IKVI
Das IKVI verteidigt den Trotzkismus 1982–1986

Die Hintergründe der Spaltung in der Workers Revolutionary Party

Bulletin-Artikel von David North

21. Februar 1986

Das Internationale Komitee der Vierten Internationale hat mit Unterstützung der proletarischen Internationalisten innerhalb der Workers Revolutionary Party den Versuch der kleinbürgerlichen Clique unter C. Slaughter und M. Banda zurückgeschlagen, die trotzkistische Weltbewegung politisch und organisatorisch zu zerstören.

Die Tatsache, dass am Samstag, den 8. Februar, die Polizei zum WRP-Kongress gerufen wurde, um ordentlich gewählten Delegierten den Zugang zu verwehren, fügt sich ein in eine ganze Kette von Angriffen, die Banda und Slaughter gegen die Geschichte, das Programm und die Prinzipien des IKVI geführt haben.

Mindestens 25 Polizisten wurden vor den Kongress gerufen, um Slaughter in die Räumlichkeiten zu eskortieren, in denen seine antitrotzkistische Fraktion einen Scheinkongress abhielt und ihre Spaltung vom Internationalen Komitee endgültig vollzog.

Die Delegierten, die gemäß den Beschlüssen des WRP-Sonderkongresses vom 26.-27. Oktober 1985 gewählt worden waren, suchten daraufhin einen anderen Raum auf, wo sie den rechtmäßigen achten Konggress der WRP (Internationalisten) abhielten.

Die siebenmonatige politische und organisatorische Krise innerhalb der WRP hat inzwischen klar gemacht, dass G. Healys persönliche Korruption, die zunächst zu der Explosion innerhalb der Mitgliedschaft geführt und seinen Ausschluss am 19. Oktober erzwungen hatte, nur ein Bestandteil einer weit tiefer gehenden politischen Degeneration war, die den gesamten Führungskern betraf – vor allem diejenigen, mit denen Healy über dreißig Jahre lang aufs engste zusammengearbeitet hatte, Banda und Slaughter.

Mit der Veröffentlichung von M. Bandas „Siebenundzwanzig Gründe, weshalb das Internationale Komitee begraben werden sollte“ tritt das politische Wesen dieser organisatorischen Krise, die aufgrund der Enthüllung von G. Healys groteskem Autoritätsmissbrauch ausbrach, offen zutage; die vollständige Zurückweisung der gesamten politischen, theoretischen, programmatischen und historischen Grundlagen der Vierten Internationale durch die Führung von Healy, Banda und Slaughter. Erneut ist die marxistische Auffassung, dass das Regime einer Partei das Produkt ihrer politischen Linie ist, bestätigt worden.

In seinen „27 Gründen“ offenbart der Generalsekretär der Workers Revolutionary Party, Banda, dass er seit mindestens zehn Jahren kein Trotzkist mehr ist und bedauert, dass er seinen Bruch mit dem Internationalen Komitee jahrelang hinausgezögert hat. Banda verleumdet die gesamte Geschichte der Vierten Internationale verächtlich als „eine ununterbrochene Reihe von Krisen, Spaltungen, Verrat, Betrug, Stagnation und Konfusion“. Er erklärt: „Man muss ausdrücklich, nein, kategorisch feststellen, dass die Vierte Internationale ausgerufen, aber niemals aufgebaut wurde.“ Das Internationale Komitee, in dem er 32 Jahre lang Mitglied war, greift er mit den Worten an, es sei „eine grandiose Illusion, ein verächtliches Manöver und eine widerwärtige Scharade“.

Gleichzeitig versucht Healy in seiner ersten öffentlichen Erklärung seit seinem Ausschluss aus der WRP am 19. Oktober den Eindruck zu erwecken, Banda hätte diese Positionen einfach von heute auf morgen entwickelt. Er schreibt:

Während der 35 Jahre, in denen wir politisch zusammenarbeiteten, äußerte er zwar gelegentlich Meinungsverschiedenheiten, stimmte aber politisch mit jeder wichtigen Entscheidung der Konferenzen überein, ebenso mit den Beschlüssen der fast zahllosen Sitzungen des Politischen Komitees und und des Zentralkomitees, die während dieser langen Zeitspanne stattfanden. (News Line, 8. Februar 1986)

Man könnte sich kaum ein vernichtenderes Urteil über seine eigene Führung vorstellen. Das politische Regime innerhalb der WRP war derartig opportunistisch, dass Healy bewusst die Tatsache verschleierte, dass sein engster Mitarbeiter und Schützling zu wenig mehr als einem rechten Pablisten degeneriert war. Jetzt ist klar, weshalb Healy auf allen Kongressen des Internationalen Komitees seit 1979 verzweifelt daran arbeitete, jede ernsthafte Diskussion über Programm und Perspektiven zu unterdrücken.

In einem weiteren Artikel, der unter dem Pseudonym „Paddy O'Regan“ erschien, gibt Healy zu, dass er Cliff Slaughter unverändert in seinem Posten als Sekretär des Internationalen Komitees unterstützte, obwohl dieser mehr als 20 Jahre lang, „die Partei und die Jugend verraten“ hätte. Unabhängig von den subjektiven oder fraktionellen Beweggründen hinter diesen Eingeständnissen besteht ihr Wert darin, dass sie die scheußliche politische Fäulnis offenbaren, die sich über viele Jahre hinweg in der Führung der WRP entwickelt hatte. Anstelle prinzipieller Beziehungen herrschten innerhalb des Führungskerns vorwiegend zynische und opportunistische Manöver vor.

Bandas Dokument wiederum enthüllt die politische Grundlage, auf der Banda und Slaughter zwischen 1982 und 1984 mit Healy zusammenarbeiteten, um zu verhindern, dass die Kritik der Workers League an der zunehmend pablistischen revisionistischen Politik der WRP und an Healys subjektiv-idealistischer Philosophie im IKVI diskutiert wurde.

Darüber hinaus erklärt dieses Dokument, weshalb die Führung der WRP – besonders Banda und Slaughter – drei Monate lang, von Juli bis Oktober 1985, die Forderung unterdrückten, dass eine Kontrollkommission gebildet werden sollte, um G. Healys Missbrauch von WRP-Kadern zu untersuchen.

Unter der Führung von Healy, Slaughter und Banda hatte sich die WRP zu einer Brutstätte für Antitrotzkismus entwickelt, in der die historisch gewonnenen Prinzipien der Vierten Internationale aufgegeben und verraten wurden. Die WRP-Führung war demoralisiert, weil sich der Kampf gegen den Reformismus in der Arbeiterbewegung so lange hinzog, und wurde immer skeptischer bezüglich der revolutionären Fähigkeiten der britischen und der internationalen Arbeiterklasse. Sie gab ihre proletarische Orientierung, für die sie gegen die Socialist Workers Party gekämpft hatte, auf und ergab sich der pablistischen Seuche, gegen die sie in den sechziger Jahren gekämpft hatte. Die Aufmerksamkeit der WRP-Führung richtete sich nicht auf einen geduldigen Kampf, in allen Ländern in die Arbeiterklasse einzudringen und neue Sektionen aufzubauen, sondern beschäftigte sich zunehmend damit, Söldnerbeziehungen mit kleinbürgerlichen Nationalisten und sogar bürgerlichen nationalistischen Regimen aufzubauen, mit dem alleinigen Ziel, Gelder für die Arbeit der WRP in Großbritannien zu bekommen.

Gleichzeitig vergaßen Healy, Banda und Slaughter alles, was sie über den Anti-Internationalismus der SWP gesagt und geschrieben hatten, und behandelten das Internationale Komitee mit Missachtung – sie plünderten die materiellen Rücklagen seiner Sektionen und benutzten diese einfach als Anhängsel ihrer pragmatischen Operationen. Healy war für die taktische Seite dieser Aktivitäten zuständig, Banda und Slaughter lieferten den politischen und theoretischen Deckmantel dafür.

Die rechte Clique innerhalb der WRP-Führung, die Healy geschützt hatte – wobei sie so weit ging, drei Jahre lang eine immer verzweifeltere Finanzkrise in der Partei zu verheimlichen, um seine und ihre politische Autorität zu wahren – ging erst dann daran, ihn anzuklagen und auszuschließen, als eine Rebellion innerhalb der Mitgliedschaft es unmöglich machte, seine Praktiken weiterhin abzudecken.

Das Internationale Komitee hat niemals die Position akzeptiert, dass es bei der Krise innerhalb der WRP lediglich um Healys persönliche Degeneration und organisatorischen Missbräuche ging. Es weigerte sich kategorisch, die verspätete Opposition unter der „Führung“ von Slaughter und Banda einfach abzusegnen. In seiner ersten Resolution über die Situation innerhalb der WRP stellte das IKVI am 25. Oktober 1985 fest:

Die gegenwärtige Krise ist mit der Entlarvung der korrupten Praktiken von G. Healy und dem Versuch des Politischen Komitees der WRP, sie abzudecken, aufgebrochen; ihre Wurzel liegt aber in der Tatsache, dass die WRP-Führung sich über längere Zeit hinweg von der strategischen Aufgabe, die Weltpartei der sozialistischen Revolution aufzubauen, ab- und einer zunehmend nationalistischen Perspektive und Praxis zugewandt hat.

Die Resolution betonte:

Der erste Schritt zur Überwindung der Krise in der WRP besteht in der Anerkennung durch Führung und Mitgliedschaft, dass dies die engste Zusammenarbeit mit ihren Gesinnungsgenossen im IKVI erfordert.

Um die Reihen der WRP-Mitgliedschaft von allen Antiinternationalisten zu säubern, schlug das IK eine Neuregistrierung der WRP-Mitgliedschaft „auf der Grundlage einer ausdrücklichen Anerkennung der politischen Autorität des IKVI und der Unterordnung der britischen Sektion unter seine Beschlüsse“ vor. Eigentlich bedeutete dies lediglich, dass sich die WRP bewusst an die Regeln ihrer eigenen Statuten halten sollte, welche die Partei als Sektion des IKVI ausweisen.

Auf dem Treffen des IK am 25. Oktober wurde diese Resolution von der britischen Delegation einstimmig angenommen. Am nächsten Tag wurde sie vom Zentralkomitee der WRP ebenfalls einstimmig angenommen. Die Mitgliedschaft der WRP stimmte dieser Resolution auf ihrem Sonderparteitag am 27. Oktober ohne Gegenstimme zu. Das IK unternahm einen Versuch, diese Resolution der damaligen Minderheit in der WRP vorzulegen, die Healy unterstützte. Diese Fraktion weigerte sich, sie überhaupt in Betracht zu ziehen, und spaltete von der WRP.

Die politischen Beziehungen zwischen dem IKVI und der Slaughter-Banda-Fraktion waren also ausschließlich auf die internationalistischen Bedingungen gegründet, wie sie in der Resolution vom 25. Oktober festgelegt waren. Die politische Notwendigkeit dieser Bedingungen ergab sich daraus, dass das IK politisch nur mit denjenigen zusammenarbeiten würde, die bereit waren, bewusst unter seiner Disziplin für eine Überwindung des Nationalismus zu kämpfen, den der Klassendruck des britischen Imperialismus erzeugt hatte und der die Quelle der Degeneration der Workers Revolutionary Party war.

Nach kurzer Zeit stellte sich heraus, dass Bandas und Slaughters Zustimmung zu der Resolution vom 25. Oktober lediglich ein taktisches Manöver gewesen war, um die Unterstützung des IKVI gegen die pro-Healy-Fraktion zu gewinnen. Sobald letztere die Resolution abgelehnt und von der WRP und dem IKVI gespalten hatte, begannen Banda und Slaughter gegen die Übereinkunft mit dem Internationalen Komitee zu arbeiten. Bei jeder Gelegenheit wandten sie sich gegen die Unterordnung der britischen Sektion unter das IKVI und kämpften für die Aufrechterhaltung der alten, unter Healy vorherrschenden politischen Beziehungen, unter denen das IK den nationalistischen Praktiken der WRP untergeordnet wurde, während diese immer weiter nach rechts ging.

Aber innerhalb der britischen Sektion gruppierte sich eine Tendenz um die Kräfte herum, die gegen die Versuche des Politischen Komitees, Healys Missbräuche zu vertuschen, gekämpft und eine Kontrollkommission gefordert hatten. Unter der Führung des Zentralkomitee-Mitglieds Dave Hyland, zuständig für die Parteiarbeit im Bergarbeitergebiet Süd-Yorkshire, hatten sich diese Kräfte geweigert, ihre Forderungen zurückzuziehen – selbst als Banda ihnen wiederholt politisch und physisch drohte. Diese Tendenz konstituierte sich am 9. November formell als Minderheit.

Die politische Plattform dieser Minderheit fief auf zu einer Rückkehr zum Übergangsprogramm, zur Verteidigung der Theorie der permanenten Revolution, zur Wiederaufnahme des Kampfes gegen den Pablismus, zur Wiederherstellung der traditionellen proletarischen Orientierung der Partei und zur Wiedereinführung des demokratischen Zentralismus in der WRP.

In Anbetracht der unter der Führung von Healy, Banda und Slaughter jahrelang üblichen Praxis, Mitglieder mit politischen Differenzen auszuschließen, verabschiedete das IKVI auf seiner Sitzung am 5. November 1985 eine Resolution, die darauf beharrte, dass die Führung vor dem achten Kongress der WRP am 8.-9. Februar 1986 keine organisatorischen Maßnahmen gegen ihre Kritiker in der Partei ergreifen sollte.

Slaughter wandte sich zunächst gegen diese Resolution. Er führte das Argument an, sie sei überflüssig, da sie die WRP-Führung lediglich auffordere, sich an ihre eigenen Statuten zu halten. Man wies ihn darauf hin, dass diese Resolution gerade deswegen notwendig war, weil die Rechte der Mitgliedschaft beständig mit Füßen getreten worden waren.

Im Laufe des Monats November wurde immer deutlicher, dass sich der unter Healy vorherrschende Anti-Internationalismus fortsetzte und dass die Degeneration der WRP nicht aufgehalten, geschweige denn rückgängig gemacht worden war.

Am 12. November 1985 verkündete das Zentralkomitee der WRP, dass die News Line als Tageszeitung aufgegeben worden sei und künftig nur noch zweimal wöchentlich erscheinen werde. Banda und Slaughter hatten diese Entscheidung vor dem IK-Treffen am 5. November gefällt, waren aber überein gekommen, diese Frage nicht mit den internationalen Delegierten zu besprechen.

Als Antwort auf die Weigerung der WRP-Führung, eine derart wichtige Frage mit ihren internationalen Genossen wenigstens zu diskutieren, schrieb das Zentralkomitee der Workers League am 21. November 1985 einen Brief an das Zentralkomitee der WRP. Darin heißt es:

Wir machen uns tiefe Sorgen über die wachsenden Anzeichen, dass unsere Genossen in der Führung der britischen Sektion des Internationalen Komitees der Vierten Internationale weder begonnen haben, die politischen Fragen zu analysieren, die durch die Spaltung aufgebracht wurden, noch sich mit der Ursache und dem Charakter der Degeneration zu konfrontieren, welche die Explosion in der WRP hervorgerufen hat. Wir fürchten, dass die Spaltung auf der Ebene eines rein organisatorischen Bruchs mit Healy und seinen Unterstützern bleiben wird, wenn keine derartige Analyse, die Voraussetzung für eine theoretische Wiederbewaffnung der Partei, vorhanden ist. Das würde bedeuten, dass die WRP auch in Zukunft immer weiter vom Trotzkismus und dem Internationalen Komitee der Vierten Internationale weggetrieben würde.

Die grundlegende Ursache unserer Meinungsverschiedenheit und der wachsenden Spannungen zwischen uns ist, dass die Führung der Workers Revolutionary Party nicht bereit ist, die Autorität des Internationalen Komitees der Vierten Internationale anzuerkennen, außer in einer verbalen undplatonischen Form. Gerade weil die Führung der WRP nicht anerkennt, dass das wesentlichste Merkmal von Healys politischer Degeneration seine Unterordnung der internationalen Bewegung unter die praktischen Bedürfnisse der britischen Sektion war, befindet sie sich in einer echten Gefahr, denselben nationalistisch-opportunistischen Kurs weiter zu verfolgen, wenn auch in einer etwas anderen Form.

Die politischen Auswirkungen der fortdauernden Degeneration der Workers Revolutionary Party traten krass auf einer Versammlung über „Revolutionäre Moral“ zu Tage, die am 26. November in der Friends Hall in London stattfand. Vor mehreren hundert Revisionisten und Anti-Trotzkisten jeglicher Couleur stellte Slaughter öffentlich die historischen Grundlagen des Internationalen Komitees in Frage. Unter Ausnutzung der Verwirrung innerhalb der WRP-Mitgliedschaft – besonders ihrer schwankendsten kleinbürgerlichen Elemente – steuerte die Banda-Slaughter-Clique eilig auf eine Neugruppierung mit revisionistischen und stalinistischen Kräften zu. Symbolisch zeigte sich dies, als Slaughter vor dem Publikum in Friends Hall dem Erzstalinisten Monty Johnstone öffentlich die Hand schüttelte.

Genosse Peter Schwarz vom Bund Sozialistischer Arbeiter (deutsche Sektion des IKVI) wandte sich am 2. Dezember 1985 in einem Brief an das Zentralkomitee der WRP gegen diesen politischen Verrat:

Nachdem ich am 26. November an der Veranstaltung über den Ausschluss von G. Healy in London teilgenommen habe, schreibe ich Euch diesen Brief, weil ich tief über den Beitrag besorgt bin, den Genosse Slaughter dort gemacht hat. Meiner Meinung nach bedeutet dieser Beitrag nichts Geringeres als eine vollständige Zurückweisung der Geschichte und Tradition des Internationalen Komitees der Vierten Internationale. Angesichts der Tatsache, dass dieser Beitrag vor dem gesamten Klüngel der britischen Revisionisten vom Sekretär des IKVI gemacht wurde, kann ich ihn nur als einen klaren Hinweis darauf verstehen, dass Genosse Slaughter insgesamt mit dem IKVI brechen und in den revisionistischen und stalinistischen Sumpf zurückgehen will.

Slaughter und seine Anhänger im Zentralkomitee – besonders die parasitären Elemente, die auf den beachtlichen Werten des Parteiapparates sitzen – verleumdeten Schwarzʼ Brief als „Lüge“. In Wirklichkeit störten sie sich vor allem daran, dass der Brief allzu deutlich zeigte, in welche politische Richtung Banda und Slaughter gingen, und dass er das IKVI und die WRP-Minderheitstendenz, die für den Internationalismus kämpfte, darauf aufmerksam machte, dass die rechte Clique schnell darauf hinsteuerte, die WRP als trotzkistische Organisation zu zerstören.

Am 16. und 17. Dezember 1985 traf sich das Internationale Komitee, um den vorläufigen Bericht der Kontrollkommission zu hören, die es auf der Sitzung am 25. Oktober gebildet hatte, um „folgende Punkte zu untersuchen, ohne auf diese Punkte beschränkt zu sein: Die Korruption von G. Healy, ihre Abdeckung durch das Politische Komitee und die finanzielle Krise der WRP“.

Der Bericht lieferte detailliertes Dokumentarmaterial, das bewies, dass die WRP unter Healy politisch korrupte Beziehungen mit bürgerlichen Regimen im Nahen Osten errichtet und die Prinzipien der trotzkistischen Bewegung für klingende Münze verkauft hatte. Aus den Dokumenten, darunter Healys Privatkorrespondenz, ging hervor, dass die WRP-Führung auf zynische Weise die Palästinensische Befreiungsorganisation (PLO) missbraucht hatte, um weitere Geldquellen zu erschließen. Um diese prinzipienlosen Beziehungen zu verheimlichen, belogen die WRP-Führer systematisch die Sektionen des Internationalen Komitees und die britische Arbeiterklasse.

Die Dokumente entlarvten nicht nur die finsteren Zusammenhänge zwischen den korrupten Beziehungen, die Healy mit bürgerlichen Regimen im Nahen Osten errichtet hatte, und der bewussten Revision des Trotzkismus; sie enthüllten auch, wie die Clique in der Parteiführung systematisch daran gearbeitet hatte, Healy gegen Kritik aus dem IKVI und aus der WRP zu schützen.

Auf der Grundlage dieses vorläufigen Berichts erklärte das IKVI,

dass die WRP einen historischen Verrat am IKVI und der internationalen Arbeiterklasse begangen hat. Dieser Verrat bestand in einer vollständigen Preisgabe der Theorie der permanenten Revolution, was zu prinzipienlosen Beziehungen mit Teilen der kolonialen Bourgeoisie mit dem Ziel, Geld zu erhalten, geführt hat.

Die IKVI-Mehrheit wies Slaughters subjektives Argument zurück, lediglich Healy sei für diesen Verrat verantwortlich, und betonte:

Die politische Verantwortung für die nationalistische Degeneration, die diese Praktiken erlaubte, liegt bei der gesamten Führung der WRP. ... Das IKVI beschuldigt keinen individuellen Führer, macht jedoch die Führung in ihrer Gesamtheit verantwortlich.

Entsprechend suspendierte das IKVI am 16. Dezember die WRP als britische Sektion. Die WRP-Delegation war über diese Frage gespalten. Slaughter, T. Kemp und S. Pirani wandten sich gegen die Suspendierung, D. Hyland war dafür.

Die Suspendierung war notwendig, weil das IKVI erkannt hatte, dass die dem Verrat zugrunde liegende Degeneration mit Healys Ausschluss nicht beendet war und dass es aus diesem Grund die WRP nicht mit seiner Autorität ausstatten und damit die Verantwortung für weitere Verrätereien an der britischen und der internationalen Arbeiterklasse übernehmen und absegnen konnte. Mit der Suspendierung der WRP wurde ihre weitere Mitgliedschaft im IKVI davon abhängig gemacht, dass ihre Führer und Mitglieder auf der Grundlage der historischen Prinzipien der trotzkistischen Bewegung einen bewussten Kampf führen, die revisionistische Degeneration aufzuhalten.

Das IKVI wandte damit der WRP keinesfalls den Rücken zu, sondern erarbeitete in allen Einzelheiten die notwendigen Schritte, um die volle Mitgliedschaft der britischen Sektion im Internationalen Komitee der Vierten Internationale wiederherzustellen. In einer am 17. Dezember 1985 vorgelegten Resolution forderte das IKVI die WRP einfach auf, ihre Übereinstimmung mit den programmatischen Grundlagen des Trotzkismus zu bestätigen, wie sie in folgenden Dokumenten niedergelegt sind:

die Beschlüsse der ersten vier Kongresse der Kommunistischen Internationale (1919-1922); die Plattform der Linken Opposition (1927); das Übergangsprogramm (1938); der Offene Brief (1953); und die Dokumente des Kampfs gegen die verlogene Wiedervereinigung der SWP mit den Pablisten (1961-1963).

Abschließend stellte die Resolution fest:

Das IKVI und das Zentralkomitee der WRP werden nun eng zusammenarbeiten, um die bestehenden Probleme so schnell wie möglich zu überwinden, die ein Erbe der nationalistischen Degeneration der WRP unter Healy sind, um die grundlegenden Prinzipien des Internationalismus in der WRP wieder zu festigen, und auf dieser Grundlage ihre volle Mitgliedschaft im Internationalen Komitee der Vierten Internationale wiederherzustellen. Die organisatorische Struktur dieser Beziehung soll sich stets auf die leninistischen Prinzipien des demokratischen Zentralismus gründen, die in den Statuten der Vierten Internationale ausgeführt sind.

Slaughter, Pirani und Kemp stimmten gegen diese Resolution. Slaughter weigerte sich, zu erklären, worin seine Differenzen mit dieser Resolution bestanden, in der lediglich die historischen und programmatisch Grundlagen des IKVI bestätigt wurden. Aber diese Opposition bestätigte, dass der wirkliche Inhalt der Degeneration der WRP darin bestand, dass die gesamte alte WRP-Führung den Trotzkismus zurückgewiesen und sich jetzt in zwei rechte Fraktionen gespalten hatte, eine unter Healy, die andere unter Slaughter-Banda.

Als Slaughter im Laufe des IKVI-Treffens direkt angeschuldigt wurde, er arbeite bereits mit den Stalinisten zusammen, „verneinte“ er das und fügte hinzu „Und wenn es so wäre, würde ich es Euch nicht sagen.“

Es war jetzt klar, dass der politische Graben zwischen der WRP-Mehrheit unter Slaughter-Banda und dem Internationalen Komitee unüberbrückbar war. Sie lehnten nicht nur die demokratisch-zentralistisch Organisationsform der Vierten Internationale ab, sie wandten sich gegen die Tatsache ihrer Existenz selbst.

Nach der Suspendierung eröffnete Slaughter in enger Zusammenarbeit mit einem Klüngel von Professoren aus der Mittelklasse, die jetzt in die Führung der WRP gebracht wurden, eine wilde Hetzkampagne gegen das Internationale Komitee. Zur zentralen Zielscheibe für diese Angriffe wurde die Untersuchung die das Internationale Komitee über ein Jahrzehnt hinweg über die Ermordung von Leo Trotzki und die Durchdringung der Socialist Workers Party mit Agenten der sowjetischen GPU und des amerikanischen FBI-CIA geführt hat. Banda und Slaughter, die eine zentrale Rolle bei der Eröffnung und Entwicklung dieser Untersuchung gespielt hatten, begannen sie jetzt zu verleumden, ohne auch nur im Geringsten das Beweismaterial zu widerlegen, das besonders im Verlauf des Gelfand-Prozesses gesammelt worden war.

Abgesehen von unmittelbaren fraktionellen Überlegungen diente diese Kampagne folgenden Zwecken: 1) Erleichterung der politischen Annäherung an die pablistischen Verbündeten der Socialist Workers Party, und 2) Bemühungen um eine politische Rehabilitierung des Stalinismus, mit dem Ziel, Zusammenarbeit mit den Agenten der sowjetischen Bürokratie zu Rechtfertigen.

Michael Banda, der seinen Posten in der Parteiführung inmitten der Parteikrise verlassen hatte und nach Sri Lanka zurückgefahren war, um dort unbefristeten Urlaub zu machen, schrieb das lange, oben erwähnte Dokument, in dem die gesamte Geschichte der Vierten Internationale angegriffen wird. Gleichzeitig erneuerte er seine persönlichen Bekanntschaften mit Mitgliedern der anti-trotzkistischen LSSP, die 1964 die Arbeiterklasse durch ihren Eintritt in die bürgerliche Koalitionsregierung von M. Bandaranaike verraten hatte.

Bandas Dokument kam Mitte Januar in England an, wurde aber weder der WRP-Mitgliedschaft noch dem IK gezeigt. Stattdessen diente es als Grundlage für zwei Resolutionen, die die Mehrheit des WRP-Zentralkomitees am 26. Januar verabschiedete. Diese Resolutionen machten die Resolution des außerordentlichen Kongresses vom 27. Oktober rückgängig, in der festgelegt worden war, dass die Mitgliedschaft der WRP aufgrundlage der ausdrücklichen Anerkennung der Autorität des Internationalen Komitees der Vierten Internationale neu registriert wird.

Der politische und praktische Inhalt dieser Resolutionen bestand darin, eine Spaltung mit dem Internationalen Komitee zu erklären. Die Renegaten, die diesen Resolutionen zustimmten, verletzten die Beschlüsse des außerordentlichen Kongresses und manipulierten bewusst die laufenden Wahlen der Delegierten für den achten Kongress, der am 8. Februar 1986 stattfinden sollte.

Gemäß dem Beschluss des außerordentlichen Parteitages sollten nur diejenigen als Mitglieder der WRP gelten, die die Formulare für die Neuregistrierung auf Grundlage der Anerkennung der Autorität des IKVI unterzeichnet hatten. Ein beträchtlicher Teil der Anhänger der Mehrheit, die kein Geheimnis aus ihren politischen Ansichten und ihrer Feindschaft gegen das Internationale Komitee machten, weigerten sich, die Formulare zur Neuregistrierung zu unterzeichnen. Mitte Januar wurde der Slaughter-Fraktion bewusst, dass sie ihre Mehrheit im Zentralkomitee verlieren würde, wenn die Delegiertenwahl aufgrund der Beschlüsse über Parteimitgliedschaft stattfände, wie sie der außerordentliche Parteitag mit der Neuregistrierung festgelegt hatte. Aus diesem Grund befahl die Mehrheit im Zentralkomitee am 26. Januar, dass die Formulare zur Neuregistrierung eingezogen und die Delegierten aufgrund von Mitgliederlisten gewählt werden sollten, die die Zellen willkürlich ablieferten. Gegen diese Spaltungsresolutionen wandte sich die Minderheit im Zentralkomitee unter der Führung von Hyland, die darum kämpfte, die Autorität des IKVI und die Beschlüsse des außerordentlichen Kongresses aufrechtzuerhalten.

Die Banda-Slaughter-Renegaten vervollständigten ihre Spaltung am 8. Februar. Als die ordentlich gewählten Mitglieder der Minderheit am Kongressort erschienen, wurde ihnen der Zutritt verwehrt. Die Mehrheit holte dann die Polizei, um diesen Beschluss durchzusetzen. Die Slaughter-Banda-Fraktion war nicht in der Lage, es vor dem Kongress mit den prinzipientreuen trotzkistischen Positionen der Minderheit aufzunehmen, und griff auf die Taktik von antikommunistischen Bürokraten zurück.

Die Minderheits-Delegierten, die wirklichen Trotzkisten innerhalb der Partei, suchten einen anderen Raum auf und hielten den rechtmäßigen achten Kongress der WRP (Internationalisten) ab.

Vom Standpunkt des revolutionären Marxismus aus sind Healy, Banda und Slaughter politisch gestorben. Sie haben hemmungslos vor dem Druck des britischen Imperialismus kapituliert und arbeiten jetzt mit den schlimmsten Feinden der trotzkistischen Bewegung zusammen. Aber ihre Versuche, das Internationale Komitee zu zerstören, sind vollständig fehlgeschlagen. Das IKVI und die Workers League werden unermüdlich daran arbeiten, die reaktionäre Politik der rechten Cliquen von Healy und Banda-Slaughter zu entlarven und gleichzeitig eng mit den wirklichen Trotzkisten der WRP (Internationalisten) zusammenarbeiten, die darum kämpfen, die britische Sektion des Internationalen Komitees der Vierten Internationale so schnell wie möglich wieder aufzubauen.