Diesen offener Brief schrieb das Aktionskomitee der Volvo-Arbeiter (Volvo Workers Rank-and-File Committee (VWRFC)) im New River Valley Werk in Dublin, Virginia, an den UAW-International-Präsidenten Rory Gamble, den UAW-Schatzmeister Ray Curry und den Präsidenten des UAW-Ortsverbands 2069, Matt Blondino. Volvo-Arbeiter können das VWRFC unter volvowrfc@gmail.com oder per SMS an 001 (540) 307-0509 kontaktieren.
Am Sonntag, den 16. Mai, haben wir, die Arbeiter bei Volvo Truck in Dublin, Virginia, das von Ihnen mit der Bitte um Zustimmung vorgelegte vorläufige Verhandlungsergebnis abgelehnt. Das Abstimmungsergebnis war nicht einmal knapp. Wir haben im vollgepackten Gewerkschaftssaal mit 91 Prozent gegen das Toilettenpapier gestimmt, das Sie als Vertrag bezeichnet haben.
Trotz Ihrer hochnäsigen Vorhersagen, dass der Vertrag „von 60 Prozent“ akzeptiert würde, war die Meinung der Stammbelegschaft klar und deutlich. Wir alle, Stamm- und Zeitarbeiter, Facharbeiter, Montagearbeiter und Angestellte, sagten mit schallender Stimme: „Nein!“
Ihre Tarifeinigung ist das Ergebnis einer Reihe von faulen Manövern. Bevor Sie Ihre „Verhandlungen“ mit dem Unternehmen aufgenommen haben, führten Sie eine Umfrage durch – angeblich um herauszufinden, was die Arbeiter wollten. Das Ergebnis haben Sie einfach ignoriert. Dann haben Sie uns zum Streik aufgerufen, ohne irgendwelche Forderungen vorzuschlagen, für die wir kämpften.
Am 30. April erklärten Sie abrupt, dass der Streik beendet und eine vorläufige Vereinbarung erzielt worden sei. Sie schickten uns nach zwei Wochen aufopferungsvollen Streiks zurück an die Arbeit, ohne dass wir die Chance hatten, uns die Vereinbarung anzusehen, geschweige denn darüber abzustimmen.
Dann folgten die Lügen und Schikanen: Rosige „Highlights“, die einen faulen Ausverkauf schön zeichneten, kombiniert mit Drohungen, dass dies das Beste sei, was wir erreichen könnten. Erst als wir die Vertragsdetails verlangten, erfuhren wir die Wahrheit über die Vereinbarung. Und als wir dann erfuhren, was Sie wirklich getan hatten, lehnten wir sie schnell und entschieden ab.
Jetzt führen Sie eine neue „Umfrage“ unter den Arbeitern durch, während wir weiterhin arbeiten und Lastwagen für Volvo anhäufen. Zweifellos beabsichtigen Sie, das Umfrageergebnis an denselben Ort zu legen, wie zuletzt – in den Papierkorb.
Damit es keine Missverständnisse gibt, geben wir, die einfachen Arbeiter von Volvo, die folgende Erklärung ab:
Erstens: Wir werden keinen Vertrag akzeptieren, der hinter verschlossenen Türen verhandelt wird. Alle Verhandlungen müssen von einem Vertreter der Stammbelegschaft überwacht werden. Wir werden keinen weiteren Vertragsvorschlag akzeptieren, der hinter unserem Rücken ausgeheckt wurde, aus dem einfachen Grund, dass dies nur zu einem weiteren Ausverkauf führen würde.
Zweitens: Wir führen hier die Mindestbasis für ein Verhandlungsergebnis auf, das die Arbeiter akzeptieren würden:
- Eine 25-prozentige generelle Lohnerhöhung, um die Einkommensverluste der letzten drei Verträge auszugleichen.
- Beibehaltung der aktuellen Krankenversicherungstarife und -leistungen.
- Vollständig abgedeckte Krankenversicherungsleistungen für Rentner, ohne Zuzahlungen oder Beiträge.
- Beendigung des mehrstufigen Lohnsystems und Überführung aller Arbeiter in die oberste Lohn- und Leistungsstufe.
- Abschaffung des verdichteten Schichtsystems [Alternative Work Schedule, AWS] und Beibehaltung der aktuellen Überstundenregelungen.
- Einführung eines Inflationsausgleichs, um den steigenden Preisen für Konsumgüter gerecht zu werden.
- Fünf zusätzliche freie Tage für alle Arbeiter, nicht nur für die Angestellten.
- Ein Bonus von 3.500 Dollar für die Vertragsbestätigung.
Wir möchten kein Gerede darüber hören, dass sich das Unternehmen diese Forderungen nicht „leisten“ könne. Selbst inmitten unseres Streiks meldete Volvo allein in den ersten drei Monaten des Jahres 2021 einen Gewinn von 1 Milliarde Dollar. Der Aktienkurs hat sich in den letzten 12 Monaten verdoppelt. Martin Lundstedt, der CEO, verdient 51 Millionen Dollar im Jahr.
Drittens: Die Wiederaufnahme von Streiks darf nicht dazu benutzt werden, uns bis zur Unterwerfung auszuhungern, um uns dazu zu drängen, demselben Abschluss zuzustimmen, den wir bereits abgelehnt haben. Die Streikenden müssen für die Dauer und von Anbeginn eines jeden Streiks ein volles Einkommen erhalten, das aus dem 700 Millionen Dollar schweren Streikfonds der UAW bezahlt wird, der mit unseren Beitragsgeldern aufgebaut wurde.
Viertens: Wir werden keinen weiteren Versuch akzeptieren, einen Vertrag mit Lügen und Drohungen durchzusetzen. Jeder neue Vertragsentwurf muss allen Arbeitern in vollem Umfang für einen Zeitraum von zwei Wochen zur Verfügung gestellt werden, damit wir ihn vor einer Abstimmung prüfen und diskutieren können.
Das Unternehmen sagt bereits, dass es „zuversichtlich“ sei, dass „beide Seiten“ in diesem Streit eine Einigung erzielen können. Aber um es klar zu sagen: Eine dieser Seiten sind wir, die einfachen Arbeiter von Volvo. Es geht um unser Leben und unseren Lebensunterhalt. Wir haben Familien zu ernähren, Rechnungen zu bezahlen und Kinder zu erziehen.
Dies sind keine Bitten, sondern Forderungen. Und wir sind bereit, für sie zu kämpfen.
Mit freundlichen Grüßen,
Das Volvo Workers Rank-and-File Committee
An alle Volvo-Arbeiter:
Wir können nicht für unsere Interessen kämpfen, wenn wir nicht unsere eigene Organisation haben, die uns gegenüber rechenschaftspflichtig ist, nicht gegenüber dem Unternehmen oder den UAW-Funktionären. Das Volvo Workers Rank-and-File Committee ist diese Organisation!
Tretet dem VWRFC bei! Sendet uns eine E-Mail an volvowrfc@gmail.com oder eine SMS an 001 (540) 307-0509.