Verhindert die Werksschließung! Für Solidarität unter den Belegschaften! Kein Vertrauen in IG Metall, Betriebsrat und Konzern!

Auf der Betriebsversammlung am Mittwoch werden der Betriebsrat und die IG Metall, unterstützt von der saarländischen Ministerpräsidentin Anke Rehlinger (SPD), alles tun, um die Schließung des Werks zu besiegeln. Der Termin ist extra verschoben worden, um Ford Zeit zu geben, sich einige wolkige Versprechungen ausdenken zu können.

Während Betriebsrat und Gewerkschaft die Parole „Zukunft oder Widerstand“ ausgeben, kann man ihre unterwürfige Haltung gegenüber dem Konzern nicht einmal als Protest auf allen Vieren bezeichnen. Der IGM-geführte Betriebsrat unter Markus Thal hat es geschafft, in einer „Gemeinsamen Erklärung“ mehr Illusionen, Wolkenkuckucksheime und offene Lügen unterzubringen als Sätze.

Das beginnt mit der Überschrift. Die Erklärung ist nicht wie dort suggeriert von „IG Metall, Betriebsrat und Belegschaft“ diskutiert, geschweige denn beschlossen worden. Sie wurde den IGM-Vertrauensleuten vorgelegt, die diese brav absegneten. Die Belegschaft wird sie erst zu Gesicht bekommen, wenn der Betriebsrat sie der Geschäftsleitung übergeben hat.

Obwohl Ford unmissverständlich angekündigt hat, unser Werk spätestens 2025 zu schließen, wollen sie uns glauben machen, dass uns der Konzern eine Zukunft bieten will: „FORD ist und bleibt in der Verantwortung“ – für den Erhalt „aller Arbeitsplätze am Standort Saarlouis über 2025 hinaus“, die Schaffung „zukunftsfähiger Ersatzarbeitsplätze“, usw.

Das war auch der Tenor des „Solidaritätsfestes“ am 24. September, das mit viel Reklame veranstaltet und von den meisten von uns nicht besucht worden ist, weil wir keinen Leichenschmaus, sondern die Verteidigung unserer Arbeitsplätze brauchen.

Auf dem „Solidaritätsfest“ genauso wie in der „Gemeinsamen Erklärung“ haben Betriebsrat und IG Metall angekündigt, sie würden kämpfen, wenn Ford sich seiner angeblichen Verantwortung entziehe.

Wir alle wissen genau, dass dies niemals stattfinden wird. Markus Thal und sein Betriebsrat werden nicht gegen Ford kämpfen und Widerstand leisten. Den einzigen Kampf, den sie führen, ist der gegen uns Arbeiterinnen und Arbeiter. Das erklärte Ziel des Betriebsrates und der IG Metall ist ein Sozialtarifvertrag, mit dem uns die geregelte Abwicklung des Werks aufgezwungen werden soll.

Mit Betriebsrat und IG Metall können unsere Arbeitsplätze – im Werk und im Industriepark – nicht verteidigt werden. Sie werden jeden ernsthaften Kampf gegen die Schließung ablehnen und zu verhindern suchen. Die Aufgabe dieser freigestellten Handlanger des Konzerns ist es, die Schließung durchzusetzen. Dafür werden sie bezahlt.

Dabei ist der Zeitpunkt für einen Kampf zur Verteidigung unserer Arbeitsplätze ausgesprochen günstig. Der Bieterwettbewerb zwischen Saarlouis und Almussafes, den die Gewerkschaften und Betriebsräte an beiden Standorten eifrig befeuert hatten, hat zwei Verlierer hervorgebracht. Nachdem Ford angekündigt hat, 2025 doch keine Elektro-Fahrzeuge im spanischen Almussafes fertigen zu lassen, stehen dort das Werk, mindestens aber mehrere Tausend Arbeitsplätze auf der Kippe.

Die spanischen Kolleginnen und Kollegen sind deshalb unsere ersten Verbündeten. Ein gemeinsamer Kampf von uns würde schnell Unterstützung gewinnen. Natürlich von den Belegschaften im Industriepark, aber auch aus anderen Werken. Stellantis, Mercedes, zahlreiche Autozulieferer wie ZF, sie alle bauen gerade massiv Arbeitsplätze ab und schließen ganze Werke.

Wir sind diejenigen, die die Rekordgewinne der Autokonzerne produzieren und wir können die Produktion auch stilllegen und unsere Forderungen durchsetzen. Dazu müssen wir gegen die global agierenden Konzerne wie Ford auch weltweit Unterstützung suchen. Überall in der Welt entwickeln sich derzeit Kämpfe gegen die steigende Inflation, insbesondere die explodierenden Energie- und Lebensmittelpreise, und gegen die Kosten der Aufrüstung und des Kriegs in der Ukraine, die Konzerne und Regierungen uns Arbeitern aufladen.

Großbritannien wird gerade von einer Streikwelle erfasst, an der sich u. a. Eisenbahner, Hafenarbeiter, Lehrer und Beschäftigte der Post beteiligen. In Spanien und der Türkei streiken Pflegekräfte und Industriearbeiter. In Frankreich stehen mehrere Raffinerien still und im Stellantis-Werk im französischen Hordain fanden spontane Streiks statt. Am vergangenen Donnerstag demonstrierten in Frankreich etwa 250.000 Arbeiterinnen und Arbeiter für höhere Löhne.

In all diesen Kämpfen sind die Arbeiterinnen und Arbeiter mit den Gewerkschaften konfrontiert, die alles daran setzen, sie zu isolieren und zu unterdrücken. Immer mehr Arbeiter schließen sich deshalb in unabhängigen Aktionskomitees zusammen, um ihre Kämpfe selbst zu organisieren. In den USA haben hunderte Eisenbahner ein Aktionskomitee gegründet um unabhängige Streiks gegen die unmenschlichen Arbeitsbedingungen vorzubereiten.

Der Sozialist Will Lehman tritt zu den Präsidentschaftswahlen der amerikanischen Autoarbeitergewerkschaft UAW an, um die Macht an die Arbeiter selbst zurückzugeben und den bürokratischen Apparat abzuschaffen. Er hatte bereits im Juli auf einem Treffen von Ford-Kollegen aus Saarlouis und Indien teilgenommen. Seine Kampagne für unabhängige Aktionskomitees erhält auch unter Ford-Kollegen in Detroit, Kentucky, Chicago und Dearborn große Unterstützung.

Diese wachsende Bewegung von Aktionskomitees zeigt, dass wir für unseren Kampf in Deutschland und international große Unterstützung erfahren würden. Ford wird kein einziges Werk schließen können, wenn wir uns international zusammenschließen und den Kampf gemeinsam führen.

Die Aufrufe zur „Solidarität“ seitens des Betriebsrates und der Gewerkschaft sind hingegen völlig verlogen und bedeuten das genaue Gegenteil. Ihre „Solidarität“ im Bieterwettbewerb war, dass alle gemeinsam – in Köln, Saarlouis und Aachen – Kürzungen akzeptieren sollten. Sie haben uns im Bieterwettbewerb von den spanischen Kollegen gespalten und tun dies auch weiterhin. Wenn Betriebsrat und IG Metall dazu aufrufen, sich nicht spalten zu lassen, meinen sie damit, dass Opposition zu ihrer Politik nicht geduldet wird. Wir sollen gefälligst stillschweigend zusehen, wie uns Thal und Co. zur Schlachtbank führen.

Was nötig ist, ist echte Solidarität und ein gemeinsamer Arbeitskampf zur Verteidigung unserer Arbeitsplätze, Löhne und Lebensbedingungen.

Um dies angehen zu können, müssen wir uns jetzt unabhängig von Betriebsrat und IG Metall im Ford-Aktionskomitee organisieren. Wir fordern alle Kolleginnen und Kollegen eindringlich auf: Akzeptiert nicht länger die Drohungen von IGM und Betriebsrat und deren Hinhaltetaktik. Werdet aktiv. Meldet euch über WhatsApp: +491633378340!

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