Künftiger US-Vizepräsident JD Vance droht, Gaza „auszuschalten“

Der republikanische Vizepräsidentschaftskandidat, Senator JD Vance (Ohio), auf einer pro-israelischen Kundgebung zur Unterstützung des Völkermords, Washington, 7. Oktober 2024 [AP Photo/J. Scott Applewhite]

Acht Tage vor dem Amtsantritt der Trump-Regierung hat der künftige Vizepräsident JD Vance am Sonntag in der ABC-Talkshow This Week zugesagt, die Unterstützung für den Völkermord in Gaza auszuweiten.

Vance versprach, „die Israelis in die Lage zu versetzen, die letzten paar Bataillone der Hamas und ihre Führung auszuschalten“, wenn sich die Hamas nicht der illegalen israelischen Besetzung des Gazastreifens unterwirft.

Vance führte damit die Ankündigung des künftigen Präsidenten Donald Trump am letzten Dienstag auf einer Pressekonferenz weiter aus, der erklärt hatte: „Wenn diese Geiseln nicht wieder zurück sind ... bis ich mein Amt antrete, wird im Nahen Osten die Hölle losbrechen, und das wird nicht gut sein für die Hamas.“

In seiner Pressekonferenz schloss Trump einen massiven Angriff auf den Iran nicht aus. Laut dem Wall Street Journal diskutiert die künftige Trump-Regierung aktiv darüber.

Die Äußerungen von Trump und jetzt von Vance machen deutlich, dass die künftige Trump-Regierung eine massive militärische Eskalation im gesamten Nahen Osten plant, die den unter der Biden-Administration begonnenen Völkermord in Gaza und einen umfassenden Krieg in der gesamten Region weiter verschärfen wird.

Laut offiziellen Zahlen des Gesundheitsministeriums von Gaza wurden durch den israelischen Angriff auf den Gazastreifen bisher 46.000 Menschen getötet.

Doch selbst diese entsetzliche Zahl an Todesopfern ist zweifellos deutlich zu niedrig angesetzt. In einer Studie der London School of Hygiene & Tropical Medicine, die im Magazin The Lancet veröffentlicht wurde, wird die Zahl der „Todesfälle durch traumatische Verletzungen“ in Gaza zwischen dem 7. Oktober 2023 und dem 30. Juni 2024 auf 64.260 geschätzt.

Das bedeutet, dass die vom Gesundheitsministerium von Gaza veröffentlichten Zahlen die Zahl der Todesopfer durch israelische Gewalt um 41 Prozent unterschätzen.

Bis Oktober hatte die Zahl der Toten durch Gewalteinwirkung wahrscheinlich bei über 70.000 oder drei Prozent der Vorkriegsbevölkerung gelegen.

Laut der Studie der LSHTM waren 59 Prozent der Getöteten Frauen, Kinder und ältere Menschen.

Die LSHTM stellte fest, die Zerstörung des Gesundheitssystems des Gazastreifens sei der Grund für die systematische Untererfassung der Zahl der Todesopfer.

Zur Erläuterung der angewandten Methodik erklärte die LSHTM: „Die Forscher haben eine statistische Methode benutzt, die als ,Capture-Recapture-Analyse‘ bekannt ist, um die Zahl der Todesfälle durch traumatische Verletzungen zu schätzen. Bei dieser Methode werden Daten aus mehreren Quellen überlagert, um zu Schätzungen der Todesfälle zu gelangen, wenn nicht alle Daten erfasst werden. Zu den Quellen gehörten Aufzeichnungen von Krankenhaus-Leichenhallen des palästinensischen Gesundheitsministeriums, eine strichprobenartige Online-Umfrage und Nachrufe in den sozialen Netzwerken.“

Weiter hieß es: „Die Gesamtzahl der kriegsbedingten Todesfälle ist vermutlich höher, da die Analyse keine Trauma-bedingten Todesfälle durch Unterbrechung der Gesundheitsversorgung, durch Ernährungsunsicherheit, unzureichende Wasserversorgung, Hygiene und Ausbruch von Krankheiten berücksichtigt.“

Das UN-Kinderhilfswerk UNICEF erklärte am Wochenende, fast alle 1,1 Millionen Kinder im Gazastreifen bräuchten psychische und psychologische Unterstützung.

Laut einer Schätzung der Vereinten Nationen wurden seit Beginn des Kriegs 19.000 palästinensische Kinder zu Waisen. Mindestens 203 Journalisten sind bisher getötet worden.

Am Wochenende sprach US-Präsident Joe Biden mit dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu und zeigte sich dabei von dem gemeinsamen Amoklauf von Israel und den USA in der gesamten Region höchst angetan.

Das Weiße Haus erklärte in einer Stellungnahme: „Der Präsident erörterte die fundamental veränderten regionalen Gegebenheiten nach dem Waffenstillstandsabkommen im Libanon, dem Fall des syrischen Assad-Regimes und der Schwächung der Macht des Irans in der Region.“

Die Netanjahu-Regierung plant, den Krieg nach Trumps Amtsantritt weiter auszuweiten. Am Wochenende erklärte Verteidigungsminister Israel Katz, Israel werde „nicht zulassen, dass sich das Westjordanland zu einem Gaza oder Südlibanon entwickelt. ... Jeder, der an Terror wie in Gaza beteiligt ist, wird wie in Gaza behandelt werden. Wir werden daran arbeiten, der iranischen Krake die Arme in den Flüchtlingslagern in Judäa und Samaria [israelische Bezeichnung für das Westjordanland] abzuschneiden und die Sicherheit der Gemeinden und ihrer Einwohner aufrechtzuerhalten.“

Letzten Monat hatte die New York Times einen detaillierten Bericht veröffentlicht, in dem sie über die Existenz offizieller israelischer Militärdokumente berichtete, die das Töten von 20 Nichtkombattanten bei jedem Angriff auf einen einzelnen mutmaßlichen Hamas-Unterstützer genehmigen. Das tatsächliche Verhältnis beträgt in einigen Fällen bis zu 100 zu 1.

Der Bericht macht deutlich, dass Israel seinen Krieg gegen Gaza als Vernichtungskrieg führt, wobei die Tötung von Zivilisten durch Luftangriffe gleichrangig ist mit dem Massaker an denjenigen, die bewaffneten Widerstand gegen die israelische Besetzung leisten.

Die Times schrieb: „Laut dem Befehl haben die Offiziere die Befugnis, bei jedem Angriff den Tod von bis zu 20 Zivilisten zu riskieren.“

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