Mehr als 30.000 Tote in Gaza – USA weiten Krieg im Nahen Osten aus

Ein Bulldozer lädt die Leichen von Palästinensern, die von Israel getötet wurden, in einem Massengrab in Rafah im Gazastreifen ab. Dienstag, 26. Dezember 2023 [AP Photo/Fatima Shbair]

Wie der Euro-Med Human Rights Monitor am Freitag berichtete, wurden seit dem 7. Oktober 30.676 Palästinenser von den Israelischen Verteidigungskräften (IDF) getötet. Diese Zahl berücksichtigt sowohl diejenigen, deren Leichen identifiziert wurden, als auch diejenigen, die seit mehr als zwei Wochen vermisst werden – die meisten von ihnen begraben unter den Trümmern zerstörter Gebäude.

Zu dieser erschütternden Zahl an Todesopfern gehören 12.040 Kinder, 6.103 Frauen, 241 Beschäftigte des Gesundheitswesens und 105 Journalisten. Dazu kommen 58.960 Menschen, die bei den Angriffen verwundet wurden.

Überall im Gazastreifen gibt es noch tausende Leichen, die bisher nicht beerdigt wurden, darunter Hunderte entlang den Straßen, die von den israelischen Besatzungstruppen benutzt werden.

Laut Euro-Med sind vier Prozent der Bevölkerung des Gazastreifens entweder tot, verwundet oder vermisst. In den USA würde dieser Anteil einer Zahl von mehr als 13 Millionen entsprechen.

Bisher wurden 1,9 Millionen Palästinenser, d.h. 90 Prozent der Bevölkerung des Gazastreifens, zu Binnenvertriebenen; viele waren gezwungen, mehrmals zu fliehen.

Israel hat laut Euro-Med in knapp drei Monaten etwa 70 Prozent der zivilen Infrastruktur des Gazastreifens zerstört oder beschädigt, darunter sage und schreibe 247.696 Häuser, 318 Schulen und 169 Gesundheitseinrichtungen.

Die andauernde Zerstörung des Gazastreifens geht einher mit wachsenden Forderungen nach einer dauerhaften Vertreibung der palästinensischen Bevölkerung.

Am Mittwoch berichtete die Times of Israel: „Die ,freiwillige‘ Umsiedlung der Palästinenser aus dem Gazastreifen wird langsam zur entscheidenden offiziellen Politik der Regierung. Einer ihrer höchsten Vertreter erklärte, Israel habe mit mehreren Ländern Gespräche über deren mögliche Aufnahme geführt.“

Der UN-Unter-Generalsekretär für humanitäre Angelegenheiten, Martin Griffiths, erklärte am Freitag: „In der Bevölkerung bahnt sich eine Gesundheitskatastrophe an. Infektionskrankheiten breiten sich in überfüllten Unterkünften aus, die Kanalisation läuft über. In diesem Chaos bringen täglich etwa 180 palästinensische Frauen Kinder zur Welt. Die Menschen sind mit der höchsten je verzeichneten Ernährungsunsicherheit konfrontiert. Eine Hungersnot steht unmittelbar bevor.“

Das UN-Kinderhilfswerk UNICEF erklärte in einer separaten Stellungnahme: „Die Kinder im Gazastreifen sind in einem Albtraum gefangen, der sich mit jedem Tag verschlimmert.“

Die geschäftsführende Direktorin von UNICEF, Catherine Russell, erklärte: „Bei den Kämpfen im Gazastreifen werden weiterhin Kinder und Familien getötet und verletzt, und ihr Leben ist zunehmend durch vermeidbare Krankheiten und den Mangel an Nahrungsmitteln und Wasser gefährdet. Alle Kinder und Zivilisten müssen vor Gewalt geschützt werden und Zugang zu grundlegenden Leistungen und Versorgungsgütern haben.“

Sie fügte hinzu: „Der Gazastreifen ist ganz einfach unbewohnbar geworden. Seine Bevölkerung ist täglich in ihrer Existenz bedroht – und die Welt schaut zu.“

Doch dieses Blutbad ist nur der Auftakt zu etwas, das sich sehr schnell zu einem neuen großen Krieg der USA im gesamten Nahen Osten entwickelt.

Politico veröffentlichte am Freitag einen Artikel, laut dem Vertreter der Biden-Regierung zugeben, dass „der Krieg im Gazastreifen offiziell weit über dessen Grenzen hinaus eskaliert ist“.

Politico berichtete unter Berufung auf vier anonyme US-Regierungsvertreter: „Mitglieder der Biden-Regierung entwerfen Pläne [für] Szenarien, die die USA möglicherweise in einen weiteren Krieg im Nahen Osten hineinziehen könnten.“

Weiter hieß es: „Das Militär arbeitet laut drei US-Regierungsvertretern mit direkter Kenntnis der Diskussionen an Plänen für einen Gegenangriff auf die vom Iran unterstützten Huthi-Milizen, die die Handelsschifffahrt im Roten Meer angegriffen haben. ... Dazu gehören, einem der Regierungsvertreter zufolge, auch Angriffe auf Huthi-Ziele im Jemen – eine Option, die das Militär bereits früher dargelegt hatte.“

Zuvor hatte das Wall Street Journal berichtet, dass das Pentagon einen Angriff auf den Jemen plant.

Die USA versuchen auch, „mögliche Angriffe auf die USA durch die vom Iran unterstützten Kräfte in Syrien und dem Irak vorauszusagen und abzuwehren“, wie Politico unter Berufung auf einen der Informanten meldete.

Vor diesem Hintergrund brach US-Außenminister Antony Blinken am Donnerstag zu einer Reise durch den Nahen Osten auf, bei der er auch in Israel Station macht, um die nächste Phase des Kriegs zu koordinieren.

Am Tag von Blinkens Abreise führten die USA am Donnerstag einen illegalen Raketenangriff auf Bagdad durch – die jüngste Eskalation des US-amerikanisch-israelischen Amoklaufs im gesamten Nahen Osten.

Der Angriff galt Mushtaq Jawad Kazim al-Jawari, einem Mitglied einer pro-iranischen Miliz, der nach irakischen Angaben seinen Sicherheitskräften angehörte. Das irakische Außenministerium verurteilte diesen „unverhohlenen Angriff“ auf das Hauptquartier des irakischen Militärs „auf das Schärfste“.

Am Freitag rechtfertigte Biden den Angriff in einem Schreiben an den Kongress: „Ich habe diese diskreten Militäraktionen in Übereinstimmung mit meiner Verantwortung angeordnet, US-Bürger im In- und Ausland zu schützen und die nationale Sicherheit und außenpolitischen Interessen der USA zu fördern.“

Daraufhin erklärte der irakische Premierminister Mohammed Shia al-Sudani, die irakische Regierung werde Schritte unternehmen, um die 2.500 im Land stationierten US-Soldaten auszuweisen.

Al-Sudani erklärte: „Die Regierung legt das Datum fest für den Beginn des bilateralen Komitees, das Vorkehrungen für ein dauerhaftes Ende der Präsenz der internationalen Koalitionstruppen im Irak treffen soll.“

Die USA ziehen unterdessen weiterhin Truppen, Kriegsschiffe und Flugzeuge im Nahen Osten zusammen. John Kirby, Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats, erklärte am Mittwoch, die USA würden „nicht vor der Aufgabe zurückschrecken, uns selbst, unsere Interessen, unsere Partner und den freien Fluss des internationalen Handels zu verteidigen“.

Kirby warnte: „Um diese Ziele zu erreichen, haben wir eine beträchtliche Truppenpräsenz im Nahen Osten aufgebaut, einschließlich einer beträchtlichen ,offensiven‘ Militärstreitmacht, die wir dort auch weiterhin aufrechterhalten werden.“

Loading