Freitag war der achte Tag im Streik der John-Deere-Arbeiter gegen den Land- und Baumaschinenhersteller. Obwohl die Gewerkschaft United Auto Workers (UAW) von Anfang an systematisch versucht hat, den Streik zu isolieren, zeigen die Arbeiter weiterhin große Entschlossenheit, Widerstand zu leisten.
Die mehr als 10.000 Arbeiter bei Deere in Iowa, Illinois, Kansas, Georgia und Colorado traten zum ersten Mal seit 35 Jahren in den Streik, nachdem sie eine vorläufige Vereinbarung mit mehr als 90 Prozent abgelehnt hatten. Der geplante Tarifvertrag über sechs Jahre, der von der UAW unterstützt wurde, sah u.a. Lohnerhöhungen unterhalb der Inflationsrate sowie die Abschaffung der Betriebsrenten für neu eingestellte Arbeiter vor.
Am Freitag machte Deere scheinbar einen Rückzieher und kündigte an, man werde den streikenden Arbeitern die Krankenversicherung nicht streichen und sie weiterhin für das Produktivitäts-Anreizsystem CIPP bezahlen. Zuvor hatten Arbeiter gegenüber der WSWS erklärt, das Unternehmen wolle beides streichen.
Das Vorgehen von Deere erinnert an das von General Motors während des Streiks von 48.000 US-Autoarbeitern im Jahr 2019. Letzten Endes handelt es sich dabei nicht um einen Akt der Barmherzigkeit durch die Vorstände, sondern um ein Manöver mit dem Ziel, die Wogen zu glätten, damit die UAW den Streik beenden und die Forderungen des Unternehmens durchsetzen kann.
Ein Deere-Arbeiter aus Ottumwa erklärte gegenüber der WSWS: „Die Krankenversicherung sollte am 27. Oktober auslaufen. Deere hat außerdem die letzten CIPP-Schecks zurückgehalten, die rausgehen sollten. Der Druck muss zu stark geworden sein. Sie zahlen den Beschäftigten, was sie ihnen schulden und finanzieren den streikenden Arbeiterng weiterhin die Versicherung. Ich glaube, das gilt nur für Arbeiter, die nicht erst vor Kurzem eingestellt wurden und noch arbeiten.“
Der Arbeiter fügte hinzu: „Viele sehen es als einen Kampf von David gegen Goliath. Es ist Zeit, dass die Vorstände merken, dass sie ohne die Arbeiter nichts machen können. Deere kann nichts machen, wenn die Arbeiter nicht auf Fehler hinweisen und erklären, wie man sie behebt.“
Laut Vertretern der UAW-Ortsverbände wurden die Verhandlungen zwischen dem Unternehmen und der Gewerkschaft am Montag fortgesetzt. Die UAW veröffentlichte keine Informationen über den Inhalt des Treffens und hat die Arbeiter seither völlig im Unklaren über die weiteren Treffen gelassen. Der Grund ist, dass es sich dabei nicht um Verhandlungen zwischen zwei gegnerischen Parteien handelt, sondern um strategische Beratungen darüber, wie man den Widerstand der Arbeiter schwächen und einen weiteren Tarifvertrag nach den Vorstellungen des Unternehmens durchpeitschen kann.
Am Mittwoch erschien US-Landwirtschaftsminister Tom Vilsack an einem Streikposten der Deere-Arbeiter. Sein Auftauchen verdeutlicht die zunehmende Nervosität der Biden-Regierung wegen des Streiks und ihren Wunsch, ihn so schnell wie möglich zu beenden. Der beispiellose Schritt ist ein kalkuliertes politisches Manöver der Biden-Regierung, die sich als die gewerkschaftsfreundlichste Regierung in der Geschichte der USA verkauft, um diese rechten Organisationen, vor allem die UAW, gegen die zunehmende Rebellion der Arbeiter an der Basis zu stärken. Die Biden-Regierung ist sich bewusst, dass unter Arbeitern massive Wut über die UAW herrscht, und fürchtet, eine Rebellion außerhalb der Kontrolle der Gewerkschaften könnte eine größere Streikbewegung auslösen.
Am Tag von Vilsacks Auftritt hatte die wirtschaftsfreundliche Richterin Marlita Greve, die von Vilsack in dessen Zeit als Gouverneur von Iowa eingesetzt wurde, für Deere eine einstweilige Verfügung gegen die streikenden Arbeiter in seinem Werk in Davenport (Iowa) verhängt. Diese verbietet die Benutzung von Stühlen und Feuertonnen, obwohl sie seit Jahrzehnten bei Streikposten üblich sind. Gleichzeitig veröffentlichte der UAW-Ortsverband 281 in Davenport am Donnerstag eine Erklärung auf Facebook, in der er die Arbeiter aufrief, sich unaufgefordert an die Verfügung zu halten. Dass sich die UAW so feige dem skandalösen juristischen Vorgehen von Deere unterwirft, bestätigt ihre Entschlossenheit, den Streik abzuwürgen.
Während die Deere-Arbeiter ihren Streik fortsetzen, hat die UAW 3.500 Arbeiter bei dem Autozulieferer Dana Inc., der auch Deere beliefert, sechs Wochen lang weiterarbeiten lassen. Sie hatten zuvor einen unternehmensfreundlichen Tarifvertrag mit mehr als 90 Prozent abgelehnt, den ihnen die UAW und die United Steelworkers (USW) aufzwingen wollten. Jetzt wollen die UAW und die USW die Arbeiter zwingen, weitere Zugeständnisse zu akzeptieren.
Trotz der Versuche der UAW und des Unternehmens, den Streik zu sabotieren, haben die Deere-Arbeiter ihre Entschlossenheit zur Fortsetzung des Kampfs bekundet.
Ein Arbeiter aus Des Moines erklärte seine Entschlossenheit, nach den jahrelangen Zugeständnissen der UAW zu kämpfen und beträchtliche Verbesserungen zu erringen: „Ich will einen Ratifizierungsbonus von mindestens 8.000 Dollar. Zehn Prozent mehr Lohn für jedes Jahr des sechsjährigen Tarifvertrags. Das bedeutet mindestens 60 Prozent mehr über sechs Jahre. Wir wollen außerdem unsere Gesundheitsversorgung und unsere Zusatzleistungen, und wir wollen eine Rente von 2.000 Dollar pro Monat für jeden Arbeiter nach 20 Jahren Betriebszugehörigkeit. Zehn Prozent für jedes geleistete Jahrzehnt. Bei 30 Jahren sollte die Rente bei 3.000 Dollar pro Monat liegen.
Momentan bekommt man im Jahr 2021 nach 30 Jahren Arbeit bei Deere 900 Dollar Rente pro Monat. Abzüglich Steuern sind das nur 600 pro Monat. Es ist also nicht so gut, wie Deere behauptet.
Wir wollen keine Zweite-Klasse-Bezahlung und -Boni für neu Eingestellte, wir wollen nicht, dass die Neuen verraten werden.
Heute habe ich in der Werkshalle gesagt: Ein Hirsch [Deer, Wortspiel mit Deere] ist schnell und gewandt. Aber wir Kolleginnen und Kollegen sind Löwen. Sie können weglaufen, aber früher oder später werden sie gefangen. Schaut euch an, wie die Löwen in Afrika schlemmen.“
Ein Deere-Arbeiter aus Dubuque erklärte der WSWS: „Wenn Sie mir vor ein paar Monaten gesagt hätten, die Arbeiter würden sich erheben, hätte ich das nicht geglaubt. Aber jetzt ist alles möglich. Alles ist möglich, wenn die Arbeiterklasse aufsteht und kämpft.
Jetzt kann man sehen, wie die Politiker versuchen, ihre Unterstützung zu zeigen oder vor uns herumzutanzen. Aber wir sind ihnen egal. Die Wall Street hat sie gekauft und bezahlt. Sie wollen diesen Streik beenden.
Deere ist von großer Bedeutung für die Wirtschaft von Iowa und Illinois und für die amerikanische Wirtschaft. Deere ist auch eng mit der Agrarwirtschaft verwoben. Es geht um eine Menge Geld.
Die Politiker wollen diesen Streik nicht. Sie wollen die Lage beruhigen und ihn beenden.“
Um sich gegen die Verschwörung von UAW und Deere-Konzern zu wehren und einen Kampf für erhebliche Verbesserungen bei Löhnen und Sozialleistungen zu organisieren, haben Arbeiter zu Beginn des Monats das Aktionskomitee der John-Deere-Arbeiter gegründet. Das Komitee hat verlangt, dass Ressourcen eingesetzt werden, um den Streik auf eine ernsthafte Grundlage zu stellen – einschließlich eines vollen Einkommensausgleichs für streikende Arbeiter, bezahlt aus dem mehr als 700 Millionen Dollar umfassenden Streikfonds der UAW –, sowie ein Ende der Geheimhaltung der Gespräche zwischen der Gewerkschaft und Deere, die Ausrufung eines Streiks bei Dana und die Mobilisierung der Arbeiter in der gesamten Autoindustrie für einen gemeinsamen Kampf.
Um mehr über den Beitritt zum Aktionskomitee der John-Deere-Arbeiter zu erfahren, können sich Deere-Arbeiter per E-Mail an deerewrfc@gmail.com wenden.