Perspektive

IKVI organisiert internationale Mahnwachen für die Freilassung von Bogdan Syrotjuk

Unterschreibt die Petition zur Freilassung von Bogdan!

Am Donnerstag, den 13. Juni, hielt das Internationale Komitee der Vierten Internationale (IKVI) weltweit koordinierte Mahnwachen vor ukrainischen Botschaften und Konsulaten in einer Reihe von Großstädten ab. Der Protest richtete sich gegen die willkürliche Verhaftung und Inhaftierung des ukrainischen Sozialisten Bogdan Syrotjuk, einem Führer der Jungen Garde der Bolschewiki-Leninisten (YGBL), einer trotzkistischen Organisation in der ehemaligen Sowjetunion.

Die Mahnwachen fanden nacheinander in Istanbul, Paris, London, Berlin, Düsseldorf, Frankfurt, München, Washington D.C., Toronto, Canberra und Sydney statt, die letzten beiden am Morgen des 14. Juni (Ortszeit) in Australien.

Bei jeder Mahnwache verlas ein führender Vertreter des IKVI den Offenen Brief der internationalen Redaktion der World Socialist Web Site, in dem die sofortige Freilassung von Bogdan gefordert wird, und übergab den Brief an die Botschaft oder versuchte, ihn zu übergeben.

IKVI-Mitglieder und Unterstützer halten Mahnwachen für die Freilassung des inhaftierten ukrainischen Sozialisten Bogdan Syrotjuk vor den ukrainischen Botschaften in Berlin, London, Washington D.C. und Istanbul (im Uhrzeigersinn von oben links) am 13. Juni 2024.

Der Brief, von dem ein Video bereits über über 9.000 Mal auf Twitter/X angesehen wurde, fasst die Verfolgung von Bogdan zusammen und fordert seine Freiheit. Am 25. April 2024 hatte der ukrainische Sicherheitsdienst (SBU) Bogdan unter dem Vorwurf des Hochverrats verhaftet und seine prinzipielle Opposition sowohl gegen die ukrainische als auch gegen die russische Regierung als „pro-russisch“ hingestellt. Den gleichen Vorwurf erhebt er auch gegen die World Socialist Web Site, die jetzt in der gesamten Ukraine verboten ist. In dem Brief heißt es:

Die ukrainische Staatspolizei weiß sehr genau, dass sie ihre Anklage wegen Hochverrats gegen diesen jungen und mutigen Sozialisten nicht begründen kann. Sie muss daher auf die Art von Lügen zurückgreifen, derer sich das stalinistische Regime der Sowjetunion in der Zeit des Großen Terrors und der Moskauer Prozesse bediente, als es seine trotzkistischen Gegner als Agenten Nazideutschlands denunzierte. Ungeachtet der Auflösung der Sowjetunion und der Restauration des Kapitalismus leben in der Ukraine die Methoden und der Geist der stalinistischen Polizeibehörden weiter...

Bogdan Syrotjuk ist ein Opfer der Gesetzlosigkeit Ihrer Regierung. Zu der Zeit, als er am 25. April verhaftet wurde, gingen zahlreiche Berichte durch die internationalen Medien über den wachsenden Widerstand gegen den Krieg unter ukrainischen Arbeitern und Jugendlichen. Es ist offensichtlich, dass ein Schauprozess gegen Syrotjuk unter dem Vorwurf des Hochverrats darauf abzielt, die Gegner des Krieges einzuschüchtern, den Ihre Regierung im Interesse der kapitalistischen Elite der Ukraine und ihrer imperialistischen Verbündeten führt.

Die Reaktion der ukrainischen Regierung auf die Mahnwachen des IKVI und die Bemühungen, den Brief zuzustellen, war politisch entlarvend.

Der Tag begann mit der ersten Mahnwache in Istanbul, wo ein Konsulatsmitarbeiter den Brief von Ulaș Ateșçi, einem führenden Mitglied der Sosyalist Eşitlik Grubu (Sozialistische Gleichheitsgruppe), entgegen nahm. Ateșçi erklärte, dass der Brief an Nedilskyi Roman, den Generalkonsul in Istanbul, übergeben werden müsse, und der Angestellte stimmte zu, dies zu tun.

Mahnwachen zur Freilassung von Bogdan Syrotjuk an den ukranischen Konsulaten in Düsseldorf, Frankfurt und München, 14.06.2024

Es liegt auf der Hand, dass der Eingang dieses Schreibens und seine Prüfung durch ukrainische Beamte eine sofortige und erhebliche Reaktion auslöste. Als die nächsten Mahnwachen in Paris, London, Berlin, Düsseldorf, München und Washington D.C. stattfanden, hatte das Selenskyj-Regime offensichtlich Anweisungen an die Botschaftsbeamten geschickt, sich über die geltenden Vorschriften hinwegzusetzen und die Annahme des Schreibens schlicht zu verweigern.

Eine ähnliche Szene spielte sich in jeder der Botschaften in den vier Hauptstädten der führenden imperialistischen Mächte der Welt ab, wo die Beamten gegen die üblichen Praktiken verstießen und sich weigerten, den Brief anzunehmen oder jemanden zu schicken, um mit den Vertretern des IKVI zu sprechen.

In Paris kam ein Botschaftsmitarbeiter heraus und sprach mit einem Polizisten, der draußen Wache hielt und anschließend Alex Lantier, dem nationalen Sekretär der Parti de l'égalité socialiste (PES), mitteilte, dass die Botschaft das Schreiben nicht entgegennehmen würde.

In London wurde der nationale Sekretär der Socialist Equality Party (UK), Chris Marsden, mit Schweigen empfangen. In einer Videoaufzeichnung der Mahnwache sind Schatten im Fenster neben der Eingangstür der Botschaft zu sehen, doch niemand verlässt das Gebäude.

Loading Tweet ...
Tweet not loading? See it directly on Twitter

In Berlin ging niemand an die Tür, nachdem der Vorsitzende der Sozialistischen Gleichheitspartei (SGP), Christoph Vandreier, geklingelt hatte. Bevor er den Brief in einen Briefkasten am Botschaftseingang einwarf, kommentierte Vandreier:

Offensichtlich verstecken sich die Botschaftsangehörigen, die man von hier aus sehen kann, in ihrer Botschaft. Sie sind nicht einmal bereit, diesen Brief, den wir gerade verlesen haben, entgegenzunehmen, weil sie wissen, dass die Anschuldigungen gegen Bogdan Syrotjuk und seine Festnahme und Inhaftierung keine faktische Grundlage haben und weil sie wissen, dass die Bewegung für seine Freilassung jeden Tag wächst.

Loading Tweet ...
Tweet not loading? See it directly on Twitter

In Washington D.C., dem Zentrum des Weltimperialismus, öffnete ein Botschaftsbeamter kurz die Tür und schlug sie sofort wieder zu, als er den Vizepräsidentschaftskandidaten der Socialist Equality Party (US), Jerry White, sah. Kurz darauf trafen Agenten des Secret Service ein und teilten White mit, dass das Botschaftspersonal angerufen habe, um ihm mitzuteilen, dass es den Brief nicht entgegennehmen würde und er stattdessen per Post an die Botschaft geschickt werden müsse.

In einer Videobotschaft, die nach diesem Austausch aufgenommen wurde, sagte White:

Dies ist nur ein Hinweis auf die absolute Feigheit des ukrainischen Regimes. Es ist nicht in der Lage, auf die Anschuldigungen zu antworten, dass es sich um ein plumpes Komplott gegen einen mutigen Sozialisten handelt, dessen einziges „Verbrechen“ darin besteht, dafür zu kämpfen, die ukrainischen und russischen Arbeiter gemeinsam gegen diesen schrecklichen Krieg zu vereinen. Es hat keine Antwort auf die Entlarvung seiner Lügen, dass Bogdan und die World Socialist Web Site „Agenten Putins“ seien, weil wir eine lange, stolze Geschichte im Widerstand gegen den Stalinismus und das oligarchische Regime in Russland haben.

Loading Tweet ...
Tweet not loading? See it directly on Twitter

Nachdem White den Brief verlesen hatte, gab der Mack-Trucks-Autoarbeiter Will Lehman, ein Führer der Internationalen Arbeiterallianz der Aktionskomitees (IWA-RFC), eine Videoerklärung ab, in der er die internationale Arbeiterklasse aufrief, Bogdan zu verteidigen. Lehman wies auch auf die Rolle der Gewerkschaftsbürokratien hin, die den Krieg in der Ukraine uneingeschränkt unterstützt haben:

Hier in den USA sprechen die Regierung Biden und die korrupte Bürokratie der United Auto Workers davon, die Autowerke in ein „Bollwerk der Demokratie“ zu verwandeln. Die Verhaftung von Bogdan beweist, dass die Ukraine keine Demokratie ist. Es finden keine Wahlen statt, es gibt keine Oppositionsparteien, und wer sich wie Bogdan für die Arbeiter einsetzt und den Krieg ablehnt, wird ins Gefängnis geworfen. Wenn Biden und UAW-Präsident Shawn Fain die Wahrheit sagen würden, würden sie sagen, dass sie die amerikanischen Autowerke in ein „Bollwerk für die Diktatur“ verwandeln wollen.

Loading Tweet ...
Tweet not loading? See it directly on Twitter

Dieses Muster der absichtlichen Ignoranz der Botschaften gegenüber den Vertretern des IKVI wurde nur in Canberra durchbrochen, einer abgelegenen Botschaft in einem spärlich besiedelten Vorort. Entweder waren die Botschaftsbeamten nicht informiert worden oder sie hatten erkannt, dass ihre Taktik nach hinten losgegangen war, als die Posts der IK-Mahnwachen in den sozialen Medien im Internet weite Verbreitung fanden. In dem kleinen ukrainischen Konsulat in Toronto und in dem Konsulat in Frankfurt konnten IK-Vertreter den Brief ebenfalls zustellen, wahrscheinlich aus denselben Gründen.

Die Weigerung der ukrainischen Botschaften in den USA, dem Vereinigten Königreich, Deutschland und Frankreich, das Schreiben entgegenzunehmen oder auch nur mit Vertretern des IKVI zu sprechen, war eindeutig eine bewusste Entscheidung der ukrainischen Regierung.

Die Entscheidung der ukrainischen Beamten, sich „in ihren Botschaften zu verstecken“, wie Vandreier es beschrieb, bestätigt die zentralen Punkte des Briefes selbst, dass die Verhaftung von Bogdan ein politisches Komplott ist, das darauf abzielt, jede Opposition gegen den Krieg in der Ukraine einzuschüchtern. Die Beamten weigerten sich, das Schreiben anzunehmen, weil sie wissen, dass es eine Anklage gegen ihr kriminelles Regime darstellt, die unmöglich beantwortet werden kann.

Darüber hinaus ist das Verhalten der ukrainischen Beamten eine vernichtende Entlarvung des antidemokratischen und faschistischen Charakters des Selenskyj-Regimes, das das Kriegsrecht verhängt, Wahlen ausgesetzt und Tausende von Kriegsgegnern verhaftet hat. Eine solche Regierung duldet keine öffentlichen Proteste, die, wenn sie in der Ukraine stattfinden würden, brutal unterdrückt würden.

Die Antwort verdeutlicht die Entschlossenheit der ukrainischen Regierung und ihrer imperialistischen Hintermänner, das Komplott gegen Bogdan aufrechtzuerhalten, in das sie inzwischen politisch sehr viel investiert haben.

Die internationalen Mahnwachen fanden am selben Tag statt, an dem der G7-Gipfel in Italien eröffnet wurde, ausgerichtet von Giorgia Meloni, der faschistischen politischen Erbin von Benito Mussolini. Auf dem Gipfeltreffen unterzeichneten US-Präsident Joe Biden und der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj ein neues Sicherheitsabkommen mit einer Laufzeit von zehn Jahren, während die G7-Mächte vereinbarten, der Ukraine weitere 47 Milliarden Euro zur Verfügung zu stellen.

In den letzten Wochen haben die USA und andere Nato-Mächte der Ukraine die Erlaubnis erteilt, von der Nato hergestellte Waffen auf Russland abzufeuern, während mehrere Nato-Führer offen darüber gesprochen haben, Tausende von Nato-Truppen direkt in die Ukraine zu entsenden. Die imperialistischen Mächte lassen den Krieg mit Russland unaufhaltsam eskalieren und erhöhen die Gefahr eines nuklearen Flächenbrands auf ein noch nie dagewesenes Niveau.

In diesem Zusammenhang kommt dem Kampf um die Freilassung von Bogdan Syrotjuk eine enorme politische Bedeutung zu. Sie ist die Speerspitze einer sich entwickelnden internationalen sozialistischen Antikriegsbewegung. Die Mahnwachen am Donnerstag müssen als ein wichtiger Schritt zum Aufbau einer internationalen Arbeiterkampagne gesehen werden, die Bogdans Freiheit und ein Ende des imperialistischen Krieges fordert. Ob mit oder ohne Anerkennung durch die ukrainische Regierung, diese Kampagne wird fortgesetzt.

Die Mahnwachen verdeutlichten die Notwendigkeit einer internationalen Kampagne zur Beendigung des imperialistischen Krieges und aller Angriffe auf demokratische Rechte. Der Kampf für die Befreiung Bogdans kann, wie der Kampf gegen Krieg, Völkermord, Diktatur, Klimawandel und Pandemien, nur auf internationaler Ebene geführt werden.

Die World Socialist Web Site und das IKVI appellieren an alle unsere Leser und Unterstützer, sich an dieser Kampagne zu beteiligen, um Bogdan Syrotjuk zu befreien, den Krieg in der Ukraine zu beenden, den Völkermord im Gazastreifen zu stoppen und den Kampf für die sozialistische Weltrevolution zu verstärken. Unterzeichnet die Petition für Bogdans Freiheit und beteiligt euch an der Kampagne für seine Freilassung noch heute!

Unterschreibt die Petition zur Freilassung von Bogdan!

Loading