USA und Vereinigtes Königreich starten Krieg gegen Jemen

Lenkwaffenzerstörer der US Navy beim Angriff auf den Jemen am 11. Januar 2024 (Foto: US Central Command) [Photo: US Central Command]

In der Nacht von Donnerstag auf Freitag haben die USA und das Vereinigte Königreich mit Bombenangriffen auf den Jemen begonnen, u.a. auf die dicht besiedelten Städte des Landes. Zwar zeichnet sich das Ausmaß der Angriffe erst ab, bei den Bombardierungen handelt es sich jedoch um illegale Kriegshandlungen gegen ein unterdrücktes und verarmtes Land, das bereits durch die jahrelangen Angriffe Saudi-Arabiens, die von den USA und ihren Verbündeten unterstützten wurden, verwüstet worden ist.

Der Angriff verdeutlicht die wachsende Gefahr eines breiteren Konflikts im Nahen Osten. Die USA versuchen, Israels Völkermord in Gaza in eine Offensive über die gesamte Region hinweg zu verwandeln, die sich vor allem gegen den Iran richtet.

Ein Vertreter der Huthi-Regierung bestätigte in einer Erklärung gegenüber Reuters, dass die Hauptstadt Sanaa mit schätzungsweise mehr als drei Millionen Einwohnern und Dhamar, im Südwesten, Sadda im Nordwesten und Al Hudaydah, die größte jemenitische Hafenstadt am Roten Meer, angegriffen wurden.

Journalisten von Associated Press berichteten von fünf Luftangriffen auf Sanaa. Auf X/Twitter sind Videos von großen Explosionen in Al Hudaydah zu sehen.

In einer Erklärung des US-Militärs hieß es, der Angriff habe 60 „Ziele“ getroffen, und es seien „über 100 präzisionsgelenkte Geschosse“ eingesetzt worden. Die Zahl der Toten und Verletzten ist noch nicht bekannt.

Der stellvertretende Außenminister der Huthi, Hussein al-Ezzi, erklärte gegenüber der Nachrichtenagentur Al Maydeen: „Unser Land wurde Ziel eines massiven Angriffs amerikanischer und britischer Schiffe, U-Boote und Kampfflugzeuge. Sie werden sich darauf vorbereiten müssen, einen hohen Preis zu zahlen und alle schrecklichen Folgen dieser unverhohlenen Aggression zu tragen.“

Die USA und das Vereinigte Königreich haben faktisch einen neuen Krieg begonnen, ohne auch nur das Feigenblatt einer Bestätigung durch den Kongress bzw. das Parlament zu benutzen. Angesichts der weit verbreiteten und anhaltenden Empörung in der Bevölkerung über den Völkermord in Gaza traten US-Präsident Joe Biden und Premierminister Rishi Sunak nicht vor die Presse, um die Operation anzukündigen oder Fragen zu den Bombardierungen zu beantworten.

Stattdessen veröffentlichte das Weiße Haus eine Erklärung, in der es in Bidens Auftrag bestätigte, dass die Angriffe begonnen haben.

Darin hieß es: „Heute haben Streitkräfte der USA und des Vereinigten Königreichs, mit Unterstützung von Australien, Bahrain, Kanada und den Niederlanden auf meine Anweisung hin erfolgreich Angriffe auf eine Reihe von Zielen im Jemen durchgeführt, von denen aus die Huthi-Rebellen die Freiheit der Schifffahrt auf einer der wichtigsten Wasserstraßen der Welt gefährden.“

Zum Schluss drohte Biden mit einer weiteren Eskalation: „Diese gezielten Angriffe sind eine unmissverständliche Botschaft. Die Vereinigten Staaten und unsere Partner werden keine Angriffe auf unser Personal dulden oder feindlichen Akteuren erlauben, die Freiheit der Schifffahrt auf einer der wichtigsten Handelsrouten der Welt zu gefährden. Ich werde nicht zögern, notfalls weitere Maßnahmen zum Schutz unserer Bevölkerung und des freien Flusses des internationalen Handels anzuordnen.“

Der Versuch, diesen Bombenangriff als defensive Maßnahme und als Verteidigung des Völkerrechts darzustellen, ist ein ähnlich großer Betrug wie die Lügen über Massenvernichtungswaffen, mit denen der völkerrechtswidrige Überfall auf den Irak 2003 gerechtfertigt wurde.

Die Bombardierungen zielen eindeutig darauf ab, sicherzustellen, dass nichts den nunmehr seit drei Monaten andauernden amerikanisch-israelischen Völkermord an den Palästinensern in Gaza behindert. Huthi-Kräfte haben seit Mitte November mehrere Operationen im Roten Meer durchgeführt, mit dem erklärten Ziel, die Lieferung von Kriegsmaterial und militärischem Nachschub an Israel und dessen Einsatz im Krieg gegen Gaza zu unterbinden.

Damit stehen die Bombenangriffe unter Führung der USA im Einklang mit der milliardenschweren Finanzierung des Völkermords in Gaza durch die Biden-Regierung und mit ihren wiederholten „dringlichen“ Munitionslieferungen an das zionistische Regime, um die Fortsetzung des Massakers zu gewährleisten.

Der Krieg wurde seit mehreren Wochen vorbereitet. Im Dezember kündigte die Biden-Regierung „Operation Prosperity Guardian“ an, eine internationale Koalition mit dem Ziel, die faktische Kontrolle der USA und Israels über das Rote Meer durchzusetzen. Dazu gehörte auch die öffentliche Lobbyarbeit bei europäischen und verbündeten Staaten, damit sie Kriegsschiffe in die Region entsenden.

Am 3. Januar veröffentlichten die USA eine von 13 „Partnern“ unterzeichnete Erklärung, in der aggressiv mit einem Konflikt mit den Huthi gedroht wurde. Am Mittwoch brachten die USA im UN-Sicherheitsrat erfolgreich eine Resolution ein, in der die Huthi verurteilt und die Voraussetzungen für einen Angriff auf den Jemen geschaffen wurden.

Die USA und das Vereinigte Königreich bombardieren ein Land, das bereits von einem Krieg dezimiert worden ist, der von den imperialistischen Mächten unterstützt wurde.

In den Jahren 2014 und 2015 eroberte die Huthi-Bewegung in einem Massenkampf gegen die Regierung des damaligen Präsidenten Abdrabbuh Mansur Hadi große Teile des Jemen. Hadi war im Jahr 2011 nach einem Volksaufstand gegen das diktatorische Regime von Ali Abdullah Saleh an die Macht gekommen, hatte aber keines der sozialen Probleme gelöst, die zu diesem Aufstand geführt hatten.

Saudi-Arabien reagierte auf den Vormarsch der Huthi, indem es im März 2015 einen brutalen Krieg begann, um Hadi wieder an die Macht zu bringen. Anfang 2022 schätzten die Vereinten Nationen, dass der saudische Angriff 377.000 Menschenleben gefordert hat.

Im Verlauf des Kriegs führte Saudi-Arabien völkermörderische Militäraktionen durch, die teilweise Parallelen zu dem aufweisen, was Israel jetzt Gaza antut. Dazu gehörte eine Blockade aller Warenlieferungen ab 2015, die 2017 verschärft wurde. Später behauptete Saudi-Arabien, es habe die Belagerung aufgehoben, behinderte und verzögerte aber weiterhin die Versorgung des Landes.

Saudi-Arabien hat systematisch die Agrarflächen und Lebensmittel des Jemen bombardiert, um vorsätzlich eine Hungersnot auszulösen. Schätzungen zufolge sind bis zu 60 Prozent der Todesopfer auf Hungertod zurückzuführen. Die Angriffe haben zu massiven Ausbrüchen von Krankheiten geführt, darunter eine Cholera-Epidemie, an der eine Million Menschen in einem Land mit 34 Millionen Einwohnern erkrankt sind.

Im Jahr 2019 warnten die Vereinten Nationen, dass im Jemen so viele Menschen dringend humanitäre Hilfe benötigen wie in keinem anderen Land der Welt. Diese Zahl umfasste schätzungsweise 75 Prozent der Gesamtbevölkerung. Ein Jahr später lag der Jemen auf Platz Zwei im Global Hunger Index und auf Platz Eins im Fragile States Index.

Diese Kriegsverbrechen wurden von mehreren aufeinander folgenden US-Regierungen, beginnend mit der von Obama, finanziert. Zwischen 2015 und 2021 stellte das Verteidigungsministerium Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten, die ebenfalls eine zentrale Rolle bei den Bombenangriffen spielten, militärische Unterstützung in Höhe von 54,6 Milliarden Dollar zur Verfügung. Die USA und ihre Verbündeten, u.a. das Vereinigte Königreich, bildeten saudische Piloten aus, lieferten Geheimdienstinformationen und verteidigten die Angriffe politisch.

Durch ihre Bombardierung des Jemen kehren die USA und das Vereinigte Königreich nicht so sehr an einen früheren Tatort zurück, sondern setzen ein Verbrechen fort, das noch nicht beendet wurde. Bezeichnenderweise war Al Hudaydah, eine der in der Nacht bombardierten Städte, wegen seines Hafens auch ein spezielles Ziel Saudi-Arabiens. Den Huthi den Zugang zum Roten Meer zu verweigern, war auch eine Schlüsselkomponente der saudi-arabischen Blockade.

Die Unterstützung der USA für den saudischen Angriff hing mit der Tatsache zusammen, dass die Huthi eine schiitische Bewegung mit Beziehungen zum Iran sind. Mit ihrer Machtübernahme gefährdeten sie den imperialistisch dominierten Status Quo und die langwierigen Maßnahmen der USA gegen den Iran.

Der derzeitige Angriff findet vor dem Hintergrund des uneingeschränkten amerikanisch-israelischen Völkermords in Gaza, zionistischen Bombenangriffen auf den Libanon und Syrien, und Drohungen Washingtons gegen den Iran statt und verdeutlicht damit die Gefahr eines massiven Flächenbrands in der gesamten Region und der Welt.

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