Mehr Informationen über den Beitritt zum Aktionskomitee John Deere Workers Rank-and-File Committe unter deerewrfc@gmail.com oder per SMS an 001 (484) 514-9797.
Die streikenden Arbeiter bei John Deere votierten am Dienstag erneut gegen eine vorläufige Vereinbarung, die ihre Gewerkschaft United Auto Workers (UAW) durchpeitschen wollte. 55 Prozent stimmten dagegen. Die Gewerkschaftsfunktionäre veröffentlichten erst zwei Tage vor der Abstimmung fünf Seiten mit „Highlights“ des Vertrags. Auf diese Weise wollten sie die Arbeiter überrumpeln, damit sie den Deal akzeptieren, bevor sie ihn gründlich lesen und diskutieren konnten.
Genau wie der erste Tarifvertrag, den die UAW ausgehandelt hatte und der am 10. Oktober mit 90 Prozent abgelehnt wurde, erfüllt auch das neueste Abkommen nicht die Forderungen der Arbeiter. Dazu gehören die Wiedereinführung der Gesundheitsversorgung für Rentner, eine Lohnerhöhung, die die Reallohnverluste der letzten 25 Jahre ausgleicht, und deutliche Verbesserungen der Arbeitsbedingungen. Mehr als 10.000 Arbeiter des global tätigen Land- und Baumaschinenherstellers Deere setzen damit ihren Streik – den ersten seit 35 Jahren – fort, der am Donnerstag in die vierte Woche gehen wird.
Die Ablehnung des Tarifvertrags ist zwar ein mutiger Schritt vorwärts für einen wichtigen Teil der Industriearbeiterschaft, aber es wird jetzt noch wichtiger sein, den korrupten UAW-Bürokraten die Kontrolle über den Streik zu entreißen. Die Gewerkschaftsfunktionäre haben alles getan, um die Wünsche von Deere zu erfüllen. Zweifellos trafen sich die Vorstände der UAW am Mittwoch mit ihren Vertretern bei Deere zu Krisengesprächen und planen weiterhin zusammen mit dem Unternehmen, wie sich der Widerstand der Arbeiter unterdrücken lässt.
Die Erfahrung des Streiks bei Volvo Trucks Anfang des Jahres muss den Deere-Arbeitern eine nachdrückliche Warnung sein. Nachdem die Arbeiter die Zugeständnisse der UAW dreimal abgelehnt hatten, setzte sich die UAW über den Willen der Arbeiter hinweg und zwang sie zu einer Neuabstimmung über den gerade erst abgelehnten Deal. Danach behaupteten sie, er sei mit einer fragwürdigen Mehrheit von 17 Stimmen angenommen worden.
Der Streik kann nur erfolgreich sein und die Arbeiter können ihre Ziele nur erreichen, wenn sie einen Weg vorwärts finden. Sie sollten schnellstmöglich in allen Deere-Werken Streikkomitees organisieren und sich mit dem Deere Workers Rank-and-File Committee verbinden, um die Nachrichtensperre der UAW zu umgehen und Verstärkung für den Streik in der ganzen Auto- und Schwermaschinen-Industrie zu mobilisieren.
Die UAW war eindeutig überrascht von der Niederlage ihres Deals mit Deere. In einer knappen Erklärung zum Abstimmungsergebnis hieß es aus der Gewerkschaftszentrale: „Die UAW-Mitglieder bei John Deere haben das Abkommen heute Abend mit 45 Prozent Ja- zu 55 Prozent Nein-Stimmen abgelehnt. Der Streik gegen John Deere and Company wird fortgesetzt, während wir die nächsten Schritte mit dem Unternehmen diskutieren. Die Streikposten werden beibehalten, alle neuen Informationen werden von den Ortsverbänden geliefert.“
Die Deere-Sprecher schrieben: „Heute haben die Beschäftigten bei John Deere in 12 Betrieben in Illinois, Iowa und Kansas die zweite vorläufige Vereinbarung abgelehnt, die wir mit der UAW abgeschlossen haben. Die Beschäftigten der Ersatzteilwerke in Denver und Atlanta haben für ein separates Abkommen mit identischen wirtschaftlichen Bedingungen gestimmt.“
Weiter hieß es in der Erklärung drohend: „John Deere wird die nächste Phase unseres Customer Service Continuation Plan umsetzen“, d.h. das Unternehmen wird Streikbrecher einsetzen, um wichtige Teile des Betriebs aufrechtzuerhalten, vor allem den Vertrieb von Ersatzteilen.
Die UAW hielt die Arbeiter am Dienstag lange Zeit im Unklaren über die Abstimmungsergebnisse in den einzelnen Werken. Viele Ortsverbände gaben ihre Ergebnisse erst sechs Stunden nach Ende der Abstimmung oder noch später bekannt.
Der größte Ortsverband, Local 838 in Waterloo (Iowa), der für fast 3.000 Arbeiter zuständig ist und ein Zentrum der Opposition gegen die Tarifverträge in diesem Jahr und im Jahr 2015 war, veröffentlichte seine Ergebnisse erst nachdem das Gesamtergebnis bekanntgegeben wurde. Offenbar sollte damit verhindert werden, dass noch mehr Arbeiter mit Nein stimmen. Wenn bereits früher am Tag bekannt geworden wäre, dass in Waterloo 71 Prozent der Arbeiter gegen den Deal gestimmt hatten, hätte dies zweifellos noch mehr Widerstand ausgelöst. In Waterloo kam es am Dienstag bei einer „Info“-Veranstaltung außerdem zu einem hitzigen Wortgefecht zwischen Arbeitern und UAW-Funktionären. Die UAW hatte einem Arbeiter das Mikrofon abgestellt, weil er den versuchten Ausverkauf der Gewerkschaft kritisiert hatte.
Obwohl die UAW alles daransetzte, den Deal mit dem Unternehmen durchzusetzen, stimmten die Arbeiter in mehreren anderen Werken gegen den Deal und für einen Kampf bis zu einem echten Sieg.
Abgesehen von Waterloo wurde der Tarifvertrag auch in einem weiteren großen Werk, in Dubuque (Iowa), mit einem eindeutigen Ergebnis von 63 Prozent abgelehnt. In dem Erntemaschinenwerk in East Moline und dem Ersatzteil-Vertriebszentrum in Milan (Illinois) stimmten 55 bzw. 53 Prozent mit „Nein“. Im Werk in Des Moines wurde das Abkommen mit 51 Prozent dafür und 49 Prozent dagegen knapp angenommen. In Ottumwa und Davenport (Iowa) wurde es mit knapp über 60 Prozent angenommen.
Die UAW hat im Vorfeld der Abstimmung alle erdenklichen Lügen und Einschüchterungsversuche angewandt. Sie hat den Arbeitern erzählt, einen besseren Deal würden sie nicht bekommen. Mit einer wirtschaftlichen Erpressung wollte sie ihnen die Unterzeichnung durch einen Bonus von 8.500 Dollar schmackhaft machen, von dem jedoch ein Großteil durch Steuern und Mitgliedsbeiträge verlorengehen würde.
Für die vier Werke in der Region Quad Cities am Mississippi River organisierte die UAW getrennte Abstimmungen – im Gegensatz zur Abstimmung über den ersten Deal, als noch eine gemeinsame Abstimmung in einem großen Messezentrum stattfand. Jetzt wollte die Gewerkschaft verhindern, dass die Arbeiter zusammenkommen und das Abkommen diskutieren. Auch ging es darum, die UAW-Funktionäre vor der kollektiven Wut der Arbeiter zu schützen.
UAW-Präsident Ray Curry, der Hauptverantwortliche für den Ausverkauf bei Volvo, und Vizepräsident Chuck Browning, Chef der Landmaschinensparte der UAW, hatten behauptet, der Tarifvertrag würde die „Sorgen und Prioritäten“ der Arbeiter berücksichtigen und beinhalte beträchtliche „wirtschaftliche Verbesserungen“. Die Mehrheit der Arbeiter zeigte am Dienstag jedoch, dass sie diese Meinung nicht teilt.
Die Ablehnung des Tarifvertrags ist der jüngste Ausdruck des Widerstands der Arbeiter gegen die unternehmensfreundliche Politik, die die UAW und andere Gewerkschaften seit mehr als 40 Jahren verfolgen.
Dieses Jahr wurden mindestens sieben von der UAW ausgehandelte Tarifverträge abgelehnt, vier davon mit einer Mehrheit von über 90 Prozent bei Volvo, Deere und dem globalen Autozulieferer Dana, der auch Deere beliefert.
Auch sonst wurden dieses Jahr immer wieder Tarifverträge der Gewerkschaften zurückgewiesen, u.a. in der Montanindustrie (Warrior Met Coal in Alabama und in den Inco-Nickelminen im kanadischen Ontario), in der Lebensmittelindustrie (Frito-Lay und Nabisco), im Gesundheitswesen (Pflegekräfte in Massachusetts und Michigan) und im Baugewerbe (Zimmerleute in Seattle).
Hinter der Zurückweisung der Tarifverträge stehen nicht nur die unmittelbaren Sorgen und Probleme bestimmter Teile der Arbeiter, sondern eine wachsende Bewegung der Arbeiterklasse, die in die Offensive geht, um die jahrzehntelangen, von den Gewerkschaften durchgesetzten Einschnitte rückgängig zu machen und die explosive soziale Ungleichheit zu beseitigen.
Nachdem die Abstimmungsergebnisse bekanntgegeben worden waren, zeigten die Kommentare der Deere-Arbeiter gegenüber der World Socialist Web Site ein wiedergewonnenes Gefühl von Selbstbewusstsein und Stärke. Ein Arbeiter aus Waterloo erklärte, er sei „stolz auf die Leute, die verstehen, dass wir die Macht auf unserer Seite haben“. Ein Arbeiter aus dem Werk Davenport erklärte: „Nichts ist stärker als vereinte Arbeiter. Wir müssen die Stellung halten.“
Das Deere Workers Rank-and-File Committee hat die Hauptrolle dabei gespielt, den Widerstand gegen das jüngste Abkommen von UAW und Deere zu stärken. Am Sonntag veröffentlichte das Aktionskomitee eine Erklärung, die von Tausenden Deere-Arbeitern gelesen und weiterverbreitet wurde.
Ein Mitglied des Deere Workers Rank-and-File Committee, das in Des Moines arbeitet, sagte: „Ich bin stolz, Teil der Gruppe zu sein, die es gewagt hat, sich der Gier von John Deere und dem Verrat der UAW-Führung zu widersetzen. Die UAW verrät ihre Arbeiter an die Interessen und das Profitstreben der Konzerne.
Aber in diesem Kampf ging es und geht es nicht nur um uns. Zumindest für mich nicht. Dieser Kampf ist umfangreicher. Es geht um die Rechte aller Arbeiter in den USA und der Welt, die jeden Tag kämpfen, um über die Runden zu kommen, während die Konzerne jedes Jahr Milliarden Dollar scheffeln. Es geht darum, einen Weg aufzuzeigen und historische Momente wie diesen zu schaffen, um zu zeigen, dass man uns nicht systemrelevant nennen und gleichzeitig als entbehrlich behandeln kann.
Vereint sind wir stark, geteilt sind wir schwach. Also müssen wir uns wieder vereinen und für uns alle und diejenigen, die nach uns kommen, siegen.“
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