hälfte der Sendung über die Pandemie, und in den Schlagzeilen einer Suche über Google News kam die Pandemie praktisch nicht mehr vor.

Am 3. Februar wurde die Pandemie während der gesamten NBC-Abendnachrichten nicht einmal erwähnt. Drei Zentimeter Schnee waren nun hundertmal wichtiger als der Tod von 3.000 Menschen an einem Tag.

Allerdings ist es nicht möglich, allein durch die Manipulation der Medien das öffentliche Bewusstsein zu „konditionieren“ und die Bevölkerung dazu zu bringen, die Pandemie „mit anderen Augen“ zu sehen. Das ist der Grund, warum die Berichterstattung über Corona-Infektionen und -Todesfälle jetzt systematisch ausgeblendet wird.

Am 2. Februar stellte das US-Gesundheitsministerium (HHS) offiziell das Programm ein, das die gemeldeten Covid-19-Todesfälle der Krankenhäuser zusammenfasste. Damit versiegt die Quelle, die ein Whistleblower des Gesundheitsministeriums gegenüber der WSWS als „die einzig konsistente, zuverlässige und verwertbare Datengrundlage auf Bundesebene“ bezeichnet hat.

Die einzige Quelle, die nun noch für die täglichen Covid-19-Todeszahlen verfügbar ist, sind die Zahlen der Gerichtsmediziner. Doch diese Zahlen sind anfällig für politisch Manipulation. Sie werden von den Bundesstaaten übermittelt, die schon jetzt ihre tägliche Berichterstattung immer wieder unter den Tisch fallen lassen.

Dieselbe Vertuschung findet auf internationaler Ebene statt. Ebenfalls am vergangenen Mittwoch – als das US-Gesundheitsministerium die Tagesmeldung über Covid-19-Todesfälle in den Krankenhäusern einstellte – kündigte die britische Regierung unter Boris Johnson an, dass sie bis Ostern, wenn nicht sogar früher, die täglichen Corona-Meldungen einstellen werde.

Doch selbst ein drastisch reduziertes Meldewesen reicht der herrschenden Klasse nicht aus. Auch Corona-Tests stehen unter Beschuss. Am Donnerstag kündigte die kanadische Provinz Saskatchewan an, sie werde „PCR-Tests für die Allgemeinheit einstellen und damit die Bemühungen beenden, die Ausbreitung des Virus in der Bevölkerung nachzuweisen“, wie der Journalist Zak Vescera schreibt.

Die Virologin Angela Rasmussen warnte: „Das ist, als würde man sich die Augen ausstechen, weil man keine schlechten Nachrichten mehr lesen will.“

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Die kanadische Provinz folgt damit einer Forderung Emanuels, der am 26. Januar an die Vereinigten Staaten appellierte, PCR-Tests zugunsten von Schnelltests abzuschaffen. Im Gegensatz zu PCR-Tests sind Schnelltests jedoch nicht für die Kontaktermittlung geeignet und werden nicht in den täglichen Fallzahlen aufgeführt. Das bedeutet, dass positive Corona-Fälle, die nicht durch PCR-Tests bestätigt werden, praktisch aus dem Blickfeld verschwinden.

Ganz im Sinne der Interessen der Finanzoligarchie schlussfolgert die amerikanische Regierung, dass der Tod von Hunderttausenden Menschen Jahr für Jahr akzeptabel ist. Sie entspricht damit dem Geizhals Scrooge in Charles Dickens‘ Novelle, der es gut fand, wenn die Armen „die überflüssige Bevölkerung dadurch verminderten“. Dabei ist offensichtlich, dass der Corona-Tod unverhältnismäßig oft ältere Menschen, Behinderte und Arme trifft.

Die Kampagne, um Covid-19 zu einer endlosen Krankheit zu erklären, mit der wir „leben müssen“, kommt einer Kriegserklärung an die Bevölkerung gleich. Es ist ein absolut krimineller Akt des Massenmords.

Der Widerstand gegen die Durchseuchungspolitik der herrschenden Klasse wächst. Eine Umfrage nach der anderen zeigt, dass die Öffentlichkeit durchwegs staatliche Gesundheitsmaßnahmen befürwortet, um Leben zu schützen. Eine aktuelle YouGov-Umfrage in den USA hat gezeigt, dass der „Schutz der amerikanischen Bevölkerung vor den gesundheitlichen Folgen des Coronavirus-Ausbruchs“ als deutlich wichtiger eingeschätzt wird, als der Schutz der „Wirtschaft“.

Überall auf der Welt beginnt die Arbeiterklasse, gegen die Politik des Massensterbens der herrschenden Klasse zu mobilisieren und die Eliminierung und Ausrottung von Covid-19 zu fordern. Die zentrale politische Aufgabe ist, die wachsende Bewegung mit einer politischen Führung auszustatten, die sich auf die Perspektive des internationalen Sozialismus stützt. Das Hauptziel muss die Beendigung des kapitalistischen Systems sein, das sich vom Tod und dem Elend der Menschen nährt und Profit erwirtschaftet.

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