Die Rolle der World Socialist Web Site bei der Ausbildung einer neuen Generation von Revolutionären

Wir veröffentlichen die Reden, welche mehrere WSWS-Autoren und führende Mitglieder des IKVI bei der Online-Kundgebung vom 25. Oktober anlässlich des Relaunchs der WSWS hielten. Den folgenden Beitrag hielt Genevieve Leigh im Namen der International Youth and Students for Social Equality (IYSSE) in den Vereinigten Staaten.

Zunächst möchte ich nur sagen, dass ich mich geehrt fühle, heute an der Seite so vieler führender Genossen mit jahrzehntelanger Erfahrung in unserer Bewegung zu sprechen, die an der World Socialist Web Site seit ihrer Gründung beteiligt waren, und von denen ich so viel gelernt habe.

Für mich und für eine ganze neue Generation von Genossen hat die World Socialist Web Site das gesamte politische Leben angeleitet und geprägt.

Meine Generation, die Generation der Jahrtausendwende, ist unter einer beispiellosen wirtschaftlichen, sozialen und politischen Krise in die Politik eingetreten. Als wir gerade unsere Gymnasialzeit beendeten, fand 2008 der Finanzcrash statt. Und heute, etwas mehr als ein Jahrzehnt später, erleben wir eine zweite weltweite Katastrophe, die Coronavirus-Pandemie.

Die jüngste Generation, die Generation Z, tritt unter noch schärferen Bedingungen in das politische Leben ein. Bedenkt einen Augenblick, was sie bei ihrem Eintreten ins politische Leben vor Augen haben: kilometerlange Lebensmittelschlangen in den USA, einen Präsidenten, der sich weigert, sein Amt zu verlassen, und Jugendliche, die gegen Polizeigewalt demonstrieren und vor dem Weißen Haus zusammengeschlagen werden, um nur einige bezeichnende Erfahrungen zu nennen.

Schon vor der aktuellen Krise lebten junge Arbeiter unter Bedingungen, die als Ergebnis von 40 Jahren sozialer Konterrevolution entstanden sind: eine krasse soziale Ungleichheit, Massenarbeitslosigkeit und ein großer Mangel an sozialer Sicherheit, weil Krankenkassen und Rentenansprüche fehlen.

Als die Pandemie ausbrach, verschärfte sie alle sozialen Missstände, die das kapitalistische System hervorgebracht hat. Und die Brutalität der herrschenden Klasse trat für alle Welt offen sichtbar hervor, denn überall machen sich die Regierungen seither die Politik der Herdenimmunität zu eigen, was bedeutet, dass sie ihren privaten Profit auf Kosten des Lebens der Arbeiter sichern.

Dies sind die Erfahrungen, die die Massen in nie dagewesenem Ausmaß machen. Fast jeder Mensch auf dem Planeten ist sich des Coronavirus‘ bewusst und ist in irgendeiner Weise davon betroffen.

Unter diesen Bedingungen ist es kaum verwunderlich, dass ein prägendes Merkmal dieser Zeit eine immense Radikalisierung der Arbeiterklasse und insbesondere der Jugendlichen ist.

Eine Statistik, die dies belegen könnte, stammt aus der diesjährigen Jahresumfrage von [dem britischen Meinungsforschungsinstitut] youGov. Darin wird festgestellt, dass die Generation Z (der 16- bis 23-Jährigen) im Verlauf des letzten Jahres den Sozialismus in wachsendem Maß unterstützten. Im Laufe eines einzigen Jahres stieg die Unterstützung für den Sozialismus unter diesen jungen Menschen um fast zehn Prozentpunkte, von 40 Prozent im Jahr 2019 auf 49 Prozent im Jahr 2020. Diese Statistik spiegelt massive Veränderungen im Bewusstsein wider.

Das letzte Jahr – und eigentlich auch die Jahre vor der Pandemie – haben gezeigt, dass es jungen Menschen nicht an Wut fehlt, dass es ihnen nicht an Kampfbereitschaft fehlt und dass sie den tiefen Wunsch haben, die Welt zu verändern. Wir haben dies bei den Massendemonstrationen gegen Polizeigewalt und vielen anderen sozialen Protestausbrüchen erlebt.

Was wir jedoch dringend brauchen, ist eine politische Perspektive und ein Programm, die auf historischem Wissen und einem Verständnis der Erfahrungen der Vergangenheit beruhen.

Junge Menschen, die auf der Suche nach Antworten auf alle drängenden Fragen der heutigen Zeit sind, werden feststellen, dass es keine größere Ressource gibt als die WSWS.

Ich weiß, dass ich für eine ganze Schicht junger Menschen spreche, wenn ich sage, dass die WSWS nicht nur für meine politische Bildung, sondern in vielerlei Hinsicht auch für meine Bildung insgesamt verantwortlich ist. Hier habe ich etwas über Kunst und Kultur, über Wissenschaft, Geschichte, Wirtschaft und Philosophie gelernt. Hier fand ich zum ersten Mal einen Gegenpol zu dem postmodernen und rassistischen Gift, das an den Universitäten verbreitet wird.

Wie sehr viele Jugendliche in der Partei verbrachte auch ich, als ich die Website zum ersten Mal kennenlernte, Monate damit, die Archive zu durchforsten und zu lesen, was die Bewegung über jedes wichtige politische Ereignis in meinem Leben geschrieben hatte: die gestohlene Wahl von 2000, die Ereignisse rings um den 11. September [2001], den Irakkrieg und die Proteste dagegen, das Auftreten von WikiLeaks, die Verfolgung von Julian Assange, den Finanzcrash 2008 und unzählige weitere Entwicklungen.

Die wahre Stärke der erneuerten Website liegt darin, dass es ihr nun gelingt, dieses mächtige Archiv umfassend zu präsentieren. Man kann in der Zeit zurückgehen und nachlesen, was das Internationale Komitee der Vierten Internationale (IKVI) am Tag nach den Anschlägen vom 11. September geschrieben hat. Der Grad an politischer Klarheit, mit der die Bewegung damals reagierte, ist beispiellos.

Man findet Kommentare wie „Antiamerikanismus: Der ‚Antiimperialismus‘ von Dummköpfen“, der eine prinzipielle Haltung gegen all jene demoralisierten Elemente der Mittelklasse einnimmt, die auf die Angriffe des 11. September mit vulgärem Antiamerikanismus anstelle von echtem Antiimperialismus reagierten. Die WSWS erklärte, dass es die amerikanische herrschende Klasse und nicht die amerikanische Bevölkerung war, die weltweit imperialistische Politik betrieb.

Junge Menschen, die von der Welle der Schulmassaker zutiefst betroffen waren, finden in den WSWS-Archiven Kommentare wie „Das Massaker an der Columbine High School: Amerikanische Pastorale amerikanischer Berserker“, die die schrecklichen Ereignisse vom April 1999 analysieren und das Wesen der amerikanischen Gesellschaft und die Folgen der sozialen Ungleichheit und der endlosen Kriege ausloten.

Falls es Jugendliche gibt, die diese und ähnliche Texte noch nicht gelesen haben, möchte ich sie euch dringend ans Herz legen.

Dies sind nur zwei Beispiele für Themen, von denen ich weiß, dass sie die jungen Menschen in den letzten zwanzig Jahren stark beeinflusst haben. Dasselbe gilt für jedes wichtige politische und soziale Ereignis und Phänomen der jüngeren Geschichte.

Am wichtigsten ist vielleicht, dass Jugendliche in den WSWS-Archiven die Geschichte der Arbeiterklasse finden, das heißt, ihre eigene Geschichte. Diese Geschichte wird den Arbeitern vorenthalten; im Interesse der herrschenden Elite wird sie nur in verzerrter und verdunkelter Form präsentiert.

Sie können vieles über die Aufklärung, über Marx, Engels, Trotzki, Lenin und Entstehung und Entwicklung des Marxismus lernen. Auch über die Russische Revolution, die Entwicklung der Linken Opposition, die enormen Klassenkämpfe der 1930er und 40er Jahre, einschließlich der außergewöhnlichen Geschichte der amerikanischen Arbeiterklasse, können Jugendliche eine Menge erfahren.

Sie können und müssen alles über die Geschichte des Kampfs für den Sozialismus lernen, was in der Geschichte unserer Bewegung enthalten ist.

Für die herrschende Klasse stellt die WSWS eine unmittelbare Bedrohung dar. Sie versucht verzweifelt, junge Menschen von der Kenntnis der Geschichte der Arbeiterkämpfe und Revolutionen abzuschneiden, die am bewusstesten in der Geschichte der marxistischen Bewegung zum Ausdruck kommt.

Ihre starke Perspektive unterscheidet die World Socialist Web Site von jeder anderen Website der Welt. Sie ist ein Bildungs- und Kampforgan, das Arbeiter und Jugendliche mit den Werkzeugen ausstatten wird, die sie benötigen, um die Welt nicht nur zu verstehen, sondern sie zu verändern.

Ich ermutige Jugendliche und Arbeiter, die zuhören und nicht schon Teil des IKVI sind, sich uns heute anzuschließen, die neue Website zu erkunden, sie finanziell zu unterstützen, sie als ihre eigene Website zu verstehen, zu ihr beizutragen und sie zu fördern. Zögert nicht, euch dem Studium der Geschichte zu widmen und euch im Kampf für den Sozialismus zu engagieren!

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