Streikende Volvo-Arbeiter in Virginia rufen zur Ablehnung der neuen vorläufigen Tarifeinigung auf

Das Volvo Workers Rank-and-File Committee verfasste diese Stellungnahme, nachdem die Gewerkschaft eine neue Tarifeinigung mit Volvo Trucks angekündigt hat, um den Streik von 2.900 Arbeitern in Dublin (Virginia) zu beenden. Die Arbeiter von Volvo und Mack Trucks können sich unter volvowrf@gmail.com oder per SMS unter 001 540 307-0509 mit dem Volvo Workers Rank-and-File Committee in Verbindung setzen.

Das Volvo Workers Rank-and-File Committee ruft die Arbeiter dazu auf, in der Abstimmung über die neue vorläufige Tarifeinigung, die die UAW vorgelegt hat, mit „Nein“ zu stimmen. Sie ist ein weiterer Ausverkauf und beweist, dass die Arbeiter zu Recht kein Vertrauen in etwas gesetzt haben, was im Geheimen hinter unserem Rücken ausgehandelt wurde.

Am Donnerstag veröffentlichte die UAW auf ihrer Website eine Erklärung mit dem Titel „Streikende Volvo-Trucks-Arbeiter in Dublin (Virginia) handeln vorläufige Vereinbarung mit großen Verbesserungen aus“. Laut Ray Curry, der am gleichen Tag Präsident der UAW wurde, enthält diese Vereinbarung „deutliche Verbesserungen im Vergleich zu den letzten beiden vorläufigen Einigungen“.

Erstens haben die „streikenden Volvo-Trucks-Arbeiter“ keine Vereinbarung über irgendetwas getroffen. Wir möchten Curry daran erinnern, dass es eine Sache ist, wenn UAW-Funktionäre eine Vereinbarung mit dem Volvo-Management aushandeln, aber eine ganz andere, ob die Arbeiter sie akzeptieren. Man sollte meinen, sie hätten diese Lektion gelernt, als wir ihre letzten beiden Abkommen mit 90 Prozent abgelehnt haben.

Stellantis-Arbeiter im Lastwagenfertigungswerk Warren (Foto: WSWS)

Zweitens möchten wir darauf hinweisen, dass dies die erste Erklärung ist, die die UAW auf ihrer Website oder ihrer Facebook-Seite veröffentlicht hat, seit unser Streik begonnen hat. Während des letzten Monats hat die UAW mit keinem Wort erwähnt, dass wir überhaupt streiken, und hat damit unseren Brüdern und Schwestern in der Autoindustrie unseren Kampf verschwiegen.

Drittens spricht Curry jetzt von „deutlichen Verbesserungen“ in der vorläufigen Einigung. Man sollte sich daran erinnern, dass Curry im Mai erklärte, die zweite vorläufige Einigung beinhalte „noch solidere Verbesserungen“ als die erste. Damals haben wir ihm gezeigt, was wir von diesen „noch solideren Verbesserungen“ gehalten haben.

Viertens gibt es einen grundlegenden Widerspruch in den Behauptungen der UAW-Funktionäre. Als sie uns die letzte vorläufige Einigung verkaufen wollten, behaupteten sie, das Beste herausgeholt zu haben. Jetzt wiederum behaupten sie, wir hätten durch unseren Streik deutliche Verbesserungen erzielt. Sollte dies zutreffen, was nicht der Fall ist, dann würde es nur die früheren Behauptungen der UAW als falsch entlarven. Wenn der dritte Tarifvertrag tatsächlich Verbesserungen beinhalten würde, dann nur, weil die Belegschaft die früheren Einigungen abgelehnt hatte.

Kommen wir jetzt zu diesen „deutlichen Verbesserungen“. Obwohl wir derzeit nur Zugang zu den „Highlights“ der UAW haben, ist bereits klar, dass der Entwurf des Tarifvertrags unsere grundlegenden Forderungen nicht erfüllt. Die Verbraucherpreise steigen derzeit um fünf Prozent pro Jahr, hauptsächlich wegen der Preise für Benzin und andere Grundgüter. Wir brauchen einen Tarifvertrag, der nicht nur steigende Kosten ausgleicht, sondern auch die jahrzehntelangen Zugeständnisse der UAW.

Die vorläufige Vereinbarung:

1. Ist ein auf sechs Jahre ausgelegter Tarifvertrag, was bereits inakzeptabel ist. Dieser Zeitraum entspricht fast einem Fünftel unseres Erwerbslebens, und bis 2027 wird sich viel ändern. Wir fordern einen Vertrag mit zweijähriger Laufzeit.

2. Erhöht den Spitzenlohn nur um 12 Prozent über sechs Jahre, d.h. im Durchschnitt zwei Prozent pro Jahr ohne Inflationsausgleich. Angesichts der steigenden Inflation bedeutet dies für die Stammbelegschaft eine beträchtliche Reallohnsenkung. Wir fordern eine sofortige 25-prozentige Lohnerhöhung, um frühere Zugeständnisse wettzumachen, dazu eine jährliche Anhebung um sechs Prozent und eine Klausel zur Angleichung der Lebenshaltungskosten.

3. Schreibt vor, dass neu eingestellte Arbeiter erst nach sechs Jahren in die oberste Lohngruppe aufrücken; im Tarifvertrag von 2008 waren es nur drei Jahre. Wir fordern die Einstufung aller Arbeiter in die Spitzenlohngruppe mit sämtlichen Zusatzleistungen.

4. Beinhaltet massive Erhöhungen der Kosten für die Gesundheitsversorgung in Höhe von 50 bis 75 Prozent, darunter erstmals Prämienzahlungen für die Stammbelegschaft und Erhöhungen der Selbstbeteiligung für alle Arbeiter. Wir fordern eine vollständig finanzierte Gesundheitsversorgung für alle Arbeiter und Rentner ohne Eigenbeteiligung und Prämien.

5. Reduziert die Pauschalzahlung von 3.500 auf 2.000 Dollar für Festangestellte und 1.000 für Neueingestellte. Dies würde nicht einmal die Verluste decken, die wir während unseres Streiks hinnehmen mussten, als wir aus der Streikkasse der UAW nur 275 Dollar erhielten. Wir fordern einen Ratifizierungsbonus von 4.000 Dollar.

Und das sind nur die Dinge, von denen wir jetzt wissen. Das ist kein Sieg, sondern ein weiterer Vertrag mit Zugeständnissen und ein paar Änderungen, die wir schon zweimal mit überwältigender Mehrheit abgelehnt haben!

Wir teilen der UAW mit, dass wir die Beendigung unseres Streiks ebenso wenig akzeptieren werden wie die Durchsetzung eines Abkommens durch Lügen und Einschüchterung. Wir fordern:

1. Zugang zum vollständigen Vertragstext, darunter alle Vorverträge und Nebenabkommen, um sie zehn Tage vor der Abstimmung über die vorläufige Einigung zu studieren.

2. Drei Versammlungen aller Mitglieder mit offenem Mikrofon, damit die Arbeiter Antworten auf ihre Fragen erhalten. Diese Treffen dürfen nicht in den Werken stattfinden, wo die Arbeiter kaum ihr eigenes Wort hören, geschweige denn die benötigte Antwort.

3. Die Auszählung der Stimmen muss von der Belegschaft beaufsichtigt werden, um sicherzugehen, dass alle Stimmen gerecht gezählt werden. Weitere Tarifverhandlungen müssen von Vertrauenspersonen der Belegschaft überwacht werden.

4. Eine Erhöhung des Streikgelds auf das Niveau des durchschnittlichen Wochenlohns und Einsatz der riesigen finanziellen Ressourcen der UAW und der AFL-CIO für den Streik, um dem Unternehmen zu zeigen, dass es uns nicht durch Aushungern zur Rückkehr an die Arbeit zwingen kann.

5. Die Stilllegung aller Volvo-Werke und die Organisation von Solidaritätsaktionen der UAW-Mitglieder im ganzen Land.

Zudem fordern wir die UAW auf, den Arbeitern nicht mehr mit einer Zwangsschlichtung durch eine „Drittpartei“ zu drohen, falls der Tarifvertrag abgelehnt wird. Für diese Drohung gibt es keine juristische Grundlage, und die UAW muss klarstellen, dass sie unter keinen Umständen akzeptiert werden wird. Wir lassen uns nicht unter Druck setzen, ein Abkommen zu akzeptieren, das unsere Bedürfnisse nicht erfüllt!

Unseren Brüdern und Schwestern sagen wir: Jetzt ist nicht die Zeit für Rückzieher, sondern für die Ausweitung unseres Kampfs! Volvo will diesen Streik beenden, weil die Bestände zur Neige gehen. In den Mack-Truck-Werken in Maryland und Pennsylvania hat das Unternehmen bereits vorläufige Entlassungen durchgeführt.

Gleichzeitig wissen wir, dass unter Mack-Arbeitern und Autoarbeitern im ganzen Land und weltweit enorme Unterstützung für unseren Kampf existiert. Mack-Arbeiter haben uns gesagt, sie wollen die Produktion mit Teilen einstellen, die von Streikbrechern hergestellt werden. Autoarbeiter aus Detroit, Chicago, Europa und Indien haben uns Unterstützungsbotschaften geschickt. Sie wissen, dass wir nicht nur für uns selbst kämpfen, sondern für die ganze Arbeiterklasse.

Der Sieg erfordert Einigkeit: die Einigkeit der Arbeiter bei NRV, aller Volvo-Arbeiter und aller Arbeiter in diesem Land und der Welt. Das ist der Weg vorwärts!

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