IKVI
Das IKVI verteidigt den Trotzkismus 1982–1986

Der Prozess gegen die SWP – was die Tatsachen zeigen

Bulletin-Artikel von David North, zuerst veröffentlicht in drei Teilen am 11., 14. und 18. März 1986

Die Socialist Workers Party hat sich auf der Stelle hinter die anti-trotzkistischen Renegaten der WRP (Banda-Slaughter-Gruppe) gestellt. In der letzten Ausgabe von Intercontinental Press werden auf mehreren Seiten die Artikel nachgedruckt, die das Internationale Komitee denunzieren und erstmals am 7. Februar in Workers Press erschienen sind.

Intercontinental Press wurde nach dem Bruch der Socialist Workers Party mit dem Internationalen Komitee 1963 von Joseph Hansen gegründet und dient seit zwanzig Jahren als wichtigstes internationales Organ für antitrotzkistische Verdrehungen, Falschmeldungen und politische Provokationen.

Mitte der siebziger Jahre trat die Zeitschrift für die Politik des US-State Department in Angola ein – sie wandte sich gegen den Kampf der MPLA, das Land zu vereinen, und rechtfertigte die CIA-Gelder für Holden Roberto.

Kurz darauf in den siebziger Jahren rekrutierte Hansen persönlich den berüchtigten nicaraguanischen Verräter und Somoza-Agenten Fausto Amador als führenden Zentralamerika-Korrespondenten für Intercontinental Press – ungeachtet der Proteste von seiten der pablistischen Organisationen in Europa. Dies sind nur zwei Beispiele für die provokative Rolle, die diese Zeitschrift in der internationalen sozialistischen und antiimperialistischen Bewegung spielt.

All diese Jahre hindurch hat Intercontinental Press ununterbrochen gegen das Internationale Komitee und die britischen Trotzkisten in der WRP und ihrem Vorläufer, der Socialist Labour League, gehetzt. Aber jetzt, nachdem sie mit dem Internationalen Komitee gebrochen haben, werden Banda und Slaughter von Intercontinental Press mit offenen Armen empfangen.

Die begeistertsten Lobeshymnen stimmt die SWP an, wenn die WRP-Renegaten sich von Sicherheit und die Vierte Internationale lossagen. In dieser seit zehn Jahren laufenden Untersuchung erforschte das Internationale Komitee der Vierten Internationale die Umstände des Mordes an Leo Trotzki im August 1940 und die Durchsetzung der SWP mit imperialistischen und stalinistischen Agenten.

Diese Untersuchung stellte aufgrund von Dokumenten und unter Eid abgelegten Zeugenaussagen fest, dass Hansen, der langjährige Führer der SWP, unzweifelhaft ein Agent der amerikanischen Regierung war.

Doug Jennes, einer von zwölf Studenten des Carleton College, die auf mysteriöse Weise in die SWP gelangten und rasch in ihre Führung aufstiegen, erklärt in Intercontinental Press, der Angriff der WRP-Renegaten habe Sicherheit und die Vierte Internationale „einen schweren Schlag versetzt“ – besonders M. Bandas Erklärung „27 Gründe, weshalb das Internationale Komitee sofort begraben werden sollte.“

Banda verfasste dieses Dokument kurz nachdem er von seinem Posten als Generalsekretär der WRP desertiert und auf unbefristeten Urlaub nach Sri Lanka gereist war. Ausgerüstet mit einer eklektischen Auswahl alter Parteidokumente machte er sich daran, die gesamte Geschichte der Vierten Internationale umzuschreiben, um zu beweisen, dass es sie besser nie gegeben hätte.

Gestützt auf diese These hat Banda inzwischen Gespräche mit der Lanka Sama Samaja Partei aufgenommen. Diese Partei trieb die Politik des Pablismus bis zu ihrer logischen Schlussfolgerung und trat 1964 in eine bürgerliche Koalitionsregierung ein.

Anfang der fünfziger Jahre hatte Banda mit der LSSP gebrochen. Jetzt hat sie ihn eingeladen, wieder Mitglied zu werden, und er ist momentan dabei, die proletarische Revolution zu verwerfen und sich einer Partei des bürgerlichen Staates anzuschließen.

Der Teil von Bandas Erklärung, der sich mit Sicherheit und die Vierte Internationale befasst, ist in Intercontinental Press abgedruckt worden. Aber dass Bandas Angriff auf die Sicherheitsuntersuchung die Krönung einer giftigen Hetze gegen James P. Cannon ist, den Gründer der SWP, verschweigt Jennes seinen Lesern.

Der Versuch, zu zeigen, dass Cannon ein prinzipienloser und feiger Lump war, steht im Zentrum von Bandas neostalinistischer These, dass die Vierte Internationale seit Trotzkis Ermordung, wenn nicht schon vorher, eine politisch degenerierte Organisation unter Führung von Scharlatanen und Quacksalbern gewesen ist, unfähig, in auch nur einer einzigen Frage, mit der die Arbeiterklasse konfrontiert war und ist, eine richtige Position zu beziehen.

Banda beschuldigt Cannon der „widerwärtigen Anpassung an Norman Thomas“ und behauptet, die SWP habe sich geweigert, „die Kommunistische Partei der USA als legitimen Bestandteil der Arbeiterklasse anzuerkennen“.

Banda verkündet außerdem, der historische Prozess in Minneapolis 1941 aufgrund des Smith-Gesetzes, in dem Cannon und 17 andere SWP-Führer der Volksverhetzung angeklagt wurden, weil sie gegen den US-Imperialismus Stellung bezogen hatten, sei „der größte Verrat des Trotzkismus“ gewesen und habe „Cannons politische Feigheit und seine Kapitulation vor den rückständigen Schichten der US-amerikanischen Arbeiterklasse“ entlarvt. Mr. Banda, der zu äußern pflegte, er habe „niemals im Leben einen Schuss gehört“, nimmt den Mund ganz schön voll.

Damit nicht genug. „Der enorme Einfluss der SWP erwies sich ... als fatal“, behauptet er, vor allem weil „Cannon aus dem Trotzkismus ein fetischistisches Dogma gemacht“ habe.

Der Beweis für Cannons Bankrott, so Bandas späte Einsicht, seien die berühmten „amerikanischen Thesen“ des SWP-Führers, „eine Fortsetzung seiner auf nationale Verteidigung orientierten Linie, verkleidet in scheinbar revolutionäre Worte“. Das Ergebnis dieses angeblichen Nationalismus: „1950 gaben Cannon und die SWP selbst den Anschein auf, die Vierte Internationale aufzubauen.“

Um seine Behauptung zu untermauern, Cannons entscheidende Rolle bei der Gründung des Internationalen Komitees habe dieses gleichsam politisch vergiftet, schreibt Banda außerdem über die Periode, die in der Spaltung mit Pablo gipfelte: „Cannon passte sich währenddessen an linke Demokraten in den USA an und schwieg in schamloser und unverständlicher Weise zu der Hinrichtung der Rosenbergs.“

Dies ist eine ebenso widerwärtige Verleumdung wie Bandas übrige Verlautbarungen. Er will die Geschichte so zurechtschustern, dass es seinen unmittelbaren fraktionellen Interessen dient.

Julius und Ethel Rosenberg wurden am 19. Juni 1953 hingerichtet. Am 1. Juni lautete die Schlagzeile auf der Titelseite von The Militant (Zeitung der SWP) „Hexenjäger treiben verurteiltes Ehepaar auf Todesstuhl“. Die SWP brandmarkte das „feige Schweigen der offiziellen Arbeitervertreter“ und forderte „die Gewerkschafter im ganzen Land“ auf, „von ihren Organisationen und Gewerkschaftsführern Taten zu verlangen.“

„Noch können die Rosenbergs gerettet werden“. erklärte The Militant, „es muss alles getan werden, um den Henker zu stoppen.“

Die folgende Ausgabe von The Militant erschien am 8. Juni 1953 mit der Schlagzeile: „Fordert: Schluss mit Justizmord der Hexenjäger an Rosenbergs“. Auf der ersten Seite findet sich außerdem ein Kommentar: „Die Arbeiter müssen gegen dieses Unrecht kämpfen“.

Eine Woche später, am 15. Juni 1953, lautete die Schlagzeile: „Verzweifelter Kampf für Begnadigung im Rosenberg-Prozess – Protest nimmt weltweit zu, um Ehepaar zu retten“. Auf der Titelseite erschien außerdem ein offizieller Aufruf der SWP, in dem sie eine Begnadigung verlangt, unterzeichnet hatte der nationale Sekretär Farrell Dobbs.

In der folgenden Ausgabe, die am 22. Juni 1953 wenige Stunden vor der Hinrichtung gedruckt wurde, lautete die Schlagzeile: „Regierung verlangt nach Blut, Gericht verurteilt die Rosenbergs“. Auf der Titelseite erschien außerdem ein Bericht über eine Kundgebung, die die SWP zur Verteidigung der Rosenbergs organisiert hatte.

In der Ausgabe vom 29. Juni 1953 schließlich erscheint ein Leitartikel mit der Schlagzeile: „Weltweiter Aufschrei wegen Mord an Rosenbergs“.

Bezeichnenderweise erwähnt Jennes nirgendwo auch nur andeutungsweise Bandas wütende Geschichtsverzerrungen und seine bewussten Lügen über Cannons Rolle in der Führung der Vierten Internationale und der SWP. Er hat nicht das geringste Interesse daran, das zu verteidigen, was in der Geschichte der SWP prinzipientreu und richtig war. Wenn es darum geht, Hansen zu decken, dann nehmen Jennes und Co. in der SWP-Führung Hilfe aus jeder nur möglichen Quelle an, und wenn sie noch so diskreditiert ist.

Bandas Artikel bestätigt ein politisches Gesetz: Jeder, der mit dem Trotzkismus bricht, verbündet sich auf der Stelle mit Hansen. Für diese Renegaten ist es ein obligatorisches Ritual, Sicherheit und die Vierte Internationale zurückzuweisen.

Banda erklärt: „Niemand, der Trotzkis untadelige und genaue Rücksicht auf absolut überprüfbare Tatsachen und unwiderlegbare Beweise achtet, wird noch etwas zu tun haben wollen mit diesem monströsen Komplott. ...“

Wir haben oben bereits ein besonders aufschlussreiches Beispiel für Bandas eigene, nicht ganz so untadelige Haltung gegenüber Tatsachen und Beweisen gesehen. Aber wir wollen festhalten, dass Banda vor dieser Erklärung weder die politische Berechtigung von Sicherheit und die Vierte Internationale noch die Gültigkeit ihrer Schlussfolgerungen jemals in Frage gestellt hatte.

Ganz im Gegenteil: Neben Cliff Slaughter war er einer der wichtigsten Vorkämpfer für diese Untersuchung. Im Verlauf von zehn Jahren überprüfte und analysierte er buchstäblich alles Beweismaterial, das in den USA gesammelt wurde.

Wir könnten zahllose Artikel und Reden zitieren, in denen Banda die Untersuchung des Internationalen Komitees leidenschaftlich verteidigte, die er jetzt als „abscheuliche Phantasterei“, „ein verzweifeltes gerichtliches Ablenkungsmanöver“, usw. bezeichnet. Erst vor neun Jahren, im Januar 1977, sagte Banda über eine Versammlung, die die Revisionisten in London abhielten, um Sicherheit und die Vierte Internationale zu denunzieren:

Wer die Geschichte des Kampfs gegen den Revisionismus kennt, dem wird speiübel, wenn er sieht, mit welcher Dreistigkeit die Organisatoren die kriminellen Aktivitäten der GPU und ihrer Verbündeten unter der Parole einer verlogenen ‚Arbeiterdemokratie‘' abdecken.

Er verteidigte die Notwendigkeit der Untersuchung über Sicherheit und die Vierte Internationale und erklärte,

„die Offenlegung von Stalins Verbrechen und der Komplizenschaft der Revisionisten bei der Vertuschung dieser Verbrechen ist wesentlicher Bestandteil der Vorbereitung eines neuen revolutionären Kaders. Wer sich, in welcher Form auch immer, gegen diese Aufgabe stellt, dient den Interessen des konterrevolutionären Stalinismus. Wir sind gewarnt. Es sprechen Lambert, Mandel und Novack – aber dahinter erscheint das Antlitz von Marchais, Berlinguer, McLennan – und Stalin!“

Unter dem Einfluss objektiver Ereignisse muss ein politischer Führer viele Dinge neu überarbeiten und überdenken.

Aber die Frage, ob Hansen schuldig ist oder nicht, muss im Gegensatz zu Fragen von Programm und Perspektiven, aufgrund von Dokumenten und Beweismaterial beantwortet werden, deren Aussagekraft nicht von Schwankungen in der wirtschaftlichen und politischen Konjunktur abhängt. In seiner Hetze gegen Sicherheit und die Vierte Internationale erklärt Banda nicht, welche die Untersuchung betreffende Tatsachen zu seinem Sinneswandel geführt haben. Er äußert keine Zweifel an der Echtheit der Dokumente, aus denen hervorgeht, dass Hansen mit dem Staat kollaborierte. Nicht einmal neue Fragen zu dem Material bringt er auf.

Man findet keinen logischen Übergang von der einen Position zur anderen – keinen gedanklichen Prozess, in dem er zweifelte, Fragen stellte und erneut untersuchte. Banda springt einfach von einer Position – Verteidigung von Sicherheit und die Vierte Internationale und deren Schlussfolgerungen – zu einer diametral entgegengesetzten.

Kein Arbeiter wird die momentanen Äußerungen eines solchen Menschen ernst nehmen, keiner ihn als objektiven und unvoreingenommenen Beobachter akzeptieren. Es liegt für jedermann klar auf der Hand, dass sein Angriff auf Sicherheit und die Vierte Internationale nur den niedrigsten und subjektivsten Erwägungen entspringt.

Nachdem Banda seine Politik geändert, neue politische Verbündete gefunden, dem Trotzkismus abgeschworen und sich in einen Gegner des Internationalen Komitees verwandelt hat, stellt er fest, dass die Entlarvung von Hansens Kollaboration mit dem FBI sich nicht mit seinen eigenen unmittelbaren politischen Bedürfnissen verträgt.

In dem Versuch, seinen Angriff auf Sicherheit und die Vierte Internationale zu rechtfertigen, behauptet Banda, die Untersuchung stütze sich „ausschließlich auf Indizienbeweise und politische Anzüglichkeiten“. Hier hat er den Prozess im Visier, den Alan Gelfand gegen die US-Regierung und die Socialist Workers Party angestrengt hat und der eine Unmasse Beweismaterial zutage gefördert hat, durch das die Beschuldigungen, die das Internationale Komitee gegen Hansen erhoben hat, untermauert werden. Alan Gelfand wollte mit seiner Klage erreichen, dass die US-Regierung verpflichtet wird, ihre Agenten zu identifizieren und aus der Führung der SWP zu entfernen.

Ganz offensichtlich versteht Banda weder die Bedeutung von Indizienbeweisen (indirekten Beweisen), noch ihr Verhältnis zu direkten Beweisen. Dieses Versagen rührt nicht daher, dass er mit dem Charakter der bürgerlichen Rechtssprechung nicht vertraut ist – das wäre verzeihlich – sondern daher, dass er sich nicht im Geringsten für das dialektische Denken und die objektiven Formen seiner Entwicklung interessiert. Nicht nur Gerichtsurteile, sondern ein großer Teil der wissenschaftlich erarbeiteten Kenntnisse beruhen sehr stark auf Indizienbeweisen.

Daraus, dass ein Schiffsmast langsam unter den Horizont sank, schloss Kolumbus auf die Krümmung der Erdoberfläche. Der direkte Beweis für seine Schlussfolgerung, der fast die gesamte damalige Wissenschaft beipflichtete, kam erst viel später. Aus noch komplexeren indirekten Beweisen schloss Einstein auf die Relativität von Zeit und Raum.

Im engeren und weniger dramatischen Gebiet der juristischen Schlussfolgerungen schließen sich die Begriffe der direkten und indirekten Beweise nicht aus, sondern sind dialektisch verbunden. Ein einzelnes Beweisstück kann sowohl ein direkter als auch ein indirekter Beweis sein, je nachdem, in welchen Zusammenhang es gestellt wird. Ein indirekter Beweis wird durch die Verbindung zahlreicher kleiner, direkter Beweisstücke erbracht.

Sicher hat Hansen auf dem Sterbebett keine Beichte abgelegt, und die US-Regierung verweigerte Gelfands Antrag, ihre Akten herauszugeben. Daher gibt es keinen endgültigen direkten Beweis – wenigstens keinen, der öffentlich zugänglich wäre –, dass Hansen ein Agent war. Aber eine Flut von direktem Beweismaterial deutet zusammengenommen mit Macht darauf hin, dass er Agent war.

Wir wollen uns ein Beispiel aus dem Prozess vornehmen, um die Beziehung zwischen direkten und indirekten Beweisen (Indizienbeweisen) zu verdeutlichen.

Jack Barnes, nationaler Sekretär der SWP, bestätigte 1982 in einer eidesstattlichen Aussage, dass sich Hansen 1940 mit dem FBI-Spezialagenten B. E. Sackett traf.

Vor diesem Eingeständnis gab es „nur“ Indizienbeweise für diese Anschuldigung, d.h.: Briefe des amerikanischen Konsuls in Mexico City, in denen das US State Department in Kenntnis gesetzt wird, dass Hansen an einem „vertraulichen“ Kontakt zu einer Person interessiert sei, „der man straflos Informationen übermitteln kann“; Briefe des US State Departments an die Botschaft in Mexico City, dass Vorbereitungen getroffen worden seien, Hansen eine Kontaktperson zur Verfügung zu stellen; Briefe des US-Konsuls an Hansen, in denen ihm der Name des Agenten genannt wird, mit dem er sich in New York in Verbindung setzen soll; ein Brief des FBI-Chefs J. Edgar Hoover an Sackett, in dem Anweisungen für dessen Umgang mit Hansen gegeben werden; ein Brief von Hansen an seine Kontaktperson in der Botschaft in Mexico City, in dem er schreibt, dass er „ihn (Sackett) in Kürze aufsuchen“ wird.

Aus diesen Stücken direkten Beweismaterials ergab sich ein sehr überzeugendes „Indiz“, dass sich Hansen tatsächlich in New York mit Sackett getroffen hat. Aber der erste „direkte“ Beweis, dass dieses Treffen wirklich stattfand, folgte erst, als Barnes dies in seiner eidesstattlichen Aussage bestätigte – ein vernichtendes Eingeständnis, das er ein Jahr später während der eigentlichen Verhandlung des Gelfand-Falles zurücknehmen wollte.

Darüber hinaus gibt es zwingende Indizien, dass Hansens Treffen mit dem FBI von der Socialist Workers Party nicht autorisiert worden waren. Den dieser Indizien bilden wiederum äußerst vernichtende direkte Beweismaterialien, nämlich eidesstattliche Aussagen von SWP-Führern, in denen sie abstreiten, je von Hansens Treffen mit dem FBI gewusst zu haben.

Farrell Dobbs, 1940 Mitglied des Politischen Komitees der SWP, wurde am 11. April 1982 unter Eid zu dieser Angelegenheit befragt:

Frage: Wussten Sie, dass sich Mr. Hansen 1940 unter vier Augen mit dem FBI in New York traf?

Antwort: Nein, das wusste ich nicht.

F.: Ist Ihnen jemals etwas davon zu Ohren gekommen?

A.: Mir ist nicht bekannt, dass so etwas je geschah und ich habe keinen Grund, es zu glauben.

F.: Warum glauben. Sie, dass dies nicht geschah?

A.: Weil ich keinen Grund habe, es zu glauben.

Zwei Wochen vorher, am 25. März 1985, sagte Felix Morrow, der Autor des klassischen trotzkistischen Werks Revolution und Konterrevolution in Spanien und 1940 Mitglied des Politischen Komitees der SWP. folgendes aus:

F.: Hat das Politische Komitee irgendjemanden bevollmächtigt, sich mit dem FBI, dem State Department oder der US-Regierung zu treffen?

A.: Ich erinnere mich an nichts derartiges. Im Moment nicht.

F.: Wäre so etwas denn eine gewichtige Frage? Würde etwas derartiges zum Beispiel im Protokoll festgehalten oder ... ?

A.: Natürlich würde es das. Wenn jemand von uns beim FBI aufkreuzte, dann hätten wir das selbstverständlich festgehalten.

F.: Warum?

A.: Um uns zu schützen.

F.: Wäre es verdächtig, wenn, zum Beispiel, aus Regierungsdokumenten hervorginge, dass sich ein Mitglied der Partei mit dem FBI getroffen hätte und ...

A.: ... dies nicht im Protokoll festgehalten wäre. Ganz recht, das wäre verdächtig.

Wenn man die direkten Beweise, dass Hansen nicht autorisierte und geheime Treffen mit dem FBI hatte – die seine Leugnungen 1975-76 widerlegen – in den richtigen Zusammenhang stellt, dann ergeben sie vernichtende Indizien, dass er 1940 als Informant arbeitete.

Um der Diskussion willen wollen wir einmal absichtlich alles außer acht lassen, was Banda bisher gesagt und geschrieben hat und ihm das Recht einräumen, diese Schlussfolgerungen zurückzuweisen. Er schreibt, selbst wenn Hansens Treffen mit dem FBI nicht autorisiert waren, „beweist das noch nicht Hansens Schuld“.

Aber mit diesem Argument beweist Banda nichts weiter, als dass er jetzt geheime Treffen zwischen einem Mitglied einer revolutionären Partei und der Polizei und den Geheimdiensten des US-Imperialismus hinter dem Rücken der Partei für legitim hält. Damit vermindert er aber nicht die Bedeutung der direkten und indirekten Beweise, die das Internationale Komitee gegen Hansen zusammengestellt hat.

Banda hat keine Antwort auf das Beweismaterial, er schiebt es einfach beiseite. „Die Briefe über Hansen beweisen nichts“, schreibt er, als ob die Sache damit erledigt wäre.

Wenn es dagegen um seine eigenen, von unmittelbaren fraktionellen Interessen diktierten Schlussfolgerungen geht, sind die Maßstäbe, die Banda an Beweismaterialien anlegt, alles andere als streng. Während er die vernichtenden eidesstattlichen Zeugenaussagen und das Dokumenten-Material gegen Hansen als „Anzüglichkeiten“ abtut, schreibt er: „Es liegt vollständig im Bereich des Möglichen, nein, ist sogar wahrscheinlich, dass Trotzki Hansen anwies,... sich mit dem FBI in Verbindung zu setzen.“ Aber worin besteht eigentlich der wirkliche Inhalt dieses „im Bereich des Möglichen, ... sogar wahrscheinlich“?

Auf welche objektiven Beweise, direkt oder indirekt, stützt Banda diese Schlussfolgerung? Aus welchen historischen Fakten leitet Banda dieses rhetorische „nein, ist sogar wahrscheinlich“ ab? Sind ihm weitere Gelegenheiten bekannt, bei denen sich Führer der trotzkistischen Bewegung heimlich mit dem FBI trafen? In Wirklichkeit ist es höchst unwahrscheinlich, dass derartige Treffen stattfinden konnten, und wenn wir die Normen akzeptieren, die in der trotzkistischen Bewegung herrschen – was unser Ausgangspunkt und die Grundlage unserer Beurteilungen ist – dann ist es unmöglich.

Einen weiteren wichtigen Bestandteil der Anklage des Internationalen Komitees gegen Hansen bildete die Tatsache, dass die SWP unerschütterlich daran festhielt, Sylvia Franklin (geborene Callen) zu verteidigen, eine GPU-Agentin, die in das nationale Büro der Partei eingedrungen und von 1938 bis 1947 als Cannons persönliche Sekretärin tätig war.

Sicherheit und die Vierte Internationale nahm auch unter die Lupe, wie Mark Zborowski gedeckt wurde – der stalinistische Agent, der 1937-38 für den Mord an Trotzkis Sohn Leo Sedow und drei anderen führenden Trotzkisten verantwortlich war.

Aber Banda schreibt – das kostet ihn nur ein paar Zeilen mehr: „Das IK hat nichts bewiesen, was wir nicht schon vorher über Sylvia Callen oder Zborowski wussten.“

Wir wollen sehen, was Banda vor neun Jahren zu diesem Thema schrieb, in einem vom 4. Januar 1977 datierten Brief an Jack Barnes:

Wir schlagen vor, dass sofort eine paritätisch besetzte Kommission gebildet wird, aus je drei Vertretern des Internationalen Komitees und des ‚Vereinigten Sekretariats‘, oder ein Komitee aus bekannten Vertretern der internationalen Arbeiterbewegung, auf die sich beide Seiten einigen.

Wir werden dieser Kommission alles Beweismaterial vorlegen, das gesammelt worden ist, seit das Internationale Komitee im Mai 1975 seine Untersuchung zu ‚Sicherheit und die Vierte Internationale‘ begonnen hat. Diese hat unwiderlegbar bewiesen, dass Joseph Hansen und George Novack von der Socialist Workers Party (USA) während der letzten 36 Jahre bewusst daran gearbeitet haben, die GPU zu decken, die Geheimpolizei der sowjetischen Bürokratie.

Enttarnte GPU-Agenten, wie Sylvia Callen, alias Caldwell, die James P. Cannons persönliche Sekretärin und Organisatorin des nationalen Hauptquartiers der SWP in New York wurde, haben sie geschützt und verteidigt. Die SWP-Führung inszenierte 1950 eine Pseudo-Kontrollkommission, die einen manipulierten Bericht vorlegte, der sie von allen Anschuldigungen freisprach. Im November 1960 wurde sie in einer Anklageschrift des Obersten Bundesgerichtshofes als Mitverschwörerin in dem Spionagering von Robert Soblen genannt.

Bis auf den heutigen Tag wird sie von der Hansen-Novack-Clique als ‚beispielhafte Genossin‘ hochgehalten. Reba Hansen schrieb 1975: ‚Ihre Hingabe für die Bewegung und ihre Bereitschaft, stundenlang hart zu arbeiten, inspirierten uns alle. Sylvia und ich arbeiteten schließlich eng zusammen und wurden gute Freundinnen. Sie war ein warmherziger Mensch.‘ (James P. Cannon, As We Knew Him, Pathfinder, New York 1976)

Sie deckten weitere Agenten, wie Mark Zborowski, der, bevor er 1971 mit Novacks Hilfe in die USA gebracht wurde, der planende Kopf hinter der Ermordung von Leon Sedov, Trotzkis Sohn war.

Sie haben sich jeder Untersuchung der mörderischen Aktivitäten der GPU gegen die trotzkistische Bewegung widersetzt, einschließlich der Infiltration von Trotzkis Haushalt in Coyoacan und der Ermordung des Gründers der Vierten Internationale im August 1940.

Aus diesen Gründen bezeichnete das Internationale Komitee Hansen und Novack am 1. Januar 1976 als Komplizen der GPU und rief zu einer Untersuchungskommission auf.

Als Banda diese Zeilen schrieb, befand sich Sicherheit und die Vierte Internationale noch im Anfangsstadium. Die schlagendsten Beweise sollten erst noch entdeckt werden. Bandas Behauptung, das IK habe „nichts bewiesen, was wir nicht schon vorher über Sylvia Callen oder Zborowski wussten“, ist von vornherein absurd, weil vor Initiierung der Sicherheitsuntersuchung 1975 praktisch überhaupt nichts über sie bekannt war.

Darüber hinaus bestand das auslösende Moment für Hansens erstaunlich stürmische Verteidigung von Cannons ehemaliger Sekretärin gerade darin, dass das erste Beweismaterial über Callen entdeckt wurde. Erinnern wir uns, was Hansen schrieb:

Sylvia Caldwell (dies war ihr Parteiname) arbeitete sehr hart an ihrer schwierigen Aufgabe, das Nationale Büro der Socialist Workers Party zu leiten, wozu auch ihre Tätigkeit als Sekretärin Cannons zählte. Alle Genossen, die diese anstrengende und oft beschwerliche Arbeit mit ihr teilten, nahmen sich gerade an ihr ein Beispiel. Sie waren, wie Sylvia Caldwell selbst, außer sich vor Wut über die gemeinen Verleumdungen von Budenz.

Hansen erklärte, dass die „Hetze“ gegen Caldwell durch die Notwendigkeit motiviert sei, nachzuweisen, „dass Healys Denken geistig normal ist und mit der Wirklichkeit übereinstimmt.“

Zwischen 1977 und 1983 sammelte das Internationale Komitee eine Unzahl Beweise, dass Budenzʼ Anschuldigungen stimmten, und dass Hansen und und die SWP-Führung ihre Rolle in dem GPU-Netz vertuschten, das den Mord an Leo Trotzki organisiert hatte.

Das IKVI stellte bedeutsame Details über ihren persönlichen und politischen Hintergrund zusammen: dass sie während ihrer Studienzeit an der University of Wisconsin Mitglied des stalinistischen Studentenbundes (National Student League) gewesen war, und dass sie einen führenden stalinistischen Aktivisten auf dem Campus, Zalmond David Franklin, heiratete – dies entsprach den Angaben von Budenz in seinem Buch Men Without Faces. Letzteres Detail war besonders wichtig, weil sich Caldwell-Callen-Franklin bei der SWP als ledige Frau ausgegeben hatte.

Im September 1981 erhielt die 67jährige Sylvia Doxsee (die letzte Identität von Franklin) eine Vorladung und machte in Chicago ihre Aussage. Im Verlauf von vier Stunden behauptete sie mehr als 230 Mal, ihr Gedächtnis lasse sie im Stich.

Im April 1982 entlarvte Farrell Dobbs, selbst Mitglied der Kontrollkommission, die den Anschuldigungen nachgegangen war, den fadenscheinigen und nicht überzeugenden Charakter der damaligen SWP-Untersuchung. Aus seiner unter Eid abgelegten Zeugenaussage ging hervor, dass die Kontrollkommission sich nicht ernsthaft bemüht hatte, herauszufinden, ob BudenzʼAnschuldigungen stimmten oder nicht.

F.: Äußerte sie sich bei der Befragung über ihre Ehe mit, Zalmond David Franklin?

A.. Wir fragten sie nicht nach ihrer Ehe. Wir kümmerten uns nicht um ihr Privatleben. Das war ihre Privatsache.

F.: Sagte sie während der Befragung, dass sie mit Ehenamen Franklin hieß?

A.: Ich sagte bereits, dass wir ihr, soweit ich mich erinnern kann, keine Fragen über ihre Ehe stellten.

F.: Haben Sie sie gefragt, ob sie verheiratet ist?

A.: Ich glaube nicht. Das hätten wir wohl nicht getan. Mir ist nicht klar, was das zur Sache beigetragen hätte. Ich glaube nicht, dass wir sie danach fragten.

F.. Haben Sie sich während der Befragung Notizen gemacht?

A.. Ich glaube nicht.

F.: Hat sich sonst irgendjemand Notizen gemacht?

A.: Nicht, dass ich wüsste. Meines Wissens wurde nichts festgehalten.

Man vergleiche Dobbs' Aussage mit einem Brief, den Cannon angeblich 1966 geschrieben hat und den Hansen ständig zitierte, um Franklins „Unschuld“ zu beweisen:

In einem anderen Fall untersuchte die Kontrollkommission gründlich Gerüchte, die die Shachtman-Leute und andere außerhalb der Partei gegen die Integrität einer mit Sekretärsaufgaben betrauten Parteiarbeiterin im Nationalen Büro verbreiteten. Aus allen nur erdenklichen Quellen wurden Zeugenaussagen gehört und mitstenographiert, die Gerüchte dann für unhaltbar befunden und das beschuldigte Parteimitglied entlastet, um die Arbeit fortzusetzen.

Als das Internationale Komitee immer mehr Informationen sammelte, die Budenzʼ Anschuldigungen gegen Franklin als wahr bestätigten, drängte sich immer mehr die Frage in den Vordergrund, weshalb die SWP so heftig auf ihre Unschuld pochte und verzweifelt versuchte, die Tatsachen zu vertuschen.

Im Januar 1983 forderten die SWP-Anwälte vor einer Anhörung des Bundesgerichts in New York City die Richterin dringend auf, Gelfands Antrag abzulehnen, nach dem Sylvia Franklins Zeugenaussagen vor einer New Yorker Anklagejury 1954 und 1958 freigeben werden sollten.

Am 8. März 1983, als die endgültige Entscheidung über die Freigabe der Aussageprotokolle noch ausstand, hielt Barnes während seiner eigenen Aussage im Gelfand-Prozess folgende uneingeschränkte Lobrede auf Franklin:

Ihr ganzes Auftreten, nicht nur während ihrer Zeit in unserer Bewegung, sondern auch seit sie uns verlassen hat, zeigt, dass sie genau das ist, was sie war: ein loyales, hart arbeitendes, beispielhaftes Mitglied unserer Bewegung ... Ich schätze sie heute mehr denn je, nach den Drohungen und allem, was sie durchgemacht hat. Sie bedeutet mir heute fast mehr als damals.

Etwas mehr als eine Stunde später wurden die Franklin-Protokolle der Anklagejury freigegeben. Ihre Aussagen bestätigten, dass sie ein Spitzel innerhalb der Socialist Workers Party gewesen war. Wir zitieren aus dem Protokoll vom 18. Juni 1958:

F.: Wenn ich hier ein bisschen zusammenfassen darf, Frau Doxsee, Sie sagten, dass Sie Mitte der dreißiger Jahre der Young Communist League beitraten, aber nachdem sie der Young Communist League beigetreten waren, traten Sie auf Vorschlag von jemandem aus der Kommunistischen Partei einer Organisation bei, die Teil der Socialist Workers Organisation war. Ist das richtig?

A.: Ich glaube, so ist es.

F.: Dann kamen Sie schließlich ins Büro von James P. Cannon und wurden seine Sekretärin?

A.: Ja.

F.: Nun, während der Zeit, als Sie im Büro von Herrn Cannon arbeiteten, haben Sie da jemals irgend etwas, was Sie dort erfuhren, mit jemand anderem besprochen?

A.: Ja.

F.: Erinnern Sie sich, wer es war, mit dem Sie darüber diskutierten?

A.: Nun, ich ging gewöhnlich in die Wohnung meines früheren Mannes, in Zalmonds Wohnung.

F.: Trafen Sie dort jemanden?

A.. Ich traf dort – nicht jedesmal, wenn ich dorthin kam – aber ich habe dort einen Mann, den ich Jack nannte, getroffen. Ich weiß seinen Namen nicht.

....

F.: Wenn Sie diesen Mann, Jack, in der Wohnung Ihres ehemaligen Mannes getroffen haben, gaben Sie ihm dann irgend etwas? Sprachen Sie mit ihm?

A.: Nun, ich erinnere mich, dass ich Berichte getippt und ihm gebracht habe – ich erinnere mich an eine bestimmte Sache, die ich ihm gebracht habe, ich erinnere mich mit Sicherheit, dass ich Kopien von Treffen des Politischen Komitees mitgebracht habe, die hektographiert waren, die ich gewöhnlich hektographiert habe. Ich erinnere mich, dass ich immer eine Kopie genommen habe und ich muss sie mitgebracht haben, daran erinnere ich mich.

...

F.: Nun, Sie beschrieben das hektographierte Material, das Sie immer dort abgaben, können Sie sich an den Inhalt des Materials erinnern, das Sie dort abtippten?

A.: Nun, ich erinnere mich daran, dass ich immer abtippte – vor altem während der Fraktionskämpfe in der Partei und den Sitzungen des Politischen Komitees, wer gegen wen kämpfte und dann, wenn Post von Leo Trotzki da war, die ich sah, versuchte ich, mir zu merken, was in den Briefen stand und schrieb alles auf, wer mit wem ging und ähnliche Dinge, persönliche Dinge und so etwas, ich erinnere mich, wieviel Geld sie hatten – ich kannte ihre Kontostände und ähnliche Dinge, wissen Sie.

Durch diese Protokolle wurde alles bestätigt, was Budenz in seinem Buch Men Without Faces geschrieben und 1950 in einer schriftlich beeidigten Erklärung bezeugt hatte. Nur eine Frage blieb offen. Warum hatten Hansen und die SWP-Führung, angesichts der überwältigenden Beweisfülle für das Gegenteil, darauf beharrt, dass Sylvia Franklin eine „beispielhafte Genossin“ gewesen sei?

Die Freigabe dieser Protokolle traf mit einer weiteren aufsehendenerregenden Enthüllung zusammen: Dass Louis Budenz auch Hansen als GPU-Agenten identifiziert hatte!

Zum ersten Mal wurde klar, welche Bedeutung dahinter steckte, dass Hansen und die SWP in scheinbar unbegreiflicher Weise auf Franklins Unschuld beharrten und Budenz ununterbrochen denunzierten (und dies obwohl Budenzʼ Erklärungen über die Rolle der GPU beim Mord an Trotzki, bevor er 1947 Franklin entlarvte, auf der ersten Seite von The Militant veröffentlicht worden waren): Wenn Hansen und die SWP anerkennen, dass Budenzʼ Anschuldigung gegen Franklin der Wahrheit entsprach, dann müssten sie gleichermaßen anerkennen, dass auch seine Anschuldigungen gegen Hansen wahr sind.

Diese Schlussfolgerung ist umso zwingender, wenn man bedenkt, dass die SWP Franklin selbst nach der Freigabe der Protokolle noch verteidigte und gleichzeitig bestätigte, dass Budenz tatsächlich Hansen und andere SWP-Führer als GPU-Agenten bezeichnet hatte.

Heute schreibt Banda: „Es ist unglaublich, dass North jetzt auf BudenzʼZeugenaussage hinweist, Hansen sei ein GPU-Agent. Unter Anwendung von Northʼ eigenen verrotteten Maßstäben müssten wir zwangsläufig zu dem Schluss kommen, dass Budenzʼ Aussage ein Bestandteil seines eigenen schmutzigen Deals mit dem FBI und dem State Department war, oder etwa nicht?“

Banda verschweigt wohlweislich eine herausragende Kleinigkeit: Budenzʼ Entlarvung von Sylvia Franklin wurde veröffentlicht, niemals aber seine Identifizierung von Hansen! Diese Tatsache wurde erst bekannt, nachdem Gelfands Anwälten kurz vor Prozessbeginn ein Brief vorlag, den einer von Hansens engsten Vertrauten, Vaughn T. OʼBrien, geschrieben hatte.

Hansen wusste, dass er von Budenz als GPU-Agent identifiziert worden war (diese Tatsache erwähnte er in seinen Antworten auf Sicherheit und die Vierte Internationale kein einziges Mal). Aber weder Budenz noch das FBI traten öffentlich gegen Hansen auf.

Wenn man die Position der SWP einnimmt, d.h. dass Budenz einfach ein verlogener Lockspitzel war, der versuchte, die Organisation zu zerschlagen, dann wäre die logische Folge, dass die Informationen, die Budenz dem FBI über Hansen geliefert hatte – der als Repräsentant der SWP weit bekannter war, als Franklin –, veröffentlicht worden wären. Sie wären,benutzt worden, um gegen die SWP zu hetzen.

Weshalb wurde also die Tatsache, dass Budenz Hansen als GPU-Agenten identifiziert hatte, bis März 1983 verheimlicht? In diesem Fall scheint die Antwort in dem schmutzigen Deal mit dem FBI und dem State Department zu liegen, den Hansen selbst 1940 einging.

Kehren wir zu den die Informationen zurück, die über Mark Zborowski entdeckt wurden. Vor Sicherheit und die Vierte Internationale war in der trotzkistischen Bewegung praktisch nichts über die Aktivitäten dieses mörderischen Provokateurs geschrieben worden.

Die SWP berichtete weder über seinen Prozess 1958 in New York City, noch über Soblens Prozess 1961, in dem Einzelheiten über Zborowskis Karriere in der Vierten Internationale enthüllt wurden. Im August 1975 machte das Internationale Komitee Zborowski in San Francisco ausfindig, wo er im Mount Zion Medical Centre arbeitet, und fotographierte ihn. (Keine einzige andere Organisation, die behauptet, trotzkistisch zu sein, druckte diese Fotos ab).

Im Februar 1982 luden Gelfands Anwälte Zbrowski vor und legten einen Termin für seine Aussage fest. Jetzt war die Gelegenheit gekommen, den Mann zu befragen, der eine Schlüsselrolle bei den Morden an Leo Sedow, Erwin Wolff, Rudolf Klement und Ignaz Reiss gespielt hatte.

Aber die Socialist Workers veranlasste ihre Anwälte, einen Antrag zu stellen, der darauf abzielte, diese Befragung zu verhindern!

Bei seiner Aussage im März 1982 wurde Barnes dazu befragt, dass die SWP Zborowski verteidigte:

F.: Ist es Ihre Aufgabe, GPU-Agenten zu schützen?

A.: Es ist meine Aufgabe, die Rechte amerikanischer Bürger dadurch zu schützen, dass ich in der Bewegung kämpfe und arbeite und die Rechte der Partei verteidige, wenn sie angegriffen werden.

F.: Werden die Rechte Ihrer Partei angegriffen, wenn innerhalb des gesetzlichen Rahmens Untersuchungen über die Aktivitäten der GPU in Ihrer Bewegung angestellt werden?

A.: Wenn Individuen von Organisationen belästigt werden, deren einziges Ziel darin besteht, sie zu belästigen, dann geht es um die Rechte dieser Individuen. Sie bezogen sich vorhin auf Herrn Zborowski. Dieser Mann hat unter Eid seine Zugehörigkeit zu Agenturen erklärt, die unserer Bewegung fremd sind. Aber selbst Herr Zborowski hat dieselben Rechte wie jeder andere Bürger dieses Landes.

Wenige Wochen später sagte Felix Morrow aus, dass Zborowski „ein sehr bedeutender GPU-Agent war, der ungeheuren Schaden anrichtete“. Auf die Frage, was er davon halte, dass die SWP per Schutzantrag versucht hatte, Zborowskis Befragung zu verhindern, antwortete Morrow: „Das finde ich unbegreiflich, erstaunlich,“

Der Kampf um Zborowskis Vorladung erstreckte sich über das ganze Jahr. Der Schutzantrag der SWF wurde abgelehnt. Zborowski erschien im April 1982 zur Befragung, verweigerte aber jegliche Aussage, wobei er sich auf Artikel Fünf der Verfassung berief.

Die Versuche, seine Aussage zu erzwingen, erreichten im Herbst und Winter 1982 ihren Höhepunkt. Inzwischen arbeitete die SWF direkt mit Zborowskis Anwalt zusammen, um seine Befragung zu verhindern.

Zborowskis juristische Papiere wurden teilweise von den Anwälten der SWF geschrieben. Im Januar 1983 annullierte ein Justizbeamter die Vorladung und akzeptierte Zborowskis Behauptung, dass jegliche Aussage von ihm, die zur Enttarnung von Agenten innerhalb der SWF führen würde, gegen das brandneue, 1982 verabschiedete „Gesetz zum Schutz der Identität von Geheimdienstlern“ verstieße.

Das Internationale Komitee hatte 1976 Hansen und Novack ursprünglich als Komplizen der GPU bezeichnet und dabei insbesondere ihre Rolle bei der Vertuschung der Aktivitäten von Sylvia Franklin und Mark Zborowski angeführt. Dies versetzte die Revisionisten in aller Welt in hellen Aufruhr. Sie nannten unsere Bezeichnung eine „schamlose Verleumdung“.

Aber 1982-83, als der Gelfand-Fall vor Gericht kam, nahmen unsere Anschuldigungen in den Praktiken der SWP konkrete Gestalt an – in ihren Versuchen, die Freigabe der Protokolle von Sylvia Franklins Aussagen vor der Anklagejury zu verhindern, und in ihrer aktiven Zusammenarbeit mit Zborowski, um seine Befragung zu hintertreiben.

– – –

Und was Northʼ erschütternde Enthüllung angeht, dass die gesamte Führung der jetzigen SWP an einem einzigen College im mittleren Westen rekrutiert wurde, so kann ich nur antworten: na und?

Wenn das wirklich alles ist, was Banda dazu zu sagen hat, dann beantwortet er gar nichts. Er bezeugt lediglich seine völlige Gleichgültigkeit gegenüber allen Beweisen, die die Anschuldigungen des Internationalen Komitees gegen die Führung der SWP untermauern.

1979 entdeckte das Internationale Komitee, dass Hansens Nachfolger in der Führung der SWP fast ausschließlich Absolventen des kleinen Carleton-College in Northfield, Minnesota waren. Im Zusammenhang mit der überwältigenden Beweisflut, aus der hervorgeht, dass Hansen ein Agent der US-Regierung war, ist dies tatsächlich eine „erschütternde Enthüllung“ gewesen.

Jeder, der die Geschichte des Trotzkismus in den USA kennt und weiß, wie langwierig und schwierig es ist, mitten im Herzen des Weltimperialismus einen revolutionären Kader heranzubilden, würde es von daher für höchst unwahrscheinlich halten, dass. aus einer einzigen kleinen Schule im mittleren Westen, die hauptsächlich von Studenten aus Mittelklasse-Familien besucht wird, praktisch die gesamte Führung einer Organisation hervorgeht, die sich marxistisch nennt.

Noch unwahrscheinlicher wird diese Geschichte, wenn man in Betracht zieht, dass es in dem betreffenden Zeitraum von etwa 25 Jahren – als Carleton-Studenten reihenweise in die SWP und die Young Socialist Alliance einzutreten begannen – in Northfield überhaupt keine Parteizelle der SWP gab. Die SWP-Zelle in Minneapolis, 30 Meilen entfernt, war an dem College politisch nicht aktiv.

Und trotzdem sollte Carleton eine ganze Palette von SWP-Führern hervorbringen: Jack Barnes '61, Betsy Stone '61, Mary-Alice Waters '63, John Benson '63, Dan Styron '63, Doug Jenness '64, Paul Eidsvik '64, Caroline Lund '66, Larry Seigle '66, Margaret Brundy '66, Barbara Matson '66 und Cindy Jaquith '69.

Buchstäblich all diese Individuen, angefangen bei Barnes, stammten aus konservativen, gläubigen und republikanischen Familien. Es war sogar so, dass Barnes noch 1960, nur wenige Monate vor seiner plötzlichen Bekehrung zum Kommunismus, bei der Präsidentschaftswahl für Richard Nixon gegen seinen demokratischen Gegner John Kennedy eintrat.

Das war nur eine von zahlreichen Ungereimtheiten: Barnes Reise nach Kuba, die angeblich zur Veränderung seiner Weltanschauung führte, wurde durch die Ford-Stiftung finanziert. Über seinen heutigen Kollegen Doug Jenness existiert ein in seinen Universitätsunterlagen gefundenes Dokument, aus dem hervorgeht, dass er der Schulbehörde private Informationen über die politischen Aktivitäten von Studenten lieferte.

Als das Internationale Komitee 1981 seine bisher letzte Gesamtanalyse der SWP-Führung erstellte, da zeigte sich, dass 7 von 16 Mitgliedern des Politischen Komitees das Carleton-College besucht hatten. Sämtliche Schlüsselpositionen in der Partei waren von ehemaligen Studenten des Carleton-College besetzt: Barnes war nationaler Sekretär, Waters Herausgeberin von Intercontinental Press, Jaquith Herausgeberin von The Militant, und Seigle verantwortlich für alle Rechtsfragen der Organisation. Seither hat es einige Veränderungen gegeben: Jenness hat Waters Aufgabe als Herausgeber von Intercontinental Press übernommen.

Als die Carleton-Gruppe in die SWP und dort direkt in die Führung gelangte, befand sich die Partei gerade in einer kritischen politischen Umwandlungsphase. Unter der Führung von Joseph Hansen war die SWP im Begriff, mit dem Internationalen Komitee der Vierten Internationale zu brechen. Sie schwenkte in Richtung der europäischen Revisionisten unter Mandel und Pablo. Die Mehrheit des YSA-Nationalkomitees (die YSA ist die Jugendorganisation der SWP), damals geführt von Tim Wohlforth, kämpfte gegen diesen Kurs.

Hansen brach eine Kampagne vom Zaun, um die YSA-Führung, die auf der Seite des IK stand, zu beseitigen. Die Carleton-Gruppe, vor allem Barnes und Stone, spielte bei dieser Operation eine Schlüsselrolle. Das Internationale Komitee hat Unterlagen entdeckt, die belegen, dass interne SWP-Dokumente, die sich auf die Auseinandersetzung über den Klassencharakter des kubanischen Staates beziehen, bereits in Barnes' Händen waren, bevor er der YSA beitrat. Wenige Wochen nach seinem Beitritt nahm er bereits an einer bundesweiten Tagung des SWP-Nationalkomitees teil und war bald aktiv mit dabei, Wohlforth aus der Führung zu drängen.

Desweiteren untersuchte das Internationale Komitee die außerordentlich zweifelhaften Ursprünge der Fair-Play-for-Cuba-Komitees (FPCC). Die Carleton-Gruppe hatte diese Komitees benutzt, um in die SWP zu gelangen. Das IK entdeckte bisher unbekannte Zusammenhänge zwischen der Gründung der FPCCs im April 1960 – durch verdeckte Aktivitäten eines reichen Unternehmers aus New Jersey, Allan Sagner, der über wichtige Verbindungen in der Demokratischen Partei verfügte – und einem plötzlichen Schwenk in der SWP-Politik zu Kuba.

Aus Regierungsdokumenten, die durch den Watergate-Skandal an die Öffentlichkeit kamen, geht hervor, dass die Socialist Workers Party in den frühen sechziger Jahren intensiv vom Staat überwacht und infiltriert wurde. Zwischen 1961 und 1974 arbeiteten rund 1.600 Agenten und Spitzel innerhalb und außerhalb der SWP, um Informationen über sie an den Staat weiterzuleiten.

Der Gelfand-Prozess erbrachte unter anderem klare Beweise, dass die alternde SWP-Führung sich nicht im geringsten um Fragen kümmerte, die die Sicherheit der Organisation betrafen. FBI-Agenten konnten ungehindert in den Büros ein und aus gehen und sich nach Belieben bedienen. Im April 1982 wurde der inzwischen verstorbene Farrell Dobbs zur Sicherheitslage der Organisation befragt:

F.: Hatte die SWP in den späten fünfziger und frühen sechziger Jahren eine Nachtwache im nationalen Hauptquartier?

A.: Nein.

F.: Hatte sie eine Alarmanlage?

A.: Nein.

F.: Hatten Sie einen Nummernsafe?

A.: Das weiß ich nicht mehr.

F.: Wurden die Aktenordner nachts weggeschlossen?

A.: Vielleicht manche, andere nicht.

Die politische Naivität der Führung machte dem FBI seine Arbeit leicht.

F: Gab es irgendwelche Maßnahmen, um sicherheitsempfindliche Dokumente zu schützen?

A-: Gegen etwas, von dem wir nicht wussten, dass es stattfand? Wir gingen davon aus, dass wir in diesem Land trotz allem noch ein paar von der Verfassung garantierte Rechte haben.

F.: Warum?

Frau WINTER (SWP-Anwältin) Ich erhebe Einspruch gegen diese Frage und leite ...

A.: Weil wir Bürger dieses Staates sind. Weil sie uns zustehen.

Laut BarnesʼAussage war Dobbs einer von zwei Parteiführern, mit denen er am engsten zusammenarbeitete und die seine Politische Entwicklung am nachhaltigsten beeinflussten. Der zweite war Joseph Hansen.

Obwohl Dobbs Barnes zu seinem Nachfolger als nationalen Sekretär nominierte, scheint er aber praktisch nichts über ihn gewusst zu haben.

Als er gefragt wurde, ob er gewusst habe, dass ein großer Teil der Parteiführung das Carleton-College absolviert hatte, antwortete Dobbs:

Ich hatte keinen Grund zu fragen, wer nun genau von weichem College kam. Ich arbeitete mit allen auf der Grundlage zusammen, dass sie in der Bewegung waren. Wenn Sie mir sagen, dass sie alle vom Carleton-College kamen, und Sie das wissen, dann will ich mich gar nicht mit Ihnen darüber streiten.

Frage: Hat Ihnen während Ihrer Zeit als nationaler Sekretär, etwa 1960, '63 oder '64 irgendjemand aus der Zelle in Minneapolis erzählt, dass eine große Anzahl vielversprechender Studenten in die Bewegung kam?

Antwort: An etwas Derartiges erinnere ich mich nicht, aber ich bin mir auch gar nicht sicher, dass man mir davon berichtet hätte, weil die Studenten, die in die Partei kamen – oder vielmehr in die Bewegung – erst der Young Socialist Alliance beitraten, und dann, früher oder später, einige von ihnen in die Partei kamen. Mir ist nicht in Erinnerung, dass mir während meiner Zeit als nationaler Sekretär irgendjemand einen Bericht geliefert hätte, der sich ausdrücklich mit den Studenten von Carleton befasste.

....

F.: Arbeitete Mr. Barnes in der Gewerkschaftsbewegung?

A.: Nicht dass ich wüsste. Vielleicht, aber mir ist nichts davon bekannt.

F.: Knüpfte er breite Verbindungen zu Arbeitern an?

A.: Ich nehme an, er kam mit einigen Arbeitern in Berührung, aber ich kann wirklich nicht wissen, wie breit seine Verbindungen waren. Im Laufe der Zeit muss er mit einigen Arbeitern in der Partei zusammengetroffen sein. Wie ausgiebig, das weiß ich nicht.

F.: Wissen Sie, ob sich Mr. Barnes während dieser Zeit gut mit Arbeitern verständigen konnte?

A.: Er ist ein Mensch, der sich klar ausdrückt.

F.: Gewann er bei den Arbeitern Ansehen?

A.: Keine Ahnung.

....

F.: An weichen Kämpfen der Arbeiterklasse hat Mr. Barnes teilgenommen?

A.: Darüber kann ich Ihnen nichts Direktes sagen.

....

F.: Welche Fähigkeiten von Mr. Barnes haben Sie bewogen, gerade ihn als Ihren Nachfolger auszuwählen?

A.: Ich kenne die Gründe für die einzelnen Individuen nicht. Ich weiß nur, dass die Mitgliedschaft den Eindruck hatte, dass sie – dass er Führungsqualitäten habe, und so wurde er aufgrund des Verfahrens, das ich Ihnen gerade beschrieben habe, in die eine oder andere Führungsposition gewählt.

F.: Nun, als nationaler Sekretär hatten Sie Gelegenheit, zu beobachten ...

A.: Ich habe schließlich nicht alle Mitglieder einzeln nach ihrer Meinung zu den Positionen gefragt, die sie zum Ausdruck brachten.

Alles in allem lief Dobbsʼ Antwort darauf hinaus dass er keinen Grund angeben konnte, weshalb ausgerechnet Barnes und seine Gefährten vom Carleton College in die Führung der SWP kamen.

Diese Beweise mögen „indirekt“ sein. Aber sie untermauern mit Macht die Anschuldigungen des Internationalen Komitees – mit denen Banda und Slaughter bis vor kurzem übereinstimmten –, dass die Carleton-Gruppe vermittels Manöver der US-Regierung in die Führung der SWP eingeschleust wurde.

Politisch gesehen gibt es keine legitime Erklärung, weshalb Dobbs seine Entscheidung, Barnes Aufstieg in die SWP-Führung zu unterstützen, nicht ernsthaft begründen konnte. Ungeachtet seines hohen Alters war Dobbs 1982 im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte – wie sich in den historischen Abhandlungen zeigt, die er in der letzten Periode seines Lebens schrieb. Aus seiner Aussage geht indessen klar hervor, dass Dobbs seit Mitte der sechziger Jahre nur noch als politische Gallionsfigur fungierte und nicht über die inneren Vorgänge in der SWP-Führung informiert war. Er nominierte Barnes zu seinem Nachfolger, weil ihm dies ... von Joseph Hansen angeraten wurde.

Banda ist über dieses gesamte Beweismaterial im Bilde, aber er hält es nicht für notwendig, sich damit gründlich zu beschäftigen. Wir sollen uns mit seinem hohlen „Na und?“ abspeisen lassen.

Er fragt allerdings auch: „Wo sind die konkreten Beweise ihrer Arbeit für das FBI?“, und warnt: „Legʼsie vor oder haltʼ die Klappe, North!“

Banda ist ebenso vergesslich wie provokativ. Er selbst hat diese Frage schon vor langer Zeit beantwortet. 1979, als die Untersuchung des Internationalen Komitees noch in den Kinderschuhen steckte, schrieb Banda eine lange Analyse über die Position der SWP zur angolanischen Revolution unter dem Titel:“SWP: Apologet und Verteidiger des Imperialismus“. Darin wurde schlagend nachgewiesen, wie die SWP sich gegen den Sieg der MPLA stellte, die konterrevolutionären Kräfte von Savimbis UNITA und Robertos FNLA unterstützte und rechtfertigte, dass letztere Organisation CIA-Gelder annahm. Banda schrieb:

Die SWP unterstützt in verschleierter Form die von der CIA finanzierten Organisationen und begegnet der MPLA mit offener Feindschaft. Dies steht in unmittelbarem Zusammenhang mit ihrem groben Verrat am Trotzkismus, der darin zum Ausdruck kommt, dass sich die SWP-Führer Hansen und Novack weigern, auch nur eine einzige Frage zu beantworten, die ihnen das Internationale Komitee zu Sicherheit und die Vierte Internationale gestellt hat. Sie weigern sich bis zum heutigen Tag, etwas zu unternehmen, um die Bewegung von den brandmarkenden GPU-Intrigen und -Provokationen zu befreien. Dadurch sind sie jetzt dem Druck der CIA genauso ausgeliefert.

Mit ihrer Abkehr vom Befreiungskampf in Angola hat diese Gruppe ihre Degeneration hin zu Chauvinismus und Antikommunismus nahezu zu Ende geführt. In Erscheinung tritt eine Gruppe kleinbürgerlicher Skeptiker, die sich rasch – wie damals Shachtman – in eine konterrevolutionäre Agentur des State Department verwandelt.

Dieser Analyse kommt deshalb besondere Bedeutung zu, weil sich Banda hier hauptsächlich auf politische Kriterien stützt, wenn er die SWP als Agentur des US-Imperialismus bezeichnet. Noch vor zehn Jahren schreckte Banda nicht davor zurück, eine derart vernichtende Schlussfolgerung zu ziehen, nachdem er die reaktionäre Haltung der SWP in Bezug auf den nationalen Befreiungskampf des angolanischen Volkes analysiert hatte. Wie kommt er also dazu, jetzt, wo das Internationale Komitee seine Analyse von 1976 mit Fakten untermauert hat, den Empörten zu mimen?

Banda wies damals nach, dass die Politik der SWP den Interessen des US State Department diente; und machte das Internationale Komitee und die fortgeschrittenen Arbeiter darauf aufmerksam, welch hinterhältige Rolle Hansens Intercontinental Press spielte.

1979 wurden Dokumente veröffentlicht, die sich mit der Fausto-Amador-Affäre befassten. Hier zeigte sich, dass Hansens Intercontinental Press ein journalistischer „sozialistischer“ Deckmantel war, ihre wirkliche Rolle aber darin bestand, Agenten in die nationalen Befreiungsbewegungen einzuschleusen. Fausto Amador, der von der sandinistischen Bewegung desertiert war und als Agent für Anastasio Somoza arbeitete, wurde von Hansen und Barnes vorsätzlich in die Führung des revisionistischen Vereinigten Sekretariats gehievt und zum führenden Zentralamerika-Korrespondenten für Intercontinental Press ernannt.

Als im Juni 1977 in Intercontinental Press ein sechsseitiges Interview mit Fausto Amador erschien und gleichzeitig seine künftige Korrespondententätigkeit angekündigt wurde, schrieb der pablistische Führer Livio Maitan einen wütenden Protestbrief: „Nach der Lektüre dieses Dokuments werden sich wohl nicht wenige Genossen fragen, welchen Charakter dieses Individuum hat, dem Ihr so viel Platz einräumt.“

Erst drei Monate vor Erscheinen des Interviews hatte das Vereinigte Sekretariat den Versuchen der SWP, Amador als Mitglied aufzunehmen, eine Abfuhr erteilt. Die europäischen Pablisten verabschiedeten eine Resolution, in der sie festhielten, dass ihrer Meinung nach „Amadors Aktivitäten zwischen 1969 und 1973 objektiv die nicaraguanische Diktatur in ihrem Kampf gegen das Volk unterstützten.“

Aber Hansen und seine Schützlinge in der SWP-Führung gaben sich nicht geschlagen. Sie setzten das Vereinigte Sekretariat und dessen Anhänger in Lateinamerika massiv unter Druck. In Kolumbien widersetzte sich die Mehrheit der pablistischen Organisation dem Vereinigten Sekretariat, als dieses forderte, sie solle sich in der Frage Amador dem Diktat der SWP beugen. Laut Nahuel Moreno versuchte Hansen daraufhin, „uns zu drohen, einzuschüchtern und zu erpressen.“ Die SWP setzte sich schließlich durch – und fügte damit der Glaubwürdigkeit des Trotzkismus in Zentralamerika enormen Schaden zu.

Während des nächsten Jahres, mitten in den heftigsten Kämpfen gegen das Somoza-Regime, veröffentlichte Intercontinental Press zahlreiche Artikel von Amador, in denen die Sandinistas verurteilt wurden. Die Artikel riefen dazu auf, dass die Sandinistas den bewaffneten Kampf sofort aufgeben. Noch zwei Monate vor Somozas Sturz hetzte Amador gegen ihre Offensive. Er verkündete, „der Kampfeswille der Massen“ sei „gebrochen“, warf der FSLN vor, sie sei zu „emotional“ und verschleiere dadurch „die politische Klarheit“, und meinte, es sei notwendig, „diesen katastrophalen und selbstmörderischen Auffassungen Widerstand entgegenzusetzen“.

Nach dem Sieg der Sandinistas im Juli 1979 verschwand der Name Fausto Amador von den Seiten der Intercontinental Press.

Als Mary-Alice Waters im November 1982 von Gelfands Anwälten befragt wurde, antwortete sie auf Fragen über die Beziehung zwischen der SWP und Amador ausweichend und irreführend.

F.: Gehört er „Intercontinental Press“ an?

A.: Nein.

F.: Hat er „Intercontinental Press“ je angehört?

A.: Nein.

.....

F.: Wann haben Sie Herrn Amador zum letzten Mal gesehen?

A.: Das weiß ich nicht mehr. Es ist schon mehrere Jahre her.

F.: Schreibt er noch Artikel für „Intercontinental Press“?

A.: Nein.

F.: Steht er noch in Verbindung mit der SWP?

A.: Ich – nein.

F.: Ist Ihnen jemals zu Ohren gekommen, dass Herr Amador vor dem Sieg der Sandinistas mit dem Somoza-Regime verbunden war oder für dieses arbeitete?

A.: Nein.

F.: Hatten Sie insbesondere davon erfahren, dass er für das nicaraguanische Konsulat in Belgien gearbeitet hatte?

A.: Ja, davon habe ich gehört.

F.: Wissen Sie, ob das stimmt?

A.: Ich glaube, vor vielen Jahren erschien ein Artikel in „Intercontinental Press“, in dem Fausto Amador einige dieser Anschuldigungen beantwortete. An den genauen Inhalt dieses Artikels kann ich mich nicht mehr erinnern. Ich weiß, dass er all diese Anschuldigungen beantwortet hat.

F.: Haben Sie irgendwelche Informationen darüber, weiche Haltung die FSLN gegenüber Mr. Amador einnimmt?

A.: Nein.

Im Fall von Fausto Amador zeigte sich noch viel deutlicher als bei Angola, dass die SWP bewusst auf der Seite des US-Imperialismus gegen eine sich gerade vollziehende Revolution Stellung bezog. Nach dem Sieg der Sandinistas ließ man Amador fallen, aber Intercontinental Press schickte eine Flut neuer Korrespondenten nach Managua.

Das Internationale Komitee führt in seiner Untersuchung einen weiteren Fall an, in dem die SWP-Führung die Arbeit von Agenten in der Arbeiterbewegung erst förderte und dann vertuschte – den Fall Ed Heisler.

Ed Heisler war etwa zur selben Zeit wie Barnes in die SWP eingetreten, Mitte der sechziger Jahre. Wie Barnes kam auch er zuerst durch die Fair-Play-for-Cuba-Komitees mit der SWP in Verbindung. Er wurde einer ihrer wichtigsten Führer und benutzte seine Position, um dem FBI mehrere tausend Seiten umfassende Informationen zu liefern.

Im Juni 1980 gestand Heisler von sich aus in einem Brief an Barnes, dass er als FBI-Spitzel gearbeitet hatte. Gegenüber der Mitgliedschaft spielte die SWP-Führung die Bedeutung von Heislers Arbeit für den FBI herunter. Larry Seigle erklärte in einem Bericht, es sei „eine Illusion“, zu meinen, „dies sei ein Schlag gegen uns gewesen.“ Der Schaden, den Heisler angerichtet hatte, wurde nicht objektiv bewertet.

Im Gegenteil. Barnes und seine Verbündeten versuchten, die Bedeutung von Heislers Aktivitäten herunterzuspielen.

Im Dezember 1980 konnten Gelfands Anwälte Heisler befragen. Und so schilderte der geständige Agent seine Tätigkeiten innerhalb der SWP:

In den frühen siebziger Jahren war ich in der Gewerkschaft UTU sehr aktiv und hatte verschiedene Posten und Aufgaben als Mitglied der Socialist Workers Party. 1974 bestand meine wichtigste Aktivität in der Kandidatur für das Amt des Senators in Illinois für die Socialist Workers Party. Ich war von Anfang 1975 bis 1976 nationaler Leiter der Wahlkampagne für die Präsidentschaftswahlen, an der die Socialist Workers Party teilnahm. Außerdem schrieb ich für die Zeitung The Militant.

1977 setzte ich meine Arbeit im nationalen Büro der SWP fort. Mein zentrales Arbeitsgebiet waren die Gewerkschaften. Von 1975 bis zu meinem kürzlich erfolgten Ausschluss aus der Socialist Workers Party war ich Mitglied ihres Nationalkomitees. 1977 war ich Mitglied des Politischen Komitees der SWP, Mitglied des Sekretariats, das dem Politischen Komitee angegliedert ist, und Sekretär des Komitees, das die nationale Gewerkschaftsarbeit der SWP leitet. Das war 1977.

Aber als Barnes im März 1982 befragt wurde, sagte er unter Eid aus, dass Heisler „niemals ein wichtiger SWP-Führer gewesen“ sei.

Als er aufgefordert wurde, dies zu untermauern, da Heisler schließlich Mitglied des Sekretariats des Politischen Komitees gewesen war, tat Barnes so, als spiele dies keine Rolle.

F.: Als Mr. Heisler Mitglied dieses Sekretariats war, wie viele Mitglieder hatte es da insgesamt, grob geschätzt?

A.: Das weiß ich nicht.

F.: Waren Sie auch dabei?

A.: Nein, ich glaube nicht.

F.: Sie würden es jedenfalls nicht als wichtiges Führungsorgan der SWP bezeichnen?

A.: Nein, es hat weder ausführende Vollmachten noch politische Entscheidungsbefugnisse.

Seigle setzte während seiner Aussage ebenfalls die Bedeutung dieses Sekretariats herab und leugnete, dort Mitglied gewesen zu sein.

Aus den Unterlagen der SWP ging dagegen hervor, dass sowohl Seigle als auch Barnes Mitglieder dieses Unterkomitees waren, das in Bezug auf die Arbeit des Politischen Komitees entscheidende Beschlüsse fasste, z.B. dessen Tagesordnung bestimmte.

Der Versuch, Heislers Bedeutung herunterzuspielen, steht in Zusammenhang mit weiteren wichtigen Informationen, die das Internationale Komitee entdeckt hat. Jack Barnes hatte fast 20 Jahre lang aufs engste mit Heisler zusammengearbeitet und war entscheidend daran beteiligt gewesen, ihn in seine Führungspositionen zu bringen. Die Beziehung der beiden erscheint in einem düsteren Licht, wenn man bedenkt, dass Heislers Zelle in Milwaukee sich heftig gegen seinen Aufstieg in die Führung wehrte. 1963 waren die Zellenmitglieder der Meinung, er sei in einen Diebstahl von Parteigeldern verwickelt, und beschuldigten ihn, sich nicht an die Disziplin zu halten.

Barnes war dann derjenige, der Heisler verteidigte und den Spieß umdrehte, indem er die Zellenführung in Milwaukee auf die Abschussliste setzte – darunter einen hervorragenden langjährigen Führer, der seit über 20 Jahren Mitglied gewesen war, den inzwischen verstorbenen James Boulton.

Kurz darauf zog Heisler nach Chicago um und quartierte sich für eine Weile in Jack Barnes' Wohnung ein – diese mit dokumentarisch belegte Tatsache leugnete der nationale Sekretär der SWP während seiner Befragung.

Im Lichte aller bisher angeführten Ereignisse ist folgender Wortwechsel zwischen Gelfands Anwalt und Larry Seigle besonders aufschlussreich:

F.: Wurde die Kontrollkommission einberufen, um die Heisler-Affäre zu untersuchen?

A.: Nein.

F.: Hat die Heisler-Affäre die SWP veranlasst, ihre eigene Sicherheit einmal unter die Lupe zu nehmen?

A.: Nein.

F.: Sind die Personen, die über die Jahre hinweg in engem Kontakt mit Heisler standen, aufgefordert worden, schriftlich über die Verbindungen zwischen ihnen und diesem Spitzel zu berichten?

A.: Nein. Das wäre albern.

F.: Warum wäre das albern, Mr. Seigle?

A.: Weil es dafür keinen Grund gibt. Das wäre Zeitverschwendung. Eine Sekte oder ein Polizeibüro würde so vorgehen, aber eine politische Partei nicht.

In Wirklichkeit waren sie deshalb nicht so vorgegangen, weil dann herausgekommen wäre, wie Agenten im Führungskern der SWP nach oben gehievt und geschützt wurden, wie ihnen Führungspositionen und beeindruckende „sozialistische“ Zeugnisse ausgestellt wurden, um ihnen das Sammeln von Informationen gegen die Arbeiterbewegung zu erleichtern.

Nach Heislers Entlarvung unternahm die SWP nichts, um die Gewerkschaften zu warnen, in denen Heisler besonders aktiv gewesen war – wie die Transportarbeitergewerkschaft. Sie vertrieb sogar weiterhin eine Broschüre über „Gewerkschaftsdemokratie“, die von Heisler verfasst worden war. Dies – das will ich hiermit zu bedenken geben – ist nur ein Beispiel dafür, wie die Führung der SWP für das FBI arbeitete. Im letzten Teil dieser Serie werden wir einen noch überzeugenderen Beweis darlegen: die vollkommene Zerstörung jedes Anscheins von Parteidemokratie und die systematische Vertreibung aller Trotzkisten aus der SWP.

– – –

Bandas letztes Argument gegen Sicherheit und die Vierte Internationale lautet:

Es ist in der Geschichte der der staatlichen Geheimdienste noch nie vorgekommen, dass ein Agent sein ganzes Leben darauf verwendet hat – wie Hansen – eine reformistische Partei aufzubauen. Das ist nicht im Stile der GPU oder des FBI. Hansen lebte und starb als Revisionist. Ein GPU-Agent – niemals!

Wir wissen nicht, aus welchen historischen oder biographischen Forschungen Banda diese billige pseudo-psychologische „Einsicht“ abgeleitet hat. Mit Fakten kann oder will er sich nicht befassen, seinen persönlichen Spekulationen hingegen misst er das Gewicht historischer Gesetze zu, obwohl klar ersichtlich ist, dass sie nicht einmal den elementarsten politischen Gegebenheiten entsprechen. Sowohl der amerikanische Imperialismus als auch die sowjetische Bürokratie setzen, obwohl sie von verschiedenen Ausgangspunkten und Perspektiven aus handeln, ganz beträchtliche Mittel und Mühen ein, um reformistische Organisationen aufzubauen. Die CIA zum Beispiel fördert den Aufbau von politischen Parteien und Gewerkschaftsorganisationen, die mit reformistischen Programmen ausgestattet sind und versuchen, den antiimperialistischen Kampf der Arbeiterklasse in den entsprechenden Grenzen zu halten.

Diese politische Binsenwahrheit führen wir hier nur an, um zu unterstreichen, wie idiotisch Bandas Argument ist. Abgesehen davon ergibt es in dem gegebenen Zusammenhang überhaupt keinen Sinn. Der springende Punkt von Bandas Argument ist in Wirklichkeit eine Verdrehung: er betrachtet Joseph Hansen als Erbauer einer reformistischen Partei, anstatt als Zerstörer trotzkistischer Organisationen!

Von Hansen als einem Mann zu sprechen, der „sein ganzes Leben darauf verwendet hat“, eine reformistische Partei aufzubauen – als ob es sich um Norman Thomas handle – heißt, die Trotzkisten aller Länder für dumm verkaufen zu wollen. Wenn Hansen mit dem Ziel gelebt hätte, eine reformistische Partei aufzubauen, warum wäre er dann überhaupt je der Socialist Workers Party beigetreten?

Wie Banda weiß, ist Hansen politisch verantwortlich dafür, dass die trotzkistische Bewegung in ganz Lateinamerika faktisch zerstört worden ist. Mit Lügen und Falschinformationen führte Hansen eine Kampagne gegen das Internationale Komitee, die darauf abzielte, die politische Atmosphäre in der trotzkistischen Weltbewegung zu vergiften. Mit dieser Kampagne trug er zu der Desorientierung der lateinamerikanischen Trotzkisten bei und trieb sie direkt in die blutigen politischen Katastrophen in Bolivien, Argentinien und Chile, Ende der sechziger und siebziger Jahre.

In den Vereinigten Staaten haben Jack Barnes und seine Freunde von Carleton die Aufgabe, für die sie von Hansen rekrutiert und ausgebildet wurden, zu Ende geführt: die SWP als trotzkistische Organisation politisch und organisatorisch zu zerstören. Sie haben die programmatischen Grundlagen der SWP restlos verworfen. Parallel dazu fand zwischen 1981 und 1984 eine rücksichtslose und durchgreifende Säuberungsaktion statt, bei der jeder ausgeschlossen wurde, der noch einen Rest Treue zu Leo Trotzkis Ideen und seinem Begriff der Vierten Internationale als Vorhut der Arbeiterklasse äußerte.

Während die letzten Spuren des Trotzkismus innerhalb der SWP ausgemerzt wurden, war keinerlei demokratische Diskussion zugelassen. Hunderte von SWP-Mitgliedern, darunter viele Parteikader mit jahrzehntelanger Erfahrung in der trotzkistischen Bewegung – auch Gründungsmitglieder der SWP – wurden unter groteske Falschanklagen gestellt und aus der Organisation hinausgeworfen.

Frank Lovell, der über 40 Jahre lang Mitglied war, schrieb im März 1983 einen Beschwerdebrief an das SWP-Nationalkomitee: „Während der Monate seit dem NK-Treffen im Dezember 1982 wurden in der Partei mehr Verfahren eingeleitet, als während irgendeiner vergleichbaren Zeitspanne in der 45-jährigen Geschichte der SWP.

Im September 1983 beschrieben vier vom Nationalkomitee der SWP suspendierte Mitglieder, darunter Lovell, in einem Brief an das pablistische Vereinigte Sekretariat die Situation innerhalb der SWP:

Seit dem Parteitag der amerikanischen SWP im August 1981 verfolgt die gegenwärtige Parteiführung eine revisionistische Linie, welche die Organisation als revolutionäre Partei zu zerstören droht. Die offene Verwerfung des historischen Programms des Trotzkismus, besonders der Angriff auf die Theorie der permanenten Revolution, ist der Mitgliedschaft Schritt für Schritt aufgedrängt worden – durch die Parteipresse und andere öffentliche Auftritte, aber auch mittels einer internen ‚Erziehungs-Kampagne‘, bestehend aus anti-trotzkistischen Kursen, Schulungstagungen und Reden.

Der Inhalt der öffentlichen Rede, die Jack Barnes 1982 vor der YSA-Konferenz hielt und die sechs Monate später in der ersten Ausgabe von New International veröffentlicht wurde; sowie der Angriff auf Ernest Mandels Verteidigung unseres Programms, den die Redaktion der Intercontinental Press am 6. August 1983 veröffentlichte (Mandels Artikel wurde ebenfalls mit monatelanger Verspätung veröffentlicht), sind die deutlichsten und neuesten Beweise für den programmatischen Bruch mit der Vierten Internationale und unserem trotzkistischen Erbe. Die gesamte Führung, die Redaktionen, und alle Parteiorgane vertreten diese Politik. Es handelt sich nicht einfach um die Positionen einzelner weniger SWP-Führer.

Die Barnes-Führung ist zu dieser neuen theoretischen Linie übergegangen (in Wirklichkeit ein Aufguss alter Verleumdungen gegen Trotzki und den Trotzkismus, die schon längst gründlich widerlegt worden sind), ohne dass es irgendeine Diskussion oder Abstimmung in der Partei gegeben hätte. Und dies obwohl zahlreiche Genossen wiederholt eine solche Diskussion forderten. Selbst in der Zeit vor der Parteikonferenz, für die unsere Statuten verbindlich eine Diskussionsperiode vorschreiben, verschob die Führung diese immer wieder – erst um drei Monate, wobei sie stattdessen eine Schulungstagung ansetzte, und dann um ein volles Jahr.

Dafür wurden nur oberflächliche Begründungen gegeben. Unterdessen wurde der Opposition während dieser ganzen Zeitspanne ein Maulkorb angelegt, was sehr klar beweist, dass die gegenwärtige Führung absolut nicht gewillt ist, die Mitgliedschaft diese Fragen ernsthaft bedenken zu lassen. Gleichzeitig beweist sie, dass sie sich nicht in der Lage sieht, diese Politik vor der Mitgliedschaft zu verteidigen.

Um sicherzustellen, dass keine Diskussion über diese antitrotzkistische, liquidatorische Politik stattfindet, wurde eine heftige Hetzkampagne gegen die Opposition und eine beispiellose Welle von Ausschlussverfahren in Gang gesetzt, die alle Parteimitglieder mit oppositionellen Ansichten trifft. Das Recht auf interne Parteigruppierungen (Tendenzen und Fraktionen) wurde unterdrückt. (Den Mitgliedern wurde sogar das Recht vorenthalten, ordentlich an der Diskussion zur Vorbereitung des Weltkongresses der Vierten Internationale teilzunehmen, was einen direkten Verstoß gegen die Statuten dieser Organisation darstellt.)

Eine neue Ebene erreichte der Abbau der innerparteilichen Demokratie mit dem Treffen des Nationalkomitees im August 1983. Kurz vor diesem Treffen wurden überraschend vier Mitglieder der Minderheit von dem NK ausgeschlossen, so dass sie nicht teilnehmen konnten. Dann wurden sie auch von ihrer Parteimitgliedschaft suspendiert – was de facto den Ausschluss bedeutete –, um zu versuchen, sie von der Mitgliedschaft zu isolieren.

Die Führer der Opposition wurden fälschlicherweise beschuldigt, für die Krise in der Partei verantwortlich zu sein, die in Wirklichkeit durch die Politik der Mehrheit selbst geschaffen wurde. Seit der Suspendierung der NK-Mitglieder hat sich das Tempo der nur dünn verhüllten Säuberungsaktion gegen weitere Parteimitglieder, die nicht mit der Führung übereinstimmen, beschleunigt.

Die Ausschlüsse, das Verbot von Tendenzen und Fraktionen und der zweimal verschobene Kongress sind nur der organisatorische Ausdruck des anti-trotzkistischen politischen Kurses, den die augenblickliche SWP-Führung eingeschlagen hat.

Unter denjenigen, die aus der SWP ausgeschlossen wurden, befinden sich praktisch alle Mitglieder mit Bindungen an die Cannon-Zeit, darunter Harry de Boer, einer der 18 Mitglieder, die während des Zweiten Weltkriegs inhaftiert wurden; George und Dorothy Breitmann, Gründungsmitglieder der SWP; Jimmy Kutcher, der Held des gefeierten Buches Case of the Legless Veteran (Der Veteran ohne Beine); Jake Cooper, der zu Trotzkis Wachen in Coyoacan gehörte; und George Lavan Weissmann, Herausgeber von The Militant in den fünfziger Jahren und Gründungsmitglied der SWP.

Jimmy Kutcher, 71 Jahre alt und querschnittsgelähmt, wurde aufgrund der fantastischen Anklage, er habe „Gewalt“ angewendet, aus der SWP ausgeschlossen. Als Kutcher während einer Zellensitzung in seinem Rollstuhl saß, konnte er denjenigen, der gerade sprach, nicht sehen, weil ihm ein anderes Mitglied, Berta L., die Sicht versperrte. Er berührte sie mit der Hand am Rücken, um sie auf sich aufmerksam zu machen, und bat sie, beiseite zu rücken. Einer von Barnes Lakaien hatte dies beobachtet und beantragte ein Verfahren gegen Kutcher, weil er Berta L. „geboxt“ habe, was das angebliche Opfer dieses „Angriffs“ energisch bestritt.

Kutcher schrieb:

Ich finde keine Worte um zu beschreiben, wie schockiert ich war, als McBride am 21. August auf der Sitzung der Manhattaner Zelle das Verfahren gegen mich beantragte. Es war wie ein Alptraum ... Ich konnte nicht erklären, was geschehen war, ich konnte es nicht glauben, ich wusste nicht, was ich tun sollte.

Was passierte mit der Partei? Glaubte das EK (Exekutivkomitee) wirklich an diese Spinnerei von McBride? Würden es die Mitglieder der Zelle glauben? Ich begann vor Wut zu kochen, ich fühlte mich unter unerträglichem Druck, vereinsamt, hilflos, erniedrigt und verzweifelt.

In seiner großen Bestürzung forderte Kutcher auf der daraufhin einberufenen Sitzung des Untersuchungskomitees der SWP, dass ihm ein weiteres Mitglied beistehen dürfe. Dies wurde kurzerhand abgelehnt. Er bat dann, dass die Sitzung des Untersuchungskomitees um eine Woche verschoben werde. Auch dies wurde abgelehnt.

„Ich hatte dasselbe Gefühl wie vor vielen Jahren, als mich die Regierung verfolgte“, schrieb Kutcher, „aber die Hexenjäger in der Regierung taten wenigstens ab und zu noch so, als ob ich ein paar Rechte hätte, zum Beispiel das Recht, eine Vertagung zu beantragen, wenn ich gute Gründe dafür angeben konnte.“

Das Verfahren gegen Kutcher war eine Farce, weil es auf völlig falschen Angaben beruhte.

„Mitglieder, gegen die ein Verfahren durchgeführt wird, haben ein Recht darauf, dass die Führung ehrlich berichtet,“ schrieb Kutcher.

Die Mitglieder, die über mich entscheiden, wurden genau wie ich von einer verlogenen Führung um ihre Rechte betrogen. ... Zum zweiten Mal in meinem Leben hat man mich zu einem Sicherheitsrisiko erklärt.

Zum ersten Mal war mir das 1948 passiert, als mich die Regierung aus meiner Arbeitsstelle im Amt für Veteranen feuerte, nicht, weil ich irgend etwas getan hätte (außer zur SWP zu gehören), sondern aufgrund einer bürokratischen Entscheidung ohne vorherige Verhandlung, dass ich etwas tun könnte, was die Sicherheit gefährdet. Nun ging das EK in ähnlicher Weise gegen mich vor, ohne dass es die leiseste Spur eines Hinweises gegeben hätte, ich würde jemals den Interessen oder der Sicherheit der Partei schaden, die ich den größten Teil meines Lebens unterstützt und aufzubauen versucht habe.

Kutchers Dokument ist nur eines von Dutzenden, die belegen, dass jegliche Form des demokratischen Zentralismus in der SWP restlos ausradiert worden ist. Innerhalb der SWP herrscht eine unantastbare politische Diktatur, in der die Carleton-Gruppe und ihre handverlesenen Kumpane die absolute Kontrolle ausüben.

Ein weiteres Dokument mit Datum vom 13. Juli 1983 stammt von Milt Alvin, einem Veteranen trotzkistischen Bewegung, seit 50 Jahren dabei und Gründungsmitglied der SWP. Er brandmarkt in seinem Dokument, dass die „geheime Fraktion“ um Barnes alle Formen der innerparteilichen Demokratie zerstört hat.

Das vergangene Jahr verbrachten die Revisionisten mit einer Orgie unrechtmäßiger und fraktioneller Ausschlussverfahren gegen alle möglichen Mitglieder und zwar mit den lächerlichsten Begründungen. die sie sich ausdenken konnten. Mitglieder und ganze Zellen wurden ihrer demokratischen Rechte beraubt, indem Genossen willkürlich hin und her versetzt wurden, um künstliche Mehrheiten zu schaffen, wie in San Francisco. ... Alle, die bis heute ausgeschlossen wurden, haben nicht die geringste Disziplinverletzung zu verantworten, außer in der verqueren Logik der Revisionisten. Es eine Schande, auf welche Weise kürzlich Carol S. und Ann M. im Bay-Gebiet mit den fadenscheinigsten Begründungen, darunter nicht einmal Disziplinverstöße oder Loyalitätsverletzungen, ausgeschlossen wurden. Die Ausschlüsse von Dianne F., Mitglied der Zelle in Pittsburgh, Michael S. in New York, Ann T. von Iron Range und Don und Mojgan M. aus dem Bay-Gebiet, von denen kein einziger die Loyalität zur Partei verletzt hatte, kennzeichnen einen völligen Umschwung gegenüber den früheren Verhältnissen in unserer Partei.

Um einige dieser Ausschlüsse durchzusetzen, sind gewisse Genossen, die einst einen guten Ruf in der Partei hatten und fähige Arbeiter für die Sache des Sozialismus waren, in Lockspitzel verwandelt worden. Sie spionieren den Genossen, die ausgeschlossen werden sollen, nach und stellen ihnen mit scheinbar unverfänglichen Fragen Fallen. Zum Beispiel gab Genosse Peter M. ein Dokument, das er von Mike S. bekommen hatte, weiter an die Führung, die dann prompt Mikes Ausschluss einleitete. Nur weil er jemandem, den er für einen Freund hielt, ein Dokument geschickt hatte.

Carol S. wurde ausgeschlossen, weil sie einen Genossen in Anwesenheit eines YSA-Mitglieds gefragt hatte, ob er gehört habe, dass seine Stiefmutter, Dianne F., ausgeschlossen worden war – das war alles! ... Jeder kann sehen, dass die geheime Fraktion das Ziel verfolgt, mit allen Mitteln jeden aus der Partei zu beseitigen, der ihre Politik kritisiert. Soviel ist klar ...

Die geheime Fraktion arbeitet unter dem Deckmantel, der ihr durch die Legalität des einen oder anderen Parteiorgans geliefert wird, z.B. des Politischen Komitees, des Sekretariats oder des Organisationsbüros. Auf diese Weise können sich diejenigen, die diesen Organen angehören, in einer nach außen hin normalen und legalen Weise treffen, miteinander diskutieren und Beschlüsse fassen. Nur völlig naive Leute werden glauben, dass die zahlreichen Revisionen, die es in der Partei gegeben hat, spontan dem einen oder anderen Mitglied dieser Fraktion in den Sinn kamen.

Diese Revisionen werden auf geheimen Treffen vorbereitet, wo alle möglichen Verschwörungen ausgebrütet werden, darunter die Verfahren, in denen Genossen aus lächerlich belanglosen Gründen aus der Partei ausgeschlossen wurden. Nur Leute, denen man wirklich alles einreden kann, werden auf die ‚Rechtmäßigkeit‘ der Arbeitsweise der geheimen Fraktion vertrauen. Jeder, der Augen und Ohren hat, wird verstehen, dass diese Kampagne, in der praktisch all unsere Ideen liquidiert werden, unmöglich wäre, wenn die Revisionisten nicht heimliche Treffen abhielten. (Meine Hervorhebung)

Alvin hatte völlig recht, aber er ging nicht weit genug. Eine weitere Frage muss gestellt werden: wie läßt sich die vollkommene Einmütigkeit erklären, mit der die Mitglieder der Carleton-Clique die historischen Bande der SWP mit dem Trotzkismus verwerfen?

Wenn man annimmt, dass sie politisch vertrauenswürdig sind, dann hieße das, dass die Carleton-Studenten der SWP beitraten, weil sie für den Trotzkismus gewonnen wurden – den die SWP Anfang der sechziger Jahre behauptete zu vertreten. Wie ist es dann möglich, dass sämtliche ehemalige Studenten von Carleton gleichzeitig zu dem Schluss kommen, die Theorie der permanenten Revolution zu verwerfen und den Trotzkismus aufzugeben?

Nachdem Milt Alvin dieses Dokument verfasst hatte, war er bald weg vom Fenster. Im August 1983 beantragte er ein Verfahren gegen Jack Barnes und Mary-Alice Waters. Er beschuldigte sie, 5.000 Dollar gestohlen zu haben, die ihm Tom Kerry, ein Gründungsmitglied der SWP, vererbt hatte.

In seinem Testament hatte Kerry am 13. Mai 1982 angeführt, dass diese Summe, die für Alvin und seine Frau bestimmt war, sich in New York in Barnes Händen befand. Kerry machte sich offensichtlich Sorgen, dass Barnes und Waters seinen letzten Willen nicht respektieren und versuchen würden, sein Geld zu behalten, denn er schrieb an eine andere alte Genossin, Sarah L.: „Eines steht fest. Barnes gehört nicht zu meinen Erben.“

Nach Kerrys Tod im Februar 1983 bekam Alvin das Geld nicht. Barnes und Waters behaupteten, es gehöre der SWP. Nachdem Alvin ein Verfahren gegen sie beantragt hatte, rief die SWP ihre Kontrollkommission zusammen. Das Ergebnis war vorhersehbar: sie empfahl, Alvin auszuschließen.

Trotz aller Ausschlussverfahren, die die Mitgliedschaft der SWP dezimierten, ist die Säuberungswelle spurlos an der Carleton-Gruppe vorübergegangen. Seit 20 Jahren – eine ganze Epoche in der Geschichte der sozialistischen Bewegung – halten die Carleton-Studenten zusammen.

Wenn man sich die Lebensgeschichten der Radikalen aus den sechziger Jahren ansieht, dann findet man die erstaunlichsten Wandlungen. Aber nichts dergleichen widerspiegelt sich in der zentralen, von Carleton ausgehenden Führung der SWP. Trotz häufiger Umwälzungen in der politischen Linie bleibt die Einmütigkeit der Carleton-Gruppe stets erhalten.

Nichts deutet darauf hin, dass es unter ihnen jemals Differenzen über programmatische oder taktische Fragen gegeben hätte. Dies ist ein überzeugender politischer Beweis, dass die Carleton-Gruppe einer internen Disziplin folgt, die unabhängig von der SWP und ihrem offiziellen Programm ist. Während die Säuberungen praktisch die gesamte alte Generation noch lebender SWP-Führer getroffen haben, gibt es zwei Personen, die nach wie vor mit Barnes verbündet sind – George Novack und Hansens Witwe, Reba. Auf dem Höhepunkt der Säuberungsaktionen kehrte Reba Hansen nach New York zurück, um als Barnes persönliche Sekretärin zu arbeiten.

Darüber hinaus untermauert die Herrschaft eines totalitären Regimes in der SWP selbst die Beschuldigungen, die das Internationale Komitee erhoben hat. Im Verlauf des Gelfand-Prozesses legte Barnes eine beeidigte Erklärung vor, mit der er zu beweisen versuchte, dass die SWP nicht von Agenten kontrolliert wird. Darin heißt es:

Die oben umrissenen Strukturen und organisatorischen Prinzipien der SWP stellen sicher, dass Politik und Programm unserer Partei von demokratisch gewählten Führungsorganen und einer gründlich informierten Mitgliedschaft bestimmt, aufrechterhalten und praktiziert werden. Jedes einzelne Mitglied ist den Beschlüssen der gesamten Mitgliedschaft unterworfen. Von daher wäre es einem Informanten oder einer Gruppe von Informanten nicht möglich, die ‚Kontrolle‘ über die Partei zu übernehmen, ohne dass die Mitgliedschaft davon wüsste. (Meine Hervorhebung)

Gerade die Bedingungen, die Barnes als Garanten dafür anführt, dass die Regierung die SWP nicht kapern kann, existieren in der SWP erwiesenermaßen nicht. Als Barnes im März 1982 gegenüber Gelfands Anwälten seine Aussage machte, zeigte sich sehr deutlich, dass die demokratischen Rechte in der SWP vollständig zertreten worden sind:

F.: Besteht die Voraussetzung für Demokratie nicht darin, dass die Wählerschaft, die einfachen Mitglieder, die Partei, über alles umfassend informiert sind?

A.: Ja.

F.: Aber ist es nicht so, Mr. Barnes, dass Sie entscheiden, worüber die Mitgliedschaft informiert wird und worüber nicht?

A.: Ja.

F.: Aber gibt es denn einen Grund, weshalb Informationen, über die Mr. Hansen verfügt und die auch der amerikanischen Regierung bekannt sind, den Mitgliedern der Socialist Workers Party vorenthalten werden?

A.: Es gibt keinen Grund, mit solchen Informationen anders zu verfahren als mit irgendwelchen sonstigen Informationen. Hier gelten dieselben Kriterien. Wenn es den Interessen der Bewegung dient, wird veranlasst, dass sie gedruckt werden. Wenn nicht, dann nicht.

F.: Mr. Barnes, gibt es denn Gründe, Informationen, die Mr. Hansen und der Regierung bekannt sind, vor loyalen Parteimitgliedern zu verbergen?

A.: Die Entscheidung, welche Informationen wann in Umlauf gesetzt werden, wird demokratisch von den gewählten Organen der Partei gefällt.

Das „gewählte Organ“ ist niemand anders als Jack Barnes. Er entscheidet, was die Mitgliedschaft über Kontakte zwischen SWP-Führern und der US-Regierung erfahren sollte und was nicht!

F.: Haben Sie das Recht, diese Tatsachen der Mitgliedschaft Ihrer Partei vorzuenthalten?

A.: So ist es.

F.: Haben Sie das Recht, diese Tatsachen vor der Arbeiterbewegung zu verbergen?

A.: Genau.

F.: Haben Sie das Recht, diese Tatsachen vor der Vierten Internationale zu verbergen?

A.: Genau.

F.: Haben Sie das Recht, diese Tatsachen vor den Mitgliedern des Nationalkomitees zu verbergen?

A.: Richtig.

Die SWP ist eine Organisation, deren Führung keinerlei demokratischer Kontrolle unterliegt. Die Mitgliedschaft erfährt nicht mehr, als die Führung ihr mitteilen möchte. Die Führung behält sich sogar das Recht auf heimliche Treffen mit dem FBI vor, wie aus einer Aussage hervorgeht, die Larry Seigle, einer von Barnes engsten Carleton-Vertrauten, während des Gelfand-Prozesses vor Gericht ablegte:

F.: Gibt es Regeln über verheimlichte Kontakte zwischen Mitgliedern der Socialist Workers Party und der Regierung, in denen Mitglieder der Socialist Workers Party Informationen über die SWP an die Regierung liefern? Gibt es dazu bestimmte Richtlinien in Ihrer Partei, Mr. Seigle?

A.: Verheimlicht vor wem?

F.: Zum Beispiel vor dem Politischen Komitee.

A.: Das käme darauf an.

F.: Worauf käme das an?

A.: Auf die Umstände.

Seitdem alle Mitglieder aus der SWP ausgeschlossen wurden, die dafür bekannt waren oder unter dem Verdacht standen, mit dem Trotzkismus zu sympathisieren – wobei reihenweise Kader zerstört wurden – kann die Carleton-Gruppe jetzt ungestört eine Politik verfolgen, die sich kaum noch von den „liberalen“ Kreisen im State Department unterscheidet.

Besonders anschaulich zeigt sich dies in der Frage von Südafrika, wo die SWP inzwischen offen gegen jegliche sozialistische Perspektive Stellung bezieht – sie pocht beharrlich darauf, dass die Arbeiterklasse der bürgerlichen reformistischen Führung des African National Congress untergeordnet werden müsse, und dass es nicht möglich sei, für ein sozialistisches Programm zu kämpfen.

Barnes besteht darauf, dass „eine revolutionäre, Massenbewegung in Südafrika heute nicht unter einem sozialistischen Programm gebaut werden kann und nicht gebaut werden wird“, und schreibt weiter: „Alle Entwürfe für einen sozialistischen Staat sind sektiererische Pläne“. Barnes betont, dass sich die SWP kategorisch gegen den Kampf für eine sozialistische Politik wehrt, und verkündet: „Was heute in Südafrika ansteht, ist eine bürgerlich-demokratische Revolution, und nicht das demokratische Stadium der sozialistischen Revolution.“

Nachdem sie behauptet hat, „die südafrikanische Revolution heute ist keine antikapitalistische Revolution“, erklärt die SWP, der Sturz des Apartheid-Regimes bedeute lediglich, das Land in eine lange Periode kapitalistischer Entwicklung zu führen – in der breite Schichten des Proletariats auf das Land zurückkehren und in bäuerliche Kapitalisten verwandelt werden sollten! „Eine Aufgabe des Bündnisses zwischen Arbeitern und Bauern in Südafrika besteht darin, den Proletariern, die Bauern werden wollen, das Recht hierauf zu erkämpfen.“

Diese Perspektive kann man nicht mehr als „pablistisch“ umschreiben. Sie sprengt selbst den Rahmen einer so weit wie irgend möglich gefassten Definition des Revisionismus. Es handelt sich hier vielmehr um ein bewusst ausgearbeitetes rechtes Programm, das ausgesprochen stark den „Agrarreform“-Maßnahmen ähnelt, die traditionell von imperialistischen Agenturen, zum Beispiel der AIFLD, vertreten werden. Es ist die älteste konterrevolutionäre Strategie: Schaffung einer wohlhabenden landbesitzenden Klasse aus kapitalistischen Bauern, die als Grundlage für Angriffe auf das sozialistische Proletariat dienen soll.

Was wir hier vor uns haben, ist das direkte Ergebnis des Ausschlusses aller klassenbewussten Sozialisten aus der SWP. Die Carleton-Gruppe kann – nachdem sie ihren in New York verankerten Apparat von jeglicher Kontrolle durch die Partei befreit hat – ungestört eine Politik verfolgen, die direkt den Interessen des State Department dient.

1976 analysierte Banda die Position der SWP zu Angola und brandmarkte sie als Agentur des Imperialismus. Meint er vielleicht, ihre Position zu Südafrika habe diese Einschätzung widerlegt?

Im Laufe der letzten zehn Jahre hat das Internationale Komitee der Vierten Internationale eine Unmenge Materialien gesammelt, die alle Beschuldigungen untermauern, die es gegen Hansen und die SWP-Führung erhebt. Das oben Angeführte ist nur ein kleiner Teil davon. Niemals wurde diesen Materialien etwas entgegengesetzt.

Mit seiner Hetze gegen Sicherheit und die Vierte Internationale überreicht Banda der SWP und den Agenten der Bourgeoisie in der Arbeiterbewegung seine politische Visitenkarte. Selbstverständlich wird er jetzt von der Carleton-Gruppe hochgejubelt. „Mit ihrer Absage an die healyistische Agentenhetz-Kampagne“, schreibt Intercontinental Press, „haben diese WRP-Führer den ersten Schritt in die notwendige Richtung getan, damit ihre Positionen als rechtmäßiger Bestandteil der politischen Auseinandersetzung, die heute unter den Revolutionären stattfinden, akzeptiert und ernst genommen werden.“

Dieser Kommentar besagt über die SWP ebenso viel wie über Banda. Wenn Banda, wie sein Angriff auf die Sicherheitsuntersuchung impliziert, zehn Jahre lang an einer bewussten Verleumdungskampagne gearbeitet hat, wie könnte man dann die Ansichten eines solchen Individuums jemals wieder als „rechtmäßigen Bestandteil“ der politischen Auseinandersetzungen betrachten, geschweige denn ernst nehmen?

Nur eine völlig verrottete Organisation, die sich von Zweckdenken und politischem Zynismus leiten lässt, würde dann Banda als Bündnispartner willkommen heißen – einen Mann, der jeden Anspruch auf Glaubwürdigkeit in der Arbeiterbewegung verspielt hat.

Sicherheit und die Vierte Internationale ist von Bandas Angriff nicht erschüttert worden. Jeder klassenbewusste Arbeiter wird erkennen, dass diese neueste Verleumdung nichts weiter als ein Nebenprodukt von Bandas Bruch mit dem Trotzkismus und der gesamten Perspektive des revolutionären Sozialismus überhaupt ist. Er wird erkennen, dass sich dieser Angriff nicht gegen die Tatsachen richtet, sondern gegen die prinzipientreuen politischen Grundlagen unserer Anklage: gegen den Kampf der trotzkistischen Bewegung gegen alle Agenturen des Imperialismus.

Wie aus seinen Diskussionen mit der LSSP, einer Partei des kapitalistischen Staates, ersichtlich ist, ist Banda gerade dabei, die Klassenlinien zu überschreiten. So betrachtet ist seine Behauptung, Hansens geheime Treffen mit dem FBI bewiesen „auch nichts“, in Wirklichkeit eine Rechtfertigung für Beziehungen zum kapitalistischen Staat.

Jetzt, wo er seine Ansichten über Hansens Beziehungen zum FBI 1940 revidiert hat, wird er bald auch verkünden, dass er seine Ansichten darüber revidiert, dass die LSSP 1964 in die Bandaranaike-Koalition eintrat und sich 1971 an der Niederschlagung des JVP-Aufstandes beteiligte. Wer in der Politik A sagt, der muss auch B sagen.

Als Sicherheit und die Vierte Internationale im Mai 1975 initiiert wurde, geschah das nicht zu dem Zweck, Hansen oder irgendjemanden sonst als Agenten zu entlarven. Niemand konnte damals wissen, dass belastende Dokumente auftauchen oder Hansen öffentlich GPU-Agenten verteidigen würde.

Die Untersuchung steckte sich vielmehr zum Ziel, die Trotzkisten und die fortgeschrittenen Arbeiter in aller Welt an die blutigen Verbrechen zu erinnern, die Imperialismus und Stalinismus in den dreißiger und vierziger Jahren gegen die revolutionäre Bewegung begingen.

In diesem Zusammenhang war die Ermordung Trotzkis ein epochales Ereignis von welthistorischer Bedeutung. Die Aneignung der politischen Lehren aus diesem Verbrechen ist heute ebenso notwendig wie für die Trotzkisten in den dreißiger und vierziger Jahren.

Die Haie der Konterrevolution bleiben ihren Methoden treu. Angesichts der wachsenden Welle von Kämpfen der internationalen Arbeiterklasse wird der Imperialismus, mit Unterstützung der stalinistischen Bürokratie, in rasender Wut gegen diejenigen losschlagen, die dafür kämpfen, die Arbeiterklasse auf der Grundlage eines revolutionären sozialistischen Programms gegen den kapitalistischen Staat zu mobilisieren. Wer sich gegen die Entlarvung von Agenten des Imperialismus und Stalinismus stellt, dient nur den Interessen der Konterrevolution.

Wie schrieb doch ein langjähriger Kollege von Michael Banda und weiterer Ex-Revolutionär, Cliff Slaughter, vor gar nicht langer Zeit:

Sicherheit ist nicht nur eine organisatorische Frage, sondern vor allem eine grundlegende politische Frage. Sie betrifft den Kampf der Weltpartei der sozialistischen Revolution gegen den kapitalistischen Staat, gegen die Geheimdienste und Unterdrückungsagenturen der imperialistischen Mächte und gegen die stalinistische Bürokratie, die weltweit wichtigste konterrevolutionäre Kraft, die sich die Zerstörung der Vierten Internationale von deren ersten Anfängen an zum Ziel gesetzt hat. Es ist unmöglich, revolutionäre Kader für die revolutionären Kämpfe von heute auszubilden, wenn man nicht unermüdlich darum kämpft, die historische Kontinuität des Kampfes herzustellen, den Trotzki auf Leben und Tod gegen die stalinistische Bürokratie geführt hat.

Banda und Slaughter sind weg – zwei Mann über Bord – aber dieser Kampf auf Leben und Tod geht weiter und wird geführt vom Internationalen Komitee der Vierten Internationale und der Workers League.