Bericht von UN-Behörde dokumentiert weltweite Auswirkungen des Klimawandels

Am Montag erschien der jüngste Bericht des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC, Weltklimarat). Er geht weiter als alle früheren solchen Dokumente und stellt einen definitiven Zusammenhang zwischen der Art der industriellen und landwirtschaftlichen Tätigkeit und dem Klimawandel her. Zudem weist er einen direkten Zusammenhang zwischen der Erderwärmung und spezifischen Wetterereignissen wie Dürren, Hitzewellen, Stürmen und Überschwemmungen nach.

Twitter-Darstellung zum jüngsten Bericht des Weltklimarats

Rund 234 Wissenschaftler fassten die Ergebnisse von mehr als 14.000 einzelnen Studien zusammen, doch der Bericht verzichtet auf die übliche Bürokratensprache der UN-Behörden, die ansonsten hauptsächlich Konflikte zwischen Klassen- und nationalen Interessen vertuschen soll. Zum Teil liegt das daran, dass dieser Bericht sich auf die objektiven Beweise für den Klimawandel beschränkt und alle Diskussionen über die sozialen Folgen oder Vorschläge für Maßnahmen vermeidet. Über diese beiden Themen sollen nächstes Jahr Berichte erscheinen.

Dennoch ist die Sprache viel direkter als in früheren Studien des IPCC. In der Zusammenfassung für Entscheidungsträger heißt es: „Es ist eindeutig, dass der menschliche Einfluss die Atmosphäre, die Meere und das Land aufgewärmt hat. Es kam zu weit verbreiteten und schnellen Änderungen der Atmosphäre, der Meere, der Kryosphäre und der Biosphäre.“

Darauf folgt die Warnung: „Der menschliche Einfluss hat das Klima in einem Ausmaß erwärmt, das in den letzten 2000 Jahren beispiellos ist (...) Die beobachtete Erwärmung wird von der Emission menschlicher Aktivitäten angetrieben“.

Weiter heißt es: „Beweise für beobachtete Veränderungen bei Extremen wie Hitzewellen, schweren Niederschlägen, Dürren und tropischen Zyklonen, und vor allem, dass sie dem menschlichen Einfluss zuzuordnen sind, wurden bestärkt.“

Laut dem Bericht hat menschliche Aktivität die weltweiten Durchschnittstemperaturen im Zeitraum von 1850 bis heute um 1,1 Grad Celsius erhöht, hauptsächlich durch den Einsatz fossiler Brennstoffe wie Kohle, Gas und Öl.

In den nächsten zehn Jahren wird sich die Durchschnittstemperatur um weitere 0,4 Grad auf 1,5 Grad Celsius erhöhen – egal, welche Maßnahmen in diesem Zeitraum getroffen werden. Hierbei handelt es sich um die unweigerliche Folge der Emission von Kohlendioxid, die bereits stattgefunden hat, und anderer Prozesse in der Vergangenheit.

Eine der stärksten Seiten des Berichts ist die Anwendung neuer Entwicklungen bei Datenmodellen, Satellitenmessdaten und der Attributierungs-Wissenschaft (der Herstellung von Kausalzusammenhängen), um regionale und sogar lokale Auswirkungen des Klimawandels zu erklären. Beispielsweise waren die USA in Westen, Mitte und Osten eingeteilt, die separat und als Teil des globalen Ganzen untersucht werden.

Im Gegensatz zum letzten derartigen Bericht der IPCC von 2013 weist dieses Dokument einen direkten Zusammenhang zwischen dem Klimawandel und Ereignissen wie den jüngsten Überschwemmungen in Deutschland und Belgien, der Hitzekuppel im Pazifischen Nordwesten, Dürren und Flächenbränden im Westen der USA und dem östlichen Mittelmeer und der zunehmenden Häufigkeit und Intensität von Hurrikans und Zyklonen nach.

Die Wissenschaftler schlagen deshalb Alarm nicht ganz im Allgemeinen, er ist vielmehr konkret und spezifisch. Ohne eine konzertierte, systematische und globale Reaktion auf die Gefahren wird es immer häufiger zu derartigen Katastrophen kommen, und sie werden immer größere Ausmaße annehmen.

Die Aussicht auf größere Wetterextreme an beiden Enden des Spektrums – Dürren und Stürme – steht teilweise in Zusammenhang mit einer einfachen physischen Beziehung. Je höher die Lufttemperatur ist, desto mehr Wasserdampf kann sie aufnehmen und speichern. Es kann zu heftigerem Regen kommen, aber auch zu längeren und schwereren Dürren, da das Wasser an andere Orte umgelenkt wird.

Ein Anstieg der Temperaturen um 1,1 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Niveau bedeutet bereits katastrophale Veränderungen beim Regen, bei Hitzewellen und Schneestürmen. Der Anstieg um 1,5 Grad, der unvermeidlich ist, wird noch weitere Konsequenzen haben. Ein Anstieg um zwei oder sogar drei oder vier Grad würde bedeuten, dass es wöchentlich oder täglich zu Katastrophen wie den Überschwemmungen in Deutschland oder China kommen könnte.

Dazu kommen die unverhältnismäßigen Auswirkungen der Erderwärmung auf die Polarregionen Arktis und Antarktis, vor allem auf die riesigen Gletscherformationen. Wenn diese erst einmal geschmolzen sind, können sie auf einem immer wärmeren Planeten nicht mehr ohne weiteres wieder aufgebaut werden.

Die objektiven Daten sind absolut unwiderlegbar: Das Kohlendioxid in der Atmosphäre hat dieses Jahr einen Rekordwert von 419 Teilchen pro Million erreicht, was laut fossilen Daten der höchste Wert seit zwei Millionen Jahren ist.

Viele Folgen der Erderwärmung sind bereits jetzt unumkehrbar oder könnten erst nach Jahrzehnten korrigiert werden. Die steigende Temperatur und der steigende Säuregehalt der Meere haben bereits große Teile der weltweiten Korallenriffe zerstört, und der Meeresspiegel steigt seit mehr als einem Jahrhundert durchgehend alle zehn Jahre um einen Zoll oder zweieinhalb Zentimeter.

Ohne nennenswerte Kurskorrekturen bei der Entwicklung des Klimas drohen Katastrophen von wirklich globalem Ausmaß wie das völlige Abschmelzen der Eiskappen von Grönland und der Antarktis oder der Zusammenbruch des Golfstroms.

Der neue Bericht soll als Grundlage für eine Konferenz mit 197 Teilnehmerstaaten dienen, die im November im schottischen Glasgow stattfinden wirrd. Diese wird jedoch nur der nächste Schritt in einem endlosen, ergebnislosen Prozess sein, zu dem auch das Pariser Klimaabkommen von 2015 gehört. In diesem haben sich die gleichen Länder freiwillig zu Maßnahmen verpflichtet, um den Anstieg der globalen Temperaturen auf 1,5 Grad Celsius über dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen.

Die Konferenz führte nicht zu konkreten Verbesserungen, und wenige Jahre später zog sich die Trump-Regierung aus dem Abkommen zurück. Trump, ein wissenschaftlicher Ignorant und Sprachrohr der fossilen Brennstoffkonzerne, bezeichnete die Behauptungen über die Erderwärmung als chinesisches Komplott.

Trumps Ablösung durch Biden ermöglicht die Wiederherstellung einer oberflächlichen globalen Einigung, die in Glasgow durch irgendein diplomatisches Flickwerk ordnungsgemäß ratifiziert werden wird. Doch trotz aller Rhetorik von Biden und seinem Klima-Abgesandten, dem ehemaligen Außenminister (und Verteidiger imperialistischer Gewalt und Aggression der USA) John Kerry, kann keine Versammlung kapitalistischer Nationalstaaten wirklich etwas gegen die existenzielle Bedrohung durch den Klimawandel tun.

Der Klimawandel ist eine globale Bedrohung, die jedoch untrennbar mit der Entwicklung des kapitalistischen Systems verbunden ist. Die Ursache für die Klimakrise ist nicht die industrielle Entwicklung selbst, wie der Bericht des IPCC andeutet. Die Katastrophe, mit der die Menschheit jetzt konfrontiert ist, hat ihre Wurzeln in der Entwicklung der Produktivkräfte unter der Ägide der kapitalistischen herrschenden Klasse auf der Basis von privatem Profitstreben und dem Nationalstaatensystem.

Die Aufgabe, effektiv und rational auf den Klimawandel zu reagieren, darf ebenso wenig der internationalen Finanzaristokratie überlassen werden wie die Reaktion auf die globale Pandemie. Beides erfordert die Mobilisierung der einzigen sozialen Klasse, die alles Progressive an der modernen Wissenschaft und Technologie verteidigen und die irrationalen, ausbeuterische und monströs selbstzerstörerischen sozialen Verhältnisse des Profitsystems abschaffen kann: Dies kann nur die internationale Arbeiterklasse unter Führung der Weltpartei der sozialistischen Revolution erreichen.

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