Antisemitismusbeauftragter des Berliner Senats fordert Zensur von Roger-Waters-Konzert

Die Hetz- und Verleumdungskampagne gegen den britischen Rockmusiker Roger Waters hat auch Berlin erreicht. Vergangene Woche forderte Samuel Salzborn, der Antisemitismusbeauftragte des rot-rot-grünen Senats, ein geplantes Konzert des Mitbegründers der Band Pink Floyd in der Hauptstadt abzusagen.

Der britische Musiker Roger Waters auf einer Kundgebung gegen die Auslieferung des WikiLeaks-Gründers Julian Assange, Parliament Square (London),Samstag, 22. Februar 2020 [AP Photo/Alberto Pezzali]

Obwohl der Vorwurf jeder Grundlage entbehrt, diskreditierte Salzborn den Musiker gegenüber der Berliner Zeitung als „eine der lautesten Stimmen im Musikgeschäft, die antiisraelischen Antisemitismus verbreiten“. Wer es mit dem Kampf gegen Antisemitismus ernst meine, solle Waters keine Bühne geben, so der Antisemitismusbeauftragte.

Ähnliche Versuche, Waters‘ Auftritt zu verhindern, hat es bereits in München, Frankfurt am Main und Köln gegeben. Die geplanten Konzerte sind Teil von Waters‘ Konzerttournee This Is Not a Drill, die in den USA bereits eine Million Zuhörer anzog und im kommenden Jahr in 13 europäischen Ländern weitergeht. Das Konzert in Berlin soll im Mai 2023 in der Mercedes-Benz-Arena stattfinden.

Die gehässige Kampagne gegen einen der erfolgreichsten Musiker der vergangenen 50 Jahre ist der Tatsache geschuldet, dass Waters auch im Alter von 79 Jahren nicht bereit ist, seine Fahne nach dem Wind zu hängen. Nahezu jeder Song von This Is Not a Drill befasst sich „mit den drängenden Fragen unserer Zeit: imperialistischer Krieg, Faschismus, das Gift des Nationalismus, die Not der Flüchtlinge, die Opfer staatlicher Unterdrückung, weltweite Armut, soziale Ungleichheit, der Angriff auf demokratische Rechte und die Gefahr der nuklearen Vernichtung“, schrieb die WSWS in ihrer Besprechung der US-Tourné.

Waters hat sich insbesondere als Verteidiger der Rechte der Palästinenser und Gegner des Nato-Kriegs in der Ukraine hervorgetan. Das verzeihen ihm die Herrschenden nicht. Nachdem so gut wie jede kritische Stimme aus den privaten und öffentlich-rechtlichen Medien verbannt haben, säubern sie nun auch Kunst und Kultur. Dazu ist ihnen jedes Mittel recht. Sie verleumden Waters pausenlos als Antisemiten und Putin-Unterstützer, obwohl dies jeder Grundlage entbehrt.

In einem Beitrag auf Facebook, der großen Zuspruch erhielt, weist Waters diese Hetze kategorisch zurück. „Der Oberbürgermeister von München und einige Mitglieder der Grünen und der SPD sowie einige andere Sprachrohre der israelischen Lobby haben mich verleumdet und mich beschuldigt, ein Antisemit und auch ein Putin-Apologet zu sein“, schreibt er. „Ich bin nichts von alledem. Ich war es nie und werde es nie sein.“

„Ich bin jedoch als leidenschaftlicher Unterstützer von Friedensbewegungen im Allgemeinen und der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte ... im Besonderen bekannt“, fährt Waters fort. „Ich setze mich für gleiche Menschenrechte für alle meine Brüder und Schwestern auf der ganzen Welt ein, ungeachtet ihrer ethnischen Zugehörigkeit, Religion oder Nationalität.“ Aus diesem Grund lehne er die gewaltsame Herrschaft einer ethnisch-religiösen Gruppe, des jüdischen Staats Israel, auf Kosten der grundlegenden Menschenrechte aller Menschen ab, die in diesen Gebieten lebten, aber nicht jüdischen Glaubens seien. Dies sei inakzeptabel.

Neben diesem Beitrag hat Waters ein Bild der Bücherverbrennung durch die Nazis im Jahr 1933 veröffentlicht, zusammen mit einem Bild, das ihn und seine Frau Kamilah beim Niederlegen von Rosen am Grab der Widerstandskämpfer Hans Scholl und Christoph Probst in München zeigt.

Einen besonders schäbigen Angriff auf Roger Waters hat die Jüdische Allgemeine unter dem Titel „Judenhass auf Tour“ veröffentlicht. „Der zweifellos begabte Bassist, Sänger und Komponist Roger Waters schafft es, viele Arenen zu füllen,“ heißt es dort. Doch die „erste Hälfte des Wortes ‚Ausnahmekünstler‘“ beziehe sich nicht nur auf seine Fähigkeiten als Musiker, sondern auch auf die „Tiraden des Hassbarden“. Er verbreite „blanken Antisemitismus“, „Verschwörungstheorien“ sowie Lügen und falsche Beschuldigungen über den jüdischen Staat. Dem amerikanischen Präsidenten Joe Biden werfe er vor, er „würde das Feuer in der Ukraine schüren, was ein großes ‚Verbrechen‘ darstelle“.

Der Artikel tritt unverhüllt dafür ein, Waters‘ Tour abzusagen und zu verhindern, wie dies bereits in Polen geschehen sei. Er werde nur noch zu Konzerten eingeladen, weil sich damit „gutes Geld verdienen“ lasse.

Die Jüdische Allgemeine wird vom Zentralrat der Juden in Deutschland herausgegeben, der sich ungeachtet der Rechtsentwicklung der israelischen Politik immer offener zu deren Sprachrohr entwickelt.

Bei der jüngsten israelischen Parlamentswahl wurde der faschistische Verbund der Religiösen Zionisten drittstärkste Partei. Sein Wortführer Itamar Ben-Gvir, mehrfach wegen rassistischer Hetze verurteilt, könnte unter Benjamin Netanjahu Polizeiminister werden. Schon unter der bisherigen „Regierung des Wandels“ unter Yair Lapid wurden mehr Palästinenser in den besetzten Gebieten ermordet, als unter jeder anderen Regierung seit 2005.

Die Kampagne gegen Roger Waters nimmt derart bösartige Formen an, weil er unter seinen Fans nicht nur als herausragender Musiker, sondern auch wegen seines politischen Rückgrats beliebt ist. In den USA besuchten eine Million Zuschauer This Is Not a Drill, und auch in Europa wird mit vollbesetzen Arenen und Stadien gerechnet.

Die Stimmung breiter Teile der Bevölkerung steht im Gegensatz zur offiziellen Propaganda. Das gilt sowohl für die Unterdrückung der Palästinenser wie für den Nato-Krieg gegen Russland. Es gibt ein gewaltiges Bedürfnis nach alternativen Standpunkten und Informationen.

Das zeigt unter anderem ein Video, indem sich die ehemalige Moskau-Korrespondentin Gabriele Krone-Schmalz kritisch mit der Rolle der Nato im Ukrainekrieg auseinandersetzt. Es ging auf Youtube viral und wurde eine Million Mal aufgerufen. Auch dagegen entfesselten die Medien eine giftige Hetzkampagne. Auf die wachsende Opposition kennen die Herrschenden und ihre Sprachrohre nur eine Antwort – Hetze, Verleumdung und Zensur.

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