Erklärung des Internationalen Komitees der Vierten Internationale
Wie die Workers Revolutionary Party den Trotzkismus verraten hat 1973 – 1985

Der 10. Kongress des Internationalen Komitees

Zwei zusammenhängende politische Tatsachen beherrschten den 10. Kongress des Internationalen Komitees der Vierten Internationale, der im Januar 1985 stattfand. Aber keine der beiden kam dort zur Sprache. Erstens tobte eine politische Krise in der Workers Revolutionary Party. Zweitens wurden die politischen Differenzen unterdrückt, die in den vergangenen drei Jahren im Internationalen Komitee aufgetreten waren.

Die politische Degeneration der WRP stand im Zentrum der Krise im Internationalen Komitee. Nicht nur, dass die britische Sektion ihrer Verantwortung, der Weltbewegung theoretische, politische und organisatorische Führung zu geben, nicht mehr nachkam; sie war jetzt die wichtigste Quelle revisionistischer Politik im IKVI. Ihre Arbeit im Internationalen Komitee hatte den Charakter eines internationalen Vernichtungskreuzzugs angenommen. Für Healy existierte das Internationale Komitee nur noch als eine Quelle finanziellen Einkommens und politischen Prestiges. Abgesehen von diesen pragmatischen Erwägungen war er gegen sein Fortbestehen. Was Slaughter angeht, so war das IK für ihn nichts weiter als eine gelegentliche Zerstreuung und ein nützliches Reisebüro für seinen Sommerurlaub.

Weder Healy noch Banda und Slaughter, die wichtigsten britischen Delegierten auf dem 10. Weltkongress, verfügten über detaillierte Kenntnis der aktuellen internationalen Situation in der Arbeiterbewegung oder des politischen Lebens auch nur einer IK-Sektion außerhalb von Großbritannien. Keiner von ihnen verfolgte systematisch die Presse der IK-Sektionen oder las ihre Dokumente. Im Verlauf des 10. Kongresses stellte sich heraus, dass ein wichtiges Dokument, das die kanadischen Genossen erstellt hatten, über ein Jahr lang auf Bandas Schreibtisch gelegen hatte, ohne dass er es gelesen hatte. Briefe von IK-Sektionen und Sympathisanten in anderen Ländern wurden für gewöhnlich nicht beantwortet. Healy, der in den Jahren 1966 bis 1974 einen ausgedehnten Briefwechsel mit der Workers League gepflegt hatte, schrieb in den folgenden zehn Jahren nur zwei kurze Briefe an Dave North. Auf der anderen Seite korrespondierte Healy regelmäßig mit verschiedenen bürgerlichen Nationalisten im Nahen Osten.

Nach 1975 schraubten die WRP-Führer ihre Besuche bei den internationalen Sektionen auf ein absolutes Minimum herunter. Vor der Spaltung mit Wohlforth in der Workers League hatte Healy regelmäßig Kanada besucht, um mit den führenden Mitgliedern der amerikanischen Sektion in Verbindung zu bleiben. Aber nach 1974 betrat Healy kein einziges Mal mehr den nordamerikanischen Kontinent, um sich mit dem Zentralkomitee der Workers League zu treffen. Einmal flog er 1979 nach Alaska, um Vanessa Redgrave vor Ort bei den Dreharbeiten für eine Schnulze mit dem Titel „Die Bäreninsel“ zu besuchen. Es war geplant, dass er bei seiner Rückreise nach London in Toronto Zwischenstation machen würde, um sich mit der Workers League zu treffen. Die Amerikaner besorgten eine Unterkunft und hinterlegten eine Vorauszahlung. Im letzten Moment sagte Healy das Treffen ohne Begründung ab und flog direkt zurück nach London.

Die Beziehungen zu anderen Sektionen waren nicht besser und in einigen Fällen sogar schlechter. Der Bund Sozialistischer Arbeiter (BSA), die deutsche Sektion des Internationalen Komitees, wurde von Slaughter nach 1975 kein einziges Mal mehr besucht. Seinen Führern wurde jede Möglichkeit zu systematischer politischer Arbeit in Deutschland verbaut, stattdessen wurden sie Jahr für Jahr dazu benutzt, lange Märsche durch ganz Europa zu organisieren, die unweigerlich mit Kundgebungen in London endeten, die den unmittelbaren politischen Bedürfnissen der WRP dienten. Die britische Sektion plünderte Zehntausende von Mark aus den Rücklagen des BSA. 1980 tauchte Healy bei einer Druckmaschinenausstellung in München auf und zwang die jungen deutschen Genossen, sich mit ihrer Sektion auf den Kauf einer Rollenoffsetmaschine zu verpflichten, die mehrere hunderttausend Mark kostete. Um ihrer Verpflichtung nachzukommen, mussten sie riesige Kredite herbeischaffen, die die Organisation lähmten. Schließlich waren sie gezwungen, den Kaufvertrag aufzukündigen. Die WRP jedoch, die die Aufhebung des Vertrages mit dem Druckmaschinen-Hersteller aushandelte, profitierte ganz ansehnlich davon. Wie die Internationale Kontrollkommission später herausfand, belog Healy die Deutschen über die Summe der endgültigen Vereinbarung mit der Firma Solna und sackte runde 35 000 Mark für sich ein.

Die Sektion in Sri Lanka, eine der ältesten im Internationalen Komitee, die aus dem Kampf gegen den historischen Verrat der LSSP hervorgegangen war, wurde zuletzt 1972 von einem politischen Führer der britischen Bewegung besucht. Später kamen nur noch Alex Mitchell und Corin Redgrave, und der politische Wert dieser Besuche für die Revolutionäre Kommunistische Liga in Sri Lanka entsprach dem, was man davon erwarten konnte. Ihre Briefe wurden nicht beantwortet und sie wurden nicht über die Arbeit des IK unterrichtet. Sie erfuhren nicht einmal im Voraus, wann sich das IK traf. Was die WRP anging, so war sie der Meinung, die bescheidenen materiellen Mittel der Trotzkisten in Sri Lanka rechtfertigten keinen Anspruch auf die Zeit der WRP.

Die australische Sektion wurde in zehn Jahren zweimal besucht – wenn man die Theatertournee von Vanessa Redgrave 1982 außer Acht lässt, die sich für die WRP als äußerst lukrativ erwies, aber die Socialist Labour League beinahe in den Bankrott trieb. Darüber hinaus vergiftete Redgraves Tour die Beziehungen der australischen Sektion zu der arabischen Bevölkerung, weil sie von vielen als ein Opportunist betrachtet wurde, der die palästinensische Sache als Zugpferd für Finanzkampagnen benutzte.

Vielversprechende Sektionen in anderen Ländern wurden zerstört. Eine Gruppe von portugiesischen Mitgliedern, die sich nach der Revolution im April 1974 dem IKVI genähert hatten, ging ohne Erklärung wieder verloren. Die spanische Sektion, die in der Zeit der politischen Nachwirkungen von Francos Tod mehrere Dutzend aktive Mitglieder hatte, wurde bis 1985 auf nicht mehr als drei aktive Mitglieder heruntergewirtschaftet. Die irische Gruppe wurde einfach aufgegeben. Nicht weniger kriminell war Healys Haltung gegenüber dem Aufbau der Bewegung in Frankreich. Eine ergebene junge Genossin wurde angewiesen, ihre gesamte Zeit in Frankreich damit zu verbringen, ein kleines Geschäft zu leiten. Als Begründung wurde angegeben, dadurch werde eine sichere Grundlage für den Aufbau einer Sektion geschaffen. Diese Arbeit wurde unter Healys persönliche Obhut gestellt und konnte im IKVI nicht zur Sprache gebracht werden.

Vielversprechende junge Genossen aus verschiedenen Sektionen wurden nach London geholt, wo sie in Healys Apparat gesteckt und jahrelang im Land behalten wurden. Schlimmer noch, ihre Tätigkeiten hatten im allgemeinen einen technischen und organisatorischen Charakter. Wenn sie dann schließlich in ihre Sektionen zurückkamen – für gewöhnlich, weil Healy sie des einen oder anderen erfundenen Vergehens beschuldigt hatte –, waren diese Genossen politisch fehlorientiert. Die meisten verließen bald darauf die revolutionäre Bewegung.

Diese erschreckenden organisatorischen Praktiken waren nicht von der politischen Sabotage der Healy-Banda-Slaughter-Führung zu trennen. Sie arbeiteten als Clique im IK – auf Treffen des Internationalen Komitees waren sie immer einer Meinung – und hatten entweder keinerlei Interesse an den Fragen, die die Sektionen aufbrachten, oder sie griffen vorsätzlich in deren Arbeit ein, um katastrophal falsche politische Linien durchzusetzen.

Die von der WRP 1975 entworfene ultra-linke Linie wurde allen Sektionen in Europa und Australien aufgezwungen, wo es große sozialdemokratische Parteien gibt. Die Forderung, Labour- und sozialdemokratische Regierungen zu stürzen, wurde in eine überall gültige Strategie verwandelt und hatte für die betroffenen Sektionen katastrophale Folgen. Der BSA wurde durch diese Politik beinahe zerstört, weil die deutsche Arbeiterklasse feindselig auf diesen ultra-linken Unsinn reagierte. In der australischen Sektion führte dieselbe Linie zu einer politischen Fehlorientierung.

Besonders erwähnt werden muss, welche Rolle Banda – der selbsternannte Experte in der Theorie der Permanenten Revolution – in Sri Lanka spielte, wo er die Arbeit der Genossen untergrub. 1972 erklärte Banda ihnen, dass ihre Unterstützung für das Selbstbestimmungsrecht der tamilischen Nation falsch sei und zurückgenommen werden müsse. Als 1977 die nationale Befreiungsbewegung der Tamilen Massenunterstützung gewonnen und ihre Berechtigung bewiesen hatte, erwies sich die frühere Position der RCL als richtig. Banda schlug daraufhin vor, dass die Sektion in Sri Lanka ihre Position ändern solle. Als sich jedoch eine offen singhalesisch-chauvinistische Tendenz in der RCL gegen diese notwendige, wenn auch verspätete Kurskorrektur stellte, schlug sich Banda auf die Seite der rechten Minderheit gegen die Führung der RCL. In Vorbereitung auf den 10. Weltkongress reichte die RCL ein ausführliches Perspektivdokument zur Diskussion ein, das sich auf die Theorie der Permanenten Revolution gründete. Banda machte den Genossen der RCL Vorwürfe, sie würden mit einem 50-Seiten-Dokument seine kostbare Zeit stehlen, fragte sie sarkastisch, ob sie wohl glaubten, eine Doktorarbeit schreiben zu müssen, und lehnte es ab, das Dokument an die internationalen Delegierten weiterzugeben.

Der 7. Kongress von 1977 war die letzte Zusammenkunft des IKVI, die sich überhaupt mit Problemen der internationalen Perspektiven beschäftigte. Danach wurde es nahezu unmöglich, mit den britischen Genossen politisch zu diskutieren. Seit dem 8. Kongress von 1979 wurde jedes größere Treffen des IKVI für hinterhältige Provokationen benutzt, die Healy mit Unterstützung von Banda und Slaughter organisierte. Diese Provokationen wurden benutzt, um jede Diskussion über die politischen Dokumente und die praktische Arbeit der Sektionen zu verhindern, sowie jegliche Kritik an der Arbeit der WRP, die sich im IKVI zusammenbrauen könnte, zum Schweigen zu bringen. Kleinigkeiten, die keinerlei politische Bedeutung. hatten, wurden aufgebläht, um zu beweisen, dass die eine oder andere Sektion der WRP „feindlich“ gesonnen sei. Wenn man auf diese Erfahrungen zurückblickt, muss man in ihnen eindeutig Versuche sehen, die politische Diskussion im IKVI zu sabotieren. Healy hatte kein Interesse an politischen Fragen außerhalb von Großbritannien. Von seltenen Gelegenheiten abgesehen, wenn er auf der Suche nach einem Vorwand für einen fraktionellen Angriff war, las er keine Zeitungen irgendeiner anderen Sektion.

Die Haltung der WRP-Führung gegenüber dem Internationalen Komitee war von einem beinahe unglaublichen Chauvinismus beherrscht, der jeden Aspekt ihrer Beziehung zu den Sektionen bestimmte. Sie nutzten die politische Autorität aus, die auf ihrer Rolle im Kampf gegen den Pablismus in den sechziger Jahren beruhte, und ordneten bewusst die gesamte Arbeit der internationalen Bewegung den unmittelbaren praktischen Erfordernissen der britischen Sektion unter. Ihre eigene Beteiligung am inneren Leben des IKVI hatte einen privilegierten und außergewöhnlichen Charakter. Sie bereiteten keine politischen Berichte über ihre eigene Arbeit vor. Der wirkliche Charakter ihrer Beziehungen mit der arabischen Bourgeoisie wurde vertuscht und entstellt. Während der Sitzungen des Internationalen Komitees kamen und gingen ihre Delegierten, wie es ihnen gerade passte. Das einzige, worüber sie ausführlich sprachen, waren ihre erstaunlichen Fortschritte – 17.000 verkaufte News Lines pro Tag; fast 10.000 Mitglieder und unerschöpfliche materielle Mittel. Das Geheimnis ihrer angeblichen Erfolge, wurde wieder und wieder in den Worten zusammengefasst: „Wir wissen, wie man aufbaut!“, und dies wurde den Problemen aller anderen Sektionen entgegengestellt. Wegen der Unerfahrenheit der Sektionen hat es zwar einige Zeit gedauert, aber schließlich begriff das IKVI, was Healy aufgebaut hatte – einen zentristischen Misthaufen!

Man muss festhalten, dass die politische Degeneration der WRP in den siebziger Jahren eine Situation geschaffen hatte, in der das IKVI sich politisch nicht als eine einheitliche Organisation entwickeln konnte. Keine der Sektionen, die nach 1973 gebildet wurden, kam auf der Grundlage einer wirklichen Übereinstimmung in prinzipiellen Fragen in das IKVI. Die Sektionen des IKVI arbeiteten nicht auf der Grundlage eines gemeinsamen internationalen Programms.

Seit 1975 arbeitete Healy bewusst daran, im IKVI eine wirkliche internationale Klärung zu verhindern. Wenn Differenzen aufkamen, wurden sie bürokratisch beigelegt. In Griechenland wurde die Führung, die politische Differenzen aufbrachte – wenn diese auch unberechtigt waren – aus gefälschten organisatorischen Gründen ausgeschlossen. Der Führer, der D. Toubanis ersetzte, wurde auch hinausgetrieben, ebenfalls ohne jegliche Diskussion seiner Differenzen im IKVI. Savas Michael war das unglückselige Ergebnis dieses Prozesses, den man am treffendsten als das Überleben des Untüchtigsten beschreiben kann. Später arbeiteten, wie wir schon erklärt haben, Healy und S. Michael eine internationale Linie in Bezug auf das iranische Regime aus, die direkt der offiziellen programmatischen Position des IKVI widersprach. Die Führung der spanischen Bewegung, die sich in der Periode der Illegalität herausgebildet hatte, wurde ebenfalls hinausgetrieben, nachdem Differenzen künstlich aufgebläht worden waren. Dieses Manöver hing mit Healys schmutzigen persönlichen Affären zusammen.

Nach der Spaltung versuchten Healy und sein Kumpan Michael, die Opposition im Internationalen Komitee als eine illegale Rebellion gegen die Beschlüsse des 10. Weltkongresses hinzustellen – ganz ähnlich, wie Pablo Cannons Offenen Brief als einen Angriff auf den „historischen Dritten Kongress“ verurteilt hatte. Michael vom Internationalen Arbeiterbund und E. Romero von der spanischen Gruppe gaben ein „gemeinsames Kommunique“ heraus. Darin rechtfertigten sie ihre Weigerung, an einem statutenmäßig einberufenen Kongress des IKVI teilzunehmen, mit der Erklärung, dass „unsere Loyalität zum 10. Weltkongress des IKVI als dem höchsten Organ des IKVI und seiner Politik und seinen Positionen nur durch einen neuen Kongress verändert werden kann.“ Sie forderten „den Genossen Healy als den historischen Führer unserer Bewegung, den Führer des 10. Weltkongresses sowie den hervorragendsten Kämpfer für seine Perspektiven“ auf, „ein Dringlichkeitstreffen des Internationalen Komitees der Vierten Internationale einzuberufen. Wir werden kein anderes fraktionelles Treffen, das betrügerisch im Namen des IKVI einberufen wird, anerkennen.“

Die Geschichte kann Healy nicht schlimmer strafen, als ihn als „den hervorragendsten Kämpfer“ für die Perspektiven des 10. Weltkongresses in Erinnerung zu halten – die fraglos das erbärmlichste Dokument waren, das jemals in der Geschichte des IKVI produziert wurde. Sie lassen den Programmentwurf des sechsten Kongresses der Komintern wie ein Meisterwerk marxistischer Literatur erscheinen.

Dieses Dokument hat eine düstere Entstehungsgeschichte. Ursprünglich war es von Slaughter für die Diskussion auf dem IK-Treffen vom Februar 1984 entworfen und dort von der Workers League abgelehnt worden. Ein zusätzlicher Teil, der sich angeblich mit der Weltsituation befasste, wurde rechtzeitig für den siebten Kongress der WRP, der das Dokument verabschiedete, bevor der 10. Kongress des IKVI noch zusammentrat, angeheftet.

Dieses Dokument war ein lebendiger Beweis für die Unterdrückung der Diskussion im IK durch Healy, Banda und Slaughter. Obwohl der letzte IK-Kongress im Februar 1981 abgehalten worden war, befasste sich dieses Dokument mit keiner der wichtigen Entwicklungen in der wirtschaftlichen und politischen Weltlage der vergangenen vier Jahre. Keine der strategischen Erfahrungen des internationalen Klassenkampfes und des IKVI und seiner Sektionen wurde erwähnt. Zwischen Februar 1981 und Januar 1985 hatten drei größere Kriege stattgefunden: die israelische Invasion in Libanon, der Malwinen-Krieg und das unaufhörliche Gemetzel zwischen Iran und Irak. Der indische Subkontinent befand sich in Aufruhr: Ghandis Ermordung, die Punjab-Krise, der blutige Völkermord in Sri Lanka und die Ausdehnung des Befreiungskampfes der Tamilen, eine Reihe von Staatsstreichen in Bangladesch und Massendemonstrationen in Pakistan.

In Afrika hat es den Putsch in Nigeria, die imperialistische Intervention im Tschad und vor allem das gewaltige Anwachsen der revolutionären Bewegung in Südafrika gegeben, in Lateinamerika und der Karibik den Sturz der argentinischen Junta und die Entstehung einer zivilen Regierung in Brasilien, das Anwachsen der Guerilla-Bewegung Sendero Luminoso in Peru, die US-Invasion in Grenada und die ununterbrochene Gefahr einer imperialistischen Aggression gegen Nicaragua. In Europa blieb Pasok in Griechenland an der Macht, und in Frankreich gewann die Sozialistische Partei die Wahlen, aber in den anderen Ländern der EG herrschte eine Tendenz zu Mitte-Rechts-Regierungen vor.

In Australien und Neuseeland kam Labour wieder an die Macht, und auf den Philippinen begann mit dem Mord an Aquino der Todeskampf des Marcos-Regimes.

Die Krise des Stalinismus in der UdSSR und Osteuropa nahm mit der Unterdrückung von Solidarnosc, der fortdauernden Führungskrise in der sowjetischen Bürokratie und dem andauernden Krieg in Afghanistan ungeheure Ausmaße an. In China setzte die nach- maoistische Führung ihre rechte Wirtschaftspolitik fort und schloss ein Abkommen, in dem sie sich zur Erhaltung der kapitalistischen Herrschaft in Hongkong verpflichtete.

In Nordamerika kamen die Konservativen in Kanada an die Macht, und Reagan wurde für eine zweite Amtszeit wiedergewählt. Und nicht zuletzt gab es schließlich noch den britischen Bergarbeiterstreik.

Die meisten dieser Ereignisse wurden nicht einmal erwähnt, und wenn, dann nur mit einem einzigen Satz. Nicht eine einzige politische Entwicklung wurde konkret analysiert – nicht einmal in den Ländern, in denen das IK Sektionen hatte. Der Teil des Dokuments, der sich mit der objektiven Weltlage beschäftigte, umfasste kaum neun gedruckte Seiten – und bestand ausschließlich aus Verallgemeinerungen, Plattheiten, Banalitäten und grobem theoretischen Unfug.

Die zentrale These des Dokuments war, dass auf der Erde eine allumfassende und unterschiedslose revolutionäre Situation bestehe, die vor allem durch die Tatsache gekennzeichnet sei,

dass die Arbeiterklasse und alle unterdrückten Massen jetzt einen Kurs des Kampfes gegen den kapitalistischen Staat eingeschlagen haben. Dieser Kampf findet unter Bedingungen statt, die die Massen täglich vor die Notwendigkeit der revolutionären Machtübernahme stellen.

Vom Proletariat in den kapitalistischen Ländern Europas zu den Arbeitern in den Vereinigten Staaten, von den lateinamerikanischen Massen zu jenen Südostasiens ist jetzt diese gemeinsame Ebene des revolutionären Kampfes hergestellt. (Internationale Perspektiven, S. 3)

Diese „Analyse“, wurde nicht aufgrund irgendeiner genauen Analyse oder konkreten Untersuchung des Klassenkampfes auf irgendeinem Kontinent erstellt. Stattdessen wurde sie durch weitere Behauptungen gestützt, die sich wiederum auf abstrakte Hinweise auf „das notwendige Wirken der objektiven Gesetze und der angehäuften Widersprüche des kapitalistischen Weltsystems“ gründeten. (S. 5).

Es gab keine konkrete Analyse der Wirtschaftskrise auf der Grundlage einer ernsthaften Untersuchung des Welthandels, der Industrieproduktion, der Beschäftigungslage, der Auswirkungen technologischer Entwicklungen, usw. Die Resolution erklärte stattdessen einfach, die wirtschaftlichen Widersprüche hätten

den Damm von Bretton Woods mit unbezähmbarer Kraft durchbrochen, und der Damm kann nicht wieder errichtet werden. Das ist der Schlüssel zur internationalen Situation, und diese ist der Inhalt des politischen Kampfes in jedem Land. (S. 6)