Nur wenige Tage nach der Wiederöffnung der Schulen in England steigt die Zahl der Neuinfektionen und Todesfälle durch Covid-19 exponentiell an. Doch die konservative Regierung und die kommunalen Behörden, von denen viele von der Labour Party kontrolliert werden, beharren weiterhin darauf, dass die Schulen sicher seien. Eltern, die diese Lüge zurückweisen und sich weigern, ihre Kinder einer Covid-Infektion in der Schule auszusetzen, drohen Geld- und Haftstrafen.
In der Woche bis zum 8. September wurden 272.334 Personen positiv getestet und 6.748 ins Krankenhaus aufgenommen, d.h. pro Tag im Durchschnitt 863. Die Zahl der Todesfälle lag bei 932, im Durchschnitt mehr als 130 pro Tag. Die höchsten Fallzahlen gibt es in der Altersgruppe unter 19 Jahren, vor allem bei den 10- bis 19-Jährigen, von denen letzte Woche 43.166 positiv getestet wurden.
In Schottland, wo die Schulen schon am 11. August wieder geöffnet wurden, haben sich die Fallzahlen bis Ende des Monats verdoppelt. Kinder machen fast 40 Prozent der Neuinfektionen aus, so waren es etwa am Donnerstag 2.729 der 6.836 verzeichneten Fälle. Am Mittwoch musste die Dingwall Academy, eine der größten Sekundarschulen in den schottischen Highlands, aufgrund einer „beträchtlichen Anzahl“ von Covid-Fällen und „zahlreichen Selbstisolationen im Kollegium“ schließen.
Der Rest Großbritanniens befindet sich auf dem gleichen Weg, da die herrschende Elite und alle offiziellen Parteien den Profiten Priorität vor dem Schutz von Menschenleben einräumen.
Dr. David Hepburn, Facharzt für Intensivpflege am Grange University Hospital in Cwmbran (Wales), schrieb auf Twitter, seine Intensivstation sei mittlerweile zu „über 50 Prozent mit Covid-Patienten“ ausgelastet. Zudem seien die Patienten „diesmal jünger“.
In Nordirland erklärte die Ulster Teachers‘ Union, das Schulsystem stehe „unter der Last von Covid-19 am Rande des Zusammenbruchs“, da letzte Woche weitere 3.500 Kinder positiv getestet wurden. Generalsekretärin Jacquie White erklärte, die „steigenden Übertragungsraten, Änderungen der Richtlinien sowie fehlende Unterstützung und Verfügbarkeit von Tests führen zur Überlastung [der Schulen]“.
Doch genau wie die Lehrergewerkschaften im Rest des Landes, ruft auch die Ulster Teachers‘ Union nicht zu Maßnahmen zum Schutz ihrer Mitglieder und deren Schüler auf. Stattdessen appellierte White an die Regierung und das Bildungsministerium (das die Herdenimmunität durchgesetzt hat), „mit den Lehrergewerkschaften zusammenzuarbeiten und... Lösungen zu entwickeln, damit die Lage für die Lehrkräfte zu bewältigen ist und die Kinder in den Schulen bleiben“.
Die Zahl der Todesfälle durch Covid-19 unter Kindern ist glücklicherweise noch proportional niedrig, allerdings sind genaue Zahlen schwer zu bestimmen, weil die Medien die offizielle Lüge weiterverbreiten, Kindern drohe nahezu kein Risiko. Diese Woche starb Berichten zufolge ein weiteres Kind, womit die Gesamtzahl der verstorbenen Kinder auf 80 anstieg. In den 299 Tagen bis zum 9. September mussten 8.842 Kinder mit Covid-19 ins Krankenhaus, und die Zahlen steigen täglich.
Wie das Beispiel der USA zeigt, werden die Zahlen in tragischem Ausmaß steigen, sofern sich Covid-19 ungezügelt ausbreiten und neue Varianten entwickeln kann. In den USA hat der demokratische Präsident Joe Biden die Schulöffnungen forciert, obwohl im Verlauf der letzten Woche 250.000 Covid-Fälle unter Kindern gemeldet und 30.000 innerhalb eines Monats ins Krankenhaus mussten.
Die angebliche „Resilienz“ von Kindern gegenüber dem Virus vertuscht auch die verheerenden Auswirkungen von Long Covid (von dem ein Siebtel aller mit Covid-19 infizierten Kinder betroffen ist), und die Tatsache, dass die hohen Übertragungsraten unter Kindern eine lebensbedrohliche Gefahr für Lehrkräfte, Familienmitglieder und ihr ganzes Umfeld darstellen.
Wie eine Umfrage des Marktforschungsunternehmens Ipsos MORI zeigt, ist trotz der Desinformationskampagne eine Mehrheit der Eltern – 70-Prozent – zurecht besorgt über die Risiken einer Ansteckung ihrer Kinder mit Covid-19 in der Schule.
Dennoch müssen die meisten Eltern das Risiko eingehen, ihre Kinder in die Schule zu schicken, weil sie sonst ihre Arbeitsplätze verlieren könnten. Gleichzeitig versuchen die kommunalen Behörden, Exempel an denjenigen Eltern zu statuieren, die sich weigern.
Eines ihrer Opfer ist Lisa Diaz, ein führendes Mitglied der Kampagne SafeEdForAll (Safe Education For All, sichere Bildung für alle) und zweifache Mutter. Nur wenige Tage, nachdem im September die Schulen in England geöffnet wurden, erhielt Diaz einen Brief von der Grundschule ihrer Tochter, in dem ihr mit Sanktionen gedroht wurde. Diaz leidet an einer genetischen Bluterkrankung und musste ihre Kinder (elf und acht Jahre) aus der Schule nehmen.
Im Gespräch mit der World Socialist Web Site erklärte sie: „Am zweiten Tag nach der Wiederöffnung der Schulen [Dienstag, den 7. September] bekam ich einen Standardbrief von der Woodfield School, laut dem Anwesenheitspflicht für Kinder besteht, andernfalls würde ich eine Geldstrafe und eine Anzeige erhalten. Am nächsten Tag erhielt ich einen weiteren Brief von der Kommunalverwaltung von Wigan, in dem es ebenfalls hieß, es bestehe Anwesenheitspflicht und die Gefahr für Kinder sei ‚sehr gering‘. Am Donnerstag kam ein weiterer Brief, laut dem an der Schule meiner Tochter ein positiver Covid-Fall bestätigt wurde. Aber ich soll sie trotzdem hinschicken!“ Am Freitag wurde ein weiterer Fall bestätigt.
Lisa veröffentlichte auf Twitter ein Video, das über 43.000-mal angesehen wurde. Darin äußerte sie sich zu den Drohungen und bezog sich auf die Äußerungen von weltweit renommierten Wissenschaftlern über die Gefahren, die von Covid-19 für Kinder ausgehen. Sie erklärte, sie „habe es satt, vorgelogen zu bekommen“, dass Covid-19 harmlos sei und es „völlig in Ordnung“ sei, „wenn jeder es bekommt“. „Es ist nicht in Ordnung, und wir sollten tun, was wir können, um alle zu schützen. Also Schluss mit dieser Gehirnwäsche. Ich habe es absolut satt.“
Lisa erklärte, ihr Video sei „von Dr. Eric Feigl-Ding weitergeleitet und unterstützt worden, ein führender Epidemiologe und Senior Fellow der Federation of American Scientists in Washington DC. Er hat es geteilt, weil die Behauptungen der Regierung gelogen sind. Eines von sieben Kindern bekommt Long Covid und leidet noch 15 Wochen später an Symptomen. Laut den letzten Zahlen aus Schottland wird eines von 50 Kindern wegen Covid ins Krankenhaus müssen. Das kann man nicht als ‚geringes Risiko‘ bezeichnen.
Dann, nur drei Tage nachdem die Schulen wieder geöffnet wurden, gab es einen positiven Covid-Fall in der zweiten Grundschulklasse, und die Schule rät nur Schülern mit Symptomen, sich testen zu lassen. Es gibt keine Isolationspflicht, die Kohorten und Klassenverbände werden nicht nach Hause geschickt. Das ist lächerlich. Covid grassiert an der Schule, und sie sagen, man muss seine Kinder hinschicken.“
Gegenüber der WSWS erklärte sie, Woodfield habe im Gegensatz zur Schule ihres Sohnes „meiner Tochter während der ganzen Pandemie keine einzige Schulaufgabe zur Verfügung gestellt, keine einzige“.
„Es ist mir egal, was sie in ihr Klassenbuch als Grund für die lange Abwesenheit eintragen, solange sie mir nicht mit Geldstrafe oder Anzeige drohen. Ich will, dass meine Kinder in der Schule sind, aber es muss sicher sein. Und das ist es momentan nicht.
Es sieht so aus, als würde die Kommunalverwaltung von Wigan ein Exempel an mir statuieren, aber ich bin fest entschlossen. Wenn sie so blöd sind, mich vor Gericht zu zerren, werde ich mich an alle Medien im Land wenden und ein Riesenspektakel veranstalten.
Schulen können Abwesenheit erlauben oder Eltern schikanieren. Ich lasse mir nicht weismachen, es wäre in Ordnung, wenn sich Kinder mit Covid infizieren. Ich lasse mir nicht vorlügen, Klassenzimmer wären sicher. Ich weiß, dass Kinder nach der Öffnung der Schulen bereits zu Hause unterrichtet wurden, weil sie Covid hatten, und sie waren bis vor einer Woche noch geschlossen.
Wigan wird von Labour regiert. Ich habe einen Brief von Lisa Nandy [der Schatten-Außenministerin von Labour und Abgeordneten für Wigan] und Kate Green [Schatten-Bildungsministerin] bekommen, laut denen die Labour Party ‚entschieden‘ gegen Strafmaßnahmen gegen Eltern wie mich in dieser Pandemie ist. Aber ihr Stadtrat tut genau das. Die offizielle Politik der Labour Party ist es, keine Strafen gegen Eltern zu verhängen, aber sie tun es trotzdem.“
Die World Socialist Web Site und die Socialist Equality Party kämpfen für die Strategie der Ausrottung von Covid-19 durch den Aufbau von Aktionskomitees, die unabhängig von den Gewerkschaften und den Parteien des Großkapitals agieren. Damit stellen sie sich sowohl gegen die Politik der „Herdenimmunität“ als auch gegen die Politik der „Mitigation“, die hauptsächlich auf Impfungen setzt. Letztere beschreibt die WSWS als „Herdenimmunität mit Palliativpflege“.
Auf die Frage, wie sie zu der Behauptung steht, eine Ausrottung des Virus sei nicht möglich, erklärte Lisa: „Das ist gelogen. Der einzige Ausweg aus dieser Pandemie ist Zero Covid. Das ist die einzige Möglichkeit. Statt dieses endlosen Sterbens würde ich einen einzigen großen Lockdown befürworten, um die Krankheit ganz auszurotten. Schaut nach Taiwan, Thailand, China und Neuseeland. Das ist keine wilde Fantasie oder ein unmöglicher Traum, sondern die einzig richtige Möglichkeit, darauf zu reagieren.
Es ist mir egal, ob sie erklären, die Anwesenheit in unsicheren Schulen sei Pflicht. Es ist falsch. Es gab schon so viele Dinge, die vorgeschrieben wurden, aber falsch waren. Wir haben schließlich Menschenrechte. Die Nürnberger Prozesse haben gezeigt, dass die Ausrede ‚Ich habe nur Befehle befolgt‘ keine gute Verteidigungsstrategie ist. Die Politik, die die Regierung verfolgt und die von Schulleitern und kommunalen Behörden blind und gewissenhaft durchgesetzt wird, ist mörderisch. Sie werden Blut an den Händen haben.“
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