Legt die Autoindustrie still, um die Ausbreitung des Coronavirus aufzuhalten!

Die Socialist Equality Party fordert als Reaktion auf die Coronavirus-Pandemie die sofortige Stilllegung der gesamten Autoindustrie und aller nicht lebensnotwendigen Produktionszweige in den USA, bei vollem Lohnausgleich für alle betroffenen Arbeiter.

Dieser Schritt muss Teil eines umfassenden Plans gegen die Verbreitung des Virus und für den Schutz der Arbeiter sein. Bislang haben sich alle Maßnahmen der Regierung darauf konzentriert, die Konzernprofite und die Aktienwerte an der Wall Street zu sichern.

Schon jetzt haben sich Autoarbeiter mit dem Virus angesteckt, aber die Betriebe bleiben dennoch geöffnet. Die Autoarbeitergewerkschaft UAW und die Autokonzerne wollen, dass die Arbeiter ihr Leben riskieren, um die Unternehmensprofite zu erhalten. Gleichzeitig ziehen sich Manager und UAW-Führer in die Sicherheit ihrer eigenen Häuser zurück. Die Arbeiter müssen jetzt handeln und Aktionskomitees gründen, um ihr Leben und das ihrer Familien zu schützen.

In den Autowerken in den USA und Kanada wächst die Wut über die Entscheidung der Autokonzerne, die normale Produktion aufrechtzuerhalten, trotz der Ausbreitung der globalen Pandemie. Diese Entscheidung ist kriminell und wird von einem kapitalistischen System diktiert, das Menschenleben dem Profitstreben unterordnet.

Das Ford-Rouge-Werk in Dearborn, Michigan (AP Photo/Carlos Osorio)

In Kokomo (Indiana) haben Fiat Chrysler und die UAW Arbeiter zur Weiterarbeit gezwungen, obwohl ein Arbeiter in ihrem Werk positiv auf das Coronavirus getestet wurde.

In Werken in Nordamerika und auf der ganzen Welt wächst die Unterstützung für einen Massenstreik. In Italien protestieren Arbeiter mit spontanen Arbeitsniederlegungen dagegen, dass sie weiterarbeiten sollen, obwohl über das ganze Land eine Ausgangssperre verhängt wurde.

Die Trump-Regierung und die Federal Reserve haben den großen Banken 1,5 Billionen Dollar zur Verfügung gestellt, um den schwächelnden Aktienmarkt zu stärken, doch für den eigentlichen Kampf gegen das Coronavirus geben sie kaum einen Bruchteil davon aus. Für die breite Masse der Bevölkerung stehen noch immer keine Tests zur Verfügung. In einem Bundesstaat und einer Kommune nach der anderen werden große Versammlungen verboten, doch die Autowerke und andere Betriebe sind davon ausgenommen, damit die Arbeiter weiterhin Profite erwirtschaften können.

Die Zahl der bestätigten Infektionen liegt aktuell weltweit bei über 162.000, in den USA bei über 3.200 (Stand: 15. März). Da das Testsystem in den USA jedoch nahezu völlig zusammengebrochen ist, liegt die tatsächliche Zahl deutlich höher. In Ohio, wo Zehntausende Autoarbeiter leben und arbeiten, sind laut Schätzungen der Regierung bereits ein Prozent, bzw. mehr als 110.000 Menschen, infiziert.

Ein Ausbruch dieser Größenordnung droht, die Gesundheitssysteme zu überlasten und massenhaft Todesopfer zu fordern. Laut der New York Times geht die Regierung in internen Berechnungen davon aus, dass bis zu 1,7 Millionen Amerikaner sterben könnten – fast das Dreifache der Todesopfer der Spanischen Grippe von 1918, der bisher schwersten Epidemie in der Geschichte Amerikas.

Das Virus kann eingedämmt werden, aber nur mit drastischen Maßnahmen. China konnte die Zahl der Neuerkrankungen reduzieren, indem im ganzen Land Betriebe stillgelegt wurden. Die chinesische Autoindustrie mit ihrem Zentrum in Wuhan, dem Ursprung des Ausbruchs, lag wochenlang still.

Doch in Nordamerika werden keine ernsthaften Schritte unternommen, um die Krankheit zu bekämpfen. Das Hauptanliegen der Regierung und der herrschenden Klasse war, die Profite der Unternehmen zu schützen. Beispielhaft für die Position der amerikanischen Konzerne war eine Äußerung des Ford-Kommunikationsmanagers Mark Truby, der gegenüber der Presse erklärte: „Natürlich müssen wir unsere Fabriken am Laufen halten. Das ist das Ziel.“

Die Reaktion der UAW auf die Pandemie bestand darin, die Arbeiter über das wirkliche Ausmaß der Krise zu belügen und sie weiter arbeiten zu lassen. Am Freitag erklärte der UAW-Präsident Rory Gamble in einer Stellungnahme, die UAW würde ihre Bürokraten schützen, indem sie ihren Reiseverkehr einschränkt. So ein Pech – dann müssen sie kurzfristig auf die Steaks in Palm Springs verzichten, die von den Mitgliedsbeiträgen der Arbeiter bezahlt werden! Über die Gesundheit der Arbeiter schrieb Gamble, die Gewerkschaft werde „unsere Wirtschaft am Laufen halten“, indem die Beschäftigten zur Weiterarbeit gezwungen werden, obwohl ihr Leben in Gefahr ist. Die UAW empfahl ihnen lediglich, sich „die Hände zu waschen“.

Das Gleiche gilt für die Gewerkschaften in allen anderen Ländern. Die kanadische Autogewerkschaft Unifor reagierte am Freitag auf einen Ausstand im Fiat-Chrysler-Fertigungswerk in Windsor, indem sie die Arbeiter wieder an die Arbeit zurückbeorderte. Auch die mexikanischen GM-Arbeiter in Silao haben keine Informationen von der Gewerkschaft CTM erhalten.

Aber nicht nur Autokonzerne sind betroffen. Ähnliche Bedingungen herrschen überall in den USA und weltweit. Es gibt keine Überlegungen oder ernsthafte Maßnahmen, um die Gesundheit von Arbeitern in der Logistik, im Dienstleistungssektor, in der Produktion oder anderen Bereichen zu schützen.

Die Autoarbeiter müssen sich unabhängig organisieren, um sich zu schützen. Dazu müssen sie Aktionskomitees gründen, um die Produktion zum Erliegen zu bringen. Sie sollten Diskussionen und Treffen im Internet abhalten, um eine Basisleitung zu wählen und sich auf ein gemeinsames Aktionsprogramm zu einigen. Sie müssen ihre Aktivitäten mit den Arbeitern aus anderen Werken und Branchen und dem Rest der Welt koordinieren – schließlich kennt auch das Coronavirus weder Landes- noch Branchengrenzen.

Die SEP schlägt vor, dass diese Komitees folgende Forderungen stellen:

  • Die sofortige Stilllegung der Autoindustrie und anderer nicht lebensnotwendiger Großbetriebe! Bevor sie wieder geöffnet werden, müssen sie nach dem Abklingen der Krankheit gründlich gereinigt werden. Die beklagenswerten hygienischen Zustände in den Fabriken müssen ein für alle Mal aus der Welt geschafft werden.

  • Volle Entschädigung für verlorene Arbeitszeit und keine Abzüge wegen Krankenstand! Arbeiter dürfen nicht gezwungen sein, sich zwischen Entlassung und damit finanziellem Elend oder der Gefahr einer Ansteckung bei der Weiterarbeit zu entscheiden. Ihr Krankengeld muss den vollen Lohnausgleich sicherstellen.

  • Für eine massive und global koordinierte Reaktion auf die Pandemie! Für die Bewältigung der Krise müssen Billionen Dollar bereitgestellt werden, u.a. für kostenlose und allgemein verfügbare Tests und den schnellen Ausbau der Krankenhausinfrastruktur.

  • Für Arbeiterkontrolle über die Sicherheit und Gesundheit in den Fabriken! Solange solche Entscheidungen in den Händen des Managements bleiben, werden die Arbeiter nicht nur ständig der Gefahr von Krankheiten ausgesetzt sein, sondern auch schweren Unfällen am Arbeitsplatz. Deshalb sollten die Arbeiter fordern, dass ihre Komitees die Kontrolle über alle Fragen der Sicherheit erhalten, einschließlich der Schließung der Werke.

Die Coronavirus-Pandemie hat die Klassenspaltung in der amerikanischen Gesellschaft anschaulich aufgedeckt. Sie wirft direkt die Frage auf, wer die Gesellschaft führt. Die Kapitalistenklasse und ihre beiden Parteien gefährden rücksichtslos Millionen Menschenleben und haben damit ihr Recht auf Herrschaft verwirkt.

Um solche Katastrophen in Zukunft zu verhindern, muss das kapitalistische System, ein Wirtschaftssystem, das auf Ungleichheit und Ausbeutung basiert, abgeschafft und durch den Sozialismus ersetzt werden, in dem die Arbeiterklasse die Gesellschaft direkt und im Interesse der menschlichen Bedürfnisse leitet.

Wir rufen alle Arbeiter auf, die mit uns übereinstimmen und Aktionskomitees aufbauen wollen: Nehmt Kontakt mit euren Kollegen auf und organisiert Diskussionen, um unverzüglich die Lage in die Hand zu nehmen, bevor die Krise außer Kontrolle gerät.

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