„Wir brauchen einen internationalen Kampf gegen Covid!“

Lehrer und Schüler unterstützen streikende Lehrkräfte in Chicago

Die Lehrkräfte von Chicago, die am Dienstag gegen die Rückkehr in den Präsenzunterricht stimmten, sind Teil der wachsenden Opposition auf der ganzen Welt. Sie richtet sich gegen die Wiederöffnung der Schulen im neuen Jahr trotz der gewaltigen Omikron-Welle. Aus der Abstimmung der Chicago Teachers Union (CTU) ging eine Mehrheit von 73 Prozent hervor, die sich für die vollständige Umstellung der Schulen auf Online-Unterricht aussprachen. Auch in Detroit (Michigan) und in New York City wehren sich Lehrkräfte gegen den Präsenzunterricht.

In Deutschland verfolgen Lehrer, Eltern und Schüler das Beispiel von Chicago mit größtem Interesse und Zustimmung. Auch hierzulande lässt die Ampel-Koalition unter Olaf Scholz dem Virus freien lauf, um Schulen und Betriebe um jeden Preis offen zu halten. Nun werden auch noch die Quarantänezeiten verkürzt, so dass die Ansteckung noch rascher fortschreiten kann. Wie in den USA treten auch hier die Gewerkschaften für die Offenhaltung von Betrieben und Schulen ein und setzten diese Durchseuchungspolitik im Interesse der Reichen gegen die Arbeiter durch.

Hier einige Statements, die die World Socialist Web Site in kurzer Zeit erreicht haben, um den prinzipiellen Kampf der Lehrkräfte von Chicago zu unterstützen.

Tamino aus Baden-Württemberg: "German students stand with Chicago teachers!"

Tamino,Schüler aus Baden-Württemberg, zieht in seinem Unterstützungsschreiben die offensichtlichen internationalen Parallelen. Er schreibt:

„Ich unterstütze den Kampf der Chicagoer Lehrer gegen die Durchseuchungspolitik an den Schulen. Die Bedingungen, gegen die ihr kämpft, sind dieselben Bedingungen, mit denen Schüler und Lehrer weltweit konfrontiert sind! Auch hier in Deutschland öffnen alle Landesregierungen nach den Ferien wieder die Schulen und gefährden damit Leben und Gesundheit von Schülern und Lehrern.

Bereits vor den Ferien hat sich Corona hier rasant an den Schulen verbreitet. Jetzt – mit der Omikron-Variante – wird sich das aber noch einmal enorm zuspitzen. Gleichzeitig wird hier auch geplant, was bei euch bereits durchgesetzt ist: die Quarantänezeit zu verkürzen. Schulen sollen als ‚kritische Infrastruktur‘ behandelt werden, damit Schüler und Lehrer nach einer Infektion so schnell wie möglich zurück in die Schulen geschickt werden können. Auch das wird das Pandemiegeschehen an den Schulen zweifellos weiter beschleunigen.

Abgedeckt wird diese Politik von den Gewerkschaften. Die Vorsitzende der Bildungsgewerkschaft GEW, Maike Finnern, erklärte beispielsweise, dass sie sich auch hinter die Quarantäneverkürzung stellen werde, wenn der Expertenrat der Bundesregierung das empfiehlt. Das macht deutlich, dass ein Kampf für sichere Bildung – bei uns wie bei euch – nur unabhängig von den Gewerkschaften erfolgreich sein kann.“

Die Grundschullehrerin Lara schreibt aus Berlin: „Solidarität mit allen Lehrkräften, ob Chicago, Berlin oder anderswo! Die Eliten zeigen in ihrer heuchlerischen Schulpolitik deutlich und menschenverachtend, dass es ihnen nicht um das Recht auf Bildung oder Fürsorge geht. Sie überlassen in ihren maroden und vollgestopften Kinderkasernen uns Lehrkräfte, das übrige Personal und vor allem die Kids schutzlos dem Virus und provozieren kaltschnäuzig das entstehende Leid. Statt nachhaltige Maßnahmen wie bessere Arbeitsbedingungen, Sanierungen, Förderung und Familienhilfe einzuleiten, verkommt Schule zur Zwangsarbeit für den kapitalistischen Profit.“

Olivia, eine Mutter aus Südtirol, weist in ihrem Schreiben auf die Gefahren der Schulöffnungen hin: „Ich sehe, dass sich die Omikron-Variante weltweit unkontrolliert verbreitet. Auch die sogenannten leichten Verläufe können Langzeitschäden an Organen hervorbringen. Und die Prozentzahl, in der dies auch bei Kindern der Fall ist, kennt man meiner Meinung nach noch nicht – aber dass es so ist, ist klar! Somit sehe ich bei der viel höheren Virulenz der Omikron-Variante in Verbindung mit der nicht professionellen Handhabung der Masken und Hände/Oberflächen-Desinfektion in den Schulen ein zu hohes Risiko der Ansteckung, vor allem der jüngeren Kinder. Die Folgen werden noch mehr erkrankte Kinder, volle Krankenhäuser und das Nachhause-Tragen zu Oma und Opa sein.

Ich bin dafür, die Kinder präventiv durch einen kurzen Schul-Lockdown zu schützen. Sobald wie möglich müssen auch die Kinder geimpft werden. Natürlich muss der Staat die nötige finanzielle Hilfe für die bedürftigen Familien, sowie soziale Begleitung von ansonsten gefährdeten Kindern sicherstellen.“

Laura, solidarisch mit den Lehrern in Chicago

Laura schildert in ihrem Solidaritätsschreiben für die Lehrer in Chicago ihre persönlichen Erlebnisse mit der Pandemie. Sie schreibt:

„Ich bin Schülerin, und vor Beginn der Weihnachtsferien sind einige von uns mit Corona erkrankt. Darunter sind auch Mitschüler, mit denen ich engen Kontakt habe! Ich finde es sehr beängstigend, dass sich die engsten Freunde infizieren. Meine Gedanken sind dabei schon seit einer Weile: ‚Es ist nur eine Frage der Zeit, bis es mich erwischt.‘ Vor allem die sich rasch ausbreitende Omikron-Variante lässt die Sorgen wachsen, wenn ich dann am 10. Januar wieder in die Schule muss.

Eine globale Pandemie kann nicht auf der nationalen Ebene eingedämmt oder ausgerottet werden. Wir brauchen einen internationalen Kampf gegen Covid, um dieses Virus erfolgreich auszurotten. Dazu müssen wir uns weltweit verbünden und unsere Unzufriedenheit über die unzureichenden Maßnahmen, die am Ende nur Profite über Menschenleben stellen, deutlich machen.

Aus diesem Grund unterstütze ich den Streik der Lehrer aus Chicago. Angesichts der hohen Ansteckungsgefahr, die die Schulen darstellen, und den wachsenden Infektionszahlen bei Kindern stellt die Öffnung der Schulen eine große Bedrohung der Gesundheit besonders von jüngeren, ungeimpften Schülern, aber auch der Lehrer dar. Wir müssen den Kampf der Lehrkräfte aus Chicago gegen die Durchseuchungspolitik an den Schulen weltweit unterstützen!“

Das folgende Statement schickte uns ein Lehrer aus dem Ruhrgebiet:

„In Chicago haben 3/4 der Lehrer erklärt, dass sie angesichts der tödlichen Omikronwelle nicht bereit sind, wieder in Präsenzunterricht zu gehen. Meine Kollegen in den USA haben nicht nur von mir die volle Unterstützung, sondern verdienen eine breite Solidarität aus allen deutschen Schulen.

Die Lehrer in Chicago geben uns ihre mutige Stimme, weil sie konsequent für ihre Schüler, die Schwächsten in der Gesellschaft, für deren Familien und für sich selbst handeln. Täglich habe ich erlebt, dass meine Schüler angesichts der wiederkehrenden Wellen von immer neuen Sars-Cov-2 Varianten befürchten, sie könnten ihre Eltern und Großeltern gefährlich anstecken, ihre Lehrer als schulische Bezugspersonen verlieren oder selbst letztendlich an Long-Covid erkranken.

Ein 14-jähriges Mädchen aus unserem Bekanntenkreis ist nun in unserer Nachbarstadt nach einem Krankenhausaufenthalt nur knapp dem Tod entronnen. So etwas macht viele Schüler sehr nachdenklich, manche sogar depressiv, hindert sie am erfolgreichen Lernen: Unsere Schüler wissen besser, als die meisten Politiker sie glauben machen wollen, dass unsere beengten Schulen zu den häufigsten und gefährlichsten Übertragungsorten von Omikron zählen.

Es sind also gar nicht die Schulschließungen, wie wir so oft hören, die angeblich die Konzentration auf das Lernen behindern. Das Gegenteil ist der Fall. Schüler, Eltern und das Schulpersonal benötigen eine erfolgversprechende Perspektive, wie das Virus endlich ausgelöscht werden kann. Dazu ist Abstand halten von höchster Bedeutung, dazu gehören demnach die vorübergehenden schulischen Lockdowns und unser bereits seit 2020 eingeübter Online-Unterricht.

Die Entscheidung der Chicagoer Lehrer gegen den Präsenzunterricht ist also auch für uns ein wichtiges Signal: Schüler, Eltern und das gesamte Schulpersonal können sehen, dass es möglich ist, der hemmungslosen Durchseuchungspolitik die Stirn zu bieten. Covid-19 muss eliminiert werden, das geht letztendlich nur auf internationaler Ebene, es liegt ja in der Natur dieser Seuche. Wir brauchen jetzt weltweit schulische Aktionskomitees. Gründet sie dazu jetzt überall auch in Deutschland und verbreitet dabei die Nachricht über die beispielhafte Aktion der Lehrer aus Chicago!“

Joshua, Schüler aus Bayern, mit seinem Plakat: „German students stand with Chicago teachers! #SafeEdforAll; #NObacktoSchool; #lifesforprofits; #SchoolStrike2022“

Joshua, Schüler aus Bayern, schreibt uns: „Ich befürworte den Kampf der Chicagoer Lehrkräfte gegen die mörderische ‚Back-to-School‘-Kampagne vollkommen. Ich verurteile die Reaktion der Lightfoot-Administration, die streikenden Lehrkräften das Gehalt streichen will, aufs Schärfste. Die Forderungen der Streikenden sind lebensrettende Maßnahmen und müssen durchgesetzt werden!

Hier in Deutschland ist es nicht anders. Ich komme aus Bayern, und nächsten Montag soll auch hier der Präsenzunterricht regulär fortgesetzt werden, obwohl Omikron grassiert und die Intensivstationen voll sind. Die Lügen der herrschenden Klasse, Impfen alleine plus ein paar mickrige Mitigationsmaßnahmen würden ausreichen, wurden auch schon hier von führenden Wissenschaftlern diskreditiert und widerlegt.

Der einzige Ausweg aus dieser Pandemie ist die Eradikation. Diese steht aber im Konflikt mit den Profitinteressen der herrschenden Klasse. Daher muss die Arbeiterklasse selbst dafür kämpfen, dass Schulen und alle nicht lebensnotwendigen Betriebe geschlossen werden. Die Lehrkräfte in Chicago haben es vorgemacht, und die deutschen Lehrkräfte und die gesamte internationale Arbeiterklasse müssen ihnen folgen und damit beginnen, unabhängige Aktionskomitees aufzubauen!“

Die Statements zeigen, dass immer mehr Jugendliche und Lehrkräfte aus der rücksichtslosen Profite-vor-Leben-Politik die Lehren ziehen und mutig an die Öffentlichkeit treten, um der Pandemie, die mit so viel Gefahren, Leid und Tod verbunden ist, ein Ende zu setzen. Die Beispiele dafür mehren sich von Tag zu Tag.

In NRW haben Referendare auf Change.org eine Petition an die Landesregierung gestartet, die in kurzer Zeit schon mehr als 4.500 Unterschriften erhalten hat. Sie wehren sich dagegen, dass die Bildungsministerin Yvonne Gebauer (FDP) alle Pandemie-bedingten Sonderregelungen bezüglich ihrer Ausbildung zu Lehrkräften gestrichen hat. Sie schreiben: „Trotz aller Maßnahmen bleibt eins: Die Angst vor Ansteckung und die Angst, dem Ganzen nicht mehr gerecht zu werden.“ Auch sie fordern unter anderem „die Möglichkeit einer Durchführung von Seminaren auf Distanz“.

Auf Twitter kursiert gerade das Video des Schulsprechers Mati Randow aus Österreich, der angesichts der Ausbreitung von Omikron für Schulschließung eintritt, weil er „in der momentanen Situation keine andere verantwortungsvolle Möglichkeit“ sehen kann. Er wendet sich dagegen, dass Schüler „die kleinen Laborratten der Gesellschaft“ sein sollen, und sagt: „Es wird immer so getan, als würden die Schulen für die psychische Gesundheit der Schülerinnen und Schüler offen gehalten. Das ist eine scheinheilige Diskussion (…) Unsere psychische Gesundheit ist ohnehin schon im Arsch.“

Die Sozialistische Gleichheitspartei (SGP) und ihre Schwesterparteien auf der ganzen Welt kämpfen für den Aufbau von unabhängigen Aktionskomitees für sichere Bildung, um die Durchseuchung in den Schulen zu stoppen! Wir rufen alle unsere Leserinnen und Leser auf, sich noch heute als aktive Unterstützer zu registrieren, um am Aufbau dieser Aktionskomitees teilzunehmen.

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