Die WSWS unterstützt die Wahlkampagne von Will Lehman um den Vorsitz der UAW-Gewerkschaft. Weitere Informationen findet ihr unter WillforUAWPresident.org.
Das Wahlkampfteam von Will Lehman, der für das Amt des Vorsitzenden der Gewerkschaft United Auto Workers kandidiert, stieß am Freitagnachmittag beim Schichtwechsel vor dem Ford-Montagewerk in Wayne (Michigan) westlich von Detroit, auf große Unterstützung unter den Automobilarbeitern.
Lehman, der in der zweiten Lohnstufe bei Mack Trucks in Pennsylvania arbeitet, ruft zum Aufbau einer Massenbewegung von Arbeitern und Angestellten auf, um die korrupte Bürokratie abzuschaffen, die die Gewerkschaft seit Jahrzehnten beherrscht.
Lehman setzt sich für die Organisation von Aktionskomitees in allen Betrieben und Arbeitsstätten ein, um einen Kampf für das zu führen, was Arbeiter brauchen: Abschaffung des Lohnstufensystems, Umwandlung aller Leiharbeits- in Vollzeitstellen, eine Lohnerhöhung um 50 Prozent, eine automatische Lohnerhöhung zum Inflationsausgleich (Cost-of-living adjustment, COLA) und mehr. Die Aktionskomitees sollen die Arbeiter in einem internationalen Netzwerk zusammenschließen.
Michigan Assembly beschäftigt rund 4.600 Lohnarbeiter und produziert die meistverkauften Kleintransporter Bronco und Ranger. Viele Arbeiter sagten beim Schichtwechsel, sie hätten bereits von der Wahlkampagne erfahren und würden sie unterstützen. „Ich bekomme die Wahlaufrufe und habe vor, für ihn zu stimmen“, war ein häufiger Ausspruch.
Die Wahlhelfer informierten Arbeiter über die bevorstehende Debatte der Kandidaten für das Amt des UAW-Präsidenten, die für Donnerstag, den 22. September, angesetzt ist und von dem gerichtlich bestellten Aufseher über die UAW geleitet wird. Der UAW-Funktionärsapparat hat tatsächlich versucht, Arbeitern das Stattfinden der Debatte zu verheimlichen, und hat nichts unternommen, um sie bekannt zu machen. Der amtierende Präsident Ray Curry und die Bürokratie, der er vorsteht, sind zweifellos besorgt darüber, vor einem breiten Publikum von einem Arbeiter von der Basis herausgefordert zu werden.
Viele Arbeiter sprachen verärgert über die Reihe von Ausverkaufsverträgen, die bis zum Konkurs von Chrysler im Jahr 1979 zurückreichen, als der damalige UAW-Präsident Douglas Frazier in den Vorstand des Unternehmens eintrat. Das markierte den Beginn der Integration der Gewerkschaft in die Unternehmensleitung.
Angesichts der langen Liste von Zugeständnissen, die die UAW den Unternehmen gemacht hat, fragten Arbeiter verärgert: „Warum haben sie uns die Rente weggenommen?“ und „Was ist mit COLA?“ Dutzende Arbeiter sprachen mit dem Kampagnenteam und begrüßten die Offensive, die jahrzehntelang eingefrorenen Löhne, die Zugeständnisse, die erzwungenen Überstunden, die Werksschließungen, die Konkurse, die Vernichtung von Arbeitsplätzen und die allgemeine Verarmung breiter Schichten der Arbeiterklasse zu überwinden.
Diejenigen, die das Wort ergriffen, sprachen sich insbesondere gegen das System der Lohn- und Leistungsstaffelung aus, das 2007 eingeführt wurde. Es wurde anschließend im Rahmen der von Obama, Biden und den Demokraten zwei Jahre später durchgeführten Umstrukturierung auf die gesamte Branche ausgedehnt. Dadurch wurden die Löhne aller neu eingestellten Arbeiter um die Hälfte gekürzt.
„Ich habe acht Jahre gebraucht, um das höchste Gehalt zu erreichen“, sagte Trina. „Will Lehman will das Lohnstufensystem abschaffen. Ich unterstütze das! Ich werde für ihn stimmen. Gebt mir COLA zurück.“
Flo erklärte: „Wir schuften alle gemeinsam da drin und machen die gleiche Arbeit. Warum haben wir eine solche Lohnstaffelung? Sie haben uns 2007 über den Tisch gezogen, als sie diese Zugeständnisse gemacht haben.“
„Ich hasse das Stufensystem“, erklärte Gene, der seit 23 Jahren in der Fabrik arbeitet. „Ich finde es nicht fair. Neue Kolleginnen und Kollegen kommen hierher und verdienen den Niedriglohn wie bei McDonalds. Wie kann das richtig sein?“
Er äußerte ein tiefes Misstrauen gegenüber der gesamten Führungsebene der Gewerkschaftsbürokratie. „Bei den letzten beiden Verträgen hat niemand für sie gestimmt“, sagte er, „und doch schienen sie irgendwie angenommen worden zu sein.“ Im Jahr 2015 sah es so aus, als werde der nationale Ford-UAW-Tarifvertrag niedergestimmt. Dann wurde die Abstimmung bei Local 600, zu dem der riesige Ford-Komplex Rouge gehört, verschoben. Die Arbeiter in Rouge fotografierten und dokumentierten offensichtliche Unregelmäßigkeiten bei der Abstimmung und fochten die Abstimmung bei der UAW an – ohne Erfolg.
Gene fuhr fort, über den Kampf zu sprechen, der jetzt bei den Eisenbahnen tobt. „Ich habe mich gefragt, was mit deren Tarifvertrag passiert ist. Biden versucht, ihn ihnen aufzuzwingen“, sagte er. „Das muss aufhören.“ Er las die am 14. September verabschiedete Resolution der Eisenbahner, in der es heißt: „Wir werden keinen Akt des Kongresses akzeptieren, der unser demokratisches Streikrecht verletzt und uns einen Vertrag aufzwingt, den wir nicht akzeptieren und der nicht von der Belegschaft ratifiziert wurde“, und sagte: „Ich stimme dem zu.“
Lisa wechselte von Rawsonville zur Ford Michigan Assembly Plant (MAP) und äußerte ihre Unzufriedenheit mit der lokalen Vertretung durch die UAW. „Unsere Gewerkschaftsvertreter kämpfen nicht für uns“, sagte sie.
Da die UAW mit den Unternehmen zusammenarbeitet, um die Löhne auf ein Armutsniveau zu senken, sind immer mehr Arbeiter gezwungen, Überstunden zu machen, um über die Runden zu kommen. Das Chaos in den Lieferketten und der Mangel an Teilen – letztlich ein Produkt der katastrophalen Reaktion der herrschenden Klasse auf die Covid-19-Pandemie – haben dazu geführt, dass die Arbeiter abwechselnd zermürbende Überstunden leisten oder nicht genug Stunden haben, um ihre Rechnungen zu bezahlen.
„Sie lassen dich keine Überstunden machen, wenn du sie willst“, sagte sie. Erschwerend kommt hinzu, dass es Zeiten gibt, in denen die Arbeiter gezwungen sind, 50 Stunden pro Woche zu arbeiten und dafür nur die reine Arbeitszeit bezahlt bekommen. Wenn Arbeiter eine Erklärung fordern, sagen die Gewerkschaftsvertreter, sie wüssten nichts darüber, sagte sie. Anstatt eine Antwort zu finden, entlassen sie die Arbeiter und sagen: „Ich kann da nichts machen.“ Sie schlussfolgerte: „Sie sollten eigentlich für uns einstehen. In Wirklichkeit kämpfen sie aber nicht für uns“.
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