Covid-19: Zehn Millionen Kinder haben Eltern oder andere Bezugspersonen verloren

Laut einem Forschungsbericht, der am Dienstag im Journal of the American Medical Association (JAMA) Pediatrics erschienen ist, haben weltweit durch die Corona-Pandemie schätzungsweise 10,5 Millionen Kinder ihre Eltern oder andere Bezugspersonen verloren.

Kinder im Alter von fünf bis elf Jahren warten mit ihren Eltern vor einer Kinder-Impfstation an der Willard Intermediate School in Santa Ana (Kalifornien) auf eine Impfung mit dem Impfstoff von Pfizer, 9. November 2021. (AP Photo/Jae C. Hong, Archiv) [AP Photo/Jae C. Hong]

Laut dem Forschungsbericht einer Gruppe von sieben Ärzten aus Großbritannien und mehreren afrikanischen Ländern kann dies „für Kinder verheerende Folgen haben, darunter Heimeinweisung, Misshandlung, traumatische Trauer, psychische Probleme, jugendliche Schwangerschaft, schlechte schulische Leistungen sowie chronische und infektiöse Krankheiten.“

Diese Ergebnisse basieren auf neuen Zahlen zur Übersterblichkeit, die von vielen Staaten veröffentlicht und von der Weltgesundheitsorganisation (WHO), dem Economist und dem Institute for Health Metrics and Evaluation (IHME) an der University of Washington in Seattle zusammengetragen wurden.

Laut den Zahlen der WHO, die als die konservativsten gelten, ist Indien das am stärksten betroffene Land. Hier haben etwa 3,5 Millionen Kinder eine oder mehrere Bezugspersonen verloren. Weitere asiatische Staaten mit hohen Zahlen sind Indonesien (660.000) und Pakistan (410.000). Auch einige der bevölkerungsreichsten Länder Afrikas sind stark betroffen, darunter Ägypten (450.000) und Nigeria (430.000).

In der westlichen Hemisphäre waren die am stärksten betroffenen Länder Mexiko, die USA und Brasilien, die in ihrer Region auch die höchste Gesamtzahl an Todesfällen aufweisen.

Laut der Zusammenfassung des Berichts wird „wenig zur Versorgung der zurückgelassenen Kinder getan.“ Keine nationale Regierung nimmt eine tatsächliche Bestandsaufnahme der verwaisten oder hinterlassenen Kinder vor.

Eine der Autorinnen, Juliette Unwin vom Imperial College in London, veröffentlichte am Mittwoch einen Kommentar im Scientific American, in dem sie die Ergebnisse der Gruppe erläuterte:

Als Epidemiologin bin ich es gewohnt, Infektionswellen zu studieren und den Anstieg oder Rückgang der Todeszahlen zu messen. Während die Zahl der toten Eltern und Großeltern durch Covid anschwillt und wieder abklingt, ist die Zahl der Kinder, die durch den Tod einer Bezugsperson zu Waisen geworden sind, etwas ganz anderes. In allen Ländern steigt die Zahl der betroffenen Kinder unaufhaltsam von Monat zu Monat. Der Tod einer Mutter, eines Vaters, eines betreuenden Großelternteils oder eines anderen Verwandten ist dauerhaft und folgenschwer. Ein Kind, dessen Eltern zu Beginn der Pandemie gestorben sind, ist auch jetzt noch ein Kind ohne diesen Elternteil.

Unwin wies darauf hin, dass zwei Drittel der Kinder, die Eltern verloren haben, zwischen zehn und siebzehn Jahre alt waren und dass sie in drei Vierteln der Fälle den Vater, nicht die Mutter verloren haben. Weiter erklärte sie: „Doch unabhängig vom Geschlecht kann der Tod eines Elternteils in Familien, in denen der Hauptverdiener stirbt, mit plötzlichen und dauerhaften wirtschaftlichen Problemen für die Familie verbunden sein. Der Verlust der wichtigsten sozio-emotionalen Bezugsperson kann hingegen die soziale Verbundenheit beeinträchtigen.“

Diese Zahlen bieten eine zusätzliche Dimension für das Verständnis der ungeheuren Auswirkungen, welche die Corona-Pandemie weiterhin auf die Weltbevölkerung hat. Wie Unwin erklärt, werden die Millionen von Kindern, die ihre Eltern verloren haben, für immer ihre Eltern verloren haben. Der Verlust wird ein dauerhafter Bestandteil ihres Lebens sein und emotionalen und psychologischen Schaden anrichten. Und die Zahl wird weiter steigen, wie auch die Gesamtzahl der Toten durch Covid-19.

Dabei sind noch nicht einmal die Millionen Kinder berücksichtigt, deren Eltern unter Long Covid leiden, was es ihnen unmöglich machen kann, die wichtigen Aufgaben einer Hauptbezugsperson zu erfüllen.

Trotz dieser erschütternden Zahlen hat die Biden-Regierung in den USA sich nicht dazu geäußert und nichts unternommen. Die Centers for Disease Control and Prevention (CDC) hatten Ende 2021 einen Bericht veröffentlicht, laut dem die Zahl der Covid-Waisen in den USA bei 140.000 lag. Seither ist die Zahl der Waisen in die Höhe geschnellt, doch die CDC haben im ganzen Jahr 2022 nichts zu dem Thema veröffentlicht.

Stattdessen veranstaltete das Weiße Haus am gleichen Tag, an dem JAMA den Bericht über Waisen veröffentlichte, eine Pressekonferenz zu Covid-19. An ihr nahmen alle führenden Persönlichkeiten des öffentlichen Gesundheitswesens teil und äußerten sich erfreut über die großen Fortschritt, die unter Biden angeblich im Kampf gegen die Pandemie erzielt wurden. An der Telefonkonferenz nahmen u.a. Dr. Ashish Jha teil, der Covid-Koordinator des Weißen Hauses, Bidens wichtigster Covid-19-Berater, Dr. Anthony Fauci, die Direktorin der CDC, Dr. Rochelle Walensky, und Gesundheitsminister Xavier Becerra.

Keiner von ihnen ging auf die verheerenden Folgen der Pandemie für die verwaisten Kinder oder die Gesamtbevölkerung ein. Keiner äußerte sich zu der Tatsache, dass in Bidens Amtszeit mehr Menschen an Covid-19 gestorben sind als unter Donald Trump (650.000 verglichen mit 400.000), obwohl während Bidens Amtszeit Impfstoffe zur Verfügung standen. Sie wurden von den selbstgefälligen Pressevertretern auch nicht danach gefragt. Die Presse hält nahezu fanatisch an der falschen Propaganda fest, die Pandemie sei vorbei oder habe zumindest das „Endstadium“ erreicht.

Laut Dr. Jha, der keine Gelegenheit auslässt, Selbstzufriedenheit über ein Virus zu verbreiten, das in den USA bereits mehr als eine Million Menschen und weltweit mehr als 20 Millionen Menschen getötet hat, wird die kommende Kaltwetterperiode, die die Menschen dazu bringt, in den Wohnungen zu bleiben, nicht zu einem ähnlichen Anstieg der Fallzahlen führen wie im Winter 2020 und 2021.

Er erklärte: „Wir wissen, wie wir Schwankungen bei Covid-19 in den Griff bekommen und zwar sicher. (…) Wenn die Leute sich Mühe geben und das Notwendige tun, dann können wir diesen Winter mit viel weniger Leid, viel weniger Todesfällen und weniger Beeinträchtigungen durchstehen.“ Die Wortwahl ist aufschlussreich: Wenn die Zahl der Hospitalisierungen und Todesfälle steigt, wird das Weiße Haus die amerikanische Bevölkerung dafür verantwortlich machen, die sich nicht genug Mühe gegeben hat.

Fauci und Jha betonten, dass Covid-19 zu einem dauerhaften Element des Lebens in Amerika geworden sei und dass die Bevölkerung jedes Jahr neue angepasste Covid-19-Impfstoffe brauchen wird, um auf die Mutationen zu reagieren: „Wenn es keine radikal andersartigen neuen Variante gibt, bewegen wir uns auf einen Punkt zu, an dem für die große Mehrheit der Amerikaner eine Impfung pro Jahr einen hohen Grad an Schutz liefern sollte.“

Dr. Fauci fügte hinzu: „Es wird immer deutlicher, dass wir bei der Corona-Pandemie – solange keine dramatisch andersartige Variante auftaucht – vermutlich auf eine ähnliche Impfkadenz wie bei der jährlichen Grippeimpfung zusteuern. Jährliche aktualisierte Impfungen gegen Covid-19 werden auf die derzeit im Großteil der Bevölkerung zirkulierenden Stämme angepasst sein.“

Dieses Argument ist eine völlige Verzerrung der Art der Bedrohung, die von der Pandemie ausgeht. Covid-19 ist viel tödlicher als die Grippe und hat die Fähigkeit, sich zu immer infektiöseren, impfstoffresistenten Varianten zu entwickeln. Was Dr. Jha als „radikal andersartige Variante“ bezeichnet, wird mit absoluter Sicherheit eintreten: Sars-CoV-2 wird durch den evolutionären Druck ständig angetrieben, neue Varianten zu entwickeln, die gegen Impfstoffe und prophylaktische Medikamente resistent sind.

Das Umfeld, das diese Mutationen begünstigt, wird durch die Politik des „Lebens mit dem Virus“ oder die Einstufung von Covid-19 als „endemisch“ oder „permanent“ geschaffen. Wenn sich Milliarden Menschen infizieren, hat das Virus ausreichend Gelegenheit zu mutieren. Der einzige wirkliche Schutz gegen die Pandemie ist die Eliminierung und Ausrottung von Sars-CoV-2, was jedoch eine systematische Anstrengung des öffentlichen Gesundheitswesens erfordert, die aus Impfungen, Tests, Isolierung und Quarantäne sowie befristeten Lockdowns besteht, damit das Virus keine neuen Wirte mehr findet.

Am Mittwoch erteilte die Food and Drug Administration die endgültige Genehmigung für die neuen Impfstoffe, die gegen die Kombination aus der ursprünglichen Omikron-Variante BA.1 und der derzeit dominanten Variante BA.5 entwickelt wurden. Biden wollte am Donnerstagabend eine Presseerklärung abgeben, um diese Maßnahme zu begrüßen und den Kongress erneut aufzufordern, zusätzliche Mittel für die Entwicklung und den Vertrieb von Impfstoffen bereitzustellen. Dies wurde jedoch nach dem Tod der britischen Königin Elisabeth II. abgesagt.

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