Trauriger Rekord

Mehr als eine halbe Million Kinder in den USA innerhalb einer Woche mit Covid-19 infiziert

Der am Montag vom Amerikanischen Kinderärzteverband (American Academy of Pediatrics, AAP) veröffentlichte Bericht für die Woche bis zum 6. Januar verzeichnete eine erschütternde Zahl von 580.247 Covid-19-Fällen bei Kindern in den USA. Dies bedeutet einen Anstieg um 74 Prozent gegenüber dem vorherigen Rekordwert von 325.000 Fällen in der Vorwoche. Außerdem gab es einen neuen Höchststand von 1.636 Krankenhauseinweisungen und 14 weiteren Todesfälle bei Kindern in den Vereinigten Staaten.

In allen Regionen des Landes ist die Zahl der Kinderinfektionen sprunghaft angestiegen und hat frühere Höchstwerte deutlich übertroffen. Der Nordosten der USA hat mit 155.000 Fällen in der letzten Woche den Süden als Region mit den meisten wöchentlichen Infektionen bei Kindern beinahe überholt. Der Mittlere Westen und die Westküste liegen nicht weit dahinter.

Überall in den USA füllen sich die Kinderstationen der Krankenhäuser rasch, noch bevor die Auswirkungen von Omikron voll zum Tragen kommen. Dr. Danielle Zerr, Expertin für pädiatrische Infektionskrankheiten am Seattle Children's Hospital, erklärte gegenüber der New York Times, dass die Zahl der Krankenhauseinweisungen von Kindern die „vorherige Delta-Welle am Ende des Sommers und im Frühherbst, die zuvor einen Rekord markierte, in den Schatten stellt“.

Im US-Bundesstaat Louisiana sagte Dr. Catherine O'Neal vom Regional Medical Center in Baton Rouge dem Radiosender WWNO, dass „wir bereits jetzt die höchste Anzahl von Kindern registrieren, die überhaupt während einer Welle in das Kinderkrankenhaus eingeliefert wurde, und wir sind mit dieser Welle noch nicht fertig. Die Infektionen nehmen weiter zu. Wir haben die für die Kindergesundheit bislang schlimmste Entwicklung in der Pandemie, und das ist kein milder Verlauf.“

Die 14 Todesfälle waren über alle Regionen des Landes verteilt. Die Medien setzen ihre Vertuschung der Todesfälle bei Kindern fort, in den letzten Wochen wurde lediglich über den Tod eines kalifornischen Kindes in den lokalen und nationalen Nachrichten berichtet. Mit Stand vom 10. Januar hat die amerikanischen Infektionsschutzbehörde (Center of Disease Control, CDC) insgesamt 1.084 Covid-19-Todesfälle bei Kindern dokumentiert, wobei die Zahl der Todesfälle in den letzten 10 Tagen um erschreckende 44 angestiegen ist.

Auch Lehrkräfte sterben weiterhin völlig unnötig an dem Virus. Ein inoffizieller Twitter-Account, der Berichte dieser Kategorie sammelt, hat mindestens 11 Todesfälle von Lehrkräften in den ersten 10 Tagen des Jahres 2022 dokumentiert.

Dazu gehört die Theaterpädagogin Jeannie Hutter aus Independence in Missouri, die trotz dreifacher Impfung am 5. Januar im Alter von 57 Jahren starb. Ihre Schwester und Kollegin Tommie sagte den Lokalnachrichten, dass Hutter an einer seltenen Autoimmunerkrankung litt, die eine Entzündung der Blutgefäße verursacht. Da Hutter eine Grunderkrankung hatte, könnte ihr Tod also, wenn es nach der CDC-Direktorin Rochelle Walensky geht, als „ermutigende Nachricht“ gewertet werden.

Seit Beginn des Schuljahres gab es Tausende von Schulschließungen aufgrund der weit verbreiteten Infektionen bei Schulpersonal und Schülern. Die Website Burbio, die Schließungen bei öffentlichen Schulen in den USA dokumentiert, verzeichnete in der Woche ab dem 2. Januar weit über 5.000 Unterbrechungen des Unterrichtsbetriebs, sowie am 10. Januar knapp 1.400 aktive Schließungen. Diese sind in den gesamten Vereinigten Staaten, in allen Landesteilen aufgetreten.

Die Jefferson County Public Schools in Kentucky, der größte Schulbezirk des Bundesstaates mit mehr als 100.000 Schülern, haben am Montag die Schule ausfallen lassen und angekündigt, dass der Bezirk von Dienstag bis Freitag zum Online-Unterricht übergeht, nachdem in der vergangenen Woche 1.660 Neuinfektionen bei Schülern aufgetreten waren, die bisher höchste Zahl. Auch der Covington Independent School District in Nord-Kentucky stellt für seine 3.800 Schüler auf Fernunterricht um.

Rochelle, eine Lehrerin aus einem Bezirk nördlich von Detroit, wo es letzte Woche 918 Infektionen an Schulen gab, sagte der WSWS: „Viele Informationen werden unter den Teppich gekehrt. Sie wollen uns sagen, dass Omikron mildere Symptome hat, obwohl noch nicht alle Informationen bekannt sind. Gleichzeitig verschweigen sie, was sie wissen. Die Zahl der in Südafrika registrierten Krankenhausaufenthalte von Kindern unter fünf Jahren ist sehr hoch.“

Sie fuhr fort: „Kürzlich habe ich eine Tabelle über das Gebiet Thumb [im Bundesstaat Michigan] gesehen. Wir haben eine Positivtestrate von 33 Prozent. Aufgrund der steigenden Zahlen wurde in unseren Schulen wieder die Maskenpflicht eingeführt. Die Leiterin der Gesundheitsbehörde unseres Bezirks hatte die Quarantänepflicht zu Beginn des Schuljahres aufgehoben, nachdem die Zentralaufsicht in Lansing gedroht hatte, wegen der Quarantäneanordnungen und Maskenpflicht die Mittelzuweisungen zu kürzen.“

Und weiter: „Man kann zwar den Republikanern und Trump die Schuld geben, aber eigentlich ist es jetzt noch schlimmer. Als Biden gewählt wurde, wurde nicht geändert. Die gleiche Politik einer Normalisierung des Todes wird fortgesetzt.“

Schüler mit Masken am ersten Schultag an der Sessums Elementary School in Riverview, Florida, 10. August 2021 (AP Photo/Chris O'Meara)

Die beispiellose Ausbreitung der Krankheit hat unter Lehrkräften, Eltern und Schülern einen breiten Widerstand gegen die Wiedereröffnung der Schulen ausgelöst.

An der Spitze des Widerstands stehen die 20.000 Lehrer der öffentlichen Schulen in Chicago, die letzte Woche dafür gestimmt haben, wegen der Pandemie nicht zum Unterricht in die Klassenräume zurückzukehren. Am späten Montagabend kündigte die Chicagoer Lehrergewerkschaft eine Vereinbarung mit Bürgermeisterin Lori Lightfoot (Demokratischen Partei) an, um die Lehrer wieder in die Schulen zu zwingen. Die Lehrkräfte stimmen nun über das weitere Vorgehen ab. In den sozialen Medien gibt es enormen Widerstand.

Der Chicagoer Lokalsender WBEZ berichtete am Montag, dass der Lehrgewerkschaftsvorsitzende Jesse Sharkey einräume, die Gewerkschaft habe „bei einigen der wichtigsten Themen Zugeständnisse gemacht, so beim Thema Massentests und beim Online-Unterricht“.

Auch die von Schülerinnen und Schülern organisierten Proteste und Schulstreiks nehmen zu. Darin zeigt sich auch, welchen Einfluss die Pandemie und die mörderische Politik der Regierungen auf das Bewusstsein der jungen Menschen ausüben.

In New York City, wo sich die Zahl der Krankenhauseinweisungen seit Weihnachten verdreifacht hat, wollen die Schüler mehrerer High Schools am Dienstag auf die Straße gehen.

Eine Lehrerin in Brooklyn sagte gegenüber der WSWS, dass die Schüler kaum je informiert würden, wenn ihre Klassenkameraden positiv getestet werden. Sie erlebe, sagte sie, wie ihre Schüler Schnelltests für den Hausgebrauch ausgehändigt bekamen. Sie habe sie gefragt, ob sie verstanden hätten, wofür die Schachteln da sind. “Sie zuckten nur mit den Schultern”, sagte sie. “Ich habe ihnen gesagt, dass dies bedeutet, dass sie mit Covid in Kontakt gekommen sind und dass sie ein negatives Testergebnis haben müssen, bevor sie wieder in die Schule gehen können. Ich habe ihnen erklärt, dass sie die Schachteln ihren Eltern geben und ihnen sagen sollen, dass sie sich möglicherweise angesteckt haben. Sie sagten: ‘Wirklich? Jemand in unserer Klasse hatte Covid?’ Sie hatten keine Ahnung.”

Die zynischen Lügen der Demokraten, der Republikaner, der Gewerkschaften und der Medien, wonach die Schulen aus Gründen der geistigen Gesundheit bei Schüler und zur Verminderung des Lernverlusts weiterhin für den Präsenzbetrieb geöffnet bleiben müssten, werden durch die Berichte von Lehrkräften und Schülern darüber widerlegt, wie das “Lernen” vor Ort derzeit aussieht.

Ein Highschool-Schüler aus New York City beschreibt auf Reddit die chaotischen Zustände an den Schulen, wo eine Rekordzahl von Lehrern, Mitarbeitern und Schülern erkrankt ist. Aufgrund der Abwesenheiten werden ganze Klassen zum Lernen gemeinsam in die Aula gepfercht: “Wir lernen buchstäblich nichts. Ich habe heute etwa 3 Stunden damit verbracht, herumzusitzen und nichts zu tun.” Die Klassen, in denen noch Unterricht stattfindet, sind “ruhig und leer. Viele Schüler bleiben zu Hause, weil die Gefahr von Covid besteht.”

Der Beitrag hat über tausend Kommentare erhalten, in denen Schüler und Lehrer aus dem ganzen Land ähnliche Geschichten erzählen.

Unter Bezugnahme auf ein kürzlich von der demokratischen Gouverneurin von Michigan, Gretchen Whitmer, unterzeichnetes Gesetz antwortete ein Lehrer: “Was hier passiert, ähnelt dem, was an einem anderen Ort geschieht, wo Busfahrer und Hausmeister ‘abgeordnet’ wurden, um Schüler zu ‘unterrichten’. Das zeigt nur, dass die Verantwortlichen nicht wirklich daran interessiert sind, die Kinder zu unterrichten, sondern nur daran, Kästchen abzuhaken, Lagerhaltung zu betreiben und den Schein zu wahren.”

Ein Lehrer in Dallas-Fort Worth, Texas, berichtete der WSWS, dass er seit Beginn des Semesters mehrere Klassen hatte, in denen “kein einziger Schüler anwesend war. Auch der Bezirk sucht händeringend nach Ersatzlehrern. Die Eltern springen ein, um Unterricht zu erteilen, wobei sie vom Stoff keine Ahnung haben. Letztes Jahr hatte ich ein Curriculum für den virtuellen Unterricht vorbereitet, aber dieses Jahr durften wir über den Sommer nicht an einem Online-Curriculum arbeiten, weil es keine Rückkehr in den Remote-Unterricht geben sollte.”

Unter Hinweis auf die gefährliche Verbreitung von Covid in Schulen haben Schüler in Massachusetts außerdem eine Petition für Online-Unterricht gestartet, die bereits über 4.500 Unterschriften trägt.

In Oakland, Kalifornien, haben nach einem wilden Streik von Lehrern am Freitag gegen die gefährlichen Bedingungen mehr als 600 Schüler eine Petition unterzeichnet, in der der Bezirk aufgefordert wird, auf Online-Unterricht umzustellen, bis die Schulen sicher sind. Die Schüler drohen, ab dem 18. Januar zu streiken, wenn ihre Forderungen nach mehr Schutz nicht erfüllt werden.

An der Hickman High School in Columbia, Missouri, traten am Montag über 120 Schüler in den Streik, um gegen die Abschaffung der Maskenpflicht durch die Bezirksregeirung zu protestieren. Ihre Petition an die Schulbehörde, die Entscheidung zu überdenken, erhielt über 2.500 Unterschriften.

Studenten des Langara College in British Columbia, Kanada, haben ebenfalls eine Petition in Umlauf gebracht, in der sie Online-Unterricht fordern: “Als Gruppe stimmen wir eindeutig darin überein, dass unsere geistige und körperliche Gesundheit unter den Risiken von Covid-19 im Vergleich zum virtuellen Lernen zu Hause mehr leiden würde.”

Die sofortige Schließung aller Schulen für den Präsenzunterricht ist eine Frage von Leben und Tod für die Arbeiterklasse und die Jugend in den USA und weltweit. Es müssen alle Anstrengungen unternommen werden, um die entstehenden Initiativen von Lehrkräften und Studenten zu unterstützen und auszuweiten, die Online-Unterricht fordern, bis die Pandemie unter Kontrolle gebracht ist.

Dies erfordert die Bildung von Sicherheitskomitees, die unabhängig von den staatstragenden Gewerkschaften sind. Zu letzteren zählen auch die Lehrergewerkschaften, die an der Politik der herrschenden Klasse zur Öffnung der Schulen mitgewirkt haben.

Die WSWS fordert alle Lehrkräfte dringend auf, sich noch heute mit uns in Verbindung zu setzen, um die Bildung eines Komitees an ihrer Schule zu besprechen, das den Kampf gegen die Pandemie aufnimmt.

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