Die zahlreichen Brände, die derzeit in Los Angeles, Kalifornien, wüten, sind eine Katastrophe von atemberaubendem Ausmaß. Ganze Gemeinden, die selbst die Größe von Kleinstädten haben, sind von der Landkarte getilgt worden, nachdem zahlreiche einzelne Brände, durch starke Winde und Trockenheit beschleunigt, die unzureichenden oder gar nicht erst vorhandenen Gegenmaßnahmen rasch überwältigt haben.
Los Angeles, der Sitz der amerikanischen Unterhaltungsindustrie, ist eine Stadt, die dafür bekannt ist, Illusionen zu erschaffen. Doch innerhalb weniger Tage sind viele dieser Illusionen in Flammen aufgegangen. Sie haben den absolut barbarischen Zustand der sozialen Beziehungen im heutigen Amerika und die völlige Unfähigkeit des Kapitalismus offenbart, irgendein gesellschaftliches Problem anzugehen: vom Klimawandel über die Stadtplanung bis hin zur grundlegenden Wasserwirtschaft. Wie das Erdbeben von Lissabon im Jahr 1755, das Voltaire zu seinem Roman Candide inspirierte, werden die Brände in Los Angeles weitreichende Auswirkungen auf das öffentliche Bewusstsein haben.
Die Feuerwehrleute – schätzungsweise ein Drittel von ihnen sind unfreiwillige Strafgefangene, die nur zwischen 16 und 74 Cent pro Stunde verdienen – riskieren weiterhin ihre Gesundheit und ihr Leben, um die Flammen zu bekämpfen. Doch ihre Bemühungen werden durch die unzureichende Anzahl der Hydranten und den mangelnden Wasserdruck darin behindert.
Rund 179.000 Einwohner wurden bisher zur Evakuierung ihrer Häuser aufgefordert, und es gibt nur wenige Notunterkünfte für sie. Zehn Todesfälle sind inzwischen bestätigt worden, aber viele weitere Opfer werden noch unter der Asche entdeckt werden. Unzählige Familien haben Haustiere, ihr Hab und Gut und liebgewonnene Erinnerungen verloren. Millionen sind dem giftigen Rauch ausgesetzt, der sich über das Gebiet legt, mit unabsehbaren gesundheitlichen Folgen für die kommenden Jahre.
Die schlimmsten Brände brachen am Dienstag aus. Das Palisades Fire brannte in kürzester Zeit etwa 7.000 Hektar nieder, darunter fast den gesamten Küstenbezirk Pacific Palisades, Heimat für 23.000 Menschen. Das Eaton Fire hat 4.300 Hektar Land verbrannt, darunter auch einen Großteil der Gemeinde Altadena. Das Hurst Fire in der Enklave San Fernando hat eine Fläche von über 270 Hektar niedergebrannt.
Am Mittwoch brachen zwei weitere Brände aus: das Lidia Fire, das 140 Hektar verbrannte, und das Sunset Fire, das 17 Hektar verbrannte. Am Donnerstag brach das Kenneth Fire aus und breitete sich rasch auf fast 400 Hektar aus. Sowohl das gewaltige Palisades Fire als auch das Eaton Fire sind zum gegenwärtigen Zeitpunkt zu null Prozent eingedämmt. Keines der anderen Feuer ist vollständig eingedämmt, und die Größe der betroffenen Fläche ändert sich ständig. In einigen Berichten werden die Flammen zwar als „Waldbrände“ bezeichnet, doch sie reichen tief in die Städte hinein und vernichten neben ganzen Wohnvierteln auch historische Gebäude, Schulen, Denkmäler und Kirchen.
Die Katastrophe, die sich derzeit abspielt, ist nicht einfach eine „Naturkatastrophe“, sondern das unvermeidliche Produkt des Kapitalismus. Anders gesagt: sie ist ein Produkt der Unterordnung aller sozialen Bedürfnisse unter die Entfachung der imperialistischen Kriegsmaschinerie, verbunden mit den finanziellen Renditen der Wall Street. Krieg und Profite stehen über der Gewährleistung der Grundsicherheit der Bevölkerung; Krieg und Profite stehen über einer vernünftigen Stadtplanung; Krieg und Profite gehen über alles.
Los Angeles, ein Ballungsgebiet mit mehr als 18 Millionen Einwohnern, ist eine der wichtigsten Städte der Welt, nicht zuletzt im Hinblick auf ihre wirtschaftliche Rolle, die vielen Sprachen und globalen Verbindungen ihrer Arbeiterschaft und den Einfluss ihres kulturellen Schaffens. Das Beratungsunternehmen Oxford Economics setzt Los Angeles auf den siebten Platz unter den 1.000 wichtigsten „Global Cities“ der Welt, und das China Development Institute stuft die Stadt als Finanzzentrum auf dem achten Platz weltweit ein. Dass vorhersehbare und vermeidbare Brände in einer solchen Stadt außer Kontrolle geraten, ist ein Armutszeugnis für das gesamte globale Wirtschafts- und Gesellschaftssystem.
Der Klimawandel, selbst ein Produkt der unkontrollierten kapitalistischen Ausbeutung der Umwelt, hat zweifellos eine Rolle bei den Bränden in Los Angeles gespielt. Längere Trockenperioden in Südkalifornien haben nicht nur die Brandgefahr verschärft, sondern auch die verfügbaren Wasservorräte verringert und die Bemühungen um Gegenmaßnahmen erschwert. Einer aktuellen Studie zufolge hat der Klimawandel dazu geführt, dass die Zahl der verbrannten Flächen in Kalifornien zwischen 1996 und 2021 um 320 Prozent gestiegen ist.
Das gesamte politische Establishment ist für diese Katastrophe verantwortlich. Die unzureichenden Budgets für die Feuerwehr, die mangelhafte Wasserversorgung, die anarchische und unsichere Baupraxis – all dies ist die direkte Verantwortung der Demokratischen Partei, die Los Angeles seit Jahrzehnten fest im Griff hat. Im jüngsten Haushaltsentwurf der demokratischen Bürgermeisterin Karen Bass wurden die Mittel für die Feuerwehr um 17,6 Millionen Dollar gekürzt. Zugleich wurde das Budget der Polizei von Los Angeles um 126 Millionen Dollar auf 2,14 Milliarden Dollar erhöht.
Vor allem Los Angeles leidet unter einem Zustand, die man nur als das Gegenteil von rationaler Stadtplanung bezeichnen kann. Jahrzehntelang breitete sich die Stadt wahllos in jede Richtung aus – eine Entwicklung, die von kurzfristigen Profitinteressen diktiert wurde. Dieser Prozess hat eine riesige Betonmetropole hervorgebracht, die aufgrund der unzureichenden Verkehrsinfrastruktur jeden Morgen und Abend zur Hauptverkehrszeit völlig zum Stillstand kommt.
In Gegenden wie der berüchtigten Skid Row, in Reihen von Zelten, die entlang der Straßen aufgestellt sind, konzentriert sich eine Zahl von Obdachlosen, die so groß ist, dass sie nur auf Zehntausende geschätzt werden kann. Jeden Tag blicken diese Menschen auf die Hügel, die gesäumt sind von den schamlos errichteten Villen der Reichen, und viele dieser Häuser stehen einen Großteil des Jahres leer. Die Steuern, wie auch die Preise für Wohnraum, Gesundheitsfürsorge und Grundbedürfnisse, erreichen in Los Angeles astronomische Höhen.
Es ist bemerkenswert, dass das Kunstmuseum Getty Villa offensichtlich und glücklicherweise verschont blieb, als das Palisades Fire über das Gebiet hinwegfegte. Zu den Maßnahmen, die das Museum ergriffen hatte, gehören Wasserspeicher auf dem Gelände, regelmäßiges Zurückschneiden von Bäumen, doppelwandige Bauweise und modernste Dämmtechnik. Man kann dem Museum wahrlich keinen Vorwurf dafür machen, dass es außergewöhnliche Anstrengungen unternimmt, um seine unersetzliche Sammlung antiker griechischer und römischer Artefakte zu schützen. Aber man muss sich fragen: Wenn es solche Maßnahmen gibt, warum wurden sie dann nicht für jedes andere Haus und jeden Arbeitsplatz in der Stadt ergriffen?
Hätte Los Angeles den in seinen Stadtgrenzen konzentrierten Reichtum vernünftig genutzt, wäre kein einziges Gebäude abgebrannt und kein einziger Mensch gestorben. Denn die Ressourcen wären stattdessen so eingesetzt worden, dass ein gefährliches Feuer gar nicht erst ausbricht, dass das Risiko durch sich überschneidende Gegenmaßnahmen gemindert wird, und dass bei erhöhter Gefahr entschlossen reagiert werden kann.
Im Jahr 2025 sind die Ressourcen und wissenschaftlichen Erkenntnisse überall vorhanden, um einen Großteil der Schäden zu verhindern, die durch Brände, Überschwemmungen, Tornados, Erdbeben und Krankheiten wie Covid-19 entstehen. Solche „Natur“-Katastrophen sind jedoch imstande, eine Gesellschaft zu zerstören, die derweil all ihre Ressourcen in unbegrenzte Militärbudgets und in die Taschen grotesk reicher Oligarchen wie Elon Musk und Jeff Bezos fließen lässt.
Die Republikaner vertreten die Interessen dieser Oligarchie nicht weniger als die Demokraten. Insbesondere die neue Trump-Regierung kommt einer Einladung an eine Bande von Brandstiftern gleich, die Feuerwehr zu leiten. Trumps Umweltpolitik, mit der er alle Beschränkungen für die Ausbeutung der Umwelt durch Unternehmen beseitigen will, verkörpert die Vorherrschaft der Interessen der Oligarchie über die sozialen Bedürfnisse der Arbeiterklasse sowie über das künftige Leben auf dem Planeten.
Der Klimawandel ist ebenso wie vermeidbare Krankheiten und vorhersehbare urbane Katastrophen ein globales Problem, das eine globale Lösung erfordert: ein sozialistisches Programm rationaler Planung, demokratischer Kontrolle der Produktion und internationaler Koordinierung, um alle entsprechenden Entwicklungen zu stoppen und umzukehren. Dazu gehört auch die Verwaltung aller Städte, so dass die Gesundheit, die Sicherheit, die Bedürfnisse und die Wünsche der gesamten arbeitenden Bevölkerung an erster Stelle stehen.
Obwohl Los Angeles derzeit an giftigem Rauch erstickt, hat es das Potenzial, ein großartiger und schöner Ort zu sein. Sozialistisch geplant, könnte es mit seinem ganzjährigen Sonnenschein und seinen spektakulären Sonnenuntergängen über dem Pazifik wirklich ein Paradies auf Erden für alle Bewohner sein, nicht nur für einige wenige Reiche.
Gleichzeitig sind die Probleme, die durch die Brände in Los Angeles aufgeworfen wurden, universelle Probleme. Alle grundlegenden Probleme, mit denen die Gesellschaft konfrontiert ist, erfordern eine rationale und planmäßige Zuweisung enormer Ressourcen auf der Grundlage der sozialen Bedürfnisse.
Die Technologie und die produktive Kraft dafür sind bereits vorhanden. Was fehlt, ist nur die Organisation der Arbeiterklasse unter einer sozialistischen Führung, die in der Lage ist, ihr enormes fortschrittliches und revolutionäres Potenzial in der ganzen Welt zu entfesseln.