Gewerkschaften unterstützen Plan von Ford Valencia zur Entlassung von 1.144 Arbeitern

Ford Spanien hat einen drastischen Sozialplan angekündigt, der die Entlassung von 1.144 Arbeitern bzw. 20 Prozent der Belegschaft in seinem Werk in Almussafes (Valencia) vorsieht. Nur wenige Stunden nach der Ankündigung signalisierten die Gewerkschaften ihre Bereitschaft, mit der Unternehmensleitung zusammenzuarbeiten, um diese Entlassungen innerhalb von drei Monaten durchzusetzen.

Ford-Werk in Valencia, Spanien [Photo: Ford Motor Company]

Durch den Stellenabbau steht die PSOE-Podemos-Regierung völlig bloßgestellt da. Sie hat Ford mit Steuervergünstigungen in Milliardenhöhe überhäuft und behauptet, die Angriffe auf die Arbeitsbedingungen seien notwendig, um angeblich Investitionen zum Erhalt von Arbeitsplätzen anzulocken.

Vor allem aber entlarvt er die deutschen und spanischen Gewerkschaften, die im vergangenen Jahr einen brudermörderischen Bieterwettstreit zwischen dem Werk Almussafes und Ford-Saarlouis in Deutschland organisiert haben. Wer die brutalsten Angriffe auf die Belegschaft ausüben würde, sollte den Zuschlag für die Produktion von Elektrofahrzeugen erhalten, was angeblich die Zukunft des Werks und die Arbeitsplätze sichern würde. Wie die WSWS im Voraus warnte, hat Almussafes „Sieg“ nur zu einer neuen Runde von Angriffen geführt.

Die brutalen Einschnitte waren seit Monaten erwartet worden. Das Werk Almussafes wird im April die Produktion der Modelle S-Max und Galaxy einstellen, weil Ford seine Strategie der vollständigen Elektrifizierung seiner Personenkraftwagen im Jahr 2030 und seines gesamten Portfolios im Jahr 2035 beschleunigt. Das Werk in Almussafes wird daher nur noch den Kuga produzieren, der 62 Prozent der mehr als 245.000 Fahrzeuge ausmacht, die in Valencia im Jahr 2022 montiert wurden. Das Werk fertigt auch den Transit Connect, wird aber die Produktion der Version für den europäischen Markt Ende dieses Jahres einstellen.

Es ist klar, dass dies erst der Anfang des Stellenabbaus ist. Im vergangenen November erklärte Martin Sander, der Leiter der Elektroauto-Sparte von Ford in Europa, dass die Elektrifizierung im Vergleich zu Verbrennungsfahrzeugen einen Abbau von Arbeitsplätzen bedeuten werde. „Die Produktionszeit eines Elektrofahrzeugs ist deutlich kürzer als die eines Fahrzeugs mit Verbrennungsmotor. Je nachdem, wen man fragt, liegt sie zwischen 30 und 50 Prozent, so dass wir in Zukunft weniger Kapazitäten für den Bau von Fahrzeugen benötigen werden. Das ist eine Realität.“

Tausende weitere Arbeitsplätze sind bedroht. Nach Angaben des valencianischen Verbands der Automobilindustrie (AVIA) ist Ford in der Region Valencia für fast 25.000 direkte Arbeitsplätze verantwortlich, von denen viele mit den Verbrennerfahrzeugen zusammenhängen.

Bereits im Februar kündigte Ford Europa den Abbau von 3.800 Arbeitsplätzen in ganz Europa in den nächsten drei Jahren an. In Deutschland sollen 2.300 Stellen wegfallen, in Großbritannien 1.300.

Die Gewerkschaften weigern sich nicht nur, die Arbeiter für den Erhalt der Arbeitsplätze zu mobilisieren. Stattdessen haben sie hinter dem Rücken der Belegschaft den Kürzungen längst zugestimmt und sich sofort bereit erklärt, mit der Ford-Geschäftsführung zusammenzuarbeiten, um sie durch sogenannten freiwilligen Personalabbau durchzusetzen.

Die UGT, die bei den Gewerkschaftswahlen im letzten Monat mit 2.713 Stimmen (61,91 Prozent) die Mehrheit der Stimmen erhielt, was 22 Delegierten im Betriebsrat entspricht, reagierte mit dem Bedauern, dass es für sie schwer sein werde, den Arbeitsplatzabbau den Arbeiter aufzuzwingen. Sie erklärte: „Dies ist ein mehr als beträchtliches Volumen an Arbeitsplätzen. Das macht es schwierig, eine Vereinbarung zu erreichen, die die Freiwilligkeit von 100 % der Abgänge garantiert, etwa durch Altersteilzeit und Abfindungen. Wir können bereits sagen, dass heute eine mehr als komplizierte Verhandlung beginnt.“

Die Gewerkschaft fügte hinzu: „Was [das Unternehmen] nicht behaupten kann, ist, dass es die Bedingungen der früheren [Sozialpläne] billiger machen wird, da der Überschuss umfangreich ist. In jedem Fall würde das Gegenteil passieren, um die größtmögliche Anzahl von Freiwilligen zu finden.“

Die UGT hat nun die Unternehmensleitung aufgefordert, das Alter für freiwillige Entlassungen im Rahmen des zuvor vereinbarten Stellenabbaus auf 55 Jahre zu senken. Die UGT hat in den letzten Jahren Massenentlassungspläne unterzeichnet, von denen zuletzt 630 Arbeiter im April 2021 betroffen waren.

Letzte Woche erklärte die UGT zynisch: „Weit entfernt von dem, was das Unternehmen beabsichtigt, und auch wenn es verrückt erscheinen mag, werden wir von der UGT am Verhandlungstisch verlangen, dass das Austrittsalter für einen hypothetischen Plan unter die im vorherigen Plan vereinbarten 55 Jahre gesenkt wird.“

Die UGT erinnerte an die Klausel in der Vereinbarung zur Einführung der E-Technologie, die sie letztes Jahr unterzeichnet hatte. Diese ermöglicht es der Unternehmensleitung, „eine Vereinbarung über den freiwilligen Ausstieg zu treffen“. Die gesamte Vereinbarung ist längst als Betrug entlarvt. Angeblich sollte sie dem Erhalt von Arbeitsplätzen auf Kosten der Arbeiter im Werk Saarlouis dienen.

Die Vereinbarung stellt den brutalsten Angriff auf die Arbeiter in der 46-jährigen Geschichte des Werks in Valencia dar. Damit sollte sichergestellt werden, dass das Werk einen brudermörderischen Bieterwettstreit gegen Saarlouis „gewinnt“. Die Vereinbarung sieht einen vierjährigen Lohnstopp vor, was angesichts des Preisanstiegs infolge des Nato-Kriegs gegen Russland in der Ukraine für jeden Arbeiter Tausende von Euro Verlust bedeutet.

Die UGT war sich der wachsenden Wut bewusst und weigerte sich, die Vereinbarung einem Mitgliederentscheid zu unterziehen, obwohl sie bis zu den Wahlen im Februar 97 Prozent der gewerkschaftlich organisierten Arbeiter vertreten hatte. Stattdessen entschied sie sich dafür, die Vereinbarung im Februar 2022 einer Scheinabstimmung zu unterziehen.

Um den voraussehbaren Widerstand dagegen zu brechen, veröffentlichte sie ein Video auf YouTube, in dem sie die WSWS angriff, weil sie sich ihrer reaktionären Zusammenarbeit mit dem Ford-Management widersetzt hatte. Der volle Text der Vereinbarung wurde nicht vorgelegt, und die Arbeiter waren gezwungen, über eine Gewerkschafts-App abzustimmen. Eine unabhängige Auszählung der Stimmen war daher nicht möglich.

Die UGT wurde einmal mehr als Werkzeug von Ford entlarvt, um Angriffe durchzusetzen. Im vergangenen August verharmloste die UGT die Weigerung von Ford Spanien, Millionen von Euro an Rettungsgeldern von der spanischen Regierung und der EU zu akzeptieren. Das verriet schon ihre Absicht, die Angriffe auf die Arbeiter zu verstärken und damit frühere Zusagen zu brechen. Die UGT behauptete zynisch, zukünftige Investitionen stünden „nicht in Frage“, und: „Tausende von Arbeitsplätzen zu sehr guten Bedingungen sind sicher.“

Die Gewerkschaft STM-Intersindical Valenciana ist ebenfalls entlarvt. Sie behauptete, sie lehne die Hinterzimmerabsprachen der UGT mit dem Ford-Management ab und sei auch gegen die Vereinbarung zur Elektrifizierung und gegen die Scheinabstimmung. Auf dieser Grundlage erhielt sie bei den Wahlen im vergangenen Februar einen beträchtlichen Stimmenzuwachs. Sie erhielt 30 Prozent der Stimmen und konnte ihre Mitgliedschaft um das 28-fache steigern, wie der STM-Sprecher im Werk, Daniel Portillo, sagte. Portillo behauptet auch, dass die UGT einen 40-prozentigen Austritt zu verzeichnen habe.

Dies zeigt, dass die Arbeiter nach einer Alternative suchen, um sich gegen Lohnkürzungen und Arbeitsplatzverluste zu wehren. Aber die STM ist keine Alternative.

Portillo feierte die Ergebnisse und versprach: „Wir werden als Gewerkschaft alles tun, um sämtliche Kürzungen, die das Unternehmen mit seiner Mehrheitsgewerkschaft (UGT) erreichen kann, zu bekämpfen und zu verhindern.“

Wochen später reagierte derselbe Portillo auf die Ankündigung von Ford, Arbeitsplätze zu streichen, indem er erklärte: „Wir hoffen, dass innerhalb von 30 Tagen eine Vereinbarung erzielt werden kann, die so vorteilhaft ist, dass die Menschen sich freiwillig [für den Sozialplan] melden können.“

Anschließend veröffentlichte die Gewerkschaft eine Erklärung, in der sie in einem kurzen Text von 114 Wörtern erklärt, dass sie „arbeiten und kämpfen wird, um die Zahl der Betroffenen zu reduzieren, um den Arbeitsrhythmus und die Geschwindigkeit der Produktionslinien zu verbessern, um Gesundheitsschäden zu vermeiden. Natürlich werden wir auch dafür kämpfen, traumatische Entlassungen zu vermeiden.“

Die vollständige Entlarvung der Gewerkschaften zeigt, dass die Arbeiter bei Ford und in der gesamten Automobilindustrie in Spanien und in ganz Europa unabhängige Aktionskomitees aufbauen müssen, wenn sie ihre Arbeitsplätze und einen angemessenen Lebensstandard sichern wollen. Die WSWS ruft die Arbeiter in Valencia auf, sich mit dem Ford-Aktionskomitee in Saarlouis in Verbindung zu setzen und die Internationale Arbeiterallianz der Aktionskomitees (IWA-RFC) aufzubauen, um den Kampf gegen Ford zu organisieren. Arbeiter müssen sich mit ihren Kollegen in andern Branchen zusammenschließen. Diese Komitees, die demokratisch von den Arbeitern kontrolliert werden, sind der einzige Weg, um den Kampf gegen den Arbeitsplatzabbau zu organisieren.

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