Bei einem Brand im Flüchtlingslager Moria auf der ostägäischen Insel Lesbos hat die brutale immigrantenfeindliche Politik der griechischen Regierung das Leben mindestens einer Frau und möglicherweise eines Kindes gefordert.
Das Höllenlager Moria wurde von der pseudolinken Syriza-Regierung errichtet, die von 2015 bis 2019 an der Macht war. Das Lager wurde vorgeblich für 3.000 Menschen gebaut, allerdings werden jetzt 12.000 Flüchtlinge und Asylsuchende bis zu ihrer Abschiebung unter elenden und unerträglichen Bedingungen dort festgehalten.
Berichten zufolge sind nach monatelangen Protesten und Unterdrückung durch die Bereitschaftspolizei zwei Brände ausgebrochen. Einer konnte gelöscht werden, doch der andere breitete sich schnell aus und griff auf große Teile des Lagers über.
Am Sonntag erklärten die Behörden zunächst, es habe keine Toten gegeben. Doch dann twitterte das UN-Flüchtlingshilfswerk Griechenland: „Wir haben mit großem Bedauern erfahren, dass heute bei einem Brand auf Lesbos eine Frau und ein Kind getötet wurden.“ Die BBC berichtete später: „Im Lager Moria soll die verbrannte Leiche einer Frau gefunden worden sein. Unbestätigten Meldungen zufolge wurde auch ein Kind getötet.“
Der Guardian schrieb: „Die Leiche der Frau wurde in das Allgemeine Krankenhaus der Insel gebracht, während Immigranten die Leiche des Kindes an die Behörden übergeben haben.“
Weiter hieß es: „Die Zahl der Toten war jedoch unklar. Laut einem Zeugen starben bei dem Brand drei Menschen, da er sich auf sechs oder sieben der als Unterkunft benutzten Container ausbreitete. Der afghanische Immigrant Fedouz (15) erklärte: ,Wir haben zwei völlig verbrannte Kinder und eine tote Frau gefunden. Die Kinder wickelten wir in Decken und übergaben sie der Feuerwehr.‘
Ein AFP-Korrespondent [Agence France-Presse] sah zwei Leichen, von denen eine von weinenden Angehörigen umgeben war.“
Mit Verweis auf das griechische Gesundheitsministerium berichteten andere Quellen am Montag, es sei nur eine Person gestorben. Die Website Greek Reporter erklärte: „Ein Kind, das anfangs auch für tot gehalten wurde, ist nur verletzt und erholt sich in einem lokalen Krankenhaus von seinen Brandwunden.“
Wie die Brände entstanden sind, ist noch unklar. Die griechische Tageszeitung Kathimerini schrieb: „Der Brand im Lager brach kurz nach 17 Uhr aus, etwa 20 Minuten nach einem weiteren Brand in einem Olivenhain außerhalb der Anlage, in dem Hunderte von Asylsuchenden in Zelten und provisorischen Unterkünften leben, da sie im überfüllten Lager nicht mehr untergebracht werden können.“
Dass der Hauptbrand in einem der stark überfüllten umgebauten Frachtcontainer ausbrach, in dem die Flüchtlinge leben, verdeutlicht, welche entsetzlichen Bedingungen Tausende in dem Lager ertragen müssen.
Nachdem einige der Immigranten protestiert hatten, die Feuerwehr würde den Brand zu langsam löschen, setzte die Polizei Tränengas gegen sie ein. Auf erschütternden Bildern und Videos mit dem brennenden Lager im Hintergrund ist zu sehen, wie Männer, Frauen und Kinder verzweifelt vor dem Feuer und dem Tränengas fliehen.
Zu einem Bericht von Reuters erschien ein Video, auf dem Szenen während und nach dem Brand zu sehen sind. Sie offenbaren mehr von den schrecklichen Bedingungen, unter denen die Menschen in dem stacheldrahtumzäunten Lager leben. Einer der erschütterndsten Momente in dem Video ist der Anblick der übereinandergestapelten ausgebrannten Frachtcontainer, um die die Menschen wie Sardinen eingezwängt sind.
Ein Bild von Giorgios Moutafis von Reuters zeigt einen halbnackten Mann, der ein ebenfalls halbnacktes Kind trägt. Beide sind in Tränengas gehüllt und fliehen vorbei an maroden Holzhütten, die als Unterkünfte dienen. Vor seinen Füßen sind Müllsäcke verstreut. Das Bild kann zusammen mit anderen Fotos hier angesehen werden.
Die konservative Regierung unter Nea Dimokratia (ND) plant weitere Unterdrückungsmaßnahmen. Der Guardian schreibt dazu: „Zusätzliche Polizisten aus Athen wurden in Militärflugzeugen vom Typ C-130 geschickt, obwohl die lokalen Polizeibehörden erklärt hatten, um 23 Uhr habe im Lager wieder Ruhe geherrscht.“
Das Flüchtlingslager wurde auf einem ehemaligen Militärgelände erbaut. Human Rights Watch schrieb im Jahr 2017, die Flüchtlinge und Asylsuchenden würden an einem Ort gefangen gehalten, der „nicht einmal für Tiere geeignet ist“. Die Insassen fordern schon seit langem die Verlegung in bewohnbarere und zivilisierte Lebensbedingungen auf dem griechischen Festland.
Erst im August fand der letzte brutale Angriff der Behörden auf die Immigranten in diesem Lager statt. Die Bereitschaftspolizei ging mit Brutalität gegen eine Protestveranstaltung von etwa 50 minderjährigen Asylsuchenden vor, die „Athen, Athen“ riefen und ihre Verlegung aus dem Lager auf das Festland forderten.
Die Pressesprecherin des EU-Kommissionspräsidenten, Mina Andreeva, reagierte am Montag mit Krokodilstränen auf die Ereignisse in Moria. Sie erklärte, der Tod der Frau sei ein „wahrlich tragisches Ereignis“ und fuhr fort: „Die zunehmende Zahl an Immigranten, die in den letzten Wochen in Griechenland eingetroffen sind, waren eine immense Belastung für das ohnehin schon angespannte System und schaffen unhaltbare Zustände.“
Das ist die reine Heuchelei. Moria ist das Ergebnis der Politik „Festung Europa“, die auf Geheiß der europäischen Großmächte durchgesetzt wird. Zehntausende von Menschen sind in den letzten zehn Jahren bei dem Versuch ums Leben gekommen, Europa über das Mittelmeer und die Ägäis zu erreichen. Alleine in diesem Jahr sind bisher fast 1.000 Menschen im Mittelmeer ertrunken.
Aufgrund des schmutzigen Deals zwischen der EU und der Türkei, den die Syriza-Regierung 2016 abgeschlossen hat, sitzen in Griechenland mehr als 70.000 Flüchtlinge in überfüllten Lagern auf dem Festland und den Inseln fest. Die Mehrheit der Flüchtlinge stammt aus Syrien, dem Irak und dem Iran. Sie sind aus ihren Heimatländern geflohen, die von imperialistischen Kriegen und Wirtschaftssanktionen zerstört wurden. Das Abkommen zwischen der Türkei und Griechenland sieht vor, dass alle Flüchtlinge, die aus der Türkei nach Griechenland kommen, dort festgehalten werden, bis ihr Verfahren entschieden ist. Das Endziel ist die Abschiebung zurück in die Türkei.
Die WSWS hat vor einem Monat eine Bilanz der flüchtlingsfeindlichen Politik der Syriza-Regierung veröffentlicht, in der sie schrieb: „Entgegen ihren Wahlversprechen setzte Syriza die menschenverachtende Migrationspolitik ihrer Vorgänger nicht nur fort, sondern verschärfte sie sogar dramatisch.“
Die herrschende Elite Griechenlands interessiert sich nicht im Geringsten für das Schicksal der Flüchtlinge in Moria und den anderen Lagern. Die konservative Kathimerini berichtete am Sonntag und Montag in zwei kurzen Artikeln mit nur 362 Worten über die Ereignisse. Der erste Artikel trug die abstoßende Schlagzeile: „Migranten im Lager Moria legen Feuer und stoßen mit der Polizei zusammen“.
Trotz der widerlichen geheuchelten Sorge Brüssels besteht die einzige Reaktion der griechischen Regierung und der EU auf das schreckliche Schicksal der Flüchtlinge in Konzentrationslagern wie Moria und derjenigen, die in die EU wollen, aus noch mehr Unterdrückung. Kathimerini berichtete am Montagnachmittag: „Nach einem Kabinettstreffen in Athen kündigte die Regierung an, sie werde die Grenzkontrollen und die Seepatrouillen verschärfen und geschlossene Abschiebezentren für Menschen errichten, die illegal nach Griechenland gekommen sind und kein Asylrecht haben oder deren Asylanträge abgewiesen wurden. Außerdem soll eine Liste sicherer Herkunftsländer für Einwanderer erstellt werden, die illegal ins Land gekommen sind.“
Greek Reporter schrieb: „Die griechische Küstenwache hat, zum zweiten Mal in drei Wochen, bei der europäischen Grenz- und Küstenschutzbehörde Frontex zusätzliche Unterstützung beantragt ... Griechenland hat Frontex um hochmodernes Überwachungsgerät gebeten – hauptsächlich um Radargeräte und Wärmekameras.“
Siehe auch:
Syriza-Regierung ordnet Zwangsräumung von Flüchtlingen und Asylsuchenden an
[4. Mai 2019]
Griechenland: Syriza-Regierung mobilisiert Bereitschaftspolizei gegen Flüchtlinge
[19. April 2019]