Anstieg der Omikron-BA.2-Fälle: China verhängt Lockdown in Shanghai und Shenzhen

Am Wochenende kam es in ganz China zu Ausbrüchen der hochgradig ansteckenden Coronavirus-Subvariante Omikron BA.2. Laut der Nationalen Gesundheitskommission gab es in 31 Provinzen 1.938 bestätigte Neuinfektionen, die meisten davon (1.421) wurden in der nordöstlichen Provinz Jilin entdeckt. Laut Medienberichten hat sich die Zahl der Fälle am Sonntag auf knapp 3.400 verdoppelt.

Der Ausbruch ist der größte in China seit Februar 2020. Als Reaktion darauf haben die chinesischen Behörden Notfallmaßnahmen eingeleitet, um die Ausbreitung einzudämmen, darunter Massentests, Kontaktnachverfolgung und Lockdowns. In der Stadt Jilin wurden laut den örtlichen Behörden sechs Massentests der gesamten Bevölkerung durchgeführt. In der Nachbarstadt Changchun mit neun Millionen Einwohnern, dem Zentrum der chinesischen Autoindustrie, wurde ein Lockdown verhängt. Die Bürgermeister von Jilin und Changchun wurden als Reaktion auf die Ausbreitung des Virus ihrer Ämter enthoben.

Auch in Shanghai, einer Stadt mit 25 Millionen Einwohnern, in der sich einer der größten Häfen der Welt befindet, wurde ein Lockdown verhängt, nachdem an einem Tag 64 Fälle entdeckt wurden. Der Lockdown umfasst die Schließung von Schulen, Betrieben und nicht-lebenswichtigen Unternehmen. In Shenzhen, an der Grenze zu Hongkong, gilt ein Lockdown für 18 Millionen Einwohner, nachdem 60 Infektionen entdeckt wurden.

Diese Lockdowns sind Teil von Chinas „Zero-Covid“-Gesundheitspolitik und wurden von den westlichen Medien als „drakonisch“ (Associated Press) verurteilt. Andere Medien äußerten sich zurückhaltender, so bezeichnete der Guardian die Bestrebungen als „herausfordernd“. Doch alle erwähnen nur am Rande, dass China aufgrund dieser wissenschaftlich fundierten Pandemiepolitik seit Dezember 2019 nur 4.636 Todesfälle zu beklagen hatte, und nur vier seit April 2020.

Besucher vor einem Pekinger Bürogebäude, das geschlossen wurde, nachdem am 13. März 2022 ein Coronavirus-Fall entdeckt wurde. Die Zahl der Neuinfektionen bei dem Ausbruch im Nordosten Chinas hat sich am Sonntag verdreifacht. Die Behörden reagierten darauf mit Schutzmaßnahmen (AP Photo/Ng Han Guan)

Ebenso wenig erwähnen die westlichen Medien, dass frühere Lockdowns erfolgreich waren. Anfang des Jahres wurden Ausbrüche von Omikron in den Städten Tianjin (14 Millionen Einwohner) und Xi'an (13 Millionen Einwohner) durch diese strengen Maßnahmen erfolgreich eingedämmt. Um diese Tatsachen anzuerkennen, muss man nicht der stalinistischen Regierung in Peking zustimmen.

Allerdings herrscht in der chinesischen Bevölkerung und unter Behördenvertretern die Sorge, dass selbst die aktuellen immensen Gesundheitsmaßnahmen angesichts der Virulenz der Subvariante BA.2 nicht ausreichen werden. Lin Hancheng, ein Gesundheitsbeamter aus Shenzhen, warnte am Sonntag in einer Pressekonferenz: „Wenn die Prävention und Kontrolle nicht rechtzeitig und entschieden gestärkt wird, könnte es leicht zu einer massenhaften Übertragung in der Bevölkerung und einem rapiden Anstieg der Fallzahlen kommen.“

Hancheng rief die Stadtbevölkerung auf, „gut für persönlichen Schutz zu sorgen, Masken zu tragen, oft die Hände zu waschen, öfters zu lüften, zu desinfizieren, räumliche Distanz zu wahren, aktiv an Nukleinsäure-Tests teilzunehmen und alles zu tun, um das Risiko von Übertragungen zu vermindern.“

Was passieren könnte, wenn China seine Zero-Covid-Politik aufgibt, hat sich in Hongkong gezeigt. Bis Anfang des Jahres gab es in der Sonderverwaltungsregion nur 13.000 bestätigte Fälle. Die Einschränkungen wurden genau zu dem Zeitpunkt aufgehoben, als Omikron und BA.2 die Stadt erfassten. Daraufhin stieg die Fallzahl in weniger als drei Monaten auf über 706.000. Die Zahl der Toten stieg von 213 auf 3.993, womit die Stadt die weltweit höchste Zahl an täglichen Todesfällen pro Kopf verzeichnete.

In China würde eine solche Herangehensweise innerhalb weniger Wochen zu weiteren Millionen Infizierten und zehntausenden Toten führen.

Auch in Europa verbreitet sich die Subvariante BA.2. Österreich, Belgien, Finnland, Frankreich, Deutschland, Griechenland, Irland, Italien, die Niederlande, Portugal, die Schweiz und Großbritannien verzeichneten deutliche Anstiege der täglichen Neuinfektionen. In vielen dieser Länder gab es nur wenige Wochen zuvor einen starken Anstieg der BA.1-Welle. Frankreich verzeichnet momentan mehr als 63.000 Neuinfektionen pro Tag, in den Niederlanden sind es fast 68.000 pro Tag, in Deutschland mindestens 186.000 pro Tag.

Auch die Zahl der Hospitalisierungen in Europa steigt wieder, was darauf hindeutet, dass die mit BA.2 Infizierten ernsthafte Erkrankungen entwickeln und dass eine weitere Sterbewelle nur eine Frage der Zeit sein wird. Europaweit liegt die Zahl der Toten gegenwärtig bei etwa 1.500 pro Tag.

In Ländern wie Dänemark, in denen die BA.2-Welle auf dem Höhepunkt zu sein scheint, steigen die Positivraten und Todesfälle weiter an. Das deutet darauf hin, dass ihr Überwachungssystem nicht ausreicht, um die tatsächliche Ausbreitung des Virus festzustellen.

Der deutliche Unterschied in der Entwicklung der Pandemie in China und Europa ist eine Folge der völligen Kapitulation der europäischen kapitalistischen Regierungen vor der Pandemie. Großbritannien hat am 2. März alle Einschränkungen zur Eindämmung der Krankheit aufgehoben. In Deutschland will die Regierung bis zum 20. März die Maskenpflicht vollständig abschaffen. In Frankreich reicht ein negativer Test nur zwei Tage nach einem Kontakt mit Covid-19, um die Isolation zu beenden. In Spanien hat die Regierung aus PSOE und Podemos die Pandemie für faktisch beendet erklärt, obwohl jede Woche hunderte Menschen daran sterben.

Diese Maßnahmen sind direkt für die offiziell mehr als 1,7 Millionen Todesfälle durch Covid-19 in Europa seit Beginn der Pandemie verantwortlich. Laut einer aktuellen Studie der Übersterblichkeit, die von The Lancet veröffentlicht wurde, liegt die tatsächliche Zahl der Toten durch die Pandemie in Europa näher an 3,2 Millionen Menschen. Es ist unbekannt, wie viele Millionen Patienten europaweit weiterhin an Long-Covid-Symptomen leiden, zu denen u.a. lebenslange Herz-, Lungen- und Gehirnschäden gehören.

Die schnelle Ausbreitung von BA.2 in Europa ist auch eine Warnung für die Arbeiter und Jugendlichen in den USA, wo es bisher mehr als 81 Millionen bestätigte Fälle von Covid-19 und offiziell fast eine Million Todesfälle gab. Während die erste Omikron-Welle im Dezember, Januar und Februar größtenteils vorbei ist, deuten neue Daten darauf hin, dass sich der Rückgang verlangsamt hat und die Fallzahlen durch BA.2 jetzt ansteigen.

Die Biden-Regierung hat alle öffentlichen Gesundheitsmaßnahmen eingestellt, obwohl sie weiß, dass die nächste Welle der Pandemie unmittelbar bevorsteht. Die Seuchenschutzbehörde CDC empfiehlt Masken nur noch, wenn die Hospitalisierungsraten steigen, nicht aber bei einem Anstieg der Fallzahlen. Damit könnte sich die Pandemie wochenlang ausbreiten, bevor irgendetwas dagegen unternommen wird. Wichtige Datensammlungen wie die zentralisierte Meldung der Todesfälle wurden eingestellt.

In den USA sind seit Beginn der ersten Omikron-Welle Mitte November fast 200.000 Menschen an Covid-19 gestorben. Durch die Politik von Biden und seinen Beratern droht der amerikanischen Arbeiterklasse ein noch größeres Sterben.

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