Perspektive

Die Lüge vom „Wuhan-Labor“: Washington Post stachelt Amerika zum Hass auf

Am Montag veröffentlichte die Washington Post einen Leitartikel, der das Ziel verfolgt, die bereits diskreditierte Lüge vom „Wuhan-Labor“ wiederzubeleben. Der Vorwurf lautet, dass es sich bei Covid-19 um ein künstlich entwickeltes Virus handelt, dass in China von den weltweit führenden Coronavirus-Forschern Shi Zhengli und Dr. Peter Daszak mit finanzieller Unterstützung durch die amerikanischen National Institutes of Health unter der Leitung von Dr. Anthony Fauci hergestellt wurde.

Laut diesen Verleumdungen wurde das gentechnisch veränderte Virus versehentlich durch das Wuhan Institute of Virology freigesetzt. Der Vorfall sei dann im Rahmen einer Verschwörung vertuscht worden, an der die chinesische Regierung zusammen mit allen angesehenen wissenschaftlichen Instituten beteiligt gewesen sein soll, um die „Theorie“ des Laborlecks unglaubwürdig zu machen.

Das P4-Labor im Wuhan-Institut für Virologie nach dem Besuch eines Teams der Weltgesundheitsorganisation in Wuhan in der chinesischen Provinz Hubei am Mittwoch, 3. Februar 2021. (AP Photo/Ng Han Guan)

In diesem Leitartikel (Originaltitel: „To prevent the next pandemic, we must find the source of covid-19. China’s stonewalling is unacceptable“) findet sich kein einziges Wort, das nicht schon mehrfach von Wissenschaftlern, internationalen Gremien und sogar der US-Regierung selbst widerlegt wurde.

Die Lüge vom Wuhan-Labor ist nicht wissenschaftlich, sondern geopolitisch motiviert. Während die Vereinigten Staaten, Australien und das Vereinigte Königreich versuchen, eine militärische Auseinandersetzung mit China wegen Taiwan zu provozieren, besteht der Zweck dieser Flut von Lügen darin, China und die chinesische Bevölkerung zu dämonisieren und zum Sündenbock für eine Krankheit zu machen, an der nach Hochrechnungen des Institute for Health Metrics and Evaluation (IHME) bereits über eine Million Amerikaner gestorben sind.

Man kann sich des Verdachts nicht erwehren, dass die Verleumdungen der Post deshalb im Namen der Redaktion veröffentlicht wurden, um den Autoren die Schande zu ersparen, sie unter ihrem Namen abzudrucken.

Die Post setzt sich über jede einzelne Information hinweg, die ihrer Darstellung widerspricht. Gleichzeitig präsentiert sie die Behauptung, dass etwas passiert sein könnte, als Beweis dafür, dass es passiert ist. Mit diesen Verrenkungen soll die These vom Laborleck glaubwürdig gemacht werden.

Zu diesem Zweck verkündet die Post, dass Wissenschaftler, die nach einem natürlichen Ursprung der Pandemie suchen, „mit leeren Händen“ dastehen würden. Dies wird durch jüngste Durchbrüche in der Forschung widerlegt. Dazu gehört die Entdeckung von Fledermaus-Coronaviren mit Bindungsdomänen, die dem Wildtyp von COVID-19 ähnlicher sind als die der Delta-Variante.

Im Februar erklärte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) im Rahmen einer Untersuchung über den Ursprung von COVID-19 das Narrativ über das Laborleck für „höchst unwahrscheinlich“ und erklärte, es sei keine weitere Untersuchung wert. Als das Weiße Haus unter Präsident Biden die US-Geheimdienste anwies, die „Theorie“ zu überprüfen, kamen vier von fünf untersuchenden Stellen zu dem Schluss, dass COVID-19 „nicht gentechnisch hergestellt“ wurde.

Die Post ignoriert diese Schlussfolgerungen einfach und setzt stattdessen in die Welt, die Berichte hätten „mehr Fragen aufgeworfen als sie beantworteten“.

Der ganze Artikel ist von schamlosen, betrügerischen Verleumdungen durchzogen. Die Post zitiert und verlinkt eine Kolumne von Josh Rogin vom 14. April 2020, in der Rogin eine interne Mitteilung des Außenministeriums falsch interpretiert. Die Kolumne ist vollkommen diskreditiert. Als die Mitteilung des Ministeriums veröffentlicht wurde, sah sich die Post selbst zu der Erklärung gezwungen: „Die These, dass ein Unfall im Labor das Entweichen des Virus verursacht hat, wird durch die Mitteilung nicht untermauert.“

Erst im letzten Absatz deutet die Post ihre wahren Beweggründe an. Der Leitartikel schließt mit den Worten: „Keine Untersuchung wird Erfolg haben, solange Chinas Türen verschlossen bleiben“.

Der Schlüssel zu diesen kryptischen Aussagen findet sich in einem Leitartikel, den die Post weniger als 24 Stunden später veröffentlichte. Er trägt den Titel „Keine Untersuchung wird Erfolg haben, solange sich China dem verschließt“. (Original: “No investigation will succeed as long as China’s doors remain shut.”)

Der Leitartikel ist der bisher offenste Aufruf zu einem militärischen Konflikt mit China, den eine Zeitung, die sich nominell gegen Donald Trump stellt, veröffentlicht hat. Der Artikel fordert eine massive Aufrüstung des US-Militärs - zusätzlich zu den Hunderten von Milliarden Dollar, die unter Trump in den Verteidigungshaushalt eingestellt wurden - und erklärt, dass die USA ihre Drohungen gegen China bezüglich Taiwan „im Sinne der militärischen Abschreckung“ untermauern müssten.

Die Post bejubelt die Tatsache, dass „die Vereinigten Staaten Artillerie im Wert von 750 Millionen Dollar an Taiwan verkauft und die unter Präsident Donald Trump begonnene Stationierung von Marine-Ausbildern auf der Insel fortgesetzt haben.'

Die von der Post gepriesenen Maßnahmen haben Ostasien an den Rand eines Krieges gebracht und die taiwanesische Regierung dazu gedrängt, die Unabhängigkeit von China anzustreben und einen militärischen Konflikt mit China zu provozieren. Die aggressive Destabilisierung des asiatisch-pazifischen Raums ist allein Washingtons Werk und die Post heizt diese Entwicklung noch an. Im Artikel ist weiter zu lesen: „Die Vereinigten Staaten selbst müssen stärker in die Hard-Power-Ressourcen - insbesondere die Seestreitkräfte - investieren, die erforderlich sind, um ihr Engagement in Ostasien zu untermauern.“

Der Leitartikel verurteilt das von der Biden-Regierung beantragte Militärbudget - das größte in der Geschichte - als völlig unzureichend und erklärt, dass „neue Schiffe ... China mehr beeindrucken könnten als selbst die strengsten Worte“.

Mit anderen Worten: die Post, die fälschlicherweise behauptet, dass China für eine tödliche Pandemie verantwortlich ist, die eine Million Amerikaner getötet hat, befürwortet ebenfalls ganz offen, dass die Vereinigten Staaten sich auf einen Krieg mit China vorbereiten.

Das Ziel der Post besteht darin, die öffentliche Meinung zu korrumpieren und die Menschen zum Hass anzustacheln, indem sie eine Lüge verbreitet, die zur Rechtfertigung eines Krieges dienen kann.

Der militärischen und politischen Kampagne gegen China liegen im Wesentlichen zwei Motive zugrunde. Zum einen die geopolitischen Zwänge des US-Imperialismus und seiner Verbündeten in Großbritannien und Australien. Die amerikanische herrschende Klasse sieht in China eine Hauptbedrohung ihrer globalen Hegemonie.

Zweitens, und das ist nicht weniger wichtig, versucht die herrschende Elite verzweifelt, die wachsende innenpolitische Krise durch die Schaffung eines äußeren Feindes einzudämmen. Sie will durch eine militärische Aggression eine künstliche „nationale Einheit“ herstellen, was unweigerlich zur Unterdrückung im eigenen Land führen wird.

Die Washington Post ist wie die New York Times ein Organ des amerikanischen Imperialismus. Was auf ihren Seiten erscheint, wird sorgfältig geprüft und mit den US-Geheimdiensten abgestimmt, wenn nicht sogar direkt von ihnen verfasst. Ihre Aufgabe besteht darin, Krieg zu verkaufen.

Die Finanzoligarchie, für die die Post spricht, einschließlich des Eigentümers der Zeitung, Jeff Bezos, ist durch kaskadenartige finanzielle, wirtschaftliche und politische Krisen zutiefst desorientiert. Sie sind fasziniert von der verzweifelten Idee, dass die Lösung für Amerikas innenpolitische Probleme ein Krieg ist.

In der Regel bestraft die Geschichte herrschende Klassen, die solche katastrophalen Maßnahmen ergreifen, mit Revolutionen.

Aber ein Krieg zwischen den Vereinigten Staaten und China wäre der erste Weltkrieg, der mit Atomwaffen auf beiden Seiten geführt würde. Es besteht die immense Gefahr, dass die Zahl der Toten in die Millionen geht, bevor die Arbeiterklasse mobilisiert werden könnte, um den Krieg zu verhindern.

Dringende Maßnahmen sind jetzt erforderlich. Die Arbeiter in den Vereinigten Staaten stehen am Beginn der größten Streik- und Protestwelle seit Jahrzehnten. Es ist notwendig, dass die Arbeiter nicht nur die Forderung nach angemessenen Löhnen und sicheren Arbeitsbedingungen aufgreifen, sondern auch den Kampf führen gegen alle Formen von Hurrapatriotismus, Nationalismus und Fremdenfeindlichkeit und für die internationale Einheit der Arbeiterklasse gegen den Krieg und das kapitalistische System.

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