Die faschistischen Freunde des kanadischen Imperialismus – Teil 4

Wie Ottawa den ukrainischen Faschisten Zuflucht bot und den rechtsextremen ukrainischen Nationalismus protegierte und stärkte

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Dies ist der vierte Teil einer fünfteiligen Serie. Der erste Teil handelte vom langjährigen Bündnis des kanadischen Imperialismus mit dem rechtsextremen ukrainischen Nationalismus. Teil zwei untersuchte die Ursprünge der Organisation Ukrainischer Nationalisten (OUN) und das antisemitische, pronazistische Wirken der Zeitung Krakivski Visti unter ihrem Herausgeber Michael Chomiak, dem Großvater der stellvertretenden Premierministerin Kanadas, Chrystia Freeland. Der dritte Teil dokumentierte die Beteiligung der OUN und Stepan Banderas Ukrainischer Aufständischer Armee (UPA) am Vernichtungskrieg der Nazis gegen die Sowjetunion und ihre Rolle als willige Komplizen des deutschen Faschismus beim Holocaust.

Die komplette Serie ist bereits auf der englischsprachigen WSWS erschienen.

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In den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg stieß die kanadische Regierung, in enger Zusammenarbeit mit ihren amerikanischen und britischen Verbündeten, ihre Tore für Nazi‑Kollaborateure und rechtsextreme Nationalisten aus der Ukraine und anderen osteuropäischen Ländern weit auf. Für die westlichen imperialistischen Mächte gab es in ihrem Kreuzzug gegen die Sowjetunion im „Kalten Krieg' keine besseren Verbündeten als die Faschisten und Ultranationalisten, die sich an den historisch ungeheuerlichen Verbrechen des Naziregimes gegen die Menschheit beteiligt hatten

Rechtsextreme ukrainische Nationalisten spielten in der Folge in der imperialistischen Politik Kanadas im In- und Ausland eine bedeutende Rolle. Über den Ukrainisch‑Kanadischen Kongress (UCC), der Nachfolgeorganisation des Ukrainisch-Kanadischen Komitees, unterstützte Ottawa den Aufbau eines Netzwerks von Organisationen, die jegliche ukrainische Beteiligung am Holocaust leugneten und den nationalistischen Mythos erfanden und propagierten, der den „heldenhaften“ Kampf der ukrainischen Faschisten gegen die Sowjetunion für einen „unabhängigen' ukrainischen Staat feierte. Diesen Kampf führten sie zunächst durch die Zusammenarbeit mit dem Dritten Reich und dann mit dem britischen MI6 und der CIA. In der politischen Führung der großen ukrainischen Diaspora in Kanada, die vor dem Krieg überwiegend links orientiert war, wurden rechtsnationalistische Gruppen gestärkt. Sie wurden sogar eingesetzt, um militante Gewerkschaften zu unterwandern und Arbeiterkämpfe zu untergraben.

Abgesehen von der Beschönigung der Verbrechen des ukrainischen Faschismus und ihres virulenten Antikommunismus spielten die Rechtsnationalisten, die sich um den UCC gruppierten, eine wichtige und zunehmend aggressive Rolle in Kanadas Außenpolitik. Als das stalinistische Regime unter Michail Gorbatschow mit seiner Politik der Restauration des Kapitalismus dem Westen entgegenkam und u. a. Reisebeschränkungen aufhob, kamen die ukrainischen Nationalisten zum Einsatz, um die Wunder des „freien Marktes' zu preisen und für Nationalismus zu werben. Schon bald spielten sie eine führende Rolle in der Kampagne für eine „unabhängige' Ukraine im Einflussbereich des westlichen Imperialismus.

Der staatlich geförderte Ukrainisch-Kanadische Kongress (UCC) und seine faschistischen Ursprünge

Seit seiner Gründung im Jahr 1940 war das Ukrainisch-Kanadische Komitee eine Organisation mit engsten politischen und organisatorischen Verbindungen zum kanadischen Staat. Das UCC wurde mit Unterstützung und auf Geheiß des kanadischen Kriegsministeriums gegründet - eine aufschlussreiche Tatsache, die der heutige UCC auf seiner Website stolz verkündet.

Ein wichtiges Motiv des kanadischen Staates, die Gründung einer rechtsgerichteten ukrainischen nationalistischen Organisation zu befürworten, war die Dominanz linker und sozialistischer Ideen in der großen ukrainischen Diaspora Kanadas. Die massive Auswanderung aus den ukrainischen Teilen des zaristischen Russlands und des österreich-ungarischen Reichs nach Kanada ließ in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts eine hochgradig politisierte und militante ukrainischsprachige Arbeiterklasse entstehen. Ottawa fürchtete, die Kontrolle über sie zu verlieren.

Beispielhaft dafür ist die Organisation Ukrainian Farmer Labour Temple. Um 1929 verfügte sie über landesweit 187 Zweigstellen, 62 Bibliotheken und vier Zeitungen. Wolodymyr Kossar, ein Gründer der rechtsextremen Organisation Ukrainischer Nationalisten/Ukrainische Nationale Föderation (UNF) in Kanada, erinnerte sich 1951 mit Empörung, dass bei seiner Ankunft im Gebäude des Ukrainian Farmer Labour Temple in Winnipeg im Jahr 1927 Bilder von Lenin und Trotzki an der Wand hingen.

Zwar waren die Führungen dieser linken und sozialistischen Organisationen in den späten 1930er Jahren unter die erstickende Kontrolle der Stalinisten geraten; dennoch standen sie den Kriegsplänen des kanadischen Staates immer noch im Weg. In der Anfangsphase des Zweiten Weltkriegs führte die stalinistische Kommunistische Partei Kampagnen gegen den Kriegseintritt Kanadas und bezeichnete den Krieg als imperialistisch. Auch wenn diese Position der Stalinisten von den außenpolitischen Interessen Moskaus motiviert war, das gerade den Hitler-Stalin-Pakt mit Nazi-Deutschland geschlossen hatte, war die Opposition gegen Krieg bei ukrainischen Arbeitern und in der Arbeiterklasse überhaupt weit verbreitet. Denn die Oktoberrevolution und die prinzipielle Opposition der Sozialisten gegen Imperialismus und Krieg hatte viele eingewanderte Arbeiter inspiriert.

Das kanadische Kriegsministerium sah in der Gründung des UCC ein Mittel, um die ukrainische Diaspora für den Krieg zu mobilisieren. Auf der Website des UCC heißt es: „Den letzten und entscheidenden Anstoß für die Einheit gab der National War Service of Canada, der daran interessiert war, dass sich junge Ukrainer zum Militärdienst melden.“

Die kanadische Regierung nutzte das kriegsbedingte Notrecht War Measures Act, um das Eigentum des Ukrainian Farmer Labour Temple zu beschlagnahmen und es für wenig Geld an den neu gegründeten UCC abzugeben. Im UCC schlossen sich alle rechtsgerichteten ukrainischen Organisationen dieser Zeit zusammen. Dazu gehörten die von der Organisation Ukrainischer Nationalisten (OUN) geführte Ukrainische Nationale Föderation (UNF), die Ukrainische Katholische Bruderschaft (UCB) und die monarchistische Vereinigte Hetman-Organisation (UHO). Diese Kräfte waren schon lange vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs offene Bewunderer des Faschismus. Als das Nazi-Regime 1933, von der deutschen Bourgeoisie an die Macht gebracht, damit begann, alle unabhängigen Organisationen der Arbeiterklasse gewaltsam zu beseitigen, erklärte Nowyi Schliakh, die offizielle Zeitung der UNF: „Mit Freude begrüßen wir den Triumph der neuen deutschen Welt über die alte Welt.'

Wie Hitlers Nazis verbanden auch die ukrainischen nationalistischen Kräfte hinter dem UCC wütenden Hass auf die Sowjetunion und den Sozialismus mit bösartigem Antisemitismus. 1939 sagte Vasyl Kushnir (der später mehr als 20 Jahre lang Präsident des UCC war) auf einer öffentlichen Versammlung in Winnipeg, die eine Reaktion auf die jüngsten Wahlerfolge der Kommunistischen Partei war: „Lasst unsere (ukrainische) Kultur national sein, anstatt dem ‚internationalen Juden‘ zu dienen.“ Der Leiter der Hetman-Organisation in Kanada forderte die ukrainischen Kräfte auf, sich mit Nazideutschland zu verbünden, da „Deutschland die Vernichtung des Bolschewismus auf sein Banner geschrieben' habe.

Am 8. Mai 1939 veröffentlichte Nowyi Schliakh unter einem Pseudonym einen Artikel von Jaroslaw Stetsko, der wenig mehr als zwei Jahre später die in ukrainisch-nationalistischen Überlieferungen gefeierte Proklamation der Bildung einer „ukrainischen Staatsmacht“ verlesen sollte. Unter dem Titel „Die Juden und wir“ propagierte Stetsko in seinem Artikel geradezu fanatisch die Legende vom jüdischen Bolschewismus. „Das Judentum“, hieß es darin, „unterstützt den russischen Bolschewismus und andere Feinde der Ukraine. Es hat den Handel in seine Hände genommen und lebt auf ukrainischem Land durch Betrug, Ausbeutung und Unterwerfung unter die Feinde der Ukraine. Ein Volk von Schwindlern, Materialisten und Egoisten, das die Nationen der Welt demoralisiert und korrumpiert ... ein Volk, das nur an persönlichem Profit und der Befriedigung der niedersten Instinkte interessiert ist, will die heldenhafte Kultur kriegerischer Nationen zerstören ... Über die ganze Welt verstreut, hat es die internationale kommunistische, marxistisch-sozialistische Ideologie als seine eigene angenommen und benutzt sie, um Moskau bei der Zersetzung des Westens zu helfen.“

Die Bemühungen des UCC, Kriegsverbrecher nach Kanada zu bringen

Nach dem Zweiten Weltkrieg startete der UCC schon bald eine Lobbykampagne, um die kanadische Regierung zur Aufnahme der ukrainischen Kollaborateure der Nazis von der OUN und der Division Galizien der Waffen-SS zu bewegen. Diese Kampagne machte den UCC national bekannt. Kanadas herrschende Elite arbeitete zu der Zeit eng mit ihren amerikanischen und britischen imperialistischen Verbündeten zusammen, um im Rahmen der Operationen der westlichen Geheimdienste im Kalten Krieg Faschisten und rechtsextreme Nationalisten nach Nordamerika zu bringen.

Ab 1947 nahm der kanadische Staat über 165.000 Vertriebene als Einwanderer auf. Diese Politik war keineswegs altruistisch motiviert, sondern entsprang dem dringenden Bedarf der kanadischen Industrie an zusätzlichen Arbeitskräften. Ein 1947 eingerichtetes „Special Panel“ aus Beamten der nationalen Polizei Kanadas (RCMP) und Geheimdienstmitarbeitern hatte die Aufgabe, aus den Bewerbern für die Einreise nach Kanada Kommunisten oder Sympathisanten auszusondern.

Bei der Suche nach Informationen über neue Einwanderer verließ sich Kanada in hohem Maße auf die britischen und amerikanischen Geheimdienste, die ihrerseits schon seit 1946 mit der OUN und anderen rechtsextremen ukrainischen Nationalisten zusammenarbeiteten. Die neu geschaffene CIA kam zu dem Schluss, dass diese ihr beim Ausspionieren und der Destabilisierung der UdSSR sehr nützlich sein könnten. Tatsächlich wurde, nach eigener Darstellung des Geheimdienstes, die Beziehung der CIA zu den ukrainischen Faschisten schnell zum Modell für ihre gesamte Politik der Subversion und des „Regimewechsels“ im Kalten-Krieg. Wie ihre amerikanischen und britischen Kollegen, wussten auch die kanadischen Behörden über den politischen Hintergrund und die Aktivitäten der rechtsextremen ukrainischen Nationalisten Bescheid, entschieden sich aber, sich mit ihnen zu verbünden, als sich der Kalte Krieg aufheizte.

Im Mai 1946 und Juni 1947 reichte der UCC beim kanadischen Senat eine Petition ein, um Veteranen der OUN und der Division Galizien nach Kanada zu holen. Die Association of United Ukrainian Canadians (AUUC), die Nachfolgeorganisation der Ukrainian Farmer Labour Temple Association, warnte den Senatsausschuss für Einwanderung und Arbeit ausdrücklich davor, dass sich in den Vertriebenenlagern viele Kriegsverbrecher befänden. Diese Warnungen, die auch die Mitgliedschaft der Division Galizien in der Waffen-SS betonten, wurden absichtlich ignoriert.

Die rechtsliberale wirtschaftsfreundliche Regierung von Louis St. Laurent war nur allzu bereit, wegzuschauen, wenn es darum ging, faschistische Kollaborateure aufzunehmen, und zwar nicht nur ukrainische. Slowakische, rumänische, ungarische, kroatische und baltische Faschisten und Nazi‑Kollaborateure wurden in diesen Jahren von Kanada aufgenommen.

Ab 1948 nahm die kanadische Regierung massenhaft ukrainische Einwanderer aus Vertriebenenlagern auf. Die meisten waren Kader und Unterstützer der Ukrainischen Aufständischen Armee der OUN und der OUN (B) und ihre Familien. Unter ihnen war Michael Chomiak, der Herausgeber der pronazistischen ukrainischen Tageszeitung Krakivski Visti (Krakauer Nachrichten) und spätere Großvater von Chrystia Freeland, der stellvertretenden Premierministerin in der aktuellen liberalen Regierung Kanadas.

Bis 1950 hatte die OUN (B) 30 Ortsverbände in ganz Kanada gegründet. Sie gründeten auch die Kanadische Liga zur Befreiung der Ukraine, die zehn Jahre lang, bis 1959, außerhalb des UCC blieb, weil sie ungeniert Partei für Stepan Bandera ergriff. Dieser verkündete weiterhin offen seinen Faschismus und half dabei, eine gewalttätige Terrorkampagne gegen die UdSSR zu organisieren.

Die Veteranen der Division Galizien durften zunächst nicht nach Kanada einreisen. Die Waffen‑SS war bei den Nürnberger Prozessen als Ganzes zu einer verbrecherischen Organisation erklärt worden, und damit alle Mitglieder der Division Galizien zu Kriegsverbrechern. Der kanadische Staat übrewand rasch sein anfängliches Zögern, die schamlosesten Nazi‑Kollaborateure aufzunehmen. Dafür sorgten die Lobbyarbeit des UCC und die Ziele Ottawas und Washingtons im Kalten Krieg. Letztendlich wurden über 2.000 Veteranen der Division Galizien nach Kanada umgesiedelt, wo sie in den folgenden Jahrzehnten dank der gemeinsamen Bemühungen des UCC, des kanadischen Staates und des politischen Establishments davor geschützt wurden, für ihre schrecklichen Verbrechen zur Rechenschaft gezogen zu werden.

Die überdimensionierte Rolle des UCC in der imperialistischen Außen- und Innenpolitik Kanadas

Der UCC und viele der Nazi‑Kollaborateure, die er nach Kanada gebracht hatte, spielten in der Folgezeit eine bedeutende Rolle in wichtigen Bereichen der Innen- und Außenpolitik Ottawas.

1952 arbeitete die kanadische Regierung mit dem UCC zusammen am Aufbau eines ukrainischsprachigen Radiosenders in Europa, um antisowjetische Propaganda in die UdSSR zu senden. Auf der Website des UCC heißt es: „Um die sowjetische Propaganda zu bekämpfen, durchbrachen Voice of America und der ukrainischsprachige Dienst von Radio Canada International die Informationsblockade und sendeten in die Sowjetunion ... Der UCC und das Ukrainian Committee of America hatten durch ihre beharrlichen Bemühungen großen Anteil daran.“

Im Inland heuerte der Nickelbergwerksgigant Inco unter dem wachsamen Auge der Polizei ukrainische und ungarische Faschisten an, um innerhalb der Belegschaft gegen die militante Gewerkschaft Mine Mill zu agitieren, die mit der stalinistischen Kommunistischen Partei Kanadas verbündet war. Während eines erbittert geführten Streiks im Jahr 1958, bei dem das Unternehmen die von ihm geforderten Zugeständnisse weitgehend durchsetzen konnte, agitierten die Faschisten gegen die Gewerkschaft und dienten als Handlanger bei der letztlich erfolgreichen, von der Regierung und der katholischen Kirche unterstützten Kampagne, Mine Mill durch die proimperialistische, antikommunistische United Steelworkers Union (USWA) zu ersetzen.

Um die Illusion aufrechtzuerhalten, die westlichen imperialistischen Mächte würden für „Freiheit“ und „Demokratie“ gegen die „totalitäre“ Sowjetunion eintreten, unterstützten die kanadische und die US-Regierung in großem Umfang pseudoakademische und propagandistische Aktivitäten, die darauf abzielten, die Mitschuld der ukrainischen Nationalisten an Kriegsverbrechen zu vertuschen. In Kanada und den USA wurde zu diesem Zweck eine regelrechte Industrie für ideologische Propaganda aufgebaut.

In den Vereinigten Staaten konnte der kriminelle Sadist und ehemalige Sicherheitschef der OUN (B), Mykola Lebed, mit Hilfe der CIA die Prolog Research Corporation gründen. Dieser Verlag produzierte ukrainischsprachige CIA-Propaganda zur Verbreitung in der Sowjetunion, gab sich aber auch als Förderer der ukrainischen Kultur und propagierte eine sorgfältig aufbereitete Version der ukrainischen Geschichte, die für die ukrainische Diaspora in Kanada und in den Vereinigten Staaten bestimmt war.

Die Veteranen der Waffen-SS Galizien gründeten die Gruppe „Bruderschaft ehemaliger Soldaten der Ersten Division der Ukrainischen Nationalarmee“. Schon der Name stellt den Versuch dar, ihre Nazi‑Vergangenheit zu verbergen. Die Bezeichnung „Erste Division der Ukrainischen Nationalarmee“ wurde im April 1945 erdacht, nur wenige Tage vor der Kapitulation der Nationalsozialisten, um die Soldaten der Waffen-SS als ukrainische „Freiheitskämpfer“ zu präsentieren, bevor sie sich den alliierten Truppen ergaben. Seit 1960 befindet sich ihre Zentrale in Toronto, und ihre Publikation Visti Kombatanta (Veteranen-Nachrichten) diente dazu, ihr Wirken im Krieg für sich selbst und die ukrainische Diaspora zu fälschen.

In den 1950er und 1960er Jahren konnte der UCC seine Aktivitäten dank der Protektion des kanadischen Staats ausweiten. Premierminister St. Laurent und sein Nachfolger, der Tory John Diefenbaker, sprachen auf Kongressen und Veranstaltungen des UCC. „Es ist euer großes Verdienst“, sagte Premierminister Diefenbaker auf einer UCC-Veranstaltung, „dass ihr euch auch die Aufgabe gestellt habt, die Alarmglocken zu läuten, um die Nationen vor den Gefahren der Beschwichtigung, der Selbstzufriedenheit und der trügerischen Sicherheit angesichts der monströsen Bedrohung durch den internationalen Kommunismus zu warnen.“

Ukrainische Aktivisten standen an der Spitze des „Antibolschewistischen Blocks der Nationen“ (ABBN), angeführt von dem bereits erwähnten Jaroslaw Stetsko. In den Worten seiner CIA-Helfer war der ABBN „die weltweit größte Organisation ehemaliger Nazi‑Kriegsverbrecher“. Sowohl Diefenbaker als auch der Liberale Lester Pearson trafen sich, als sie Regierungsverantwortung trugen, mit ABBN‑Mitgliedern, und ihre antikommunistischen Zitate erschienen in ABBN‑Publikationen. Als Stetsko 1967 Kanada besuchte, wurde er zum Ehrenbürger von Winnipeg ernannt.

Der UCC führte auch einen rigorosen ideologischen Kampf gegen die stalinistisch dominierte AUUC, einen Sammelpunkt der alten Garde von linken Führern früherer Generationen ukrainischer Einwanderer. Dies fand seinen Ausdruck in den Auseinandersetzungen um das Andenken an ukrainische Kulturschaffende wie Taras Schewtschenko und Lessja Ukrajinka, sowie an OUN/UPA‑Verbrecher wie Roman Schuchewytsch, den militärischen Befehlshaber der UPA, dem der UCC 1973 in Edmonton eine Statue errichtete.

Die Historikerin Kassandra Luciuk schreibt: „Die Organisation hat in wichtigen Fragen erfolgreich Lobbyarbeit bei der Regierung betrieben und Ukrainer zum Teil des nationalen Narrativs Kanadas gemacht. Sie hat kontrolliert und aktiv beeinflusst, welche Version der Geschichte erzählt wurde, und hat Einfluss auf Kanadas Außenpolitik gegenüber der Sowjetunion ausgeübt. Der UCC hat auch die Ukrainer als ethnische Wählergruppe zu einer konstanten Größe gemacht und so Regierung und Staat zu kontinuierlichen Verhandlungen und Kontakten gezwungen. Im Ergebnis wurden die Mitglieder des UCC von einem nützlichen Instrument soziopolitischer Kontrolle zu einer eigenständigen politischen Kraft.“

1976 gründete der ehemalige Waffen‑SS‑Offizier Peter Savyryn zusammen mit anderen das Canadian Institute for Ukrainian Studies an der University of Alberta. Savyryn verfügte über beträchtlichen Einfluss auf die Politik der Konservativen Partei Kanadas in Alberta. Eine Zeit lang leitete er die Parteiorganisation der Progressiven Konservativen in der Provinz und war in den 1980er Jahren Kanzler der University of Alberta. Er machte keinen Hehl daraus, dass er auf seine Zugehörigkeit zur SS stolz war.

Im selben Jahr flog Wolodymyr Kubijowytsch, der ehemalige Leiter des Ukrainischen Zentralkomitees (UTsK) und Verleger der Krakivski Visti, nach Edmonton, um die Übergabe seines nach dem Krieg begonnenen Projekts Enzyklopädie der Ukraine an Savyryn und das Canadian Institute of Ukrainian Studies (CIUS) der Universität von Alberta zu organisieren. Das Foto der Unterzeichnungszeremonie zeigt, dass auch andere führende Mitglieder des UTsK an dem Projekt beteiligt waren, darunter Antanas Figol, während des Kriegs Vertreter des UTsK im nationalsozialistischen Berlin, und Ivan Lysiak-Rudnytksy, ein ehemaliger Autor der Krakivski Visti. Die Enzyklopädie der Ukraine hat eine Darstellung der Geschichte des ukrainischen rechtsextremen Nationalismus erfunden, die seine Kollaboration mit den Nazis und seine Beteiligung an Kriegsverbrechen vertuscht. Der Eintrag in der Enzyklopädie über die Division Galizien der Waffen-SS zum Beispiel erwähnt weder die vielen Kriegsverbrechen, an denen sie beteiligt war, noch die Tatsache, dass die Waffen‑SS vom Nürnberger Kriegsverbrechertribunal zu einer kriminellen Organisation erklärt wurde.

Chrystia Freelands Großvater Michael Chomiak blieb nach 1945 in regelmäßigem Kontakt mit Kubijowytsch, und die beiden tauschten bis zu Chomiaks Tod Briefe aus. In den Jahren 1978‑1979 arbeitete Chomiak in Frankreich mit Kubijowytsch an der Enzyklopädie. 1986 arbeitete die junge Chrystia Freeland als Studentin an den Einträgen für die Enzyklopädie, unter der Leitung eines anderen nationalistischen Historikers, Bohdan Krawtschuck, der später als Berater der Zentralrada (ukrainisches Parlament) tätig war.

Der Historiker Grzegorz Rossolinski-Liebe schrieb über die „Wissenschaft“ des CIUS:

Das CIUS hat sich von Anfang an geweigert, sich kritisch und professionell mit der modernen Geschichte der Ukraine auseinanderzusetzen. Als ich diesen Artikel schrieb (2013), hatte das CIUS noch kein einziges Programm initiiert, um die ukrainische Geschichte während des Zweiten Weltkriegs zu erforschen, oder die Kollaboration der OUN und UPA mit den Nazis, den ukrainischen Faschismus, die Rolle von Ukrainern im Holocaust oder andere damit verbundene Themen zu untersuchen.

Doch das CIUS war in erster Linie keine akademische Einrichtung und ist es auch heute nicht. Es ist vielmehr ein Forum für ideologische Propaganda, das von der kanadischen Regierung finanziell unterstützt wird. Das CIUS war eine von vielen staatlich geförderten Initiativen zur Ehrung und zum Gedenken an rechtsextreme ukrainische Nationalisten, wie zahlreiche Statuen und Denkmäler im ganzen Land für Bandera, die OUN und sogar die Division Galizien der Waffen-SS bezeugen.

Die Unterstützung der kanadischen Regierung für die Umschreibung der Geschichte und Mythenbildung durch die ukrainischen Nationalisten war ein wichtiger Bestandteil der offiziellen Politik des „Multikulturalismus“, die seit den 1960er Jahren schnell größeres Gewicht bekam. Öffentlich verkündet wurde sie 1971 vom damaligen Premierminister Pierre Elliot Trudeau - in einer Rede vor dem UCC! Der „Multikulturalismus“, für den „linke“ und „progressive“ Organisationen in den letzten fünf Jahrzehnten unablässig geworben haben, ist in Wirklichkeit politisch rückschrittlich. Er propagiert die Vorstellung, dass Kanada aus verschiedenen einzelnen ethnischen, rassischen und religiösen „Gemeinschaften“ bestehe, deren Mitglieder nur von ihren „eigenen“ Organisationen vertreten werden könnten. Im Fall der ukrainischen Diaspora übernahm der UCC diese Aufgabe. Eine ähnliche Politik wurde aber auch gegenüber anderen Minderheiten aus den baltischen Staaten und Osteuropa verfolgt, von denen in der Nachkriegszeit zahlreiche Nazi‑Kollaborateure in Kanada willkommen geheißen worden waren, ganz ähnlich wie die Ukrainer.

Die Deschenes-Kommission: Der kanadische Staat deckt Kriegsverbrechen der ukrainischen Nationalisten

Im Februar 1985 setzte die konservative Regierung von Brian Mulroney auf öffentlichen Druck hin eine Kommission zu Nazi-Kriegsverbrechern in Kanada ein. Das Simon-Wiesenthal-Zentrum, das Beweise für die Anwesenheit von Tausenden von Kriegsverbrechern in Kanada entdeckt hatte, hatte großen Anteil an der Einsetzung der Kommission. Die Kommission, die vom ehemaligen Richter des Obersten Gerichtshofs von Quebec, Jules Deschenes, geleitet wurde, arbeitete bis Dezember 1986.

Fürsprecher der ukrainischen Rechtsextremisten zitieren immer wieder diesen 35 Jahre alten Kommissionsbericht. Das liegt daran, dass die Vorgehensweise und der Bericht der Kommission auf eine Vertuschung durch das Establishment hinausliefen, um zu dem Ergebnis zu kommen, dass es in Kanada, wenn überhaupt, nur wenige Kriegsverbrecher gebe, und dass der kanadische Staat keinerlei Beziehungen zur faschistischen extremen Rechten unterhalte.

Die strukturellen Mängel der Kommission sorgten dafür, dass dieses Ergebnis zustande kam:

  • Die Kommission hatte zunächst nur 11 Monate Zeit, um Beweise zu sammeln.
  • Sie wurde angewiesen, die Entscheidungen vorausgegangener kanadischer Regierungen NICHT zu untersuchen.
  • Ihr Auftrag beschränkte sich darauf festzustellen, ob die damals gültigen (also zur Zeit der Kriegsverbrechen gültigen) kanadischen Gesetze eine Grundlage geboten hätten, Kriegsverbrecher zu verfolgen.
  • Die Kommission verlieh zwei Organisationen, die die Interessen mutmaßlicher Kriegsverbrecher vertraten, einen offiziellen Status: dem UCC und der „Brotherhood of Veterans of the 1st Division of the Ukrainian National Army in Canada“ (Bruderschaft der Veteranen der 1. Division der Ukrainischen Nationalarmee in Kanada), welche die Division Galizien vertrat. Dieser offizielle Status ermöglichte es beiden Organisationen, Zeugen ins Kreuzverhör zu nehmen und aggressiv auf den Ausschluss von Zeugenaussagen und Beweisen zu drängen.

Die UCC setzte alle Hebel in Bewegung, Beweismaterial aus der Sowjetunion und Polen - den beiden Ländern, in denen sich die meisten der mutmaßlichen Kriegsverbrechen ereignet hatten - wegen angeblicher Mängel in den Rechtsverfahren dieser Länder auszuschließen. Der UCC und die rechtsextremen ukrainischen Nationalisten, für die er sprach, hatten am meisten zu verlieren, falls die Nazi‑Kriegsverbrecher in Kanada entlarvt würden. Der UCC hatte sich dafür eingesetzt, dass Veteranen der Division Galizien in Kanada Zuflucht finden konnten. Sowjetische Beweise für die von der OUN-UPA begangenen Kriegsverbrechen hätten außerdem das Lügengebäude über ihren tapferen Kampf gegen den sowjetischen und nazistischen Totalitarismus gesprengt, das sie über Jahrzehnte errichtet hatten. Deschenes wäre vielleicht sogar gezwungen gewesen, den Umfang seiner Untersuchung zu erweitern. So aber blieb die Untersuchung auf die Aktivitäten der Waffen‑SS beschränkt, von der vergleichsweise wenige ehemalige Mitglieder in Kanada lebten. Die Kommission stellte nie Nachforschungen über die OUN/UPA an.

Trotz des begrenzten Aufgabenbereichs der Kommission und des großen Einflusses, den die ukrainischen nationalistischen Gruppen auf sie ausübten, schäumte der UCC vor Wut. Er scheute keine Mühen, um Vorwürfe, Ukrainer hätten mit den Nazis kollaboriert, zu diskreditieren. Er gründete eine „Kommission für bürgerliche Freiheiten“ (Civil Liberties Commission, CLC), um Lobbyarbeit bei Regierungsvertretern zu leisten und die Medienberichterstattung über die Deschenes‑Kommission zu beeinflussen. Das Canadian Institute of Ukrainian Studies der Universität von Alberta machte Überstunden, um „wissenschaftliche Konferenzen“ zu organisieren, die bei der Vertuschung helfen sollten.

Mit John Sopinka als Rechtsbeistand gelang es der UCC/CLC, mit ihrer Verschleppungstaktik dafür zu sorgen, dass sämtliches sowjetisches Beweismaterial unberücksichtigt blieb. Unter dem Druck von Sopinka legte die Kommission strenge Regeln für die Zulassung sowjetischer Beweise fest, in der Annahme, diese würden von sowjetischer Seite abgelehnt. Als die sowjetischen Behörden im Sommer 1986 die kanadischen Bedingungen akzeptierten, erklärte Deschenes eilig, dass „keine Zeit' mehr für die Beweisaufnahme sei, und er beantragte, das Verfahren abzuschließen. Kurz darauf wurde Sopinka zum Mitglied des Obersten Gerichtshofs von Kanada ernannt, obwohl er zuvor keinen einzigen Tag auf der Richterbank gesessen hatte.

Lubomir Luciuk, dessen Großvater mütterlicherseits in der UPA war, führte die Kampagne des UCC gegen die Existenzberechtigung der Deschenes-Kommission an und bezeichnete sie als „sowjetische Verleumdungskampagne“. Auch ein offener Ausbruch von Antisemitismus gehörte zur Gegenreaktion der Rechten. Die Zeitung Student, das Organ der Union Ukrainischer Kanadischer Studenten (SUSK), veröffentlichte eine antisemitische Karikatur und einen Leitartikel, in dem es hieß: „Die wenigen Ukrainer, die zu diesem Thema glaubwürdig für die ukrainische Gemeinschaft sprechen können, sind aus Angst vor beruflichen Nachteilen größtenteils zum Schweigen gebracht worden. Sie sind sich der enormen jüdischen Präsenz in allen Bereichen der Arbeitswelt bewusst und vermeiden es, die Hand zu beißen, die sie füttert.“

Die ukrainischen rechtsextremen Nationalisten hätten kaum mehr aus dem Bericht der Deschenes-Kommission herausholen können, wenn sie ihn selbst geschrieben hätten.

Der Bericht sprach sie im Wesentlichen in zwei Punkten frei. Bezeichnenderweise war dieses Ergebnis in der Aufgabenstellung der Kommission bereits vorgegeben:

Das erste Ergebnis - die Feststellung, dass die Mitglieder der Waffen‑SS‑Division Galizien „nicht als Gruppe angeklagt werden“ sollten - beruhte auf einer juristischen Formalität. Kanada hatte weder den Londoner Vertrag noch die Charta des Internationalen Militärgerichtshofs in Nürnberg unterzeichnet, nach der die SS als Ganzes, einschließlich der 14. galizischen Division, zu einer verbrecherischen Organisation erklärt worden war, was die Mitgliedschaft in ihr zu einem Kriegsverbrechen gemacht hätte. „Daher kann kein kanadisches Gericht die Zuständigkeit für diese besondere Art von Straftat in Anspruch nehmen“, so die Schlussfolgerung Deschenes.

Zweitens verkündete Deschenes die pauschale „Unschuld“ aller Mitglieder der Division Galizien, die sich in Kanada aufhielten, mit der Begründung, dass alle „aus Sicherheitsgründen vor ihrer Einreise nach Kanada einzeln überprüft“ worden seien.

Mit anderen Worten: Die ursprüngliche Entscheidung des kanadischen Staates, denjenigen die Einreise zu gestatten, die mehr als dreieinhalb Jahrzehnte zuvor in der SS gedient hatten (eine Politik, die die Deschenes-Kommission nicht untersuchen und hinterfragen durfte), wurde zur Entlastung der mutmaßlichen Kriegsverbrecher angeführt – ein klassischer Zirkelschluss.

Ukrainische Rechtsextremisten sind seither voll des Lobes über diese Reinwaschung.

Das Bündnis des kanadischen Staates mit den politischen Kräften, die den Nazis bei ihrem Vernichtungskrieg gegen die UdSSR und dem Holocausts gedient und mit ihnen konspiriert hatten, bedeutete, dass er kein anderes Ergebnis tolerieren konnte und wollte. Darüber hinaus bereitete sich Kanadas politisches Establishment während der Aufregung um die Deschenes-Kommission darauf vor, seine rechtsextremen ukrainischen Verbündeten in ihr Heimatland zurückzuschicken, als sich die Krise des stalinistischen Regimes in Moskau verschärfte.

Die Rolle der rechtsextremen ukrainischen Diaspora bei und nach der Restauration des Kapitalismus

Als das Gorbatschow-Regime Mitte der 1980er Jahre Glasnost und Perestroika einführte, forcierten die imperialistischen Mächte ihre Unterstützung für nationalistische Kräfte, die die Aufspaltung der UdSSR anstrebten. Im Hinblick auf die Ukraine machte sich der kanadische Imperialismus seine jahrzehntelangen, sorgfältig gepflegten Beziehungen zu Nazi-Kollaborateuren zunutze. Es ging darum, ein Netzwerk von Spionen und antisowjetischen Elementen zu entsenden, die sich für die ukrainische „Unabhängigkeit“ stark machen und später helfen sollten, sie zu realisieren.

Der UCC spielte bei dieser Kampagne eine Schlüsselrolle. Die Studentenzeitung Student forderte ukrainische Studenten, die in die Sowjetunion reisten, dazu auf, „als Spion“ für Student zu arbeiten. Zu den Studenten, die diesem Aufruf folgten, gehörte Chrystia Freeland. Das war kein Zufall, denn Freelands Familie war vom ukrainischen Nationalismus zutiefst geprägt und stand schon lange in Verbindung zu Student, die eifrig den Mythos propagierte, dass Bandera und die UPA für die „nationale Befreiung“ gekämpft hätten. Freelands Tante Chrystia Chomiak war zwischen 1969 und 1970 Herausgeberin des Student.

Freeland studierte russische Literatur und Geschichte in Harvard und erhielt 1988-1989 ein Stipendium für das Studium der Ukrainischen Sprache an der Universität von Kiew. Die Sprache beherrschte sie bereits fließend, und ihr eigentliches Interesse am Studium in der Ukraine richtete sich darauf, sich als ukrainische Nationalistin in die sowjetische Politik einzumischen.

Im Herbst 1988 wurde die „Volksbewegung der Ukraine für die Perestroika“ (Ruch) gegründet. Freeland war bei dem Gründungskongress dabei. Für Student berichtete sie aus der Ukraine:

Am 13. November (1988) befürworteten die 10.000 Teilnehmer einer Demonstration für Umweltschutz, die größte Massenversammlung im sowjetischen Kiew, die Bildung einer Volksbewegung als einziges Mittel zur Lösung der ökologischen Krise der Ukraine. Zehn Tage später gründeten 33 Personen, darunter prominente Schriftsteller und Akademiker sowie Vertreter von ‚inoffiziellen‘ sozialen Gruppen und Fabrikarbeiterkollektiven, auf Initiative des ukrainischen Schriftstellerverbands eine Gruppe, um die Gründung einer ukrainischen Volksbewegung vorzubereiten.

Teile der bürgerlichen Ruch-Bewegung forderten „die aktive Beteiligung der Arbeiter an der Gestaltung des wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Lebens“ und gaben als Ziel eine unabhängige Ukraine aus, in der alle nationalen Minderheiten in Frieden und Harmonie zusammenleben könnten. Nach Jahrzehnten stalinistischer Lügen und Fälschungen glaubte die große Mehrheit der Ukrainer, die sich für Ruch engagierten, zweifellos aufrichtig an diese Illusionen. Aber berechnende Akteure, nämlich ukrainische Nationalisten in der Diaspora und ihre Unterstützer im Weltimperialismus, verfolgten andere Pläne.

Im Jahr 1989 wäre das offene Eintreten für die faschistische extreme Rechte in der Ukraine auf Entsetzen und Ablehnung gestoßen. Das Programm der kapitalistischen Restauration und der Schaffung eines ukrainischen Staates, der dem Imperialismus völlig untergeordnet ist, erhielt daher einen „demokratischen“ Anstrich. So sollte verschleiert werden, dass es sich in Wahrheit um eine soziale Konterrevolution im Interesse des Imperialismus und der stalinistischen Bürokraten handelte, die von der Plünderung des Staatseigentums unbedingt profitieren wollten.

Im Rahmen ihrer journalistischen Bemühungen während ihres Aufenthalts verhalf Freeland dem Reporter der New York Times, Bill Keller, zu einer Story über die Massengräber in dem Dorf Bykivnia. Freeland arrangierte seine Reise und fungierte als Übersetzerin. Bykivnia gehört neben Winnyzia zu den Orten, an denen der NKVD die Menschen vergraben hatte, die Stalin bei seinem politischen Vernichtungskrieg gegen die bolschewistische Parteiführung zwischen 1937 und 1939 hatte hinrichten lassen. Kellers Geschichte „Hinter Stalins grünem Zaun“ erschien am 6. März 1989 und erzürnte den Kreml, der jahrelang behauptet hatte, die Opfer seien von den Nazis ermordet worden.

Die sowjetische Presse machte Freeland verantwortlich für den Artikel, und der KGB gab ihr den Kodenamen „Frida“. In der Tat agierte Freeland als politische Agentin im Dienst des ukrainischen Nationalismus. Sie lieferte ukrainischen Nationalisten Videoaufzeichnungsgeräte und Geld und kooperierte mit der kanadischen Regierung, wobei sie sogar die Diplomatentasche der Regierung, die von den sowjetischen Behörden nicht angerührt werden durfte, für ihre Kommunikation nutzte. Sie nahm die Aufforderung „Spy for Student“ wörtlich und setzte sie in die Tat um. Dafür wurde sie zum Feind der Sowjetunion erklärt und 1989 mit einem Wiedereinreiseverbot belegt.

Kanadas Regierung war die erste, die am 2. Dezember 1991 die Unabhängigkeit der Ukraine anerkannte. Der Ukrainisch-Kanadische Kongress stellte 2 Millionen Dollar für den Bau der kanadischen Botschaft in Kiew zur Verfügung, ein Zeichen für seinen großen Einfluss auf die Beziehungen zwischen Kanada und der Ukraine.

Schnell strömten Auslandskanadier in die Ukraine, darunter ehemalige faschistische Kollaborateure und ihre familiären und politischen Nachkommen. Freelands Mentor bei der Enzyklopädie der Ukraine, Bohdan Krawtschenko, zog sofort nach Kiew, um eine Reihe von einflussreichen Beraterposten im ukrainischen Parlament (Rada) und in aufeinanderfolgenden Kabinetten zu übernehmen. Freelands Mutter Halyna Chomiak, Anwältin und frühere Kandidatin der New Democratic Party (NDP), reiste in die Ukraine und gründete die „Ukrainian Legal Foundation'. Die Organisation war an der Ausarbeitung vieler Gesetze beteiligt, auch der Verfassung sowie der Zivil- und Strafprozessordnung. Aber das Wichtigste überhaupt, das die ukrainische Diaspora in die Ukraine importierte, war ihre rechtsextreme nationalistische Politik. Diese bösartige Saat trug mit der Zeit Früchte.

In ihrem Essay „My Ukraine, Putin's Big Lie“ (Meine Ukraine, Putins große Lüge) aus dem Jahr 2015 stellte Chrystia Freeland fest, dass in den Jahren vor und unmittelbar nach der Auflösung der Sowjetunion „das nationale Bewusstsein der Ukraine schwach“ war. In der Tat war es nach 1991 ein wichtiges Ziel des UCC und anderer rechter Emigrantengruppen, einen rechten, rabiat antikommunistischen und antirussischen ukrainischen Nationalismus zu“ fördern und zu stärken. Dabei machten sie sich die Verbrechen des stalinistischen Regimes zunutze, wie die Wiederbelebung des großrussischen Chauvinismus und den Verrat an der sozialistisch-internationalistischen Perspektive, die der Gründung der UdSSR zugrunde lag. Dieser rechtsextreme Nationalismus, der in Russland und der Sowjetunion das große Hindernis für die Verwirklichung der nationalen Bestrebungen der Ukraine sah, war mit einer „westlichen“ Orientierung verbunden - einer Orientierung an denjenigen, die die ukrainische „Unabhängigkeit“ nach dem Ersten und während des Zweiten Weltkriegs unterstützt und die „Flamme“ des ukrainischen Nationalismus während des Kalten Krieges „am Brennen“ gehalten hatten.

Dass der UCC und seinesgleichen zunehmend politisch-ideologischen Einfluss ausüben konnten, lag vor allem am zerstörerischen Wirken der rivalisierenden Fraktionen der stalinistischen Bürokratie. Während sie die kapitalistische Restauration vorantrieb, förderte die stalinistische Bürokratie in der UdSSR, wie auch in Jugoslawien, rivalisierende Nationalismen, um die Plünderung des Staatsvermögens zu rechtfertigen. Nicht minder wichtig war, dass sie damit die Arbeiterklasse verwirrte und spaltete – eine unruhige und kämpferische Arbeiterklasse, die allerdings jahrzehntelang politisch brutal unterdrückt, und der jeglicher Zugang zur revolutionären Opposition gegen den Stalinismus, dem Trotzkismus, verwehrt worden war.

Die „Unabhängigkeit“ der Ukraine unter der Vormundschaft des amerikanischen und kanadischen Imperialismus erwies sich für die Arbeiterklasse als katastrophal. Das ukrainische BIP brach von 1990 bis 1994 um 50 Prozent ein. Die Privatisierung des vergesellschafteten Eigentums ging mit Gangstertum, politischem Mord und Einschüchterung einher. Die Mordrate verdoppelte sich zwischen 1990 und 2000. Der Lebensstandard der ukrainischen Arbeiterklasse sank, und ab 1991 stagnierte die Lebenserwartung, während sie in anderen Industrieländern stieg. Im Jahr 1991 lebten 38 Prozent der Ukrainer in Armut. Im Jahr 2000 lag diese Quote bei 50 Prozent und erreichte 1998 mit 54 Prozent ihren Höhepunkt.

Die nordamerikanischen und europäischen Imperialisten waren zunehmend unzufrieden über die engen wirtschaftlichen Beziehungen zwischen der Ukraine und Russland. In dem Bestreben, Kiew stärker unter die Herrschaft des Imperialismus zu bringen, um Russland als Halbkolonie zu unterwerfen und ihre unangefochtene Vorherrschaft über die eurasische Landmasse zu sichern, finanzierten der US-Imperialismus und sein kanadischer Verbündeter eine Reihe von „zivilgesellschaftlichen“ Organisationen mit dem Ziel, einen „Regimewechsel“ herbeizuführen.

Der erste „Regimewechsel“ fand 2004 statt, als die Massenproteste nach dem Wahlsieg von Wiktor Janukowytsch in der sogenannten „Orangenen Revolution“ zur Einsetzung des US-freundlichen Kandidaten Wiktor Juschtschenko führten. In Juschtschenkos Regierung saßen nicht weniger als drei Minister der offen faschistischen Partei Swoboda. Die „zivilgesellschaftliche“ Gruppe „Pora“ (Es ist an der Zeit) organisierte diese Demonstrationen mit der Unterstützung von mehr als 14 Millionen Dollar aus den USA.

Die Orangene Revolution markierte auch den Beginn einer konzertierten Kampagne zur unverhohlenen Rehabilitierung des politischen Erbes der faschistischen OUN-UPA und der Förderung des Personenkults um ihre Führer, insbesondere Stepan Bandera. Es wurden Denkmäler für Bandera errichtet und Briefmarken herausgegeben, auf denen die Denkmäler für Bandera, für Roman Schuchewytsch, den Chef des militärischen OUN/UPA-Flügels, und sogar für die Waffen-SS-Division Galizien zu sehen waren, die Jahrzehnte zuvor in Kanada errichtet worden waren. Im Jahr 2010 beantragte der UCC bei der kanadischen Regierung die Gewährung von Veteranenrenten für die UPA-Kämpfer und berief sich dabei auf die Entscheidung der ukrainischen Regierung, den UPA-Veteranen in der Ukraine eine monatliche Unterstützung in Höhe der den Veteranen der Roten Armee gewährten zu bezahlen, die gegen sie und ihre Verbündeten aus der Nazizeit gekämpft hatten.

Fraktionelle Auseinandersetzungen mit seinen ehemaligen Verbündeten und die wachsende Opposition gegen Juschtschenkos rechtsgerichtete Politik führten zum raschen Ende seiner Regierung. Doch das Scheitern der Orangenen Revolution gab den rechtsextremen und antirussischen Elementen und Parteien wie Swoboda neuen Auftrieb. Sie waren davon überzeugt, dass ihr Weg zur Macht in einem gewaltsamen Staatsstreich nach dem Vorbild der ukrainischen Nationalrevolution von 1941 lag. Diese rechtsextremen Gruppen stützen sich stark auf die politischen Traditionen, die ukrainisch-kanadische Organisationen wie der UCC, die Liga der ukrainischen Kanadier (die OUN-B) und verschiedene religiöse Gruppen mit Unterstützung des kanadischen Staates seit Jahrzehnten in Kanada pflegen.

Der UCC spielte auch eine wichtige Rolle bei der ideologischen Vorbereitung der Ukraine auf den aktuellen Krieg mit Russland. Die Organisation wird von glühenden Verehrern Banderas und der OUN kontrolliert, mit deren Hilfe die Regierungen Juschtschenko und Poroschenko diese Nazi‑Kollaborateure rehabilitieren konnten - in einem Land, in dem ihr Erbe auf weit verbreitete Ablehnung stieß. Der Historiker John-Paul Himka, den wir bereits zitiert haben, wies 2010 auf die „weitgehend erfolgreiche Kampagne des ehemaligen Präsidenten Wiktor Juschtschenko in der Ukraine und des Ukrainisch-Kanadischen Kongresses in der nordamerikanischen Diaspora hin, die Verherrlichung dieser rechtsradikalen Nationalisten in den Mittelpunkt des ukrainischen nationalen Identitätsprojekts zu stellen“.

Wie wir dokumentiert haben, sind die kanadische Regierung und das politische Establishment seit Jahrzehnten mitverantwortlich dafür, den rechtsextremen ukrainischen Nationalismus protegiert und gestärkt zu haben.

Im Mai 2008 erkannte die kanadische Regierung die Hungersnot von 1932-1933 in der Ukraine offiziell als „Völkermord“ (Holodomor) an. Die Hungersnot, verursacht vor allem durch die katastrophale Kollektivierungspolitik der stalinistischen Bürokratie, herrschte jedoch in der gesamten Sowjetunion und tötete Millionen Menschen. Als die kanadische Regierung einen jährlichen Holodomor-Gedenktag für den Monat November festlegte, unterstrich sie damit, dass sie uneingeschränkt den Geschichtsrevisionismus der ukrainischen Rechtsextremen unterstützt, die durch die Bezeichnung der Hungersnot als „Holodomor“ den Holocaust und die Rolle der ukrainischen Faschistischen bei der industriellen Ausrottung des europäischen Judentums relativieren wollten.

Als die wirtschaftlichen Bedingungen in der Ukraine immer brutaler wurden, gewannen die Rechtsextremen und ihre privaten Milizen, unterstützt von mächtigen Industriellen wie Igor Kolomoisky und auch vom westlichen Imperialismus, an Einfluss und Macht. 2013 unterstützten der amerikanische und der kanadische Imperialismus finanziell und politisch die Führung der Maidan-Proteste, die von rechtsextremen und faschistischen Gruppen wie Swoboda und dem Rechten Sektor angeführt wurden. Der Putsch im Februar 2014, angeführt von Faschisten, markierte den Höhepunkt dieser Regimewechseloperation. Janukowitsch wurde gestürzt und abgelöst durch ein dem Westen gefügigeres Regime unter Petro Poroschenko, das mit den imperialistischen Mächten kollaborierte, um die Ukraine in ein waffenstrotzendes Schlachtfeld gegen Russland und das Land in ein Nato-Mitglied zu verwandeln, auch wenn es ihr offiziell noch nicht angehört.

Während dieser Zeit spielte der UCC weiterhin eine unverhältnismäßig große Rolle in der Außenpolitik Kanadas. Bei jedem Ukrainebesuch von Premierminister Stephen Harper oder Justin Trudeau begleitete sie eine starke Delegation des UCC. Bevor die kanadische Regierung der Ukraine offen militärische Ausrüstung und Waffen für den Krieg gegen Russland lieferte, gab es bereits einen stetigen Fluss von Rüstungsgütern dank der Gruppe Army SOS, deren Mitglieder dem UCC angehörten. Army SOS lieferte Gewehrteile, Drohnen und andere Ausrüstungsgegenstände an das Militär und die Nationalgarde. Lieferungen gingen auch an das faschistische Asow-Bataillon, das 2014 eigens für den Krieg gegen die russischsprachigen Separatisten im Donbass gebildet und später in das ukrainische Militär integriert wurde.

Nachdem 70 Prozent der ukrainischen Streitkräfte auf der Krim sich 2014 zu Russland bekannt hatten, wurde das ukrainische Militär von fast 50 Prozent seines Offizierskorps gesäubert, die durch rechtsextreme Kämpfer ersetzt wurden. 2015 wurde die maximale Größe der ukrainischen Armee von 184.000 auf 250.000 Soldaten erhöht. Die Reform der ukrainischen Armee wurde in der Folgezeit vom westlichen Imperialismus finanziert und organisiert.

Als die kanadische Militärhilfe mit der Einrichtung einer Ausbildungsmission für ukrainisches Militärpersonal durch die kanadischen Streitkräfte (CAF) offizielleren Charakter annahm, setzte Ottawa seine jahrzehntelange Tradition der Zusammenarbeit mit den reaktionärsten politischen Kräften fort. Kanadische Militärangehörige bildeten Offiziere der neonazistischen Centuria-Gruppe an der bedeutendsten ukrainischen Militärakademie aus. Als das Verteidigungsministerium von einem Treffen zwischen kanadischen „Offizieren und Diplomaten“ und dem Asow-Bataillon im Jahr 2018 erfuhr, versuchte es, dies geheim zu halten. Die Öffentlichkeit erfuhr von dem Treffen nur, weil Asow damit in den sozialen Medien prahlte.

Flankiert von CAF-Mitarbeitern ehrt Kanadas Botschafter in der Ukraine, Roman Waschuk, Mitglieder der OUN/UPA auf einem jüdischen Friedhof, auf dem Opfer des Holocausts begraben sind [Photo: Facebook]

2019, anlässlich der Einweihung eines Denkmals für 17 OUN/UPA-Kämpfer, ließen sich der kanadische Botschafter in der Ukraine und mehrere CAF-Offiziere stolz fotografieren, an der Stelle eines Massengrabs für ermordete Juden in Sambir, Galizien bzw. Westukraine. Von Oktober 1942 bis Juni 1943 waren in der Stadt sechstausend Juden von ukrainischen Polizeidivisionen in vier Massakern ermordet worden. Der kanadische Staat unterstützte eine provokative Kampagne zur Errichtung eines Denkmals - nicht für die jüdischen Opfer, sondern für eine Organisation, die durchgehend, auch in Sambir, am Holocaust beteiligt war. Angeführt wurde diese Kampagne von Sambirs faschistischem Bürgermeister, der zu einem früheren Zeitpunkt aus der ehemaligen Synagoge der Stadt einen Stripclub gemacht hatte, und von der ukrainischen katholischen Kirche, die im Jahr 2000 in einer Provokation, assistiert von paramilitärischen Schlägern, drei Kreuze über den jüdischen Gräbern errichtet hatte.

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Das jahrzehntelange Bündnis zwischen dem kanadischen Staat und der ukrainischen extremen Rechten, das in dieser Serie dokumentiert wird, enthüllt den wahren Charakter der politischen Kräfte, mit denen die imperialistischen Mächte im Krieg der USA und der Nato gegen Russland zusammenarbeiten. Hinter der verlogenen Propaganda, einen Krieg für „Demokratie“ und „europäische Werte“ zu führen, steht das Bündnis der herrschenden Klasse Kanadas mit mächtigen Teilen der ukrainischen Regierung, des Militärs und der politischen Elite, die in der Tradition der ukrainischen Nazi‑Kollaborateure stehen, verantwortlich für einige der schlimmsten Verbrechen der Menschheitsgeschichte. Außerdem hat Kanada durch seine langjährige Förderung des UCC und des rechtsextremen ukrainischen Nationalismus eine wichtige Rolle bei der politischen und ideologischen Kultivierung dieser Kräfte gespielt. Im letzten Teil dieser Serie werden wir die Bedeutung der faschistischen Kräfte in der imperialistischen Außen- und Innenpolitik Kanadas untersuchen und eine sozialistische Perspektive für die Arbeiterklasse aufzeigen, um sich dem Krieg und dem Aufstieg der extremen Rechten entgegenzustellen.

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