Erklärung des Internationalen Komitees der Vierten Internationale
Wie die Workers Revolutionary Party den Trotzkismus verraten hat 1973 – 1985

Rechts-zentristisches Abgleiten auf ultralinker Hefe

Die Reaktion der WRP-Führer auf den Sieg der Tories bestand in einem stetigen politischen Rechtsruck, der in einer widerwärtigen Anpassung an die Reformisten in der Labour-Party gipfelte. Diese Wende drückte sich zum ersten Mal klar und deutlich aus, als die WRP offen die ISTC-(Stahlarbeitergewerkschafts)-Bürokratie und ihren rechten Führer Bill Sirs unterstützte, als diese einen dreimonatigen Stahlstreik ausverkauften.

Der Streik begann Anfang Januar 1980, und zunächst trat die WRP dafür ein, alle Gewerkschaften zu einem Generalstreik gegen den Angriff der Tories auf die Arbeitsplätze zu mobilisieren. Sie bezog eine kritische Position gegenüber Sirs' Führung. In einer Erklärung, die am 18. Januar 1980 auf der Titelseite der News Line erschien, heißt es:

Sirs und die anderen Bürokraten im TUC haben alles menschenmögliche unternommen, um den politischen Implikationen dieses Kampfes aus dem Weg zu gehen und ihn auf reine Gewerkschafts- und Lohnfragen zu beschränken.

... Die Gewerkschaftsführer fürchten den anstehenden Zusammenstoß mit den Tories und dem kapitalistischen Staat wie die Pest, denn sie wissen, dass ein Generalstreik sofort die Frage der Staatsmacht stellen wird.

Dies ist die zentrale Frage im Stahlstreik, und keine reformistischen Kompromisse und bürokratischen Manöver können sie lösen. Während des gesamten Streiks hat Sirs alles getan, was in seiner Macht stand, um eine Ausweitung des Streiks zu verhindern und seine Mitglieder ausschließlich auf die Forderung nach höheren Löhnen zu beschränken.

Zehn Tage später veröffentlichte die News Line eine Erklärung der All Trades Unions Alliance (Gewerkschaftsarm der WRP), in der bittere Anklagen gegen die ISTC-Führer erhoben wurden: „Inzwischen sich Sirs vor der Tory-Presse gerühmt, er und Chapple hätten Schritte in Richtung Generalstreik ‚unterbundenʻ...“ (28. Januar 1980)

Am 29. Januar 1980 griff die News Line Sirs an und brandmarkte im selben Atemzug einen weiteren bekannten Gewerkschaftsführer:

Oder schaut Euch Arthur Scargill an, den A. J. Cooke der achtziger Jahre. Er stellt den Stahlstreik stur als Lohnkampf gegen die Tories dar, wie schon 1974. Scargill stellt nur gedämpfte Forderungen an die TUC-Führer, deren Aufgabe darin besteht, die Gewerkschaftsbewegung zur Verteidigung von Arbeitsplätzen, Löhnen und Grundrechten zu mobilisieren, die aber statt dessen 1977/78 den Streik der Feuerwehrleute bewusst ausverkauften.

Nach dieser Erklärung gab es eine mysteriöse Veränderung im politischen Ton der News Line. Während des nächsten Monats wurde Sirs nicht mehr kritisiert, obwohl er sich nach wie vor dagegen sträubte, die Arbeiterklasse hinter den Stahlarbeitern gegen die Tory-Regierung zu mobilisieren. News Line betonte nun vor allem, dass Gewalt von Seiten der Tories drohe. Unter der Überschrift „Vereinigt Euch gegen die Gewalt der Tories“ erschien am 25. Februar 1980 eine ausführliche Erklärung des Politischen Komitees. Kein einziger Kritikpunkt an Sirs aus den ersten Streikwochen fand sich darin wieder. Eine lange Erklärung der Redaktion, die am 1. März 1980 erschien, enthielt ebenfalls keinerlei Kritik an der ISTC-Führung. Sirs wurde nicht einmal namentlich erwähnt.

Am 6. März 1980 berichtete die News Line in einem sehr gedämpft kritischen Ton von einem drohenden Rückzug der Führer der Stahlarbeitergewerkschaft. Am folgenden Tag gab es eine milde Kritik, dass Lohn- und Arbeitsplatzfragen auseinander gehalten würden.

In der Ausgabe vom 8. März 1980 erschien eine ganzseitige, von der ISTC bezahlte Anzeige, in der die Gewerkschaft der News Line für ihre „gründliche und aufrichtige Berichterstattung“ dankte.

Im Laufe des Monats März wuchs in der Arbeiterklasse die Unterstützung für den andauernden Streik der Stahlarbeiter, besonders unter den Hafenarbeitern in Liverpool. Aber die News Line veröffentlichte so gut wie keinerlei Kritik an der ISTC-Führung, sie äußerte nichts weiter als gelegentliche Tadel – so zum Beispiel der Kommentar in der Ausgabe vom 14. März 1980, der dazu nur einen einzigen Satz enthielt: „Sirs ruft die TUC-Führung nicht öffentlich zu Taten auf.“

Am 31. März 1980 verriet die Sirs-Führung den Streik endgültig, stimmte einem jämmerlichen Lohnabschluss zu und ließ sich auf die Pläne der Tories ein, die die sichere Vernichtung Zehntausender Arbeitsplätze in der Stahlindustrie bedeuteten. Die ISTC-Führung willigte ein, gemeinsam mit der British Steel Corporation (dem staatlichen Stahlunternehmen) für Rationalisierungsmaßnahmen zu sorgen, die in der gesamten Branche katastrophale Auswirkungen haben würden. Der Inhalt dieses Abkommens war fast augenblicklich bekannt.

Sirs stimmte Absatz 4(3) zu, in dem man sich darauf einigte, „durch eine Neustrukturierung der Arbeitsplätze überzähliges Personal abzubauen“, und Absatz 4(4), in dem eine Überprüfung von „Bereichen, die über den Bedarf hinausgehen“ zugesagt wurde. Absatz 4(6) öffnete der Abschaffung der festen, geregelten Wochenarbeitszeit Tür und Tor, und Absatz 5(4)b stellte fest, dass äußere Faktoren, wie z. B. ein weiteres Absinken der Nachfrage auf dem Stahlmarkt, einbezogen werden müssten.

Im ersten Moment schien die WRP-Führung schockiert zu sein über die nackte Unverhülltheit des Verrats, und versuchte, ihr Ansehen bei den Stahlarbeitern zu wahren, die öffentlich gegen den Abschluss protestierten. Am 2. April 1980 nannte die News Line das Abkommen zwischen ISTC und BSC einen Ausverkauf, und in der folgenden Ausgabe stellte ein Leitartikel von Alex Mitchell, „Wut über Ende des Streiks in der Stahlindustrie“, fest, dass der Lohnabschluss noch nicht einmal die Inflationsrate ausglich.

Healy dagegen erhob mit aller Macht Einspruch gegen diesen Angriff auf die ISTC-Bürokratie. Hatte diese doch vor wenigen Wochen öffentlich kundgetan, dass sie die unkritische Berichterstattung der News Line über ihre Rolle in der Vorbereitung des Ausverkaufs zu schätzen wusste. Der 4. April war ein Feiertag, an dem die News Line, wie alle anderen überregionalen Zeitungen auch, nicht erschien. Healy verwendete diesen freien Tag darauf, die Politik der WRP entscheidend zu verändern. Als die Zeitung am Samstag, den 5 April wieder erschien, fand sich auf der ersten Seite eine Erklärung des Politischen Komitees, die den Streik vollkommen anders bewertete. Mitchells bescheidener Ansatz zu gewerkschaftlicher Militanz wurde im Keim erstickt. Die News Line verteidigte jetzt Sirs' Ausverkauf, dass es einem den Magen umdrehte:

Nach drei Monaten mörderischen Streiks hatten die Stahlarbeiter den Lohnkampf so weit getrieben, wie sie konnten, und es war kein Pfennig mehr herauszuholen.

Sie kehrten an ihre Arbeit zurück, um es mit der nächsten Stufe des Tory-Angriffs aufzunehmen – der Bedrohung von 50.000 Arbeitsplätzen.

... Nicht die Führer der ISTC, sondern die Führer des TUC-Generalrats haben den Stahlarbeiterstreik verraten. Bill Sirs behauptet nicht, ein Revolutionär oder irgend etwas in dieser Richtung zu sein.

Die Revisionisten unter Führung der politischen Schwätzer und Phrasendrescher aus der Partei mit dem irreführenden Namen ‚Socialist Workers Partyʻ (Sozialistische Arbeiterpartei) haben diese Woche die Schlagzeile ‚Ausverkaufʻ (Socialist Worker, 5. April 1980).

Diejenigen, die versuchen, Sirs zu beschimpfen, stiften bewusst Verwirrung. Ob es ihnen gefällt oder nicht, sie decken diejenigen, die den Streik wirklich verraten haben – die TUC-Führer.

Solche erbärmlichen Spitzfindigkeiten konnte man bisher nur in den stalinistischen Zeitungen finden, die darauf spezialisiert sind, jene zu entschuldigen, die die Arbeiterklasse verraten, und die zu beschimpfen, die diese Verräter kritisieren. Jetzt schmuggelte Healy diese konterrevolutionäre Linie in die News Line.