Oleg Vernyk von der ISL wirbt für den ukrainischen Faschisten Stepan Bandera

Am 17. Mai zeigte ein Artikel der World Socialist Web Siteauf Deutsch erschien er am 29. Juni —, dass die International Socialist League (ISL) unter dem Vorwand, den „russischen Imperialismus“ zu bekämpfen und die „Demokratie“ in der Ukraine zu verteidigen, den Stellvertreterkrieg von USA und Nato gegen Russland in der Ukraine und die ukrainischen faschistischen Schocktruppen unterstützt.

Die WSWS schrieb:

Marxisten müssen die falschen Auffassungen vom „russischen Imperialismus“ und der „demokratischen Ukraine“ zurückweisen. Der russische und der ukrainische Staat sind reaktionäre Produkte der Auflösung der Sowjetunion und haben daher grundlegende Merkmale gemeinsam. In beiden Staaten sind verrottete kapitalistische Oligarchien an der Macht: die Nachkommen der stalinistischen Bürokratie und Erben des gestohlenen Eigentums des Sowjetstaates. Sie sind grundsätzlich nicht in der Lage, ihre eigenen Interessen gegenüber dem Imperialismus zur Geltung zu bringen.

Die verkommene Orientierung der ISL auf den ukrainischen bürgerlichen Staat und die Nato ist nicht nur platonischer Art. Ihre Unterstützer in der Ukraine sitzen mit imperialistischen Agenten am Verhandlungstisch, gehen Verpflichtungen gegenüber rechtsextremen Politikern ein und bauen ihre Gefolgschaft unter den faschistischen paramilitärischen Kräften auf.

Die weitere Entwicklung hat unsere Analyse vollauf bestätigt. Oleg Vernyk, der die ukrainische Gruppe der ISL und die Gewerkschaft Zakhyst Pratsi (Verteidigung der Arbeit) leitet, hat mehrere Posts auf Facebook veröffentlicht, die die faschistische Organisation Ukrainischer Nationalisten (OUN) von Stepan Bandera verherrlichen.

Am 24. Mai postete Vernyk das Pamphlet aus dem Jahr 1948, „Wer sind die Banderisten und wofür kämpfen sie?“ sowie einen längeren Auszug daraus. Dieses Zitat im faschistischen Stil des National-„Sozialismus“ behauptet, dass die „Banderisten“ „für den Aufbau einer klassenlosen Gesellschaft, für die tatsächliche Aufhebung der Ausbeutung des Menschen durch den Menschen (…) Für Demokratie, gegen Diktatur und Totalitarismus, für Rede- und Versammlungsfreiheit (…) Für die vollen nationalen Rechte der Minderheiten in der Ukraine“ seien.

Oleg Vernyks Facebook-Post vom 24. Mai mit dem Pamphlet von 1948, „Wer sind die Banderisten und wofür kämpfen sie“ [Photo: Screenshot]

Im Einklang mit den Bestrebungen der imperialistischen Mächte, die Sowjetunion nach Nationalitäten aufzuspalten und den Kapitalismus wiederherzustellen, ruft das Pamphlet die „versklavten Völker der Sowjetunion“ auf, sich „dem Befreiungskampf gegen die bolschewistischen Unterdrücker“ anzuschließen.

Am 5. Juni stellte Vernyk einen weiteren Post mit einer Passage aus einem Buch von Danylo Shumuk ein. Shumuk ist ein ehemaliges Mitglied der Kommunistischen Partei in der Westukraine (KPZU), das sich - desorientiert durch die Verbrechen des Stalinismus - im Jahr 1943 der Ukrainischen Aufständischen Armee (UPA), dem paramilitärischen Flügel der OUN, angeschlossen hatte. Der Beitrag aus Shumuks Memoiren beschreibt seine Wandlung von einem Anhänger der KP zu einem Mitglied der UPA, die er als eine Bewegung „demokratischer Kräfte“ bezeichnet, welche angeblich im Namen des „einfachen Volks“ kämpften. In dem Beitrag heißt es: „Die KPZU und die OUN sind wir, das sind unsere Leute der [19]20er und 30er Jahre.“

Oleg Vernyks Facebook-Post vom 5. Juni mit einer Passage aus Shumuks Memoiren [Photo: Screenshot]

In einem weiteren Post vom 26. Mai teilte Vernyk einen Kommentar, der einen Aufstand in einem sowjetischen Arbeitslager (Gulag) im Jahr 1953 verherrlichte. Shumuk und andere Mitglieder der OUN und UPA, die von den sowjetischen Behörden inhaftiert worden waren, waren die Anführer dieses Aufstands.

[Photo: Screenshot]

Vernyk teilte all diese Beiträge kommentarlos sowohl auf seinem persönlichen Profil als auch in seiner Gewerkschaftsgruppe. Sie sprechen Bände über die rechte politische Ausrichtung der ISL.

Die Organisation Ukrainischer Nationalisten, die 1929 in Wien gegründet wurde, war eine durch und durch faschistische, terroristische Organisation, deren Ideologie vor allem von Antikommunismus, extremem Nationalismus, Rassismus und Antisemitismus geprägt war.

Die meisten ihrer frühen Mitglieder waren ehemalige Soldaten der von Symon Petljura gegründeten Armee der Ukrainischen Volksrepublik. Diese kämpfte nach der Oktoberrevolution von 1917 gegen die Rote Armee und war an einigen der schlimmsten Pogromen des Bürgerkriegs 1917–1921 beteiligt. Insgesamt kamen während des Bürgerkriegs in der Ukraine schätzungsweise 200.000 Menschen bei Pogromen ums Leben. Es war der größte Massenmord an Juden vor dem Holocaust, und er wurde erst durch den Sieg der Roten Armee über die imperialistischen Mächte und regionalen nationalistischen Kräfte beendet.

Während der gesamten 1930er Jahre verübte die OUN terroristische Anschläge gegen Angehörige nationaler Minderheiten und politische Gegner im damaligen Polen. Grzegorz Rossolinski-Liebe zufolge „betrachtete [die OUN] Attentate als Propagandainstrument“ und verübte allein im Jahr 1937 nicht weniger als 830 Gewalttaten gegen polnische und polnisch-jüdische Bürger. Dabei genossen die Mitglieder und Publikationen der OUN staatliche Unterstützung von Nazi-Deutschland und der rechten Diktatur von Antanas Smetona in Litauen.

1940 spaltete sich die OUN in zwei Flügel auf, einer geführt von Stepan Bandera (OUN-B), der andere von Andrij Melnyk. Beide waren lange Zeit Führer der OUN gewesen. Beide Flügel kollaborierten aufs Engste mit den Nazis, die am 22. Juni 1941 in die Sowjetunion einmarschierten und die Sowjetukraine bis 1944 besetzt hielten. Mindestens 27 Millionen Sowjetbürger fanden den Tod, davon zwischen 5 und 7 Millionen in der Ukraine. Die OUN verübte groß angelegte Massaker an Juden und Polen, bei denen Zehntausende ermordet wurden, und terrorisierte ukrainische Zivilisten, die der Besetzung durch die Nazis Widerstand leisteten.

Eine jüdische Frau während des Pogroms vom 1. Juli 1941 in Lemberg. Das Pogrom ging zwar von den Nazi-Besatzern aus, wurde aber hauptsächlich von ukrainischen Nationalisten durchgeführt, insbesondere von der Organisation Ukrainischer Nationalisten (OUN). (Foto: Wikimedia Commons) [Photo: Yad Vashem Photo Collection, 80DO2]

Die ukrainischen Faschisten strebten einen „eigenen“, „ethnisch reinen“ Nationalstaat an und setzten ihre diesbezüglichen Hoffnungen in Nazi-Deutschland. Als jedoch klar wurde, dass der deutsche Imperialismus den Krieg verlieren würde, beeilten sich die OUN-Führer, Kontakt zu Vertretern des US-amerikanischen, britischen und kanadischen Imperialismus aufzunehmen.

Die Ukrainische Aufständische Armee (UPA), der paramilitärische Flügel der OUN, erhielt aus den USA und Kanada nachrichtendienstliche, logistische und finanzielle Unterstützung, und ihr Kampf gegen die Rote Armee und die sowjetischen Behörden in der Sowjetukraine dauerte bis weit in die 1950er Jahre. Nach Angaben des Historikers Rossolinski-Liebe tötete die OUN-UPA in diesem Bürgerkrieg etwa 20.000 ukrainische Zivilisten, in der Mehrzahl Arbeiter in Kolchosen und Bauern, die sie verdächtigten, auf Seiten der sowjetischen Behörden zu stehen.

Die erwähnte Broschüre von 1948, die Vernyk teilte, wurde im Rahmen dieser vom Imperialismus unterstützten Propagandakampagne gedruckt. Die massenmörderischen ukrainischen Faschisten sollten als „demokratische Befreier“ dargestellt werden, die für die „Befreiung“ des ukrainischen Volkes vom „Kommunismus“ kämpfen.

Die damalige OUN-Propaganda ist der heutigen Nato-Propaganda über den Krieg verblüffend ähnlich. Wenn Vernyk dieses Material zustimmend reproduziert, heißt es nicht allein, dass er die OUN als angeblich „links“ darstellt und zu legitimieren versucht. Mehrere pseudolinke Organisationen in der Ukraine unterstützen den Stellvertreterkrieg der Nato gegen Russland aktiv, und auch die ISL und Vernyks Gewerkschaft Zakhyst Pratsi ermutigen ihre Mitglieder darin, den Territorialen Verteidigungskräften der Ukraine beizutreten.

Diese Kräfte sind die offizielle Dachorganisation für Hunderte paramilitärischer Abteilungen, die jetzt im Namen der Nato und des ukrainischen Staats eine wichtige Rolle im Kampf gegen die russische Armee spielen. Viele dieser Bataillone werden von rechtsextremen Nationalisten und regelrechten Faschisten geführt.

Auf ihrer Website hat die ISL ein Video veröffentlicht, das eins ihrer Mitglieder, Kirill Medwedew, maskiert und in Schutzweste zeigt. Er wird als Mitglied der UVO, einer Abteilung der Territorialen Verteidigungskräfte, bezeichnet. Die Gruppe Sotsialnyi Rukh (Soziale Bewegung), die den Nato-Krieg ebenfalls als Kampf gegen den „russischen Imperialismus“ unterstützt, hat in ihren sozialen Medien ebenfalls Bilder von Mitgliedern gepostet, die sich diesen paramilitärischen Kräften angeschlossen haben.

Mitglied von Vernyks Gruppe in der International Socialist League, das sich der UVO-Abteilung der paramilitärischen Territorialen Verteidigungskräfte angeschlossen hat (Screenshot von der Website der ISL) [Photo: Screenshot]

In der Facebook-Gruppe von Vernyks Gewerkschaft Zakhyst Pratsi ruft ein weiteres Mitglied in einem Appell ausdrücklich dazu auf, „Russland zu zerschlagen“. Dies ist die offizielle Linie der ukrainischen neofaschistischen Svoboda-Partei, zu der auch die ISL Verbindungen unterhält, und entspricht der objektiven Logik der imperialistischen Intervention in der Region und in der russischen Politik.

Diese Verbindungen und die offensichtliche politische und ideologische Identifikation Vernyks mit der faschistischen OUN offenbaren den Klassencharakter und die politische Ausrichtung nicht nur der ISL, sondern der internationalen Pseudolinken.

Die ISL und Vernyk sind eng mit diesen verschiedenen Tendenzen in Amerika und Europa verbunden. An der Gründung der ISL selbst waren mehrere kleinbürgerlich-nationalistische Tendenzen in der Türkei und Lateinamerika beteiligt, darunter die türkische Sosyalist Emekçiler Partisi (Sozialistische Arbeiterpartei, Abkürzung in Türkisch: SEP), die venezolanische Marea Socialista (Sozialistische Flut, MS) und die argentinische Movimiento Socialista de los Trabajadores (Sozialistische Arbeiterbewegung, MST).

Die MST ist eine der führenden Parteien des argentinischen pseudolinken Wahlbündnisses FIT–U (Linke und Arbeiterfront – Einheit), das eine Reihe von morenoistischen und pablistischen Organisationen vereint, darunter die Partido Obrero (Arbeiterpartei, PO) und die Partido de los Trabajadores Socialista (Sozialistische Arbeiterpartei, PTS). Einige ihrer Mitglieder unterstützen den von den USA und der Nato geführten Krieg voll und ganz und stellen sich offen hinter die ukrainischen faschistischen Paramilitärs, die dabei an vorderster Front stehen.

Das trifft auf die morenoistische Partido de los Trabajadores Socialista Unificado zu (Vereinte Sozialistische Arbeiterpartei, PSTU), die der Internationalen Arbeiterliga – Vierte Internationale (IWL–FI) angehört. Als sie Vertreter aus Lateinamerika in die Ukraine schickte, um die militärischen Operationen politisch zu unterstützen, publizierte die IWL–FI einen Artikel mit dem Titel „Ukraine und Russland: Über Faschismen und Faschismen“. Darin gaben sie die Argumente derer, die Bandera verteidigen, kritiklos wieder, um zu behaupten, dass der ukrainische Rechtsextremismus ein Mythos sei. Indem sie Banderas Kollaboration mit den Nazis herunterspielen, wenn nicht sogar ganz leugnen, erklären sie: „Stalin hat die Bedeutung von Bandera maßlos übertrieben, um die Unterdrückung zu rechtfertigen, so wie es Putin heute tut, um die Aggression gegen die Ukraine zu rechtfertigen.“

Während die PO und die PTS versuchen, sich irgendwie von der ISL und der IWL–FI zu distanzieren, indem sie sich als Gegner der USA und der Nato ausgeben, hat keiner von ihnen auf die Aufdeckung der ominösen Verbindungen ihres Partners zu faschistischen Kräften in der Ukraine durch die WSWS reagiert. Die Rolle der PTS besteht darin, die offene Unterstützung der FIT–U für die Nato und die ukrainischen Faschisten zu vertuschen und sie als legitime „Polemik innerhalb der trotzkistischen Linken“ hinzustellen!

Vernyks Gewerkschaft Zakhyst Pratsi ist auch der Progressiven Internationale (PI) angeschlossen, zu deren Gründern 2018 auch das Sanders Institute von Bernie Sanders zählte. Ebenfalls vertreten sind The Nation und Jacobin, die Zeitschrift der Democratic Socialists of America (DSA), einer Fraktion der Demokratischen Partei der USA. Auch Diem25, der Dachverband der Pseudolinken in Europa, zu dem die griechische MeRA25 (Abspaltung von Syriza) und die polnische Lewica Razem gehören, sind Mitglied der PI. Die DSA und Razem unterstützen ausdrücklich die Aufrüstung der Ukraine mit dem Geld und den Waffen des US-Imperialismus.

Wie das Internationale Komitee schon seit vielen Jahren warnt, sind diese Kräfte nicht „links“, geschweige denn sozialistisch oder trotzkistisch. Sie repräsentieren vielmehr privilegierte und stramm nationalistische Teile des Kleinbürgertums, deren soziale Interessen sie an den kapitalistischen Staatsapparat und den Imperialismus binden.

Während wir den Beginn eines neuen Weltbrands erleben, und die Arbeiterklasse international wieder erstarkt, treiben diese Schichten immer weiter nach rechts und machen selbst vor einer Zusammenarbeit mit offen faschistischen Kräften nicht Halt. Der imperialistische Stellvertreterkrieg in der Ukraine entlarvt sie als das, was sie sind: erbitterte Feinde der Arbeiterklasse, die bereit sind, sich mit Faschisten zu verbünden und zu den Waffen zu greifen, um für die Interessen des Imperialismus zu kämpfen.

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