Die Kampagne des Mack-Trucks-Arbeiters Will Lehman für die Präsidentschaft der Gewerkschaft United Auto Workers (UAW) stößt auf wachsende Unterstützung. Die WSWS veröffentlicht regelmäßig Interviews von Arbeitern in de USA und international. Weitere Unterstützungsstatements und Informationen über Will Lehmans Wahlkampf gibt es unter WillforUAWPresident.org.
Zwei Arbeiter von General Electric Aerospace, Joe und Jake, haben vor kurzem über die Arbeitsbedingungen in ihrem Werk in Cincinnati (Ohio) berichtet und erklärt, warum sie die Kandidatur des Mack-Trucks-Arbeiters Will Lehman zum Präsidenten der Gewerkschaft United Auto Workers (UAW) unterstützen. Beide arbeiten im GE-Werk in Evendale (Ohio), wo sich der UAW-Ortsverband 647 mit 500 Mitgliedern befindet. Sie bauen, testen und warten Flugzeugmotoren, die von GE und seinem Joint-Venture-Partner, dem französischen Konzern Safran Aircraft Engines, produziert werden.
In den letzten vier Jahren hat GE seine jahrzehntelangen Kostensenkungs- und Umstrukturierungs-Anstrengungen beschleunigt und 44,4 Prozent seiner weltweiten Belegschaft, bzw. 139.000 Arbeitsplätze, abgebaut. 50.000 davon befanden sich in den USA und fast ein Viertel in der Flugzeugmotorensparte. GE Aerospace ist der weltweit führende Hersteller von Motoren für Verkehrs- und Militärflugzeuge, u.a. für Boeing, Airbus und das US-Militär. Die Profite der Sparte stiegen im dritten Quartal um mehr als 50 Prozent auf 1,3 Milliarden Dollar, die Profitmargen auf 18,7 Prozent und damit fast auf die Rekordwerte vor der Pandemie.
Joe, der seit acht Jahren im Werk in Evendale arbeitet, erklärte gegenüber der World Socialist Web Site: „Covid und das Fiasko mit der Boeing 737 hatten große Auswirkungen auf GE und unser Werk. Wie es im Kapitalismus so ist, hat Boeing die Arbeiter unter Druck gesetzt zu produzieren, und deshalb sind Menschen gestorben. Gleichzeitig hat GE einen Großteil der Produktion von Triebwerken in Fabriken verlegt, in denen es keine Gewerkschaften gibt“, nach Alabama, New Hampshire und andere Bundesstaaten.
Joe verwies auf einen Streik im Werk Evendale im Jahr 1988, bei dem 5.400 Mitglieder des UAW-Ortsverbands 647 und 1.400 Mitglieder des Ortsverbandes 912 der International Association of Machinists zwei Monate im Ausstand waren: „In den 1980ern gab es einen Streik gegen die Forderungen des Unternehmens nach Produktionssteigerungen, für die Tätigkeitsbereiche kombiniert, konsolidiert und Arbeitsplätze abgebaut werden sollten. Jetzt sagen die Gewerkschaftsführer den Arbeitern: ,Reißt euch den Arsch auf und arbeitet euch zu Tode, oder ihr habt keine Stelle mehr.‘ Diese jungen Arbeiter hören, dass eine Autoritätsperson das sagt, und was sollen sie machen?
Früher war ein Mitglied eines UAW-Komitees das letzte, was ein Aufseher sehen wollte. Jetzt suchen einige Aufseher die Komitee-Leute aktiv auf, wenn sie uns zu Mehrarbeit zwingen wollen und auf Widerstand stoßen.
Es gab eine ungeschriebene Abmachung, dass niemand Überstunden macht, damit wir keine Fehler machen oder uns verletzen. Das Unternehmen hat den Präsidenten des Ortsverbands davon überzeugt, uns zu Überstunden zu zwingen, andernfalls würden wir entlassen. Die Arbeiter haben sich gewehrt, aber drei Monate später haben einige der Arbeiter doch Überstunden gemacht und damit die Solidarität gebrochen. Die Arbeitsplätze wurden aber trotzdem abgebaut, weil das schon immer der Plan von GE war.“
Joe erklärte, das Werk in Evendale sei zum neuen Firmensitz von GE Aviation umgewandelt worden, das jetzt GE Aerospace heißt. „Vorstandschef Lawrence Culp läuft durch das Werk, und das macht den Eindruck, als würde der König seine Bauern beobachten, um zu sehen, wie das Getreide wächst. Es ist beleidigend mitanzusehen, wie einige aus der Gewerkschaftsführung mit ihm und dem Unternehmen zusammenarbeiten.
In den letzten zehn Jahren ist die Zahl der Arbeiter in dem Werk von 1.000 auf etwa 500 gesunken. Es gab Entlassungen, aber ein Großteil der Arbeitsplätze ging durch Schwund verloren. Arbeiter gehen in Rente oder kündigen, was vor 20 Jahren unvorstellbar war.
Weil sie keine neuen Leute einstellen, führen sie das ‚Teamkonzept‘ und ‚Lean Production‘ wieder ein. Die Teamleiter machen die Arbeit der Aufseher, und die Arbeiter machen mehrere Jobs auf einmal. Nichts davon steht im Vertrag, aber das Management behauptet, sie tun das, um ,euch mehr Verantwortung zu geben‘.
Einige Gewerkschaftsvertreter glauben das wirklich. Sie scheinen davon auszugehen, dass das Unternehmen die uneingeschränkte Macht über unsere Arbeitsplätze hat, und wir deshalb mit ihm zusammenarbeiten und betteln müssen, um unsere Arbeitsplätze zu sichern. Die UAW-Funktionäre meinen, dass sie beweisen müssen, dass die Gewerkschaft diese ,schlanke Produktion‘ liefern kann. Das bedeutet jedoch nur, mit weniger Leuten mehr zu tun, die Belegschaft zu verkleinern und marktkonforme Stufenlöhne durchzusetzen. Aber wir wissen, dass ‚Lean Production‘ nur eine Methode ist, Zugeständnisse zu erreichen und die Profite und Aktienkurse für die Aktionäre in die Höhe zu treiben. Das ist so arbeiterfeindlich wie die Automatisierungskampagne der Nachkriegszeit.
Sie machen einem dieses Team-Zeug mit der Behauptung schmackhaft, es würde zu besseren Arbeitsbedingungen und zu größerer ,Autonomie‘ führen. In Wirklichkeit bedeutet es, dass mehr Arbeit und Profite aus den Arbeitern herausgepresst werden. Jedes Jahr ist ihr Mantra, wir machen Rekordprofite. Das UAW-Komiteemitglied der zweiten Schicht hat die Lügen geschluckt, das würde Arbeitsplätze sichern. Er wiederholt die Drohungen des Managements gegen uns und lebt nach dem Grundsatz der gewerkschaftlichen Zusammenarbeit.
Die Vorstellung, dass das Management alle Macht hat und die Arbeiter keine, ist pervers und haltlos. Wir haben ihm gesagt, dass wir seine Prämisse ablehnen.
Es gibt sicherlich gewisse Ängste wegen des Lebensunterhalts der Leute. Die können ihr Kapital jederzeit mitnehmen und irgendwo anders in der Welt hingehen. Das ist die Mobilität des Kapitals. Aber deshalb unterstütze ich Wills Forderung nach Internationalismus der Arbeiterklasse.
Ich unterstütze Will zum einen, weil er will, dass die Macht demokratisch an die Arbeiter zurückgeht. Seine Vision einer internationalen, industrieübergreifenden Solidarität zwischen Arbeitern und der Ablehnung des ,Buy American‘-Dogmas von nationalistischem Konsum ergibt wirklich Sinn, und auch die vielen anderen Punkte seines Wahlkampfs.
Zweitens unterstütze ich Will, weil er Sozialist ist. Der Kapitalismus basiert auf einem einzigen Prinzip: dem nackten Selbstinteresse. Meiner Meinung nach ist der Sozialismus in unserer globalen neoliberalen Weltwirtschaft die einzige Option, die das Wohlergehen der Menschen in den Mittelpunkt stellt, Menschen nicht als Mittel zum Zweck, sondern als den eigentlichen Zweck. Er ist die einzige Struktur mit Herz. Dass Will offen als Sozialist antritt, zeigt meiner Meinung nach ein Ausmaß an Mut und Entschlossenheit für eine Sache, das der UAW völlig abgeht.“
Joe beschrieb seine eigene politische Entwicklung: „Ich hatte ein Erweckungserlebnis. Ich war früher Anhänger rechter Politik und war extrem konservativ. Ich hatte kein Gefühl für die Arbeiterklasse und die materiellen Interessen hinter der Politik. Nach vier oder fünf Jahren lüftete sich der Schleier, und ich erkannte, was wirklich zählt: die Interessen der Arbeiterklasse. Es geht um angemessene Löhne, mit denen man Gemeinschaften aufbauen kann, Zugang zu bezahlbarer Krankenversorgung, Bildung, gute Arbeitsbedingungen, den Kampf für bezahlten Urlaub und gegen den Arbeitsplatzabbau in allen Bereichen. Und ich habe erkannt, dass das im Interesse aller Arbeiter der Welt ist, nicht nur derjenigen in unserem Ortsverband.“
Jake arbeitet seit zehn Jahren im Werk in Evendale. Er erklärte gegenüber der WSWS: „Ich habe die Debatte zwischen Will und den anderen UAW-Präsidentschaftskandidaten beobachtet. Was mich beeindruckt hat, war, was Will über Internationalismus gesagt hat. Alle anderen Kandidaten waren nationalistisch. Will erklärte, so etwas wie ein amerikanisches Fahrzeug gibt es nicht, weil wir mit Teilen arbeiten, die von Arbeitern auf der ganzen Welt gemacht wurden, die die gleichen Interessen haben wie wir. Wir müssen den Arbeitern die Macht zurückgeben.
Alle anderen Kandidaten in der Debatte waren farblos. Will hatte Inhalt und war anders. Als wir Wills Anzeige im Solidarity Magazine lasen, konnten wir zwei es nicht glauben. Wir sagten, entweder ist er ein Sozialist oder irgendein Rechter, der sich mit populistischer Rhetorik in Szene setzt. Wir fingen an, Will zu beobachten. Dann lasen wir seinen Brief, in dem er die Freilassung von Julian Assange forderte. Wir sagten uns, das ergibt so viel Sinn. Es war großartig, jemanden zu haben, der für uns spricht. Wir fingen an, mit Leuten in der Arbeit über ihn zu sprechen, und sie sagten: ,Ich wähle ihn.‘ Wir wissen, dass nicht alle mit dem Sozialismus einverstanden sind oder ihn verstehen, aber sie sehen jemanden, der ihnen Hoffnung gibt und ihre Interessen als Arbeiter teilt.
Warum sollen zwölf Leute alles besitzen und alle anderen unter den Übeln des Kapitalismus leiden? Sie sagen uns, besser wird's nicht, und die Menschheit kann sich nicht mehr weiter entwickeln. Das stimmt nicht. Wir sind mit Will einer Meinung: Wir werden für eine bessere Zukunft kämpfen müssen.“
Jake beschrieb, wie die Zusammenarbeit der UAW-Bürokratie mit den Unternehmen zu einem starken Rückgang des Lebensstandards und der Lebensbedingungen der Arbeiter geführt hat.
„Mit der UAW haben wir jahrzehntelang nur Zugeständnisse bekommen. Niemand wollte diese schlechten Tarifverträge, und die Arbeiter haben dagegen gestimmt, aber sie wurden immer wieder durchgesetzt. Wir sind die Luftfahrtsparte der United Automobile, Aerospace and Agricultural Implement Workers of America. Aber unsere Löhne und Zusatzleistungen haben nicht mit denen anderer Luftfahrtmechaniker Schritt gehalten.
Das Unternehmen hat versucht, das Zwei-Stufen-Lohnsystem einzuführen, aber die Gewerkschaftsfunktionäre haben gewusst, dass sie das nicht mit einem Tarifvertrag durchsetzen können. 2017 hat GE versucht, unsere Tarifverträge wieder zu öffnen und ,marktkonforme Löhne‘ für neu eingestellte Arbeiter einzuführen. Das Unternehmen behauptete, das wäre eine ,sehr wettbewerbsfähige‘ Bezahlung, aber die Gewerkschaft hat Nein gesagt. Aber dafür haben sie andere Zugeständnisse gemacht, und nach 2012 eingestellte Arbeiter haben keine Renten, weniger Freizeit und weniger sonstige Leistungen. Wir haben de facto ein Stufen-System, weil Neueingestellte erst nach fünf Jahren die Zulagen von zehn Prozent für Schichten bekommen. GE hat seit Jahren versucht, die neuen Arbeiter von denjenigen mit zehn Jahren und mehr zu spalten.“
Jake erklärte, es gebe bei General Electric mehrere Gewerkschaften, wobei die International Union of Electrical Workers (IUE) die Hauptrolle im Coordinated Bargaining Committee (CBC) der GE-Gewerkschaften spielt.
Wie Jake erklärte, hatten während der letzten Tarifverhandlungen im Jahr 2019 die Verhandlungen bis zur letzten Woche vor dem Auslaufen des alten Tarifvertrags angedauert: „Die Gewerkschaft hat den Arbeitern gesagt, sie sollen sich auf einen Streik vorbereiten, wenn bis Sonntag um Mitternacht keine vorläufige Einigung vorliegt. Viele Arbeiter hatten genug von Zugeständnissen und waren bereit zu kämpfen. Die Leute brachten ihre persönlichen Sachen nach Hause und waren bereit zum Streik. Doch dann hat der IUE-Präsident [Jerry Carney] hinter dem Rücken der restlichen Gewerkschaften in der CBC einen Hinterzimmerdeal ausgehandelt.“
Er erklärte, die Führung des UAW-Ortsverbands 647 „begann eine Kampagne, um die Arbeiter zu überzeugen, für den Tarifvertrag zu stimmen. Die UAW-Funktionäre erklärten, man müsse den Tarifvertrag akzeptieren, weil er das ,letzte, beste und endgültige‘ Angebot des Unternehmens sei, und unser Vertreter der UAW International erklärte uns in einem Gewerkschaftstreffen, wir dürften nicht erwarten, etwas Besseres zu bekommen. Letzten Endes wurde das Abkommen mit nur wenigen Prozentpunkten der Stimmen angenommen. Der Vertrag senkte die Überstundenzuschläge für Arbeiter, die früher anfangen, von doppelt auf eineinhalbfach und erhöhte die Zeit, bis man Überstunden bezahlt bekommt, auf eine Stunde. Sie haben außerdem die Lebenskostenangleichung abgeschafft, die Krankenversicherungsprämien sind gestiegen, Zahnersatz und Sehhilfen gab es nur noch mit Eigenbeteiligung.“
Jake fügte sarkastisch hinzu: „Laut dem Unternehmen sind Zähne Luxusknochen. Sie wollen, dass wir 50 Dollar pro Monat zusätzlich zahlen, damit wir weiterhin Zahnersatz und Sehhilfen bekommen. Bei einem Vierjahresvertrag sind unsere Gesundheitskosten sowieso schon durch die hohen Abschlagszahlungen ins Astronomische gestiegen. Arbeiter fragen ihre Ehepartner immer: ,Sind die Kinder wirklich so krank, dass sie zum Arzt gehen müssen?‘ Solche Gespräche sollte es nicht geben.“
Jake beschrieb die brutalen Bedingungen in der Fabrik, die das Management und die UAW durchgesetzt haben. Sie gefährden nicht nur die Arbeiter, sondern auch die Insassen der Flugzeuge: „Das Unternehmen gibt uns Gutscheine, damit Arbeiter ihre Inspektionen schneller durchführen – für Flugzeugtriebwerke! Das ist ihre ,schlanke Produktion‘. Sie wollen mehr produzieren mit weniger, und stützen sich auf die Arbeiter, vor allem die jüngeren, die nicht wissen, dass sie unsichere Arbeit verweigern dürfen. Sie haben in den Fabriken eine Atmosphäre der Einschüchterung geschaffen.
Wir bauen riesige Flugzeugtriebwerke, die tausende Pfund wiegen. Während eines Schneesturms wollten die Leute früher nach Hause, damit sie nicht im Sturm feststecken. Der Aufseher sagte, sie könnten erst gehen, wenn sie das Triebwerk, an dem sie arbeiten, zu den Testzellen gebracht haben. Sie mussten dieses Triebwerk draußen, in extrem schlechtem Winterwetter, mit einem Schlepper mehr als drei Kilometer über das Werksgelände ziehen.
Es waren teilweise neue und teilweise langjährige Leute, und sie wollten wegen des Schneesturms schnell fertig werden. Aber der Schlepper ist mit dem Triebwerk im Schlepptau zusammengeklappt. Zum Glück wurde niemand verletzt. Dann holte einer von ihnen seinen eigenen Truck, um das Triebwerk und den Schlepper zu schieben. Diese Arbeiter waren der Meinung, sie könnten sich nicht weigern und dem Aufseher sagen, dass ihr Leben wichtiger sei als seine Produktionspläne. Der verantwortliche Aufseher wurde nie dafür bestraft.
Alle Neueingestellten wurden in die zweite Schicht gesteckt, und es wurde eine richtige Kultur geschaffen, in der sie gegen die älteren Arbeiter aufgehetzt werden, und umgekehrt. Einige UAW-Führer und Manager sagen diesen jüngeren Arbeitern: ,Ihr seid diejenigen, die dieses Werk retten werden.‘ Die Gewerkschaftsführung fördert diese halsabschneiderische Kultur, die für das Unternehmen ein Geschenk ist. Sie haben sie völlig verinnerlicht. Das Komiteemitglied sagt: ,Arbeitet so schnell ihr könnt, arbeitet um den Job zu beenden, damit ich mich dafür einsetzen kann, mehr Arbeit zu bekommen.‘ Die Neuen wissen es nicht besser, weil das Unternehmen und die Gewerkschaft ihnen das Gleiche sagen.“
Zum Schluss erklärte Jake: „GE hat Probleme, Leute zu finden und zu behalten, weil zum ersten Mal Arbeiter kündigen und sich andere Jobs suchen. Das hier waren in Cincinnati einmal die begehrtesten Arbeitsplätze. Wenn man hier einen Job hatte, dann hatte man ausgesorgt. Aber das hat sich alles geändert.“
Joe fügte hinzu: „Mein Vater hat 1978 bei GE angefangen. Ich erinnere mich noch, wie meine Mutter 1988 mit mir zum Streikposten gefahren ist, um meinem Vater Essen zu bringen. Nach dem Streik wurden die Arbeitsplätze abgebaut. Die Belegschaft ist von etwa 10.000 auf heute nur noch 500 gesunken. Mein Vater wurde entlassen, und ich erinnere mich, dass alle Eltern ihre Arbeitsplätze verloren haben. Er wurde erst 2013 wieder eingestellt.“
Selbst als die Gewerkschaftsfunktionäre behaupteten, Zwei-Stufen-Löhne und andere Zugeständnisse würden „Arbeitsplätze retten, beteiligten sie sich an der Schließung der GM-Fertigungs-, Bremsen- und Karosseriewerke in der Region Cincinnati-Dayton und der Zerstörung von 75.000 Industriearbeitsplätzen alleine im Zeitraum von 2000 bis 2015.
Joe erklärte: „In dieser Region fand jahrelang De-Industrialisierung statt, und sie wurde schwer von der Heroin- und Opiatkrise getroffen. Hier hat sogar ein Sheriff gesagt: ,Gebt Kriminellen kein Narcan, lasst sie sterben.‘ Das ist krank.
Bevor ich zu GE gekommen bin, habe ich im Ford-Werk in Sharonville und für den Seifenhersteller St. Bernard gearbeitet. Angeblich war es für Arbeiter wie ein Lottogewinn, bei Ford zu arbeiten. Aber ich sah die Auswirkungen der Stufen-Löhne, die die UAW akzeptiert hat. Das hat die Belegschaft gespalten, weil der eine halb so viel verdient wie der Typ neben ihm. GE war auch mal ein begehrter Arbeitgeber. Man hat GE nur verlassen, wenn man in Rente gegangen oder gestorben ist. Aber jetzt stagnieren die Löhne seit Jahren.“
Zum Schluss wies Joe auf die umfassenderen Probleme hin, vor denen die Arbeiterklasse steht, darunter die Gefahr eines Atomkriegs: „Man geht zur Arbeit und sieht ein großes Bild von [ex-Vorstandschef Jack] Welch und George W. Bush. Ein Großteil unserer Arbeit ist für die Rüstungsindustrie. Es gefällt mir, wie Will es formuliert hat: Arbeiter haben kein Interesse daran, Krieg gegeneinander zu führen. Die Arbeiterklasse hat nur internationale Interessen. In Kriegen kämpft eine Arbeiterklasse auf Befehl der herrschenden Klasse gegen eine andere Arbeiterklasse. Es sind die Arbeiter, die armen Bauern, die für den militärisch-industriellen Komplex sterben. Und wenn man bei GE arbeitet, dann ist man im Bauch der Bestie.
Jetzt sagen die Politiker, beim Krieg gegen Russland und China lägen ,alle Optionen auf dem Tisch‘. Diese Logik läuft auf die atomare Vernichtung und das Ende der Menschheit hinaus. Ich war früher Anhänger rechter patriotischer und nationalistischer Politik. Ich habe bei der Fahrt zur Arbeit Sean Hannity und Rush Limbaugh gehört. Aber 2008–09 fingen sie an, auf die Gewerkschaften loszugehen und behaupteten, die hohen Kosten für langjährige Arbeiter in der UAW wären für die Rezession verantwortlich. Ich hatte einen Moment kognitiver Dissonanz. Ich hatte dieses ,God Bless the USA‘-Evangelium gepredigt, aber dann kam ich zu GE und begann, mich online weiterzubilden. Ich begann über die Geschichte der Arbeiterbewegung und die Bürgerrechtsbewegung zu lesen und zu begreifen, was die wahren Interessen der Arbeiterklasse sind.
Das sind die Interessen, für die Will kämpft. Deshalb unterstütze ich ihn.“
Weitere Informationen über Will Lehmans Wahlkampf finden sich unter WillforUAWPresident.org.