Liebe Kolleginnen und Kollegen,
wir Mitglieder des Ford-Aktionskomitees Saarlouis unterstützen die Wahlkampagne von Will Lehman für den Vorsitz der Autoarbeitergewerkschaft UAW in den USA und seinen Aufruf zum internationalen Kampf gegen die Gewerkschaftsbürokratie.
Wir wenden uns an alle Kolleginnen und Kollegen an allen Standorten und rufen euch auf: Schließt euch dem Kampf von Will Lehman an.
Will ist ein 34-jähriger amerikanischer Autoarbeiter im Mack-Trucks-Werk in Pennsylvania, der sich dem korrupten Apparat der Gewerkschaftsbürokratie mutig entgegenstellt. Als in den vergangenen Jahren ein riesiger Korruptionsskandal bei der UAW aufgedeckt wurde und mehrere Gewerkschaftsbosse zu Gefängnisstrafen verurteilt wurden, war klar, dass die UAW von Betrügern und Gangstern kontrolliert wird, die von den Konzernen bezahlt werden.
Damals wurde ein gerichtlich bestellter Wahlbeobachter eingesetzt, um faire Wahlen zu ermöglichen. Will ergriff die Gelegenheit und kandidierte gegen die korrupte UAW-Bürokratie. Immer wieder betonte er, es genüge nicht, wütend zu sein und über die mafiösen Strukturen des Gewerkschaftsapparats zu schimpfen, es sei notwendig, dagegen zu kämpfen.
Gegenwärtig findet in den amerikanischen Autowerken und Zulieferbetrieben die Abstimmung statt und überall, wo Will auftritt, gewinnt er große Unterstützung.
Vier Kernforderungen stehen im Zentrum seines Wahlkampfs:
- Keine Reform der Bürokratie, sondern ihre Zerschlagung;
- Abschaffung aller Gremien, in denen die UAW mit den Arbeitgebern zusammensitzt und die ihr nur dazu dienen, ihren Apparat schmieren zu lassen;
- Uneingeschränkte Kontrolle und Autorität der Arbeiter über alle Tarifverhandlungen, Stimmauszählungen und Bestimmungen, die die Sicherheit und den Schutz am Arbeitsplatz betreffen;
- Kampf für ein Programm, das alles enthält, was Arbeiter brauchen: massive Lohnerhöhungen, automatische Anpassung der Löhne an die rasant steigende Inflation, gleicher Lohn für gleiche Arbeit und umfassende Gesundheits- und Altersversorgung für Arbeiter und Rentner.
Gleichzeitig betont Will, dass er Sozialist ist und für eine Gesellschaft kämpft, in der die Interessen und Bedürfnisse der arbeitenden Bevölkerung im Mittelpunkt stehen und nicht die Profitinteressen der Konzerne und Milliardäre.
Deshalb ruft er zum Aufbau von unabhängigen Aktionskomitees auf, die den wachsenden Widerstand von Arbeitern überall auf der Welt international vernetzen und koordinieren.
Als Will im Sommer gemeinsam mit streikenden Arbeitern des Ford-Werks Chennai im südindischen Bundesstaat Tamil Nadu an einem internationalen Online-Treffen unseres Aktionskomitees teilnahm, betonte er: „Ford ist kein ‚amerikanisches‘ Unternehmen; es ist ein internationaler Konzern. Um erfolgreich dagegen zu kämpfen, müssen sich Arbeiter international zusammenschließen. Dasselbe gilt für Volvo, die Muttergesellschaft von Mack Trucks, wie auch für alle andern Konzerne. Meine Kampagne für den Aufbau von Aktionskomitees macht den globalen Charakter der Produktion deutlich. Arbeiter können nur auf eine einzige wirksame Weise kämpfen, und zwar durch internationale Solidarität.“
Der mutige Kampf von Will Lehman hat große Bedeutung für unsere Auseinandersetzung hier mit der IG Metall. Hier sind die Gewerkschaften nicht weniger korrupt als in den USA. Die enge Zusammenarbeit und die weitgehende Verschmelzung von Gewerkschaftsbürokratie und Management und Politik findet im Rahmen von „Mitbestimmung“ und „Sozialpartnerschaft“ statt.
Wir bei Ford-Saarlouis haben in diesem Jahr die Auswirkungen dieser Partnerschaft von IG Metall und Betriebsrat mit dem Management am eigenen Leib erfahren.
Der Betriebsrat stimmte dem Bieterwettbewerb zu und organisierte die Erpressung von uns Arbeitern. Unser Standort wurde gezielt gegen die Kollegen in Spanien ausgespielt. Bis heute weigert sich der Betriebsrat bekanntzugeben, welche Zugeständnisse in Form von Lohnsenkung, Sozialabbau und Verlängerung der Arbeitszeit er dem Unternehmen angeboten hat. Gleichzeitig verhinderte der Betriebsrat jeden ernsthaften gemeinsamen Kampf an allen Standorten zur prinzipiellen Verteidigung der Arbeitsplätze.
Das Ergebnis dieser Verschwörung von IG Metall, Betriebsrat und Unternehmensleitung ist die Ankündigung, unser Werk in Saarlouis 2025 zu schließen, was die Vernichtung von 4500 direkten Arbeitsplätzen und weiteren 1500 in der Zulieferindustrie zur Folge hätte.
Auch in vielen anderen Werken finden Massenentlassungen statt und werden Werksschließungen vorbereitet. Gerade kündigte Audi an, das Unternehmen „stehe auf der Kippe“. Kein Zweifel, dass auch dort der Betriebsrat massive Lohnsenkung und Sozialabbau anbietet, mit dem Argument, nur so könne das Werk gerettet werden.
Dazu kommt, dass die IG Metall und alle anderen Gewerkschaften die Kriegspolitik der Ampel-Regierung unterstützen und mit ihr eine „Konzertierte Aktion“ gebildet haben, mit dem erklärten Ziel, die Kosten der militärischen Aufrüstung auf uns Arbeiter abzuwälzen.
Seit viereinhalb Jahren gab es in unserer Industrie keine tabellenwirksame Lohnerhöhung mehr. Bei den anhaltenden Preissteigerungen bedeutet das eine massive Reallohnsenkung. Auch in der gegenwärtigen Tarifverhandlung versucht die IG Metall eine erneute drastische Senkung der Reallöhne durchzusetzen.
Angesichts dieser Situation muss der mutige Kampf von Will Lehman als Aufruf verstanden werden, auch hier der IG Metall die Kontrolle zu entreißen. Wenn es in den USA möglich ist den mafiösen Strukturen der Gewerkschaftsbürokratie entgegenzutreten, dann geht es auch hier.
Wir rufen euch auf, in jedem Betrieb, in dem ihr arbeitet, den Aufbau von unabhängigen Aktionskomitees zu beginnen. Wir sind gerne bereit euch dabei zu unterstützen. Dann können wir die Warnstreiks nutzen, um eine breite Mobilisierung einzuleiten.
Wir unterstützen es, wenn Will sagt: „Es genügt nicht, wütend zu sein und zu schimpfen, es ist notwendig zu kämpfen. Ich kann es nicht für euch machen, ihr müsst es selber tun!“
Für weiteren Kontakt und Zusammenarbeit: Meldet euch per Whatsapp-Nachricht unter: +491633378340 oder füllt das Formular aus.
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