Am 13. März, demonstrierten rund 3000 Bosch-Arbeiter durch Stuttgart-Feuerbach, um gegen den bevorstehenden Stellenabbau zu protestieren. Bosch nutzt die Umstellung auf die Elektromobilität für den größten Stellenabbau seiner Unternehmensgeschichte.
Das Bosch-Werk in Feuerbach, das seit 1910 existiert, gehört zu den weltgrößten Herstellern von Diesel-Komponenten. 8000 Arbeiter bauen hier im Diesel-Bereich Produkte der Motorsteuerung, Einspritztechnik, Zündung und Abgasreduktion. Insgesamt sind über 13.000 Mitarbeiter bei Bosch-Feuerbach beschäftigt.
Seitdem im September 2015 die kriminellen Manipulationen des Volkswagenkonzerns publik geworden sind, erlebt Bosch, der weltgrößte Zulieferer von Diesel-Aggregaten, einen rapiden Niedergang der Nachfrage nach seinen Produkten. In den Bosch-Werken Feuerbach, Homburg (Saar) und Bamberg sind in diesem Bereich 15.000 Arbeiter tätig, und weltweit bauen 50.000 Bosch-Arbeiter Produkte für Diesel-Fahrzeuge.
Bisher weigert sich der Konzern, Informationen darüber herauszugeben, wie viele Arbeiter im Zug der Umstellung ihre Arbeit verlieren werden. Der Bosch-Manager Uwe Gackstatter sprach im Anschluss der Demonstration lediglich von einem „Strukturbruch“ und erklärte: „Wir werden das heutige Beschäftigungsniveau nicht halten können.“ Er begründete es mit dem lapidaren Satz: „Die Aufträge für Komponenten von Dieselmotoren brechen ein.“
Im Januar wurden bereits in Homburg und Bamberg 600 Arbeitsplätze gestrichen. Tatsächlich könnten alle 15.000 Arbeiter ihre Stellen verlieren, da alle drei Werke in der Existenz bedroht sind. In Feuerbach sagte ein Arbeiter der WSWS, seiner Meinung nach bereite sich das Management systematisch darauf vor, die Produktion einzustellen und das ganze Werk Feuerbach mit 8000 Arbeitsplätzen stillzulegen.
In Homburg würde eine Werkschließung 4100 Arbeiter betreffen. Bosch produziert an diesem Standort nur Diesel-Einspritzpumpen und weigert sich, hier Investitionen in alternative Produkte zu tätigen. 400 Arbeitsplätze wurden bereits abgebaut.
Ganz im Ton eines Managers erklärte Oliver Simon, Betriebsratschef in Homburg: „Bisher konnten wir die zurückgehende Nachfrage bei den PKW durch eine Sonderkonjunktur bei den Nutzfahrzeugen ausgleichen, aber auch hier erleben wir einen massiven Einbruch.“
Der Betriebsrat hat bereits zugestimmt, dass in diesem Jahr die Brückentage zur Verlängerung des Wochenendes genutzt und die Weihnachtsferien verlängert werden. Auch können Schichtarbeiter die im Tarifabschluss der IG Metall enthaltenen zusätzlichen Urlaubstage an Stelle der Lohnerhöhung wählen. In Homburg, wie auch in Bamberg, werden die Arbeiter ermutigt, diese Regel extensiv zu nutzen, um weitere Stellenverluste zu vermeiden.
Der Erste Vorsitzende der IG-Metall, Jörg Hofmann, führt seit Jahren immer wieder Geheimgespräche hinter verschlossenen Türen mit Bosch. Nach einem Gespräch mit dem Homburger Management im September 2018 erklärte Hofmann dem Deutschlandfunk, der Konzern plane offensichtlich, „das Werk parallel zur sinkenden Nachfrage nach und nach auslaufen zu lassen“. Weiter sagte Hofmann: „So ein Aussterben auf lange Zeit ist für uns nicht akzeptabel. Es geht hier nicht darum, sozialverträglich abzuwickeln, sondern dem Standort Perspektiven zu geben.“
Allerdings fungieren die IG Metall-Betriebsräte als engste Komplizen von Bosch, wenn es darum geht, die „Umbau“-Pläne auf Kosten der Arbeiter und der Zukunft der Werke durchsetzen. Über den konkreten „Umbau“ verhandeln die IGM-Betriebsräte mit dem Management schon seit Oktober 2018, und außer Stellenstreichungen und dem Angebot einer 30-Stundenwoche ohne Lohnausgleich hat der Konzern bisher nichts vorgeschlagen.
Am 14. Februar veröffentlichten die Betriebsräte aller Bosch-Standorte ihre „Bamberger Erklärung“, in denen sie den Versuch des Managements beklagen, „die Standorte gegeneinander auszuspielen“. Bei Bosch seien offenbar weder Perspektiven für die Werke noch Investitionen in „Zukunftsprodukte“ vorgesehen.
Die IG Metall kümmert sich hauptsächlich darum, sicherzustellen, dass der Bosch-Konzern auch in der Zukunft noch Profite macht. Dafür sei es notwendig, dass der Konzern Investitionen tätige und die Entwicklung neuer Produkte zulasse. Im Prinzip hat die IG Metall bereits akzeptiert, dass Stellenstreichungen, Werkschließungen und Lohnkürzungen unabweisbar seien.
In der „Bamberger Erklärung“ heißt es: „Die Herausforderungen sind gewaltig, und die Themen, die wir bearbeiten, sehr komplex. Dabei gibt es keine einfachen Antworten. Wir sind aber fest davon überzeugt, dass es Lösungsmöglichkeiten gibt. Unser Ziel ist, industrielle Fertigung und Entwicklungstätigkeiten in Deutschland zu sichern.“
Kein Arbeiter weiß, welche Zugeständnisse die IGM-Betriebsräte in den Verhandlungen bereits gemacht haben. Auf die Frage nach der außerordentlichen Betriebsversammlung, die vor der Demonstration stattfand, antworteten mehrere Kollegen, über die Verhandlungen seien keine Einzelheiten berichtet worden. Stattdessen hätten die Betriebsräte lediglich immer wieder an das Management appelliert, es müsse jetzt konstruktive Lösungen vorlegen.
Die IG Metall organisiert diese Proteste hauptsächlich in der Absicht, ein Ventil für den wachsenden Widerstand unter den Belegschaften zu schaffen. Immer mehr Arbeiter verstehen, dass die Gewerkschaft gar nicht ihre Interessen vertritt, und dass die IG Metall im Gegenteil den notwendigen Apparat bereitstellt, um Arbeiter im Interesse des Profitsystems zu kontrollieren und jeden unabhängigen Widerstand zu unterdrücken.
Offenbar sind immer weniger Arbeiter bereit, den Aufrufen der Gewerkschaft zu folgen. So wundert es nicht, dass die IG Metall zwar in einer Pressemitteilung vor der Demonstration 5000 Teilnehmer angekündigt hatte, aber gerade mal 3000 Arbeiter an dem Protest teilnahmen.
Dennoch brachte die Demonstration zum Ausdruck, welche Wut sich unter tausenden Arbeitern in der Autozulieferindustrie aufbaut. Erst letzte Woche hatte auch Schaeffler weitere 900 Stellenstreichungen angekündigt.
Die Milliardeninvestitionen der Konzerne in die Entwicklung von Elektrofahrzeugen wird die gesamte Autoindustrie völlig umkrempeln. Die Zukunft vieler tausender Arbeiter ist in Gefahr. Deshalb müssen sich die Arbeiter unabhängig von der IG Metall organisieren und den Kampf für eine sozialistische und internationale Lösung aufnehmen.