Wir rufen alle Beschäftigten der Deutschen Bahn auf, sich unserem Aktionskomitee Bahn anzuschließen, um die Verteidigung der Arbeitsplätze und der Funktionsfähigkeit des Schienenverkehrs insgesamt vorzubereiten.
Die Ankündigung von Bahnchef Richard Lutz, 30.000 Arbeitsplätze abzubauen, ist ein Frontalangriff auf alle Beschäftigten der Deutschen Bahn. Wir wenden uns insbesondere an die Kolleginnen und Kollegen in der Verwaltung. Wir lassen uns nicht spalten.
Denn die Arbeitsplätze in der Verwaltung, die abgebaut werden sollen, werden nicht im tatsächlichen „Wasserkopf“ vernichtet – bei den Tausenden von Vorständen, Managern, Bereichsleitern usw., die der DB-Konzern in seinen zahlreichen Unternehmen hoch bezahlt. Sie führen den Arbeitsplatzabbau durch. Der Teufel schneidet sich nicht selbst die Krallen.
Die Arbeitsplätze sollen „zunächst vor allem“ in der Verwaltung abgebaut werden – also nicht direkt im Zug, in Bahnhöfen, in Werkstätten oder an den Strecken. Aber für das operative Geschäft sind sie trotzdem unabdingbar. Es beträfe Kolleginnen und Kollegen in der Buchhaltung, der Beschaffung, der Planung, der IT usw.
Der Abbau in diesen Bereichen ist außerdem nur der Anfang. Später sollen auch in allen anderen Bereichen Arbeitsplätze vernichtet werden.
Die Ankündigung, dass „zunächst vor allem“ der Verwaltungsbereich betroffen ist, ist Teil eines abgekarteten Spiels zwischen den Spitzen des Konzerns und den beiden Gewerkschaften GDL und EVG. Die GDL hat den Stellenstreichungen bereits zugestimmt, „wenn sie in der Verwaltung stattfinden und nicht im direkten Bereich“.
Wenn die Stellenstreichungen dann anschließend auf den direkten Bereich einschließlich der Lokführer ausgedehnt werden, wird die EVG zustimmen. Sie unterstützt ausdrücklich, „Prozesse und Strukturen im Unternehmen auf den Prüfstand zu stellen und zu hinterfragen“.
So sollen uns Gewerkschaften und Management gegeneinander ausspielen und spalten, um einen gemeinsamen Kampf zur prinzipiellen Verteidigung aller Arbeitsplätze zu verhindern.
Sollten sie Erfolg damit haben, blieben vom einst staatlichen Schienen- und Eisenbahnverkehrssystem nur noch die hochfrequentierten und damit profitablen Strecken übrig. Das wäre die zwangsläufige Folge, wenn der Eisenbahnverkehr und das Schienennetz unter den Aspekten der „Wettbewerbsfähigkeit“ und „Wirtschaftlichkeit“ und nicht nach den Bedürfnissen der Gesellschaft und von uns selbst organisiert werden.
Denn aus wirtschaftlichen Gründen sind nicht mehr Fahrgäste und mehr Fracht durch Ausweitung der Angebote oder die Zurückdrängung des Straßenverkehrs wegen des Klimawandels das Ziel. „Wirtschaftlich“ und „wettbewerbsfähig“ sind voll ausgelastete Strecken.
Ein in der letzten Woche an die Presse weitergegebenes Bahn-Strategiepapier unterstreicht, dass Züge im Fernverkehr zukünftig nur noch dort eingesetzt werden sollen, wo die Nachfrage hoch ist. Dort könne man die Hauptrouten zum Halbstunden-Takt erweitern. In den Regionen solle ein „verlässliches Grundangebot“ geboten werden – „wo es wirtschaftlich tragfähig ist“.
Das ist die Umschreibung für weitere Streckenstilllegungen. Der Spiegel hatte schon Ende Juni unter Berufung auf ein vertrauliches Schreiben des Konzerns an die Bundesnetzagentur über Streckenstilllegungen besonders in Ostdeutschland berichtet.
Seit der Privatisierung der Bahn 1994 sind bis Ende 2021 laut Eisenbahnbundesamt über 500 Strecken bzw. Streckenabschnitte mit einer Gesamtlänge von mehr als 5200 km stillgelegt worden, rund 12 % des Schienennetzes. Der Schienenverkehr ist dabei gestiegen, der Güterverkehr um 80 Prozent, der Personenverkehr um 47 % (Quelle: Allianz pro Schiene).
Nun wird weiter stillgelegt, gekürzt und rationalisiert, auf Kosten der Beschäftigten, der Bevölkerung außerhalb der großen Zentren und nicht zuletzt des Klimas.
Dabei ist unsere Belastung schon jetzt extrem. Immer weniger Kolleginnen und Kollegen müssen immer mehr Arbeit erledigen. Viele wechseln zu anderen Eisenbahnverkehrsunternehmen oder verlassen die Branche ganz. Am schlimmsten ist es unserer Erfahrung nach bei DB Cargo. Dort haben in den letzten Jahren massive Einsparungen den gesamten Konzern an die Wand gefahren. Wir bezahlen die extreme Arbeitsbelastung mit unserer Gesundheit und nicht selten mit unserem Leben.
Nun soll dies in verschärfter Form auf alle Konzernteile ausgeweitet werden. Und wozu? Aus uns soll der letzte Tropfen Profit herausgepresst werden, nur damit die Bundesregierung ihre verlangte Rendite von 5,9 % auf ihr Eigenkapital einfahren kann, um das von uns erwirtschaftete Geld dann in Aufrüstung und Krieg zu stecken.
Die Angriffe auf uns sind Bestandteil des umfassenden Angriffs der Bundesregierung auf die gesamte Arbeiterklasse. Die gewaltige Steigerung der Kriegs- und Rüstungskosten wird auf unsere Kosten finanziert. Unterstützt wird die Ampelregierung dabei von den Gewerkschaftsapparaten der GDL und der EVG.
Das Aktionskomitee Bahn ruft daher alle Kolleginnen und Kollegen der Deutschen Bahn und aller Eisenbahnverkehrsunternehmen auf, sich auf die prinzipielle Verteidigung unserer Arbeitsplätze und Arbeitsbedingungen vorzubereiten – gegen die Bundesregierung, den Konzern und die Gewerkschaftsapparate. Das gilt auch für die Verteidigung der Bahn insgesamt als klimafreundliches und effizientes Transportsystem.
Unsere Forderungen:
- Einstellung von 30.000 Kolleginnen und Kollegen statt weiterer Entlassungen.
- Vereinigung der Beschäftigten aller Eisenbahnverkehrsunternehmen unabhängig von den Gewerkschaften. Deren Wasserköpfe haben in den letzten Tarifkämpfen bewiesen, dass sie auf der Seite der Deutschen Bahn stehen.
- Die Rechte und Bedürfnisse der Beschäftigten, aber auch der Fahrgäste, müssen höher stehen als die Profitinteressen der Bundesregierung bzw. der Investoren, Aktionäre und Spekulanten.
- Stopp aller Militärtransporte mit der Bahn! Keine Waffen und Munition für die Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten sowie den Völkermord in Gaza.
- Internationaler Zusammenschluss aller Eisenbahnerinnen und Eisenbahner. Die Privatisierung der staatlichen Bahnen in global tätige Konzerne ist eine weltweite Entwicklung mit katastrophalen Auswirkungen in allen Ländern der Welt.
Nehmt Kontakt mit uns auf: Meldet euch per Whatsapp unter +49-163-337 8340 oder registriert euch über das unten stehende Formular.
Nehmt am Dienstag, dem 13. August um 19 Uhr, an unserem Online-Treffen teil.