Eine kleinbürgerliche Opposition in der Socialist Workers Party (1939-1940)

Die Unterzeichnung des Hitler-Stalin-Pakts im August 1939 und der nachfolgende Ausbruch des Zweiten Weltkriegs lösten eine politische Krise in der Socialist Workers Party (SWP) in den Vereinigten Staaten aus. Die politische Fraktion unter Führung von Max Shachtman, James Burnham und Martin Abern argumentierte, man könne die Sowjetunion nicht länger als Arbeiterstaat bezeichnen. Aus dieser veränderten Einschätzung zur Klassennatur des Sowjetstaats – den Burnham nun als „bürokratischen Kollektivismus“ charakterisierte – ergab sich ihre Haltung, die Vierte Internationale solle im Falle eines Krieges nicht zur Verteidigung der Sowjetunion aufrufen.

Trotzki antwortete, die Kennzeichnung des stalinistischen Regimes als „bürokratischer Kollektivismus“ – eine neue, nie da gewesene Form einer ausbeuterischen Gesellschaft, die der Marxismus nicht vorhergesehen hat – beinhalte weitreichende politische und historische Implikationen. Letztlich stelle sie die historische Umsetzbarkeit der marxistischen Perspektive selbst in Frage.

Die Auseinandersetzung innerhalb der SWP – der Trotzki in den letzten Monaten seines Lebens zahlreiche Schriften widmete, darunter seine brilliantesten und weitsichtigsten Werke – führte schließlich zu deren Spaltung im April 1940.

Trotzki in Coyoacán, Mexiko