Wie neue Beweise zeigen, ist die offizielle Erklärung des israelischen Militärs zum Tod von 15 palästinensischen Sanitätern und Rettungskräften in Rafah am Morgen des 23. März ein reines Lügengebäude.
Die Untersuchung der Leichen von Angehörigen des palästinensischen Roten Halbmondes (PRCS), des palästinensischen Zivilschutzes und der Vereinten Nationen durch einen Gerichtsmediziner – zusammen mit einem Video, das auf dem Smartphone eines der getöteten Mitglieder des Sanitäts- und Rettungsteams gefunden wurde – belegt, dass die 15 Helfer von israelischen Soldaten aus nächster Nähe getötet wurden.
Wie während des gesamten 18-monatigen Völkermords in Gaza, bei dem mehr als 50.000 Palästinenser getötet wurden, hat sich das israelische Militär auch diesmal eine Lüge zurechtgelegt. Es behauptet, die Soldaten hätten bei Nacht auf nicht gekennzeichnete Fahrzeuge geschossen, da sie vermuteten, dass sie Kämpfer der Hamas und des Islamischen Dschihad transportierten.
Spätestens seit dem 30. März, als die Überreste der Rettungskräfte aus einem Massengrab geborgen wurden, ist bekannt, dass ihre Leichen und die Krankenwagen vom israelischen Militär zusammengesammelt, begraben und dann mit Bulldozern untergepflügt wurden, um das Verbrechen zu vertuschen.
Der Gerichtsmediziner Ahmad Dhaher, der persönlich fünf der Leichen im Nasser-Krankenhaus von Chan Yunis untersucht hatte, erklärte dem Guardian:
Eine vorläufige Analyse deutet darauf hin, dass sie nicht aus großer Entfernung erschossen wurden, da die Stellen der Schusswunden gezielt und absichtlich platziert sind.
Dhaher erklärte außerdem:
Es war festzustellen, dass die Kugeln bei einer Person auf den Kopf gerichtet waren, bei einer anderen auf das Herz, und bei einer dritten Person wurde sechs- oder siebenmal in den Oberkörper geschossen.
Er räumte zwar ein, dass es aufgrund der Verwesung schwierig sei, endgültige Schlüsse zu ziehen. Im Zusammenhang mit anderen Beweisen und den anhaltenden, gezielten und unablässigen Angriffe des zionistischen Regimes auf palästinensische Ärzte- und Rettungsteams bestehe kein Zweifel daran, dass die Entwicklungshelfer in einen Hinterhalt gelockt und hingerichtet wurden.
Die PRCS hat derweil das siebenminütige Handy-Video veröffentlicht. Es zeigt, dass eindeutig gekennzeichnete Krankenwagen und Sanitäter, die reflektierende Kleidung trugen, aus nächster Nähe beschossen wurden, als sie ihre Fahrzeuge verließen, um einem anderen Rettungsfahrzeug am Straßenrand zu helfen. Die Echtheit des Videos wurde durch seine Standortbestimmung bestätigt.
Das Video, das aus dem Vorderbereich eines fahrenden Fahrzeugs aufgenommen wurde, zeigt einen Konvoi aus Krankenwagen und einem Feuerwehrfahrzeug mit eingeschalteten Scheinwerfern und Blaulicht, die auf einer Straße nördlich von Rafah am frühen Morgen nach Süden fahren. Die ersten Sonnenstrahlen sind zu sehen, außerdem ist Vogelgesang zu hören.
Die New York Times beschrieb die Szene, als der Mitarbeiter der Hilfsorganisation, der das Video aufnimmt, aus dem Fahrzeug steigt:
In dem Video ist zu sehen und zu hören, wie eine Salve von Schüssen den Konvoi trifft.
Die Kamera wackelt und das Bild bricht ab. Aber der Ton ist noch für fünf Minuten zu hören, und die Schussgeräusche hören nicht auf. Ein Mann sagt auf Arabisch, dass Israelis anwesend sind.
Von dem Sanitäter, der das Video aufgenommen hat, ist zu hören, wie er immer wieder das „Shahada“ vor sich hin sagt, ein muslimisches Glaubensbekenntnis, das Menschen im Angesicht des Todes aufsagen. Man hört den Sanitäter sagen: „Es gibt keinen Gott außer Gott, Mohammed ist sein Gesandter.“ Er bittet Gott um Vergebung und sagt, er wisse, dass er sterben wird.
Er sagt: „Vergib mir, Mutter. Dies ist der Weg, den ich gewählt habe – Menschen zu helfen. Allahu akbar (Gott ist groß).“
Im Hintergrund ist zu hören, wie mehrere Rettungskräfte verzweifelt schreien und Soldaten auf Hebräisch Befehle rufen. Was genau sie sagen, ist nicht klar.
Laut dem Roten Halbmond wurde der Sanitäter, der das Video aufgenommen hat, später mit einer Kugel im Kopf im Massengrab gefunden. Die Behörde hat seinen Namen nicht bekanntgegeben, weil er Angehörige in Gaza hat, die laut einem UN-Diplomaten Angst vor israelischen Vergeltungsaktionen haben.
Seit dem ersten Golfkrieg 1990–1991 führen die Vereinigten Staaten ununterbrochen Krieg. Gestützt auf ein marxistisches Verständnis der Widersprüche des US- und des Weltimperialismus analysiert David North die Militärinterventionen und geopolitischen Krisen der letzten 30 Jahre.
Die New York Times analysierte außerdem das Gebiet, in dem der Konvoi in dem Video anhält, das einige Stunden später auf einem Satellitenbild festgehalten wurde. Im Bericht der Times heißt es:
Zu diesem Zeitpunkt waren die fünf Krankenwagen und das Feuerwehrauto von der Straße weggeschafft und auf einen Haufen zusammengestellt worden.
Zwei Tage später zeigte ein neues Satellitenbild des Gebiets, dass die Fahrzeuge offenbar vergraben wurden. Neben aufgewühlter Erde sind drei israelische Militärbulldozer und ein Bagger zu sehen. Außerdem haben die Bulldozer Erdbarrieren auf der Straße in beide Richtungen des Massengrabs errichtet.
Dr. Khatib erklärte, ein Mitglied des palästinensischen Roten Halbmondes werde immer noch vermisst, Israel habe sich nicht dazu geäußert, ob er verhaftet oder getötet wurde.
Auch CNN analysierte Satellitenbilder des Schauplatzes ab dem 23. März, die zuerst von Al Jazeera Arabic veröffentlicht wurden. Sie zeigen israelische Militärfahrzeuge rund um eine Ansammlung von fünf Krankenwagen des PRCS und des Zivilschutzes. Ein anderes Satellitenbild vom 25. März zeigt einen israelischen Panzer, einen Bagger und weitere Militärfahrzeuge an der gleichen Stelle. Wo zuvor die Krankenwagen standen, ragen nur noch Überreste der Fahrzeuge aus der aufgewühlten Erde.
Während weitere Details über das Massaker an palästinensischen Helfern bekannt wurden, setzte Israel seine Angriffe auf Gaza fort. In der Nacht zum Sonntag wurden mindestens 32 Menschen getötet, darunter ein Dutzend Frauen und Kinder. Bei einem Angriff wurden ein Zelt und ein Haus in Chan Yunis von einer Granate getroffen. Wie das Nasser-Krankenhaus mitteilte, wurden fünf Männer, fünf Frauen und fünf Kinder getötet. Auch eine Journalistin war unter den Toten.
Auch im Flüchtlingslager Dschabaliya im Norden des Gazastreifens wurden laut dem Gesundheitsministerium von Gaza mindestens vier Menschen bei Granateneinschlägen getötet. Wie ein Journalist der Associated Press berichtete, wurden im Al-Aqsa-Märtyrer-Krankenhaus in Deir al-Balah im Zentrum des Gazastreifens sieben Leichen eingeliefert, darunter ein Kind und drei Frauen. Bei einem Angriff in Gaza-Stadt wurden laut dem palästinensischen Zivilschutz mindestens sechs Menschen, darunter drei Kinder, getötet, als sie vor eine Bäckerei anstanden.
Mit Unterstützung von US-Präsident Trump hat Israel seine kurzlebige Waffenruhe beendet und die Luft- und Bodenoffensive in Gaza mit aller Härte wiederaufgenommen. Im Rahmen seiner ethnischen Säuberungskampagne hat es Angriffe geführt, Gebiete besetzt und den Import von dringend benötigten Nahrungsmitteln, Treibstoff und humanitärer Hilfe unterbunden.
Der faschistische israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu erklärte am Montag, er werde sich ein zweites Mal mit Donald Trump treffen, um den Angriff auf Gaza zu diskutieren. Der Angriff löst im Land weiterhin Empörung in der Bevölkerung aus, und die 17-prozentigen Zölle, welche die USA letzte Woche gegen Israel verhängt haben, verschärfen die politische Krise innerhalb des zionistischen Staats.