Antichinesische Hetze: von „Corgi-Killern“ bis zu einer „entführten“ Tennisspielerin

Seit einigen Tagen führen die westlichen Regierungen und Medien und eine weitere bemerkenswerte Kampagne, um die chinesische Regierung zu dämonisieren. Diesmal geht es darum, dass angeblich eine bekannte internationale Tennisspielerin zum Schweigen gebracht wurde und „verschwunden“ ist.

Peng Shuai während ihres Spiels gegen die Japanerin Nao Hibino bei den Australian Open in Melbourne, 21. Januar 2020 (AP Photo/Andy Brownbill, File)

In der vergangenen Woche berichteten die Medien in verrückt aufgeblähten Berichten über die Tötung eines Hundes der Rasse Corgi durch Mitarbeiter der Seuchenbekämpfung in der chinesischen Stadt Shangrao. Die Berichterstattung reiht sich ein in eine konzertierte Aktion, mit der die „Öffnung“ des Landes und ein Ende der derzeitigen Pandemiebekämpfungspolitik in China eingefordert wird.

In dieser Woche haben führende Medien wie die New York Times und die Londoner Financial Times der chinesischen Regierung vorgeworfen, den Tennisstar Peng Shuai, eine zweifache Grand-Slam-Siegerin, zu unterdrücken und zu bedrohen, seit sie am 2. November auf Weibo vage Vorwürfe gegen den ehemaligen chinesischen Vizepremier Zhang Gaoli gepostet hatte.

Diese Affäre ist zu einer giftigen Kombination aus den Methoden der #MeToo-Bewegung geworden - der Verwendung von unbelegten Vorwürfen sexuellen Fehlverhaltens, um Männer in exponierten Positionen ins Visier zu nehmen - und der eskalierenden Aggression der USA gegenüber China – einem Land, das die Vereinigten Staaten als existenzielle Bedrohung ihrer Hegemonialrolle seit dem Zweiten Weltkrieg betrachten.

Berichten zufolge beschuldigte Peng in ihrem Beitrag den heute 75-jährigen Zhang, sie während einer mehrjährigen „romantischen“ on-off-Beziehung zum Sex gezwungen zu haben. Der Beitrag wurde kurze Zeit später gelöscht, woraufhin die westlichen Medien chinesische „Zensoren“ beschuldigten, für die Löschung verantwortlich zu sein.

Berichten zufolge beschrieb Peng in ihrem Beitrag eine konfliktreiche Beziehung, in der sie mit Zhang Schach und Tennis spielte oder sich von ihm ignoriert und von seiner Frau verspottet fühlte.

Die WSWShat keine Möglichkeit, den Wahrheitsgehalt von Pengs Vorwürfen zu überprüfen. Aber es scheint sich um eine komplexere persönliche Beziehung zwischen zwei Persönlichkeiten zu handeln, die beide stark in der Öffentlichkeit standen und stehen. Es gibt keine Beweise für einen sexuellen Übergriff.

In ihrem Beitrag sagte die 35-jährige Peng, dass sie keine Beweise für ihre Anschuldigung habe und dass sie über mehr als zehn Jahren hinweg mit dem Wissen seiner Frau und mit Unterbrechungen eine Beziehung mit Zhang gelebt habe. „Romantische Anziehung ist so eine komplizierte Sache“, schrieb sie laut Medienberichten.

Trotz eines 30-minütigen Videogesprächs, das Peng am vergangenen Sonntag mit Vertretern des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) geführt hat, um zu betonen, dass sie sicher sei und es ihr gut geht, geht die Hexenjagd verschärft weiter. Dem IOC selbst wurde vorgeworfen, sich an der „chinesischen Propaganda“ zu beteiligen. Die Forderungen nach einem Boykott der Olympischen Winterspiele in Peking im Februar oder einer Verlegung der Veranstaltung in ein anderes Land werden immer lauter.

In dem Videogespräch, das Peng mit IOC-Präsident Thomas Bach führte, „dankte sie dem IOC für seine Sorge um ihr Wohlergehen“, so die Organisation in einer Erklärung. „Sie erklärte, dass sie sicher und wohlauf sei und in ihrem Haus in Peking lebe, dass sie aber zu diesem Zeitpunkt ihre Privatsphäre gewahrt wissen möchte.“

Zuvor hatte die Global Times, ein staatliches chinesisches Medienorgan, Videos veröffentlicht, die Peng beim Essen in einem Pekinger Restaurant und als Teilnehmerin bei Eröffnungszeremonie eines Junioren-Tennisturniers zeigten, wo sie anschließend Tennisbälle signierte.

Die Reaktion der Medien und anderer, die diese Kampagne verfolgen, macht deutlich, dass sie sich mit nichts zufriedengeben. Was auch immer Peng jetzt sagt oder tut, die Vorwürfe gegen die chinesische Regierung werden nur noch lauter. In der Financial Times behauptete der Schriftsteller Tom Mitchell - wiederum ohne jeden Beweis - dass Frauen in ganz China von Parteifunktionären missbraucht würden.

„Kaum vorstellbar, dass irgendetwas anderes als die Erlaubnis für Peng China zu verlassen - zum Beispiel, um in den USA zu trainieren - ihre weltweiten Unterstützer zufrieden stellen wird“, schreibt Mitchell. „Alle Beteuerungen, die Peng in China macht, können nicht für bare Münze genommen werden. Aber wenn sie ins Ausland reisen darf, was könnte sie dann noch zu sagen haben?...“

„Wie viele andere Parteikader haben ihre Macht genutzt, um Frauen in einem Land zu belästigen und zu missbrauchen, in dem die Opfer nicht frei sprechen und die Medien nicht frei berichten können? Wie viele weitere der 700 Millionen Frauen in China könnten durch Pengs Beispiel inspiriert werden, offen über ähnliche Erfahrungen zu sprechen?“

Die New York Times geht noch weiter und veröffentlichte eine Erklärung der Redaktion, in der sie die unbegründeten Behauptungen Pengs für wahr erklärt und die Absage der Winterspiele in Peking fordert. „Wie so viele Opfer von Chinas repressivem System hat Frau Peng nichts anderes getan, als Wiedergutmachung für ein Unrecht zu fordern“, heißt es darin. „Doch gerade die Geradlinigkeit ihrer Beschwerde führt unweigerlich zur Grundsatzfrage, ob China geeignet ist als Gastgeber eines globalen Sportereignisses, das doch dem olympischen Ideal zufolge durch Sport eine bessere Welt schaffen will.“

Die Times schließt sich den Überlegungen von US-Präsident Joe Biden an, die Olympischen Winterspiele zu boykottieren. Zusammen mit der US-Regierung ist die Redaktion „zutiefst besorgt“ und fordert „unabhängige, überprüfbare Beweise“ für den Verbleib von Peng. Ähnliche Aufrufe wurden von der französischen und britischen Regierung veröffentlicht, wobei der britische Premierminister Boris Johnson offenbar versucht, einen Boykott durch die strategischen Partner der „Five Eyes“ - USA, Großbritannien, Kanada, Australien und Neuseeland - zu organisieren.

Der Times zufolge verkörpert die Peng-Affäre „Chinas Regeln“, wenn es Kritik an dem Land gibt: „Leugnen, lügen, sich dumm stellen. Hoffen, dass es wieder weg geht. Und wenn alles andere fehlschlägt: heftig zurückschlagen“. Die Times könnte hier von sich selbst sprechen. Diese Zeitung ist schließlich berüchtigt dafür, kriminelle Lügen zu verbreiten - einschließlich die erfundenen „Massenvernichtungswaffen“, die als Rechtfertigung für die US-Invasion im Irak herhalten mussten.

Die angebliche Besorgnis über das Schicksal von Peng wird verstärkt durch US-nahe „Menschenrechtsgruppen“ und Medien in mit den USA verbündeten Ländern wie Australien. Der führende China-Experte von Human Rights Watch, Yaqiu Wang, sagte dem Sydney Morning Herald: „Das IOC spielt jetzt aktiv eine Rolle in der Zwangsverschleppungs-, Nötigungs- und Propagandamaschinerie der chinesischen Regierung.“

Der politische und internationale Redakteur der Zeitung, Peter Hartcher, schreibt: „Es scheint, dass das IOC in das Management der Entführung durch das Regime eingebunden wurde.“ Hartcher sagte, die Argumente für einen Boykott der Olympischen Winterspiele seien jetzt „unbestreitbar“.

Die völlige Unehrlichkeit und Heuchelei dieser Aussagen ist wahrlich erschütternd. Im gleichen Zeitraum haben diese regierungsnahen Medien versucht, Berichte von Whistleblowern über ein US-Massaker an Zivilisten in Syrien zu vertuschen, haben die wiederaufflammende Covid-19-Pandemie, die durch ihre profitorientierte „Öffnungspolitik“ verursacht wurde, kaum erwähnt und den richterlichen Freispruch eines faschistischen Amokläufers, Kyle Rittenhouse, in den USA gutgeheißen.

Gleichzeitig ergehen sich diese Medien in endlosen Bemühungen, China für die weltweite Pandemie verantwortlich zu machen durch die erfundene Behauptung, das Virus sei aus einem Labor in Wuhan freigesetzt worden. Dieser „These“ wurde nun ein weiterer Schlag versetzt: Eine jüngst in der Zeitschrift Science veröffentlichte Analyse kommt zu dem Schluss, dass das Virus wohl auf dem Huanan-Markt in Wuhan von Tieren auf Menschen übergesprungen ist.

Hinter der Anti-China-Propaganda steht eine reale Kriegsgefahr zwischen den beiden Ländern, die Washington nach einem Jahrzehnt militärischer Drohungen und wirtschaftlicher Sanktionen auf ein historisch beispielloses Niveau getrieben hat. Insbesondere durch die öffentliche Selbstverpflichtung der USA, Taiwan militärisch gegen das chinesische Festland zu verteidigen, hat Biden den zugrunde liegenden geostrategischen Streit an den Rand eines offenen Konflikts gebracht.

Der Polizeistaatscharakter des chinesischen Regimes ist wohlbekannt und wird von der WSWS in zahlreichen Artikeln und Stellungnahmen dokumentiert. Doch die Unterdrückung richtet sich vor allem gegen die chinesische Arbeiterklasse, die in den letzten drei Jahrzehnten von chinesischen Unternehmen und globalen Konzernen rücksichtslos als Reservoir billiger Arbeitskraft ausgebeutet wurde. Die herrschende Klasse in den westlichen Hauptstädten kümmert sich nicht im Geringsten um die Arbeiter, die für sie Superprofite erwirtschaftet haben. Sie versucht vielmehr die oberen Mittelschichten, die sich durch #MeToo und Tierschutzthemen leicht in Aufruhr versetzen lassen, für eine konzertierte Offensive der USA gegen China zu mobilisieren.

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