Opfer der „Herdenimmunität“: Drei weitere Lehrerinnen in den USA gestorben

Während überall in den USA die Grund- und Sekundarschulen wieder zum Präsenzunterricht übergehen, steigt die Zahl der Lehrkräfte, die an Covid-19 gestorben sind. Diese tragischen Todesfälle wären absolut vermeidbar gewesen.

Die Schulbeschäftigten sind Opfer einer tödlichen Politik der „Herdenimmunität“, die beide kapitalistichen Parteien betreiben. Sie läuft darauf hinaus, die ungehinderte Ausbreitung des Virus ohne Rücksicht auf Verluste zu erlauben. Wie die von Bob Woodward veröffentlichten Tonaufnahmen beweisen, stand die Trump-Regierung an der Spitze der Kampagne für diese Politik. Sie beweisen, dass Trump die Gefahr durch das Virus bewusst heruntergespielt und die Bevölkerung belogen hat.

Allerdings genießt diese mörderische Politik die volle Unterstützung der Demokratischen Partei, die alles in ihrer Macht Stehende getan hat, um Schulbezirke im ganzen Land wieder in Betrieb zu nehmen. Beispielhaft dafür ist der Schulbezirk New York City, der größte des Landes, wo Bürgermeister Bill de Blasio und Gouverneur Andrew Cuomo (beides Demokraten) zusammen daran arbeiten, trotz erbitterten Widerstands von Schülern und Eltern den Präsenzunterricht wieder aufzunehmen.

Die direkte Folge dieses kriminellen Vorgehens war der Tod von drei weiteren Lehrkräften allein in der letzten Woche, während eine vierte Lehrerin auf einer Intensivstation um ihr Leben kämpft. Diese vermeidbaren Todesfälle sind nur der Beginn einer zukünftigen Flut ähnlicher Berichte, die sich nur durch die unabhängige Intervention von Lehrkräften, Eltern und Schülern für die Schließung der Schulen verhindern lassen.

Wisconsin

Am Donnerstagmorgen starb die Lehrerin Heidi Hussli von der Bay Port High School in Wisconsin mit nur 47 Jahren. Donnerstagmittag meldete die Stadt Bay Port neun bestätigte Fälle von Covid-19, darunter acht Schüler. Acht Schulangestellte und 31 Schüler wurden unter Quarantäne gestellt.

Hussli hinterlässt einen Ehemann und einen Sohn. Zahllose Unterstützungs- und Beileidsbekundungen von ehemaligen Schülern und Angehörigen erschienen in den sozialen Netzwerken und den lokalen Medien. Amber Viegut, die in Bay Port Englisch unterrichtet, erklärte gegenüber der Green Bay Press Gazett: „Sie hat die deutsche Kultur so geliebt.“

Viegut erklärte weiter: „Sie nahm Dutzende von Kindern, darunter den Sohn unseres Schulleiters, mit nach Deutschland. Sie hat zahllose Fahrten zum Weihnachtsmarkt nach Chicago unternommen. Sie hat auch großartige kulturelle Ereignisse an der Schule organisiert. Meine liebste Erinnerung war ihre jährliche festliche Kleidung für das Oktoberfest.“

In Brown County gab es im September einen deutlichen Anstieg der bestätigten Fälle. In den letzten sieben Tagen wurden bei 3.429 Tests 837 Infizierte gemeldet, was einer Rate von 24,4 Prozent entspricht. Die Zwei-Wochen-Rate liegt bei 24,7 Prozent mit 1.463 positiven Fällen bei 5.919 Tests. Dazu kamen 59 Todesopfer durch Covid-19.

Kentucky

Pamela Harris, eine Vertrauenslehrerin an der Middle High School in der Militärbasis Fort Knox, die etwa 64 Kilometer südwestlich von Louisville entfernt liegt, starb letzte Woche an Covid-19. Die Information wurde von dem Verband bestätigt, der Lehrkräfte und Schulpersonal des US-Verteidigungsministeriums vertritt.

Die Behörden gaben jedoch nur zu, dass es „möglich“ sei, dass sich Pamela Harris an der Schule mit dem Virus angesteckt hat. Der erste Schultag in Fort Knox war der 24. August. Etwa 1.550 Schüler vom Kindergartenalter bis zur 12. Klasse (K-12) besuchen die vier Schulen auf dem Gelände der Militärbasis. Die FEA erklärte in den Medien: „Die Schulen in Fort Knox hatten Anfang September auf Fernunterricht umgestellt, allerdings erst, nachdem Harris und mehrere andere Schulmitarbeiter über Covid-19-Symptome klagten.“

In Kentucky gab es seit März 58.000 bestätigte Covid-19-Fälle und 1.093 Todesopfer.

Hawaii

Dayna Inouye (49), eine Schulangestellte der Dole Middle School in Hawaii, starb letzten Mittwoch an dem Virus. Sie kommt aus einer Familie von Lehrern und hinterlässt drei Töchter und ihren 27-jährigen Partner.

Dayna Inouye und ihre Schwester Angie Choi

Ihre Schwester Angie Choi, Vertrauenslehrerin an der Dole Middle School, forderte die Schulbehörde von Hawaii am Mittwoch im Namen ihrer verstorbenen Schwester dazu auf, während der Pandemie den Präsenzunterricht zu beenden.

Choi erklärte, die beiden Schwestern hätten seit fünf Jahren an der Dole Middle School gearbeitet, zuvor waren beide an der Niu Valley Middle School beschäftigt. In einem Interview mit der Hawaii State Teachers Association (HSTA) erklärte sie: „Wir standen uns extrem nahe. Sie begrüßte Angestellte und Schüler mit einem Lächeln und gab ihnen das Gefühl, willkommen zu sein. Sie war sehr ruhig und fröhlich.“

Choi erklärte außerdem, das Gesundheitsministerium von Hawaii habe zu langsam auf den Ausbruch an der Schule reagiert, an dem mindestens vier Angestellte und ein Schüler erkrankt sind. Wie Choi berichtet, hat die Oberschulrätin des Bundesstaats Christina Kishimoto zugegeben, dass die Kontaktverfolgungsgruppe des Gesundheitsministeriums erst nach Tagen auf die Fälle in Dole reagiert hat.

In ihrer Aussage erklärte Choi, sie sei sich sicher, dass sich ihre Schwester an der Schule mit dem Virus infiziert hätte, und schilderte detailliert den Ablauf der Ereignisse. In ihrer Aussage schrieb sie: „Ich kann mir gut vorstellen, wie viel Angst sie hatte, als sie ihr positives Testergebnis erhielt. Sie wurde nicht vom Gesundheitsamt informiert, es wurde keine Kontaktverfolgung durchgeführt.“

Inouyes Tochter Cameron Inouye-Ng, die ebenfalls Lehrerin ist, teilte der HSTA Folgendes mit:

„Ich bin Lehrerin in der fünften Klasse der Grundschule Makalapa. Meine Mutter war gut auf diese Pandemie vorbereitet, sie hat alles gekauft, was wir brauchten, um sicher zu sein. Sie war so vorbereitet, wie man es nur sein kann. Ich weiß, es ist schwer zu beweisen, aber es besteht kein Zweifel daran, dass sich meine Mutter während der Arbeit mit Covid angesteckt hat. ... Der Gedanke, dass wir in ein paar Wochen wieder in die Schule zurückmüssen, macht mir Angst, weil ich weiß, dass jemand krank sein könnte, ohne Symptome zu zeigen. Was, wenn ich krank werde? Was würde dann wieder mit meiner Familie passieren? Was mit meinen Kollegen? Was mit den Schülern in meiner Klasse? Ich fordere, dass Lehrer in dieser harten Zeit zu ihrer eigenen Sicherheit und zu ihrem Wohlergehen Fernunterricht geben dürfen.“

Fast 200 von Inouyes Kollegen sprachen bei einem teilweise öffentlich gemachten Online-Treffen der Schulbehörde nach Inouyes tragischem Tod über die Bedingungen in ihren Schulen. Die HSTA hat mehr als 100 schriftliche Aussagen zusammengestellt, die öffentlich verfügbar sind.

Utah

Eine vierte Lehrerin, Charri Jensen, von der Corner Canyon High School in Draper (Utah), die von ihren Schülern liebevoll „Mama J“ genannt wurde, liegt mit Covid-19 in kritischem Zustand auf einer Intensivstation.

Ihre Tochter Talesha Jensen erklärte gegenüber KSL TV: „Sie liebt Corner Canyon mehr als alle, die ich kenne. Und nicht nur Corner Canyon, sie hat einfach ein sehr großes Herz.“

Corner Canyon ist mittlerweile mit 42 bestätigten Fällen und 500 Schülern sowie Schulbeschäftigten in Quarantäne der am stärksten betroffene Schulbezirk im Bundesstaat.

Seit Beginn der Pandemie deuten alle vertrauenswürdigen wissenschaftlichen Beweise auf den gleichen Schluss hin: Die Wiederaufnahme des Präsenzunterrichts an Schulen wird zu zusätzlichen Infektionen, weiteren Krankenhauseinweisungen und noch mehr Toten führen. Tatsächlich wurden am Mittwoch neue Daten veröffentlicht, laut denen in Florida die Fälle von Erkrankungen und Klinikaufenthalten von Kindern seit Wiederaufnahme des Schulunterrichts um 20 Prozent gestiegen sind.

Laut neuen Daten aus dem Bundesstaat haben sich seit der Wiedereröffnung der Schulen mehr als 12.000 Kinder unter 17 Jahren mit Covid-19 infiziert. Die pädiatrischen Fälle seit dem 10. August sind um 20 Prozent gestiegen, die Zahl der Einweisungen von Kindern in Krankenhäuser ist im gleichen Zeitraum ebenfalls um fast 20 Prozent gestiegen.

Dass die Schulbehörden von Florida jeden Zusammenhang leugnen, überrascht nicht. Dr. Danielle Thomas von der Florida Parent Teacher Association (PTA) erklärte vor Kurzem öffentlich, es sei „schwierig“, eindeutige Schlüsse aus den Zahlen zu ziehen: „In einigen Fällen hat der Schulbezirk erklärt, man könne es nicht auf die Rückkehr der Schüler in die Schulen zurückführen.“ Der Präsident der Education Association von Florida, Andrew Spar, erklärte, das Problem sei, dass es „unmöglich“ ist, zu sagen, wie viele tatsächlich im Zusammenhang mit der Schulöffnung stehen.

Trotz der Ausflüchte dieser Vertreter des politischen Establishments verstehen Lehrer, Schüler und Arbeiter insgesamt sehr genau, was wirklich geschieht: Die Todesfälle von Inouye, Harris und Hussli waren genauso vermeidbar wie diejenigen der mehr als 250 Lehrkräfte, die vor ihnen gestorben sind. Sie sind das direkte Ergebnis der kriminellen Politik – durchgeführt von demokratischen und republikanischen Politikern aller Regierungsebenen – die hauptsächlich von den Profiten der Finanzoligarchie ausgeht.

Lehrkräfte, Schulpersonal, Schüler und ihre Familien und Angehörigen werden im Interesse der Wall Street geopfert. Die Arbeiterklasse kann dieses Blutbad nur beenden, wenn sie mit ihren eigenen Kampforganisationen interveniert. Diesen Kampf hat sie bereits aufgenommen.

Lehrer und andere Schulbeschäftigte haben den entscheidenden Schritt in diesem Kampf unternommen, indem sie ein Netzwerk von landesweit koordinierten Sicherheitskomitees gegründet haben, um den immensen Widerstand gegen die tödliche Schulöffnungspolitik zu organisieren. Sie haben bereits in Florida, Texas, Michigan und New York Komitees gegründet, die auf dem Grundsatz basieren, dass jeder einzelne Tote einer zu viel ist.

Alle, die einen ernsthaften Kampf für die Schließung der Schulen und die Rettung von Menschenleben führen wollen, sind hiermit dazu aufgerufen, sich noch heute mit uns in Verbindung zu setzen, sich an den Diskussionen auf unserer Facebook-Seite zu beteiligen und sich für die Online-Veranstaltung am Samstag zu registrieren.

Siehe auch:
200.000 Corona-Tote in den USA: Trump tritt offen für Herdenimmunität ein
[18. September 2020]

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