Perspektive

Durchbrecht die Isolation des Streiks bei Volvo Trucks in Virginia!

Die World Socialist Web Site ruft die Belegschaften von Volvo und der gesamten Autoindustrie auf, die fast 3.000 streikenden Arbeiter von Volvo Trucks im Werk New River Valley (NRV) in Dublin, Virginia, zu unterstützen.

Arbeiter von Volvo Trucks im Mai (Foto: UAW 2069)

Die Volvo-Arbeiter streiken nun erneut seit mehr als zehn Tagen, nachdem sie mit überwältigender Mehrheit (91 Prozent) die zweite von der Gewerkschaft United Auto Workers (UAW) ausgehandelte Tarifeinigung abgelehnt haben. Sie fordern eine deutliche Erhöhung der Löhne, um frühere Einbußen zurückzuholen, eine Inflationsklausel, um die rasant ansteigenden Verbraucherpreise auszugleichen, ein Ende der Lohnspaltung im Betrieb, die Beibehaltung des Achtstundentags und eine umfassende Krankenversicherung für alle noch Beschäftigten und Rentner.

Die Volvo-Arbeiter bei NRV führen einen Krieg an zwei Fronten. Erstens kämpfen sie gegen einen multinationalen Konzern mit mehr als 50 Mrd. Dollar Jahresumsatz und mehr als 4 Mrd. Dollar Jahresgewinn. Das Volvo-Management ist entschlossen, die Ausbeutung zu verschärfen, um die Milliardenbeträge aufzubringen, die es an seine Großaktionäre ausschüttet. Dabei wird es vom kapitalistischen Staat mit allen Mitteln unterstützt.

Der General Manager von Volvo NRV, Franky Marchand, veröffentlichte am Donnerstag eine provokative Erklärung. Darin heißt es, dass das Unternehmen nicht an den Verhandlungstisch zurückkehren wird, bis „der Prozess für die neue Verhandlungsrunde für alle klar ist“ – das heißt, bis die Zusicherung der UAW vorliegt, dass ein neuer Vertrag sicher ratifiziert wird.

Was Marchand nach eigenem Bekunden „am meisten umtreibt“, ist „der Stress, den der Prozess zwischen uns allen verursacht. Das ist in unserer Gemeinschaft nicht üblich.“ Was Volvo wirklich „umtreibt“, ist die Tatsache, dass das Unternehmen gezwungen wird, den Willen der Arbeiter zu berücksichtigen. Als Anfang des Monats die zweite Tarifeinigung in der Urabstimmung durchgefallen war, gab Marchand eine Erklärung heraus, in der es hieß, dass „es schwerfällt, dieses Verhalten zu verstehen“, da die Einigung von der „internationalen, regionalen und lokalen UAW-Führung“ abgesegnet worden war.

Es ist für Marchand in der Tat schwer zu begreifen, dass der übliche „Prozess“ des Tarifabschlusses – bei dem das Unternehmen der UAW sagt, was es will, und die UAW diese Wünsche mit Lügen und Drohungen durchsetzt – durch die Einmischung der Arbeiter gesprengt wurde.

Am späten Donnerstagnachmittag gab Volvo bekannt, dass man sich mit der UAW darauf geeinigt habe, die Verhandlungen am 23. Juni, also erst in einer Woche, wieder aufzunehmen. Dies macht deutlich, dass die Geschäftsleitung entschlossen ist, den Streik zu zerschlagen, während die Arbeiter auf Streikposten ausgehungert werden. Das Unternehmen hat den Streikenden bereits die Gesundheitsleistungen gestrichen. Der Gouverneur von Virginia, der den Demokraten angehört, setzt auf Geheiß des Unternehmens die Polizei ein, um Streikbrecher in den Betrieb zu schleusen.

Die zweite Front in diesem Krieg richtet sich gegen die UAW selbst, die alles tut, um die Volvo-Arbeiter zu isolieren. Sie hat keine Strategie für den Sieg, sondern eine Strategie für die Niederlage.

Der Präsident der UAW-Ortsgruppe Local 2069, Matt Blondino, reagierte auf Marchands Erklärung mit vagen Versprechungen, dass die UAW „hart daran arbeitet, die Mängel in früheren vorläufigen Einigungen anzugehen. Unsere Mitglieder wollen zu Recht, dass diese Mängel vom Unternehmen behoben werden.“ Blondino flehte das Unternehmen an, die Verhandlungen wieder aufzunehmen, und jammert, dass „sie unsere Entschlossenheit an der Streiklinie testen wollen“.

Er sagte jedoch kein Wort dazu, worin sich die Vorschläge der UAW von den „Mängeln“ der beiden Einigungen unterscheiden, die von den Volvo-Arbeitern mit überwältigender Mehrheit abgelehnt wurden. Er machte sich auch nicht die Mühe zu erklären, warum die UAW und Blondino persönlich so heftig für diese Einigungen warben, wenn die Arbeiter doch „zu Recht“ der Meinung waren, dass sie nicht ihren Bedürfnissen entsprachen. Vor allem aber ließ Blondino in keiner Weise erkennen, dass die UAW irgendetwas tun wird, um den Streik zu gewinnen. Stattdessen bemüht sich die Gewerkschaft nach Kräften, den Kampfgeist der Arbeiter zu untergraben, indem sie sie an den Streikpostenketten aushungern lässt und sie isoliert.

Um Widerstand zu organisieren und aus der von der UAW auferlegten Isolation auszubrechen, haben die Arbeiter bei NRV ein Aktionskomitee gegründet, das Volvo Workers Rank-and-File Committee (VWRFC).

Am Montag veröffentlichte das VWRFC einen sehr deutlichen offenen Brief an den Präsidenten der UAW International Rory Gamble, den UAW-Schatzmeister Ray Curry und Blondino. Darin wird gefordert, dass die UAW aufzeigt, worin sich ihre jetzigen Vorschläge gegenüber dem Unternehmen von denen unterscheiden, die in den beiden Urabstimmungen mit überwältigender Mehrheit abgelehnt wurden. Außerdem verlangen die Arbeiter, dass die UAW erklärt, warum die Arbeiter nur erbärmliche 275 Dollar pro Woche als Streikgeld erhalten, obwohl die UAW über riesige Ressourcen verfügt.

Die Arbeiter heben hervor, dass die Gewerkschaft den Streik isoliert. Sie stellen fest, dass die UAW International auf ihrer Facebook-Seite keine einzige Meldung über den Streik gepostet hat und dass Arbeiter in anderen Werken, einschließlich der Autoarbeiter, nach eigener Aussage von dem Streik gar nichts wussten. „Ihr behauptet, unsere Vertreter zu sein“, heißt es in dem offenen Brief, „wir erleben jedoch, dass ihr mit eurem Verhalten unseren Streik an der gesamten Front untergrabt.“

In ihrem Bemühen, den Streik zu isolieren, haben Volvo und die UAW die Unterstützung der Medien und des gesamten politischen Establishments, von der Rechten bis zur Pseudolinken. Die New York Times, das wichtigste Sprachrohr der Demokratischen Partei, hat in diesem Monat nicht einen einzigen Artikel über die Wiederaufnahme des Streiks veröffentlicht. Auch nicht die Washington Post, die Virginia in ihre lokale Berichterstattung einschließt. Auch die TV-Nachrichtenprogramme und -Sender haben nicht über den Streik berichtet. Die Zeitschrift Jacobin, die mit einer Fraktion der Democratic Socialists of America verbunden ist, hat keinen Artikel über die Auseinandersetzung gebracht, und die DSA selbst hat keine Stellungnahme abgegeben.

Es ist die Aufgabe der Arbeiterklasse, Unterstützung für die Arbeiter bei Volvo NRV zu organisieren. Das beginnt bei den Volvo- und Volvo-Mack-Arbeitern in Maryland, Pennsylvania und Virginia. Die UAW hält 3.500 Arbeiter in den Volvo-Mack-Werken im Betrieb, obwohl das Unternehmen wegen fehlender Zulieferungen begonnen hat, Teile der Belegschaft vorübergehend nach Hause zu schicken.

Volvo ist ein internationales Unternehmen mit Niederlassungen in Europa, Asien, Lateinamerika, dem Nahen Osten und Afrika. In allen Ländern müssen die Volvo-Arbeiter vom Kampf ihrer Kolleginnen und Kollegen in Dublin, Virginia, erfahren.

Alle Autoarbeiter, die mit den gleichen Bedingungen konfrontiert sind, müssen diese weltweite Unterstützung erhalten. Als sie über den Streik bei Volvo informiert wurden, äußerten die Autoarbeiter in den Werken und Zulieferbetrieben der drei großen Hersteller in den USA ihre volle Unterstützung und den Wunsch nach einem gemeinsamen Kampf. Die Nachricht über die mutige Haltung der Arbeiter bei NRV muss überall verbreitet werden, um die von der UAW und den Medien auferlegte Informationssperre zu durchbrechen.

Der Streik bei Volvo ist zudem Teil einer Reihe von Kämpfen in den gesamten Vereinigten Staaten, die eine wachsende Stimmung der Wut und Rebellion widerspiegeln. Dazu gehören der Streik der Bergarbeiter von Warrior Met in Alabama, der Pflegekräfte in Worcester, Massachusetts, und der Stahlarbeiter von ATI in Pennsylvania und anderen Staaten. In Beaumont, Texas, wurden die Ölarbeiter von ExxonMobil ausgesperrt, weil sie für den Erhalt ihrer Arbeitsplätze und der Sicherheitsbedingungen kämpften.

In allen diesen Fällen wenden die Gewerkschaften – die United Mine Workers of America, die Massachusetts Nurses Association und die United Steelworkers – die gleichen Methoden an wie die UAW. Sie isolieren die Kämpfe und verschweigen den Streik, der bei Volvo ausgebrochen ist. Das muss ein Ende haben.

Die Reaktion der herrschenden Klasse auf die Pandemie, die massive Zunahme der sozialen Ungleichheit und die steigenden Lebenshaltungskosten heizen den Klassenkampf auf der ganzen Welt an. Die Bergarbeiter in Kanada streiken derzeit gegen Vale Inco, nachdem sie einen von den United Steelworkers ausgehandelten Tarifvertrag abgelehnt haben. In Indien haben Autoarbeiter die Arbeit niedergelegt, um die Produktion unter den Bedingungen der grassierenden Coronavirus-Pandemie zu stoppen. In ganz Lateinamerika haben Bergarbeiter Streiks gegen unsichere Bedingungen begonnen.

Durch die Gründung eines unabhängigen Aktionskomitees haben die Volvo-Arbeiter einen neuen Machtfaktor bei NRV geschaffen – die Arbeiter selbst. Diese Initiative muss auf den gesamten Konzern, die Autoindustrie und darüber hinaus ausgedehnt werden, in den Vereinigten Staaten und international, um in der Arbeiterklasse eine vereinte Gegenoffensive gegen kapitalistische Ausbeutung und Ungleichheit zu entwickeln.

Die Isolation des Volvo-Streiks muss durchbrochen werden!

Die World Socialist Web Site ruft alle Arbeiter auf, den offenen Brief des Aktkionskomitees der Volvo-Arbeiter so weit wie möglich zu verbreiten. Schickt ihn an Kollegen, Freunde und Verwandte und postet ihn in den sozialen Medien. Schickt Unterstützungsbotschaften an vwrfc@gmail.com. Schreibt an die WSWS, wenn ihr Unterstützung bei der Gründung eines Aktionskomitees in eurem Betrieb braucht.

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