Junge Garde der Bolschewiki-Leninisten feiert 5-jähriges Bestehen

In der letzten Woche feierte die Junge Garde der Bolschewiki-Leninisten (YGBL) – eine Jugendorganisation in Russland und anderen Ländern der ehemaligen Sowjetunion, die ihre politische Solidarität mit dem Internationalen Komitee der Vierten Internationale erklärt hat – ihr fünfjähriges Bestehen. Die YGBL wurde am 23. Februar 2018 gegründet, dem hundertsten Jahrestag der Gründung der Roten Armee unter der Führung von Leo Trotzki.

In seinen Grußworten betonte David North, der Vorsitzende der internationalen Redaktion der World Socialist Web Site, wie bedeutsam es ist, dass sich die YGBL der weltweiten trotzkistischen Bewegung zugewandt hat. Sie tat dies auf der Grundlage der langjährigen Kampfes, den das IKVI zur Verteidigung der Kontinuität des Trotzkismus geführt hat. North ging auf die historischen und theoretischen Aspekte ein, die mit der so genannten „russischen Frage“ verbunden sind – eine Frage, die immer wieder an kritischen Wendepunkten in der Geschichte des Trotzkismus aufkam. Die revolutionäre Bewegung verteidigte den Marxismus und die programmatischen Grundsätze der Oktoberrevolution inmitten des Drucks, den die nationalistische Reaktion durch den Stalinismus und das Aufkommen verschiedener Formen des kleinbürgerlichen Opportunismus gegen die Revolution ausübte.

Das Treffen zeichnete sich durch das hohe Bewusstsein der Teilnehmer für die historischen und politischen Aufgaben aus, vor denen Arbeiter und Jugendliche im Kampf um den Aufbau von Sektionen des Internationalen Komitees der Vierten Internationale stehen.

Eine Grafik, die von der Jungen Garde der Bolschewiki-Leninisten zu ihrem 5-jährigen Bestehen entworfen wurde.

Ostap Rerikh, Leiter und Mitbegründer der YGBL, erklärte zu Beginn des Treffens: „Die Junge Garde der Bolschewiki-Leninisten war von Anfang an als die Organisation konzipiert, die für die Wahrheit über Lew Dawidowitsch Trotzki kämpfen wird, als eine Organisation, die den Weg frei macht, damit eine neue Generation von Kämpfern für den Sozialismus ihn frei beschreiten kann.“

Rerikh betonte, dass sich die YGBL dem bewussten Kampf gegen den Stalinismus und verschiedene Formen kleinbürgerlicher, nationalistischer und antimarxistischer Politik verschrieben habe. Er sagte: „Wir müssen unser Feuer gleichermaßen gegen den Stalinismus und all diese so genannten ‚Marxisten‘ richten, um sie zu besiegen. Sie sind in Wirklichkeit Pseudomarxisten, die den Klassenkampf durch eine Identitätspolitik ersetzen, die nicht den Kampf des Proletariats, sondern den Kampf zwischen verschiedenen Identitäten in den Vordergrund stellt.“

Die YGBL hatte kurz vor dem Ausbruch des Nato-Russland-Krieges in der Ukraine am 24. Februar 2022 politische Beziehungen zum Internationalen Komitee der Vierten Internationale aufgenommen. Rerikh erklärte:

Als am 24. Februar 2022 die ersten Schüsse fielen und die Granaten vom Himmel regneten, standen wir daher nicht allein; wir standen mit dem Internationalen Komitee der Vierten Internationale. Seine Artikel und Erklärungen waren unsere Artikel und Erklärungen, denn wir konnten nicht anders stehen – wir konnten keine andere Position zu den Geschehnissen haben, denn seine Position und Einschätzung war unsere Position und Einschätzung.

Natürlich wussten wir zu der Zeit, als wir lediglich darüber nachdachten, uns mit dem Internationalen Komitee der Vierten Internationale zu vereinigen, noch wenig von den Dingen, die wir lernten, als wir tatsächlich mit ihm Kontakt aufnahmen. Heute wissen unsere Genossinnen und Genossen in der YGBL sehr gut, was Pablismus ist – in Theorie und Praxis. Sie wissen sehr genau, wer eine Spielart des Pablismus in Russland vertritt, wer so hart um den Titel der „wahren Erben Grants“ kämpft, und sie wissen vor allem, dass das Internationale Komitee der Vierten Internationale nicht nur eine von vielen Tendenzen innerhalb der Vierten Internationale vertritt, sondern dass es die Vierte Internationale selbst repräsentiert.

Andrei Ritsky, ein führendes Mitglied der Organisation, der viele wichtige Artikel für die WSWS verfasst hat, hob ebenfalls die zentrale Bedeutung der Geschichte für die politische Ausrichtung der YGBL hervor.

Ausgangspunkt für eine Analyse der gegenwärtigen politischen Situation ist ein klares Verständnis des Erbes, das uns der Stalinismus hinterlassen hat, und die Notwendigkeit eines vollständigen Bruchs mit ihm. Ohne dies kann es keine weitere Analyse geben. Wir müssen die notwendigen Maßnahmen ergreifen, um zwei sehr wichtige Probleme zu lösen: 1) Die Ausbildung des zentralen Kaders; 2) Die Festigung der Einheit unseres Kaders in der gesamten ehemaligen UdSSR.

Wenn wir für die Wahrheit über Trotzki und seine wahren Anhänger kämpfen, tun wir das nicht nur um des Trotzkismus selbst willen. Nicht umsonst haben wir das Internationale Komitee als unsere Mentoren und Genossen gewählt. Nicht umsonst haben wir dem Opportunismus aller Art den Kampf angesagt. Nicht umsonst haben wir beschlossen, ernsthafte Schritte zu unternehmen, um den zentralen Kader für den Aufbau einer Sektion auszubilden. All dies ist eine bewusste Antwort auf eine Situation, mit der wir aufgrund der gesamten vorangegangenen Geschichte konfrontiert sind.

Wir tun dies, damit die Arbeiterklasse, bewaffnet mit einer fortschrittlichen Theorie, den Widerstand der Bourgeoisie überwinden und die sozialistische Revolution auf der ganzen Welt durchführen kann! Es ist unmöglich, Marxist zu sein, ohne Trotzkist zu sein. Deshalb sind die nächsten Jahre zur Stärkung und Entwicklung der YGBL nur auf dieser Grundlage möglich – einem Verständnis des Trotzkismus.

Ein von der YGBL entworfenes Plakat zu Ehren der Begründer der Roten Armee, Wladimir Lenin und Leo Trotzki. Die YGBL wurde am 23. Februar 2018 gegründet, dem hundertsten Jahrestag der Gründung der Roten Armee. Auf dem Plakat steht: „Ruhm den Gründern der Roten Armee der Arbeiter und Bauern“

Clara Weiss überbrachte Grüße im Namen der International Youth and Students for Social Equality (IYSSE), der Jugend- und Studierendenorganisation des Internationalen Komitees, deren Teil die YGBL ist. Sie betonte, dass der Krieg und die gegenwärtige Situation im weiteren Sinne nur im Zusammenhang mit dem „politischen Völkermord“ an den Sozialisten während des Großen Terrors der 1930er Jahre und der Auflösung der Sowjetunion durch die stalinistische Bürokratie verstanden werden können:

Dreißig Jahre nach der Auflösung der Sowjetunion kann niemand leugnen, dass sich die Warnungen des IKVI vor dem konterrevolutionären Charakter des Stalinismus und den katastrophalen Folgen der Zerstörung der UdSSR auf tragische Weise bewahrheitet haben. Aber die Ergebnisse dieses historischen Prozesses sind nicht nur der Krieg und die anderen sich überschneidenden Krisen, die wir jetzt erleben. So schwierig die Bedingungen sind, mit denen Arbeiter und Jugendliche heute konfrontiert sind, so haben wir doch einen gewaltigen historischen Vorteil: Wir können auf dem Kampf von Generationen von Trotzkisten im Internationalen Komitee aufbauen, die kolossale politische Erfahrungen und historisches und intellektuelles Kapital aufgehoben haben. Als Jugendliche in den frühen 1950er Jahren in der Sowjetunion Gruppen bildeten und heldenhaft versuchten, sich der stalinistischen Bürokratie von links entgegenzustellen und an das Erbe Trotzkis und Lenins anzuknüpfen, blieb sie tragischerweise von der Vierten Internationale abgeschnitten. Die stalinistische Bürokratie ermordete rücksichtslos ihre Führer und sperrte ihre Mitglieder ein, ohne dass die Außenwelt dies bemerkte. Im Gegensatz dazu konnte die YGBL schon relativ früh in ihrer Geschichte Kontakt mit dem Internationalen Komitee aufnehmen und eine enge Zusammenarbeit mit ihm entwickeln.

In einer lebhaften Diskussion über die Bedeutung des Jahrestages sagte ein Mitglied der YGBL:

Wir sind die Erben des Oktobers und jeder in unseren Reihen trägt eine ganz besondere Verantwortung: die Aufgabe, den Kommunismus aufzubauen. Um dies zu erreichen, müssen wir eines tun: Wir müssen studieren; Wissen ist der Schlüssel zum Sieg. Wir halten ein großes Erbe in unseren Händen. Wir müssen lernen, es weise zu nutzen. Die Bourgeoisie versucht nun aktiv, die Jugend zu indoktrinieren und sie in die Irre zu führen, indem sie den Internationalismus durch bösartigen Chauvinismus und Nationalismus ersetzt. Alle ihre Reden sind vom bürgerlichen Nationalismus durchdrungen, gegen den wir kämpfen müssen. Wir müssen um unsere Jugendlichen kämpfen. Denn wenn wir das nicht tun, werden sie zum Kanonenfutter der Bourgeoisie in ihrem Kampf gegen uns. Die Jugend muss nach den Lehren von Lenin und Trotzki leben.

In seiner Antwort auf die Diskussion stellte David North das Treffen in den breiteren politischen Kontext der Pandemie, des Krieges und der Entstehung einer globalen Bewegung der Arbeiterklasse und erklärte:

Überall auf der Welt sind die unterdrückten Massen mit dem völligen Bankrott dieses überholten Gesellschaftssystems konfrontiert, das eigentlich schon im letzten Jahrhundert hätte gestürzt werden müssen. Schaut euch an, was sich allein in den letzten drei Jahren ereignet hat. Eine Pandemie hat weltweit 20-25 Millionen Menschen das Leben gekostet, und die herrschende Klasse hat auf diese Krankheit mit einer Gleichgültigkeit reagiert, die sogar die Gleichgültigkeit des Adels in der Zeit des Schwarzen Todes vor 700 Jahren übertrifft.

Tatsache ist, dass es sich um eine vermeidbare Pandemie handelte. Hätte es auf der ganzen Welt eine koordinierte und wissenschaftlich angeleitete Zusammenarbeit gegeben, hätte diese Krankheit mit einem minimalen Verlust an Menschenleben ausgerottet werden können. Jetzt aber haben wir in allen Ländern der Welt, in den USA, Deutschland, England, der Ukraine, Russland, China – überall – eine Situation, in der der Tod zur Normalität geworden ist. Es ist den Regierungen völlig gleichgültig geworden, wie viele Menschen täglich sterben. In Amerika schätzt man die Zahl der Menschen, die jeden Tag an Covid sterben, auf 500 bis 1.000. Niemand weiß das, weil es keine genaue Berichterstattung gibt.

In den letzten zwei Wochen hat das Erdbeben in der Türkei und Syrien mindestens 100.000 Menschenleben gefordert. Auch hier kennt niemand die genaue Zahl. Den Menschen in beiden Ländern fehlt das Lebensnotwendige und sie befinden sich in einer absoluten Notlage. Doch die Bedürfnisse der Menschen in der Türkei und in Syrien – die unter einer Katastrophe leiden, die ebenfalls hätte verhindert werden können – werden mehr oder weniger ignoriert. Die USA und die Nato geben Milliarden aus, um den Krieg in der Ukraine fortzusetzen, aber geben praktisch nichts her, um in der Türkei und in Syrien Menschenleben zu retten. Man könnte unzählige weitere Beispiele anführen. Das ist die Realität des modernen, bankrotten, reaktionären Kapitalismus. Und das wird der Arbeiterklasse auf der ganzen Welt immer deutlicher.

Die Bedingungen, die wir heute für den Aufbau der Vierten Internationale als Führung der weltweiten Arbeiterklasse vorfinden, sind also in historischer Hinsicht sehr günstig. Der Einfluss des Internationalen Komitees nimmt stetig zu. Das liegt daran, dass unser Programm den historischen Notwendigkeiten entspricht. Und das ist es, was uns immenses Vertrauen in unsere Perspektive und in die Unausweichlichkeit unseres Erfolges gibt.

Genossinnen und Genossen, an diesem wichtigen Jahrestag – und es ist ein Tag von großer Bedeutung – könnt ihr daher stolz auf das sein, was ihr erreicht habt. Aber ihr müsst verstehen, dass die größten Aufgaben noch vor euch liegen. Ihr seid jung, ihr müsst lernen. Ihr müsst so viel wie möglich von Trotzki, von Lenin, von allen großen klassischen Marxisten lesen, und ihr müsst euch natürlich mit der gesamten Geschichte der Vierten Internationale vertraut machen. Auf diese Weise bereitet ihr euch selbst und durch eure Arbeit die Arbeiterklasse in Russland und der gesamten ehemaligen Sowjetunion auf die großen revolutionären Kämpfe vor, in die sie durch die globale Krise des Kapitalismus eintreten wird.

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