Socialist Equality Party (Großbritannien)
Historische und internationale Grundlagen der Socialist Equality Party (Großbritannien)

Die Vierte Internationale und die Workers International League

31. Die trotzkistische Bewegung bewies außergewöhnliche Geduld und verwandte wertvolle Ressourcen darauf, das halbe Dutzend Gruppen in Großbritannien zu vereinigen, das sich zur Vierten Internationale bekannte. Sie tat dies, indem sie gegen politische Verhältnisse kämpfte, die von Fraktions – und Cliquenbildung gekennzeichnet waren. Die Spannungen verschlimmerten sich wegen des Belagerungszustands, unter dem die Trotzkisten litten. Zu den Verfolgungen und Ermordungen durch die stalinistische Bürokratie kamen noch die Morde an Trotzkis Sohn Leo Sedow im Februar 1938 in Paris und an seinem Sekretär Rudolph Klement, der die Gründungskonferenz der Vierten Internationale leiten sollte. In Großbritannien war die Kommunistische Partei die enthusiastischste Anhängerin der politischen Unterdrückung durch Stalin. Während der Moskauer Prozesse verlangte ihre Zeitung, der Daily Worker, „die Reptilien abzuknallen“. Stalinistische Schläger griffen oft Trotzkis Anhänger an, denunzierten sie als „faschistische Agenten“ und ermutigten andere, es ihnen gleich zu tun.

32. Im Februar 1937 wurden in Vorbereitung auf die Gründungskonferenz der Vierten Internationale mit drei Gruppen in Großbritannien Diskussionen geführt. Eine weitere Runde von Vereinigungsgesprächen fand unter Leitung von Trotzkis Sekretär Erwin Wolf statt, der später ebenfalls von der stalinistischen Geheimpolizei, der GPU, ermordet wurde. Im Juli 1938 reiste Cannon für weitere Gespräche im Namen der amerikanischen Socialist Workers Party nach Großbritannien. Diese fanden ihren Höhepunkt in einer nationalen Konferenz von Bolschewiki-Leninisten in London am 30. und 31. Juni 1938. Auf dieser einigte sich die Mehrheit der Gruppen auf ein Friedens – und Vereinigungsabkommen, auf dessen Grundlage die Revolutionary Socialist League (RSL) gebildet wurde.

33. Die bedeutendste unter den Gruppen, die sich weigerten, die Friedens – und Vereinigungsvereinbarung zu bestätigen, war die Workers International League (WIL) unter der Führung von Ted Grant und Jock Haston. Die WIL führte zur Verteidigung ihrer Weigerung, sich mit der RSL zu vereinigen, keine besonderen politischen Differenzen an, bestand aber darauf, dass Voraussetzung einer Vereinigung war, sich auf ein gemeinsames taktisches Vorgehen in Großbritannien zu einigen. Wenige Monate zuvor war Gerry Healy für die WIL rekrutiert worden. In Irland geboren, hatte er das Land mit vierzehn Jahren verlassen, um nach England zu gehen. Er arbeitete als Funker auf einem Schiff und war 1928 der Kommunistischen Partei Großbritanniens beigetreten. Die Ereignisse in Deutschland und Spanien hatten dazu geführt, dass Healy sich 1937 der WIL anschloss.

34. Die Gründungskonferenz der Vierten Internationale fand im September 1938 statt. Sie erkannte die RSL als ihre britische Sektion an, lud aber die WIL zur Teilnahme und zur Darlegung ihrer Argumente ein. Statt darauf einzugehen, schickte diese Gruppierung einen Brief, in dem sie jegliche Entscheidung der Konferenz, die nicht mit ihren Forderungen übereinstimmte, zurückwies. In einer von Trotzki geschriebenen, scharf formulierten Erklärung betonte die Vierte Internationale, dass es keine gerechtfertigte politische Grundlage für die separate Existenz der WIL gebe:

„Die gegenwärtige Konferenz bedeutet eine ENDGÜLTIGE Abgrenzung zwischen denen, die wirklich IN der Vierten Internationale sind und jeden Tag unter ihrem revolutionären Banner kämpfen und denen, die nur ‚FÜR‘ die Vierte Internationale sind, d.h. zweifelhafte Elemente, die versuchen, einen Fuß in unser Lager und den anderen in das unserer Feinde zu stellen… Unter diesen Bedingungen ist es notwendig, die Genossen, die sich der Lee-Gruppe [der WILL] angeschlossen haben, davor zu warnen, dass sie auf den Weg prinzipienloser Cliquenpolitik geleitet werden, der nur ins Verderben führen kann. Eine revolutionäre politische Gruppierung von ernsthafter Bedeutung zu erhalten und zu entwickeln, ist nur auf der Grundlage großer Prinzipen möglich. Allein die Vierte Internationale verkörpert und vertritt diese Prinzipien. Für nationale Gruppen ist es nur möglich, einen beständigen revolutionären Kurs zu verfolgen, wenn sie fest in einer Organisation mit Gleichgesinnten in aller Welt zusammengefügt sind, mit denen sie regelmäßig politisch und theoretisch zusammenarbeiten. Die Vierte Internationale ist so eine Organisation. Alle rein nationalen Gruppierungen, alle diejenigen, die internationale Organisation, Kontrolle und Disziplin ablehnen, sind im Wesentlichen reaktionär.“[9]