Nato überschwemmt Ukraine mit Waffen

In einer seit dem Zweiten Weltkrieg beispiellosen Kampagne liefern mehr als zwanzig Staaten – darunter Mitgliedsstaaten der Nato und der Europäischen Union – Waffen, Kampfflugzeuge und Raketen an die Ukraine, um im Stellvertreterkrieg der Nato gegen Russland eingesetzt zu werden.

Die Nato brüstete sich in einer offiziellen Stellungnahme: „Wir schicken Tausende von Panzerabwehr-, Hunderte von Flugabwehrraketen und Tausende von Handfeuerwaffen sowie Munition an die Ukraine.“

Neben den USA senden auch Deutschland, Frankreich, Polen und Großbritannien sowie der Großteil der übrigen EU-Staaten Offensivwaffen in die Ukraine.

Ukrainische Soldaten am Flughafen Boryspil außerhalb von Kiew mit Javelin-Panzerabwehrraketen, die von den USA als Militärhilfe an die Ukraine geliefert wurden (AP Photo/Efrem Lukazki)

Die Nato schrieb: „Belgien, Kanada, Tschechien, Estland, Frankreich, Deutschland, Griechenland, Lettland, Litauen, die Niederlande, Portugal, Rumänien, die Slowakei, Slowenien, Großbritannien und die USA haben bereits in beträchtlichem Ausmaß Militärgerät an die Ukraine geschickt oder sind im Begriff, Lieferungen zu bewilligen.“

US-Regierungsvertreter vergleichen die derzeitige Operation ganz offen mit den „Rattenlinien“, über die in den letzten Jahrzehnten islamisch-fundamentalistische Terroristen im Nahen Osten mit Waffen versorgt wurden.

Der ehemalige Generalleutnant und amerikanische Nato-Botschafter Douglas Lute erklärte gegenüber der New York Times: „Wir sollten auf dem Nato-Territorium die Rolle von Pakistan spielen... und die Ukrainer versorgen, wie Pakistan die Taliban in Afghanistan versorgt hat, Material in Polen lagern und Versorgungslinien organisieren.“

Im Gegensatz zu Afghanistan werden die Stoßtruppen in diesem jüngsten Stellvertreterkrieg unter Führung der USA jedoch nicht islamisch-fundamentalistische Kämpfer sein, sondern die Neonazi-Kräfte, die die Hauptrolle in dem Putsch im Jahr 2014 gespielt haben.

Jewgen Karas, ein Führer der Neonazi-Terrororganisation C-14, erklärte Anfang Februar, vor Beginn des Krieges: „Wir haben so viele Waffen bekommen... weil wir die Aufgaben des Westens erfüllen, weil wir gerne kämpfen und weil wir gerne töten.“

Am Mittwoch berichtete die New York Times unter Berufung auf einen französischen Regierungsvertreter, die Europäische Union habe in Polen eine Drehscheibe für die Lieferung von Waffen an die Ukraine eingerichtet.

Der spanische Ministerpräsident Pedro Sanchez kündigte am gleichen Tag an, dass nach Deutschland auch Spanien Angriffswaffen an die Ukraine liefern wird. Zuvor hatte er noch versprochen, nur Abwehrwaffen zu schicken.

Polen hat, laut der New York Times, „die Lieferung von zehntausenden Granaten und Artilleriemunition, Flugabwehrraketen, leichte Granatwerfer, Aufklärungsdrohnen und andere Angriffswaffen versprochen.“

Steven Erlanger betonte in einem Artikel in der New York Times das Ausmaß der Waffentransfers und warnte, Moskau „könnte das als gefährliche Intervention ansehen.“ Diese Formulierung ist eine Untertreibung.

Die Niederlande schicken Flugabwehrraketenwerfer, Estland Javelin-Panzerabwehrraketen. Polen und Lettland schicken Stinger-Flugabwehrraketen; Tschechien Maschinengewehre, Scharfschützengewehre, Pistolen und Munition. Selbst vormals neutrale Staaten wie Schweden und Finnland schicken Waffen. Und Deutschland, das lange Zeit vor Waffenlieferungen in Konfliktzonen zurückgeschreckt ist, schickt Stinger-Raketen und andere schultergestützte Raketen.

Schweden ist zwar kein Nato-Mitglied, kündigte aber dennoch die Lieferung von 5.000 Panzerabwehrwaffen, 5.000 Helmen, 5.000 Schusswesten und 135.000 Feldrationen sowie 52 Millionen Dollar Militärhilfe an die Ukraine an. Auch Finnland kündigte die Lieferung von 2.500 Sturmgewehren und 150.000 Schuss Munition sowie 1.500 Panzerabwehrwaffen und 70.000 Feldrationen an.

Während sie derartige Mengen von Waffen an die Ukraine liefern, verstärken die Nato-Staaten gleichzeitig ihre Truppenstationierungen an der russischen Grenze. Laut der Times verlegt die Nato bis zu 22.000 zusätzliche Soldaten in die russischen Nachbarstaaten.

Die USA haben zusätzliche 15.000 Soldaten nach Europa geschickt und weitere 12.000 Soldaten zur schnellen Eingreiftruppe der Nato abgeordnet. Sie haben außerdem zusätzliche Kampfflugzeuge und Kampfhubschrauber nach Osteuropa verlegt.

Frankreich und Deutschland ergänzen die US-Truppen durch die Entsendung von Kampfflugzeugen, Panzern und Soldaten nach Polen und Rumänien. Großbritannien hat derweil hunderte Soldaten und Panzer nach Estland und Polen geschickt. Kanada hat mehr als 1.200 Soldaten nach Lettland entsandt, Italien hat 3.400 Soldaten in Bereitschaft versetzt.

Die massiven Truppenkonzentrationen an der russischen Grenze führen zur Gefahr eines Konflikts zwischen Russland und der Nato.

Die staatliche russische Nachrichtenagentur TASS veröffentlichte am Mittwoch einen Artikel, in dem sie Außenminister Alexander Gruschko mit den Worten paraphrasierte: „Das Risiko eines Zusammenstoßes zwischen russischen- und Nato-Truppen existiert, und es lässt sich nicht garantieren, dass es nicht zu Zwischenfällen kommen wird.“

Gruschko hatte erklärt: „Risiken entstehen. Natürlich sind wir besorgt wegen der Waffenlieferungen. Das alles ist sehr gefährlich... Es lässt sich nicht garantieren, dass es keine Zwischenfälle geben wird.“

Die New York Times schlug den gleichen Ton an:

Selbst wenn kein Nato-Soldat jemals die Ukraine betreten und die Materialkonvois von Zivilisten oder Fremdfirmen in zivilen Lastwagen eintreffen, werden die europäischen Waffenlieferungen in Moskau voraussichtlich als kaum verhohlene Intervention der Nato angesehen.

... Weltkriege haben schon wegen kleinerer Konflikte begonnen, und die Nähe des Krieges zu den Nato-Verbündeten birgt das Risiko, dass andere Parteien auf unvorhergesehene Weise mit einbezogen werden könnten.

… Egal wie stolz Brüssel auf seine Leistungen ist, diese Strategie riskiert einen weiteren Krieg und mögliche Vergeltungsmaßnahmen Putins. Schließlich haben die massiven Lieferungen tödlicher Militärtechnik an die Ukraine über das Nato-Mitglied Polen das Ziel, russische Soldaten zu töten.

Diese Warnungen erfolgten vor dem Hintergrund einer steigenden Zahl von Todesopfern am achten Tag des Krieges. Russland hat den Tod von bisher 498 Soldaten bekanntgegeben, laut Schätzungen des Pentagons sind jedoch bereits 2.000 russische Soldaten gefallen, die Ukraine behauptet sogar mehr als 5.000 Tote auf Seiten Russlands.

Die Vereinten Nationen meldeten derweil den Tod von 227 Zivilisten zwischen dem 24. Februar und dem 3. März, was wahrscheinlich zu niedrig angesetzt ist. Im Verlauf der letzten Woche sind laut den Vereinten Nationen eine Million Menschen aus einer Gesamtbevölkerung von 44 Millionen vor dem Krieg geflohen.

Die USA und die EU haben darüber hinaus ihren Wirtschaftskrieg gegen Russland verschärft. Am Mittwoch verkündete die EU, die Bereitstellung von Euro-Geldscheinen für Russland zu verbieten.

Die Ratingagentur Moody's stufte den Status von russischen Staatsanleihen daraufhin auf „Ramsch“-Niveau herab und schrieb: „Das Ausmaß und die Schwere der bisher angekündigten Sanktionen gingen über die Erwartungen von Moody's hinaus und werden sich auf die Kreditwürdigkeit des Landes auswirken.“

Dass die USA den Teststart einer Interkontinentalrakete verschoben haben, verdeutlicht das ganze Ausmaß der Spannungen.

Pentagon-Pressesprecher John Kirby erklärte in einer Mitteilung: „Um zu demonstrieren, dass wir nicht die Absicht haben, irgendetwas zu tun, was missverstanden oder falsch ausgelegt werden kann, hat der Verteidigungsminister angeordnet, den für diese Woche geplanten Test der Interkontinentalrakete Minuteman III zu verschieben.“

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Das ukrainische Regime wurde derweil durch die offene Unterstützung und die Waffenlieferungen der imperialistischen Mächte sichtlich ermutigt. Auf dem Twitter-Account von The Kyiv Independent hieß es am Mittwoch: „Ukrainische Spezialkräfte werden russische Artilleristen nicht länger gefangen nehmen. Die Führung der ukrainischen Spezialkräfte hat gewarnt, sie werde russische Artilleristen wegen des ‚brutalen Beschusses‘ von Zivilisten und Städten nicht mehr länger schonen. Falls diese Politik umgesetzt würde, wäre sie ein Kriegsverbrechen und ein offener Verstoß gegen die Genfer Konvention zur humanen Behandlung von Kriegsgefangenen.“

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