Ford-Bieterwettbewerb

Schluss mit der Erpressung! Schließt euch uns an und mobilisiert für den Erhalt der Werke in Saarlouis und Almussafes!

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

am Mittwoch wollen Betriebsrat und Konzernleitung nach monatelangen Geheimverhandlungen auf unserer Betriebsversammlung bekannt geben, was sie hinter unserem Rücken vereinbart haben.

Egal, was uns der Betriebsratsvorsitzende Markus Thal verkaufen will – eine endgültige Entscheidung im nächsten Jahr und damit eine Weiterführung der Ungewissheit, alternative Produktion, Ersatzarbeitsplätze, Sozialplan, Transfergesellschaft etc. Wir rufen dazu auf, sich dem entgegenzustellen.

Alle Vereinbarungen, die unsere Lebensgrundlage – unsere Arbeitsplätze und Löhne – vernichten, müssen zurückgewiesen und ein wirklicher Kampf zur Verteidigung des Werks muss umgehend eingeleitet werden. Dieser kann nur erfolgreich sein, wenn er unabhängig von Betriebsrat, Gewerkschaft und SPD und zusammen mit Arbeitern an allen anderen Ford-Standorten und anderen Konzernen und Branchen geführt wird.

Wir erahnen aufgrund der Einladung schon jetzt, was Thal und seine Betriebsratskollegen vorhaben. Um unsere Wut aufzufangen, planen sie Mittwochnachmittag und Donnerstagvormittag Protestaktionen, womöglich vor dem Haupttor. Betriebsräte und Vertrauensleute bereiten Wutreden vor. Thal und seine Betriebsräte, die seit Jahren alle Kürzungsprogramme mit ausgearbeitet und unterschrieben haben, wettern dann gegen den „brutalen Kapitalismus pur“.

Wir sollen zum Fahnenschwenken und Trillerpfeifenprotest degradiert werden. Der Betriebsrat hofft, dass wir durch den fast sechsmonatigen Bieterwettbewerb und die ständige Ungewissheit mürbe gemacht werden konnten und das Werk für einige leeren Versprechen aufgeben.

Das darf nicht passieren. Ford Saarlouis muss leben! Denn es geht hier um viel mehr als nur um unser Werk. Wir bei Ford sind Teil einer internationalen Entwicklung. Alle großen Autokonzerne sind gerade dabei, die Umstellung auf die Elektromobilität zu nutzen, um Arbeitsplätze abzubauen, Löhne zu senken und Arbeitsbedingungen zu verschlechtern.

Es gibt nicht ein großes Werk, in dem die Arbeiter nicht frontal angegriffen werden. Besonders betroffen sind die Kolleginnen und Kollegen in den Zulieferbetrieben, vor allem in der Produktion von Verbrennermotoren bzw. Teilen davon. Uns wird erklärt, der Kahlschlag hänge damit zusammen, dass Elektroautos einfach aus viel weniger Einzelteilen bestehen, es fällt demnach viel weniger Arbeit an.

Doch anstatt die Produktionserleichterung uns zugute kommen zu lassen, die wir gerade in den letzten zweieinhalb Jahren ohnehin unter erschwerten Pandemie-Bedingungen gearbeitet haben, wird die Umstellung genutzt, um uns noch weiter auszupressen.

Das ist Teil eines Generalangriffs auf die Lebensbedingungen und Rechte der Arbeiter in allen Bereichen und auf der ganzen Welt. Arbeiter sollen die sagenhafte Bereicherung der Superreichen, die Kosten der Pandemie und die Auswirkungen des Stellvertreterkriegs der Nato gegen Russland in der Ukraine tragen.

Seit 2008 haben die Zentralbanken Billionen von Euro in die Börsen gepumpt und die Reichen immer reicher gemacht. In Deutschland stieg laut einer Analyse der Unternehmensberatung Boston Consulting Group (BCG) das Finanzvermögen im letzten Jahr auf über 19 Billionen Euro. Den Großteil besitzt eine kleine Schicht von Superreichen.

Der Ukraine-Krieg und die Sanktionen gegen Russland erschüttern gerade die gewaltige Spekulationsblase an den Börsen. Dazu kommen noch die Kosten der militärischen Aufrüstung, wobei die hundert Milliarden „Sondervermögen“ der Bundesregierung erst den Anfang bilden.

Jetzt werden diese Gelder in Form von massiven Preissteigerungen für Grundnahrungsmittel, Sprit, Miete und Heizkosten aus uns herausgepresst. Schon jetzt beträgt die offizielle Inflationsrate 8 Prozent, bei Lebensmitteln und Energie ist sie noch viel höher. Dabei haben wir seit der Corona-Pandemie vor etwa zweieinhalb Jahren und nun seit Beginn des Ukraine-Kriegs durch die Unterbrechung der Lieferketten durch Kurzarbeit ohnehin schon massive Lohneinbußen. Für viele von uns ist das existenzbedrohend.

Unter diesen Bedingungen kommt der Verteidigung unseres Werkes und der anderen Ford-Standorte, die von Massenentlassungen und Schließungen bedroht sind, größte Bedeutung zu. Wenn wir den Kahlschlag verhindern, hätte das eine enorme Wirkung auf die Kämpfe aller Arbeiter. Deshalb rufen wir Arbeiter auf der ganzen Welt auf, unseren Kampf zu unterstützen und ihn zu einem gemeinsamen Kampf zu machen.

Dabei sind die Erfahrungen, die wir mit den Gewerkschaften gemacht haben Ausdruck einer allgemeinen Tendenz. Die Regierungen und Konzerne können sich in jedem Land auf die Gewerkschaften und deren betrieblichen Vertreter verlassen, wenn es heißt, diese Angriffe durchzusetzen. Ein amerikanischer Ford-Kollege hatte uns berichtet, dass sie in den USA von der Gewerkschaft UAW immer gegen die mexikanischen Arbeiter aufgehetzt werden: „Wenn wir den F-150 hier nicht bauen, verlagern sie ihn woanders hin. Das machen sie die ganze Zeit.“

Hier bei uns haben Thal, Benjamin Gruschka – Vorsitzende des Gesamtbetriebsrates – und einige auserwählte Betriebsräte gemeinsam mit dem Vorsitzenden des Betriebsrates in Almussafes José Luís Parra und dessen Kollegen uns in Saarlouis und Valencia gegeneinander ausgespielt und erpresst. Nach Jahren des Arbeitsplatzabbaus und der Lohneinbußen haben sie den jeweiligen Geschäftsführungen in Köln und Valencia weitere Löhne und Arbeitsplätze geopfert. Das alles hinter unserem Rücken, ohne uns auch nur zu fragen.

Die Behauptung der Betriebsratschefs Thal und Parra, es gäbe zur Erpressung des Bieterwettbewerbs keine Alternative, bestätigt lediglich die korrupte Rolle dieser Lakaien der Konzernleitung. Sie haben nie etwas anderes gemacht und können sich auch nichts anderes vorstellen, als den Konzernherren und ihren Managern die Wünsche von den Lippen abzulesen und dann die Sparmaßnahmen auszuarbeiten und durchzusetzen.

In Wirklichkeit wurden alle Rechte und sozialen Errungenschaften der Arbeiter – sei es der Achtstundentag, das geregelte Lohnsystem, der bezahlte Urlaub, die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, die Arbeitssicherheit und vieles anders mehr – im gemeinsamen, solidarischen Kampf aller Arbeiter gegen die Kapitalisten erkämpft.

Doch Thal hat sich vollständig darauf ausgerichtet, mit der IG Metall und der saarländischen SPD-Landesregierung die Bedingungen zu schaffen, dass das Werk in Spanien anstatt unseres geschlossen wird. Doch die dortigen Beschäftigten sind unsere Verbündeten, nicht die SPD oder die Funktionäre in der Gewerkschaft.

Es wird immer deutlicher, dass wir uns unabhängig und international organisieren müssen. Unser Aktionskomitee ist ein erster wichtiger Schritt dazu.

Wir dürfen nicht zulassen, dass wir mit der altbekannten Salamitaktik abgewickelt werden – wie die Arbeiter bei Ford in Genk, bei Opel in Bochum und nicht zuletzt, die Stahlarbeiter im Saarland. Wir sollten Arbeitskampfmaßnahmen beschließen und Kontakt aufnehmen zu unseren Kolleginnen und Kollegen bei Ford zuallererst in Spanien, aber auch in der Türkei, den USA und Indien. Die indischen Kollegen streiken bereits gegen die drohende Schließung ihres Werks.

Und wir müssen Kontakt aufnehmen zu Arbeitern anderer Autokonzerne und den Zulieferern sowie zu vielen Beschäftigten anderer Branchen, die vor den gleichen Problemen wie wir stehen, z. B. die streikenden Klinikbeschäftigten in NRW, die Stahlarbeiter von Vallourec, deren Werke in Düsseldorf und Mülheim stillgelegt werden sollen und die ebenfalls von der IG Metall an einem wirksamen Arbeitskampf zur Verteidigung ihrer Arbeitsplätze gehindert werden.

So wie wir nicht nur mit dem Ford-Konzern, der IG Metall und der Ampel-Koalition konfrontiert sind, so können wir auch nur erfolgreich sein, wenn wir uns international vernetzen und unseren Arbeitskampf zum Ausgangspunkt einer breiten Mobilisierung machen. Die Möglichkeiten dafür sind besser als je zuvor.

In den letzten Monaten haben in Griechenland, Italien und Belgien Generalstreiks stattgefunden, erst letzte Woche in Tunesien. Beschäftigte der Airlines und an Flughäfen kämpfen mit europaweiten Aktionen, einschließlich spontaner Streiks, gegen ihre Arbeitsbedingungen nach einem Kahlschlag bei Arbeitsplätzen und Löhnen. Das gleiche gilt für Beschäftigte des Gesundheitswesens in der Türkei, Frankreich, Sri Lanka, den USA usw. In der Türkei haben auch Metallarbeiter wiederholt gestreikt und kurzzeitig ihre Betriebe besetzt.

Der Kampf zur Verteidigung unserer Lebensgrundlage ist Teil dieser Kämpfe. Der Angriff auf uns ist ein Angriff auf uns alle. Wir können ihn nur zurückschlagen,wenn wir alle gemeinsam dagegen mobilisieren.

Kämpfe für die Rechte der Arbeiter waren früher erfolgreich und sie können auch wieder erfolgreich sein. Aber dafür müssen wir die spontanen Kämpfe der Arbeiter, die überall ausbrechen, zu einer bewussten Kraft organisieren. Deshalb beteiligen wir uns als Aktionskomitee am Aufbau der Internationalen Arbeiterallianz der Aktionskomitees (IWA-RFC). Nur wenn wir uns international zusammenschließen und die Kämpfe der Arbeiterklasse koordinieren, können wir der kapitalistischen Profitlogik die Interessen der Arbeiter entgegensetzen.

Wir rufen Ford-Kolleginnen und -Kollegen auf, sich unserem Aktionskomitee anzuschließen und wir rufen alle Arbeiterinnen und Arbeiter auf, uns zu unterstützen. Meldet euch, um gemeinsam die Angriffe auf uns abzuwehren, unsere Arbeitsplätze und Löhne zu verteidigen: Whatsapp-Nachricht an folgende Nummer: +491633378340 oder registriert Euch hier.

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