Mercedes-Benz Ludwigsfelde: Was tun?

Zur Verteidigung aller Arbeitsplätze an allen Standorten braucht es von der IG Metall unabhängige Aktionskomitees

Die World Socialist Web Site (WSWS) ruft die Beschäftigten des Mercedes-Werks in Ludwigsfelde auf: Führt den Kampf um eure Arbeitsplätze selbst, kein Vertrauen in die IG Metall und ihre Vertreter im Betrieb!

  • Gründet ein Aktionskomitee!
  • Statt Erpressung und Spaltung der Belegschaften: Zusammenarbeit an allen Standorten zur Verteidigung der Arbeitsplätze, Löhne und Sozialstandards!
  • Verbreitet diesen Aufruf über Facebook, WhatsApp usw. sowie als Flyer!

Ab 2028 will Mercedes-Benz einen neuen Elektro-Van auf den Markt bringen. Das neue Modell soll ausschließlich in Osteuropa produziert werden. Das Unternehmen nutzt den Umstieg auf Elektromobilität zu einem Generalangriff auf Löhne und Arbeitsplätze. Die Automobilkonzerne agieren international und spielen die Standorte auf der Suche nach den billigsten Arbeitskräften gegeneinander aus, um ihre Profite zu maximieren. So auch Mercedes-Benz.

In Ludwigsfelde soll die Produktion zum Ende des Jahrzehnts eingestellt werden. Damit droht hier der Verlust von allen, rund 2200 Arbeitsplätzen. Die Produktion der offenen Versionen des Sprinters soll von Ludwigsfelde nach Düsseldorf verlagert werden, wo bereits die geschlossenen Modelle gefertigt werden.

Fakt ist, dass das Van-Geschäft von Mercedes bereits jetzt höchst profitabel ist. Im ersten Halbjahr, berichtete das Handelsblatt am 9. September 2022, „haben die Stuttgarter bei einem Umsatz von 7,8 Milliarden Euro und 190.000 verkauften Fahrzeugen operativ eine Rendite von 9,4 Prozent erzielt“.

Bei den Arbeitern, die diesen Profit geschaffen haben, kommt davon nichts an, und sie sollen weiter bluten.

Die Rolle von Betriebsrat und IG Metall – Komplizen des Managements

Wie die Vertreter der IG Metall auf der Betriebsversammlung im September deutlich gemacht haben, versucht die Gewerkschaft einen gemeinsamen Kampf der Belegschaften an allen Standorten unter allen Umständen zu verhindern. Wenn sie von „Standortsicherung“ sprechen, meinen sie Rationalisierungsmaßnahmen und Sozialabbau. Wenn sie von Wettbewerbsfähigkeit sprechen, meinen sie Arbeitsplatzabbau, halten Werksschließungen für unvermeidbar und spielen die Beschäftigten der einzelnen Werke gegeneinander aus.

Dass Arbeiter mit einer solchen Strategie nur verlieren können, wurde jüngst bei Ford deutlich. Dort organisierten IGM und Betriebsrat einen Wettbewerb zwischen den Werken in Saarlouis und im spanischen Almussafes. Im Auftrag der Unternehmensleitung legten die Betriebsräte in Deutschland und Spanien umfassende Lohnkürzungen und massive Verschlechterungen der Arbeitsbedingungen vor. Sie konkurrierten darum, dem Unternehmen die besten Ausbeutungsbedingungen zu bieten. Die Arbeiter haben am Ende an beiden Standorten verloren. Das Werk in Saarlouis, das den Bieterwettbewerb verloren hat, soll spätestens 2025 geschlossen werden. Aber auch das Werk in Almussafes steht mittlerweile vor dem Aus: Ford hat seine Ankündigung, dort ab 2025 Elektro-Fahrzeuge zu fertigen, wieder zurückgezogen.

Das Erste, was heute jeder Arbeiter, der ernsthaft kämpfen will, verstehen muss, ist das üble Doppelspiel der IG Metall und ihrer Betriebsfunktionäre. Während sie auf Betriebsversammlungen Betroffenheit heucheln, arbeiten sie auf das Engste mit der Unternehmensleitung zusammen, unterstützen ihre Profitpläne und spielen eine Schlüsselrolle, um Entlassungen und Werksschließungen durchzusetzen. Um die Arbeitsplätze zu verteidigen, ist ein von den Gewerkschaften getrennter Weg notwendig, der die Interessen der Arbeiter höher stellt als die Profitinteressen des Unternehmens.

Wie sieht der notwendige unabhängige Kampf aus?

Es ist notwendig, an allen Standorten von den gewerkschaftlichen Funktionären unabhängige Aktionskomitee zu gründen, die dann gemeinsam die Verteidigung von Arbeitsplätzen und Löhnen in die Hand nehmen. Nur so kann verhindert werden, dass die Unternehmensleitung und die Gewerkschaft hinter dem Rücken der Belegschaft für ein Werk nach dem anderen entweder die Stilllegung, den massiven Abbau von Arbeitsplätzen oder drastische Verschlechterungen der Bedingungen aushandeln.

Zentral ist, dass die gemeinsamen Interessen aller Arbeiter an allen Standorten in den Mittelpunkt gestellt werden, anstatt sich den Interessen der Konzerne zu beugen.

Die Aktionskomitees setzen der Bereicherungsorgie der Konzernspitze das Programm der internationalen Arbeitersolidarität entgegen. Nur so kann verhindert werden, dass eine Handvoll superreicher Manager und Aktionäre über die Zukunft und das Wohlergehen der Beschäftigten und ihrer Familien entscheidet.

Internationale Perspektive

Ihr seid nicht allein. Die Düsseldorfer Kolleginnen und Kollegen sehen sich – anders als die dortigen Betriebsräte – nicht als „Gewinner“ der aktuellen Neuordnung der Produktion. Sie haben in der Vergangenheit geblutet und wissen: Niederlagen an einem Standort sind zugleich Niederlagen aller Mercedes-Benz-Beschäftigten. Das Gleiche gilt für die Kollegen an anderen Standorten, etwa Stuttgart, Sindelfingen, Rastatt usw.

Auch in Osteuropa, in Ungarn, Rumänien oder Polen, würden es die bitter ausgepressten Kolleginnen und Kollegen begrüßen, wenn ihnen solidarisch die Hand gereicht wird, um ihre Arbeitsbedingungen und Löhne zu verbessern.

Aber nicht nur in Deutschland und Europa habt ihr Verbündete. Überall auf der Welt wächst der Widerstand gegen immer brutalere Formen der Ausbeutung, gegen Massenentlassungen, Betriebsschließungen und soziale Angriffe. Erst kürzlich streikten Mercedes-Kollegen im größten Werk außerhalb Deutschlands im brasilianischen São Paulo, weil 3600 von 9000 Arbeitsplätzen vernichtet werden sollen.

Dazu kommen nun noch die Folgen des Kriegs gegen Russland in der Ukraine. Nie zuvor war die Gefahr eines dritten, nuklear geführten Weltkriegs so groß wie heute. Die Großmächte – auch Deutschland – nutzen den Ukrainekrieg zur Aufrüstung, um ihre eigenen imperialistischen Interessen zu sichern. Wir Arbeiter sollen dafür zahlen.

Das ist in jedem Land der Welt so, Arbeiter stehen überall vor denselben Problemen. Sie leiden unter den steigenden Energiekosten, die wegen der Sanktionen gegen Russland explodieren, und unter der galoppierenden Inflation.

Überall auf der Welt nehmen Proteste und Arbeitskämpfe zu. Dabei sind die Arbeiter nicht nur mit den Regierungen und Konzernen, sondern auch mit den Gewerkschaften konfrontiert, die diese Welle des Widerstands ersticken und niederhalten wollen. Immer häufiger entschließen sich die Arbeiter deshalb, sich unabhängig in Aktionskomitees zu organisieren.

Die Verteidigung der Arbeitsplätze, Löhne und Sozialstandards geht Hand in Hand mit dem Kampf gegen die Kriegsgefahr und auch gegen die nun im Winter wieder drohende Corona-Durchseuchung mit all ihren Folgen.

Die WSWS ruft die Mercedes-Arbeiter in Ludwigsfelde und allen anderen Standorten dazu auf, den Kampf zur Verteidigung der Arbeitsplätze selbstbewusst in die eigenen Hände zu nehmen und sich nicht länger von der IGM und dem Betriebsrat dominieren zu lassen. Mit der Gründung eines Aktionskomitees wird der erste Schritt getan. Der Weg vorwärts besteht darin, sich mit den Kollegen in Osteuropa und auch in den USA, Brasilien, Mexiko und dem Rest der Welt zusammenschließen.

Die Zeit könnte günstiger kaum sein. Arbeiter kommen weltweit in Konflikt mit den Gewerkschaften und gründen unabhängige Aktionskomitees.

Wir unterstützen euch beim Aufbau eines Aktionskomitees in Ludwigsfelde und bei der Vernetzung mit anderen Aktionskomitees weltweit. Es geht darum, dass ihr im Kreise vertrauenswürdiger Kolleginnen und Kollegen darüber sprecht, was notwendig ist, um alle Werke und Arbeitsplätze zu verteidigen. Als Erstes muss dazu die Spaltung der Arbeiter durch die „Standortsicherung“ der Gewerkschaften durchbrochen werden. Ein gemeinsamer Kampf erfordert die Kontaktaufnahme mit Arbeitern aus den anderen deutschen Mercedes-Benz-Standorten, aber auch den internationalen Standorten wie in Ungarn, Rumänien, Polen, Brasilien, Mexiko usw. sowie mit Arbeitern aus anderen Betrieben, die alle mit ähnlichen Bedingungen konfrontiert sind und somit die gleichen Aufgaben vor sich haben.

Die WSWS unterstützt die Internationale Arbeiterallianz der Aktionskomitees (IWA-RFC), um eine solche internationale Vernetzung zu ermöglichen. Seit ihrer Gründung erhält diese Allianz weltweit Zulauf. Besonders in den USA haben Arbeiter in der Autoindustrie von den korrupten Gewerkschaften unabhängige Streik- und Aktionskomitees gegründet. Dort kandidiert der Sozialist Will Lehman für den Vorsitz der Autoarbeitergewerkschaft UAW. Mit seinen Forderungen nach der Abschaffung der Gewerkschaftsbürokratie, der Rückgabe der Macht an die Basis und die internationale Einheit der Arbeiterklasse gewinnt er enorme Unterstützung.

Arbeiter müssen zusammenstehen! Die Aktionskomitees knüpfen an die große Tradition der Arbeiterkämpfe an und führen die Stärke der Arbeiter selbstbewusst ins Feld. Lasst euch nicht einschüchtern! Manager und Betriebsräte bauen keine Autos. Ihr, die Arbeiter, schafft hier alle Werte. Die Aktionäre, die Manager, die Gewerkschaftsfunktionäre und die Betriebsräte sind Nutznießer eurer Arbeit.

Es ist jetzt wichtig, aktiv zu werden. An Arbeiter an allen Standorten: Unterstützt, verbreitet und teilt diesen Aufruf. Meldet euch bei uns über WhatsApp +491633378340 oder hier unten über das Formular!

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